30.Dezember

Um unsere Kinderfüße während des Schulweges im Winter warm zu halten, wurden um unsere Fußschaufeln sogenannte “Fußfetzen” gewickelt. Die “Fußfetzen” waren Reste von alten Flanellhemden.  Damals gabe es reichlich Schnee in Politzen, aber keine regelmäßige Schneeräumung.

Während meiner Bundesheerzeit in der Belgierkaserne in Wetzelsdorf  hatte ich nur ein paar Halbschuhe. Nach meiner Grundausbildung zum Ladeschützen der Panzerkompanie II,  wechselte ich in das „Gruppenkommando II“ in die Glacisstraße. Ich wurde dort dann als  „Schreiber“ eingesetzt, da ich bei Fremdsprachenkenntnisse Latein und Griechisch angegeben habe. Gegen Ende der Wehrdienstzeit brach, durch das Gehen in der Grazer Altstadt und auf den Schlossberg, beim linken Schuh die Gummisohle entzwei. Die Folge war, dass ich an Regentagen die Kaserne nicht mehr verlassen konnte, ansonsten wurde mein linker Fuß nass. Für neue Schuhe hatte ich kein Geld. Am 30. Dezember wurde ich aus dem Wehrdienst entlassen und kam mit dem Zug am späten Nachmittag in Ferndorf an. Ich hoffte, dass mein linker Halbschuh, den fünf Kilometer langen, steilen und verschneiten Steig nach Politzen „durchhalten“ wird. Nach einem Drittel vom Weg brach der linke Schuh entzwei und die Zehen ragten in den Schnee. Es war bitterkalt.

Durchgefroren.

EIN GESUNDES, FROHES, NEUES JAHR !

DANKE FÜR EUREN BESUCH.

WÖCHNERIN:heim

Der Besuch der Christmette liegt ein paar Tage zurück, doch ist mir der Ablauf noch gegenwärtig, weil er mich berührt hat. Bei der Mette, in der Kapelle in Warmbad, hatte der Pfarrer vergessen die elektrischen Kerzen am Christbaum einzuschalten, aus Absicht oder aus Unachtsamkeit? So wurden wir Messbesucher durch nichts abgelenkt auf das Wesentliche, die Geburt Christi, hingeführt. Das Grundlegende konnte nicht im Kerzenschein und schöner Stimmung untergehen. Der Pfarrer hat uns alles weggenommen, was wir in unserer Gesellschaft um das Weihnachtsfest errichtet haben. Er ließ uns nackt vor die Krippe treten, ohne Weihnachtsdekoration. In der Predigt sagte er: „Christus ist genauso wie wir nackt auf die Welt gekommen. In jedem Neugeborenen wird Gott Mensch, findet die Menschwerdung Gottes statt. Jeder Mensch ist eine Wiederholung von Christi Geburt.“ In der Predigt, welche der Abt in dem Film „Von Menschen und Göttern“ am Christtag vor seinen Mönchen hält, finden sich ähnliche Gedanken.

Heute finden die meisten Geburten im Krankenhaus, in Ausnahmefällen zu Hause statt. In den fünfziger Jahren hatte die Hebamme Sulzenbacher in einem Wohnblock des Heraklithwerkes eine „Etage“ gemietet und dort eine Wöchnerinnenstation betrieben. In dieser Zeit wurden die meisten Ferndorfer dort geboren, auch meine Geschwister und ich. Die Mutter ist, wenn die Wehen einsetzten, von Politzen zu Fuß nach Ferndorf gegangen. Nach der Geburt meines jüngsten Bruders haben wir Geschwister mit dem Vater die Mutter besucht. Beim Besuch hat uns die Mutter ihre Banane und Schokolade, welche sie zu den Mahlzeiten bekommen hat, gegeben. Als die Mutter das Wochenbett verlassen konnte hat man einen Nachbarn, der damals schon einen VW Käfer fuhr gebeten, die Mutter und meinen Bruder heimzufahren. Aus dem Tagebuch, 27.12.2010.

Alles Wiederholung.

24. Dezember

Wenn heute jemand die Absicht hat ein Geschäft zu übernehmen oder einen Betrieb zu gründen, dann wird mit einem Steuerberater, einem Notar und einem Kreditberater vorher alles besprochen. Bei der Wirtschaftskammer gibt es dafür das Gründerservice, handelt es sich um eine Betriebsübergabe, dann gibt es eine Beratungsstelle für Übergeber und für Übernehme. Man versucht die Erfolgsaussichten anhand von Kennzahlen zu berechnen. Oft wenden sich Jungunternehmer an einen Persönlichkeitstrainer der sie mental stärkt. Geht etwas zu Ende, dann erinnert man sich gerne an die Anfänge:

“Mit einem Inserat  wurde Anfang Dezember 197.. in der „Volkszeitung” ein Nachfolger für ein Papiergeschäft in Möselstein gesucht. Dies war der Auslöser für meine Selbstständigkeit. Ich hoffte als eigenständiger Buchhändler viel Zeit mit dem Lesen zu verbringen. Nach einem Telefongespräch mit dem Verpächter fuhren wir am 24. Dezember, der Vater, der Bruder und ich, mit einem VW Käfer nach Möselstein um das Geschäft zu besichtigen und mit dem Verpächter zu verhandeln. Der Verkaufsraum hatte eine Fläche von ca. 30 m2. Heute würde diese Größe gerade für eine Würstelbude oder einen Süßwarenkiosk am Bahnhof ausreichend sein.  Das, im Ortszentrum gelegene Geschäft, war ein Zubau bei einem Wohnhaus. Der Schnee am Straßenrand reichte bis in den ersten Stock. Bei einem Glas Wein wurden wir handelseinig und mit ein paar schriftlichen Unterlagen fuhren wir nach Hause. Wir wollten rechtzeitig zur Fütterung  der Kühe und zur Weihnachtsbescherung zu Hause sein.

Zu Jahresbeginn nahm ich einen Kredit auf und kaufte einen gebrauchten R4, der in der Art einer alten Bauerntruhe bemalt war. Der Vorbesitzer war ein Möbelrestaurator. Bei einem Papiergroßhändler bestellte ich Waren nach dem Bauchgefühl. Zu dieser Zeit war ich bei der Firma Gabor als Schuhfacharbeiter, „Absatzschrauber“, beschäftigt. Pro Schicht verschraubte ich etwa 2800 Stück Damenabsätze. Am Freitag vor der geplanten Geschäftseröffnung sagte ich dem Personalchef Bescheid, dass ich am Montag nicht mehr zur Arbeit kommen werde. Von diesem wurde ich aufgefordert die vierzehntägige Kündigungsfrist einzuhalten. Kurze Zeit später hat mir der Betriebsleiter gedroht: „Wenn ich die Kündigungsfrist nicht einhalte wird mir jeder Schuh, der durch meinen plötzlichen Abgang weniger produziert wird, von meinem Lohn abgezogen und notfalls bei Gericht eingeklagt“. Einen Tag vor der Geschäftseröffnung bin ich mit dem R4, beladen mit einem Ölofen und einem Diwan, nach Möselstein gefahren. Am 20. Jänner habe ich das Geschäft wiedereröffnet.”

Frühstart.

ALLEN LESERINNEN und LESERN EINE FRIEDVOLLE UND ERHOLSAME WEIHNACHTSZEIT!

EIN:fluss

Viele messen den Wert eines Menschen daran , wie viel Macht und Einfluss jemand ausübt. Man beneidet jene, die in der Gemeinde oder im Bezirk Einfluss besitzen. Im Vordergrund steht der politische Einfluss und dieser wird oft überschätzt. Den wirklichen Einfluss üben jene aus, die  wirtschaftliche Macht haben, jene die das Kapital haben und damit die politischen Mandatare beeinflussen. Sie nehmen die Arbeitnehmer als Geisel und lassen sie gegen Subventionen frei. Schon oft hat sich die sogenannte “starke Hand” der Gewerkschaft vom Kapital besiegen lassen. Das Militär spielt in Österreich keine bedeutende Rolle, in verschiedenen anderen Staaten, wie Ägypten oder Russland, schon. Die politischen Parteien streben nach der Führungsrolle, den Einfluss auf jeden einzelnen Bürger. Die Einflüsterer beginnen bei den Kindern mit der Werbung, der können sie wenig Widerstand leisten. Würde der durchschnittliche Bürger, den es nicht gibt, befragt werden, wer übt den stärksten Einfluss im Staat aus, dann würden wahrscheinlich die Namen der Regierungsmitglieder fallen. In Österreich auch der Name eines Kleinformatblattes, welches wegen seiner großen Verbreitung, die Politik und die Wirtschaftsgrößen beeinflusst.

Wir verändern mit unserer Lebensweise in immer stärkeren Maße die Abläufe der Natur und beeinflussen so die Umwelt, nicht immer zum Vorteil. Dem Einfluss des Menschen entzieht sich die Zeit. Es ist nicht möglich die Zeit, das verstreichen der Zeit, zu beeinflussen. Vom Gefühl her lässt sich die Zeit verschieden definieren, man sagt, dass die Zeit einmal schneller und dann wieder langsamer vergeht. An der gemessenen Zeit ändert dies nichts. Die Zeit würde es nicht mehr geben, wenn wir sie anhalten, beschleunigen oder bremsen könnten.

Zeitlos.

ABSCHIED:nehmen II

Vom „ Abschiednehmen“ gibt es viele Lieder, bei verschiedenen Anlässen  wird davon gesungen und gesprochen. An oberster Stelle meint man den  Abschied von einem anderen Menschen durch den Tod. Dieser Abschied ist ein Schnitt in das Herz, der wieder heilt, aber eine Narbe hinterlässt. Das Blut kann nicht mehr frei fließen, dies verursacht die Schmerzen im Brustbein. Es ist eine Frage wie nahe man dem Menschen gestanden ist. Qualvoll empfinden manche das Abschiednehmen, wenn sie aus beruflichen Gründen in ein anderes Land ziehen und die Ehefrau mit den Kindern oder die Eltern zurücklassen müssen. Mit den technischen Möglichkeiten von heute, wie Telefon und Email bleibt man in Verbindung. Etwas fehlt, der körperliche Kontakt, von Haut zu Haut.

Ein anderes Abschiednehmen steht in Verbindung mit dem Wort „Heimat“, aus einer Wohnung, von einem Ort wegziehen. Ein Tal wo man jahrelang gelebt hat, eine Felswand, einen Berggipfel auf den man täglich geschaut hat, verlassen. Der Dobratsch zeigt sich zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten immer in einer anderen Farbe. In der “Roten Wand” habe ich täglich etwas Neues entdeckt. Der Felsen hat mich getröstet, wenn ich traurig war, hat mir Ratschläge gegeben, wenn ich seine Hilfe gesucht habe und hat mir Ruhe und Sicherheit vermittelt. Er hat mich an seine Brust gedrückt und gesagt: „Auf diesen Felsen kannst du dein Leben bauen“. Er wird mir in meiner neuen Heimat fehlen.

Absturzsicher.