SCHREIBEN:rechnen

Spricht man davon, dass sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert hat, dann meint man damit den technischen und medizinischen Fortschritt und wie sich in unseren Breiten der Wohlstand ausgebreitet hat. Dies sind Umstände, die uns den Alltag anders vorkommen lassen. Die heutigen Babys erscheinen uns um vieles lebendiger und interessierter, als zu unserer Jugendzeit. Diese Lebendigkeit haben sich die Babys selbst erstrampelt, eine Revolution im Kinderwagen. Als Volksschüler musste ich am Nachmittag auf den jüngeren Bruder, damals ein Baby, aufpassen. Unsere Eltern waren bei der Feldarbeit, ich kümmerte mich zuhause um meinen Bruder. Ich versuchte ihn zu beruhigen, wenn er unruhig war oder zu Schreien begann. Dies gelang mir, indem ich ihm etwas vorsang, aus meinem Lesebuch vorlas oder ihm erzählte, was ich in der Schule gelernt und gehört hatte. Damals war es üblich, dass die Babys mit Stoffwindeln gewickelt und dann „eingefascht“ wurden. Dies geschah mit einem Leintuch, welches wie ein Verband um das Kind gewickelt wurde, sodass es sich kaum bewegen konnte, nur die Arme waren frei. Als Baby führte man ein eingeschränktes Leben, viel freier geht es heute bei der Kinderpflege zu.

Einen Fortschritt sieht man heute darin, dass bereits die Volksschüler den Umgang mit dem PC und dem iPad erlernen. Schon mit den Erstklässer werden Projektarbeiten und Studien außerhalb der Schule durchgeführt. Nach dem schlechten Abschneiden der österreichischen Schüler bei der Pisastudie ist von einem Pädagogikprofessor die Anregung gekommen, dass das Augenmerk beim Unterrichten in der Volksschule wieder darauf gelegt werden muß, dass die Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Irgendwann scheint das Wesentliche beim Unterrichten verloren gegangen zu sein.

Zum Ursprung.

SCHUL:grippe

Übt man einen Beruf aus, der mit dem Ablauf des Schuljahres eng verknüpft ist, egal ob es sich um eine kaufmännische Tätigkeit oder um eine Lehrtätigkeit handelt, so kennt man die Anspannung die sich einstellt, wenn die Sommerferien zu Ende gehen. Dies gilt auch für Handwerker die in den Schulen Reparaturarbeiten durchführen und dies bis zu Schulbeginn bewerkstelligen müssen. Jener Handwerker, der zuletzt kommt gerät am meisten unter Druck, andere vor ihm haben oft die Zeit überschritten oder schlampig gearbeitet.

Vierzehn Tage vor dem Schulanfang erhöht sich die Kundenfrequenz in den Kinderabteilung der Textil- und Schuhgeschäften. Größeren Zulauf haben die Buch- und Papierhandlungen, welche die Kinder mit Schulbüchern und Schulartikeln versorgen. Hier soll der Bedarf innerhalb einer Woche abgedeckt werden, weil die  Lehrern verlangen,dass in der zweiten Schulwoche alle mit den benötigten Utensilien ausgestattet sind. Genügt im Normalbetrieb eine Verkäuferin, so braucht es für kurze Zeit mehrere. Diese sollen Grundkenntnisse vom Schulbedarf haben. Manche Papierdiskonter lösen diese Aufgabe dadurch, dass sie mit Anfang September Papierverkäuferinnen einstellen, um sie mit Ende des Monats wieder zu entlassen. Das „Probemonat“ lassen sie sich durch das AMS finanzieren.

Trotz sorgfältiger Vorbereitung und langjähriger Erfahrung blickt man dem  Schulanfang mit gemischten Gefühlen entgegen. Bei vielen Papierhändler kommt es  Anfang September zu Grippesymptome wie Schnupfen, Müdigkeit und Gliederschmerzen, obwohl keine Grippewelle oder Verkühlung vorliegt. Nach den ersten gut verlaufenen Schultagen sind die Symptome vorbei, ohne das es einer Behandlung durch den Arzt oder Medikamente bedurfte.

Schulsyndrom.

WASSER:geist

In Kärnten gibt es eine Vielzahl von großen und kleinen Seen, so zahlreich sind auch  die  Sagen  von Nixen und Wassergeistern.  Je größer der See, wie der Wörther-, der Ossiacher- oder der Milltstättersee, umso mehr Erzählungen gibt es.

Kaum vermutet man eine Begegnung mit einem Wassergeist im Gebirge. Unter der Kirche von Gaschurn befindet sich eine Oase nach dem Motto: „Wasser und Geist“ . Neben den Sitzbänken gibt es zwei Brunnen , darauf Zitate aus der Bibel : „ Wer aus diesem Brunnen trinkt, wird niemals Durst haben.  Der Geist der über dem Wasser schwebte und dem Kosmos seine Ordnung gab.“  Hier kann  man zu sich selbst finden.  An der Stützmauer reifen die Weintrauben heran.

Räumlich ist es schwierig den Geist schweifen zu lassen,  da der gegenüberliegende Hang nur eine Armlänge entfernt ist. Es ist nicht möglich über die Berge zu blicken. Ein Ausweg ist, den Blick talauswärts zu richten. Dort wartet die Freiheit  und die Jungen gehen  zur Arbeit und zur Unterhaltung talauswärts. Die Hoffnungen, aber auch die Gefahren lauern dort. Solange wie möglich stellt man den Weg aus dem Tal als schwierig dar, eine Versuchung der man widerstehen soll. Wiedersagt ihr dem Teufel, ja wir wiedersagen. Draußen liegt das Verderben und mancher ist den Versuchungen, wie Drogen, Alkohol und Spielsucht erlegen. Dort leben die Einflüsterer die sagen, dass man beim Glücksspiel sehr reich werden kann.

Saureich.

ARBEITS:pause

In einem Vormittag ist die Buchhaltung der letzten Woche erledigt, das Kassabuch und das Wareneingangsbuch aufgebucht, sowie die aktuellen Kontoauszüge bearbeitet. Bis Mittag bleibt noch Zeit, um den Innenhof mit einem Laubstaubsauger zu säubern. Vorher entferne ich bei den Blumen das Unkraut und beschneide einige überbordende Sträucher. Dies ist eine Beschäftigung die mir viel Freude bereitet, eine Abwechslung zur kaufmännischen Arbeit. Dabei kann ich beobachten, was sich von Woche zu Woche im Hof verändert hat.

Die Mittagszeit und das schöne Wetter erlauben es, eine kleine Radtour zu unternehmen. Mein Weg führt durch das Möselsteiner Moor der Bahn entlang nach Pöckau, weiter nach Neuhaus, bis zur ersten Rast in der Oberschütt. In diesem Frühjahr wurden die Ebereschen ausgegraben und durch Kastanienbäume ersetzt. Die Ebereschen waren für mich ein Jahreszeitenthermometer. Färbten sich die Beeren rot, war dies ein Zeichen, dass der Hochsommer vorbei war und der Frühherbst beginnt. Gleichzeitig war dies der Auftakt für die neue Schulsaison, die mit der Schulbuchauslieferung begonnen hat. Auch in der heißen Phase des Schulanfanges habe ich, wenn es die Zeit erlaubt hat, diesen Ort aufgesucht, um auszuspannen. Manche begehen den Fehler, dass sie in einer intensiven Arbeitsphase auf das Ausspannen vergessen, dann wenn man es am nötigsten hat.

Nach einer gelungen Arbeit ist die Freude beim Ausspannen groß, gerade dann, wenn man sich die die Auszeit stehlen musste. Wie ändert sich das, wenn man in Pension ist, wo die Auszeit das Normale und die Arbeitszeit die Ausnahme ist.

Vorzeichenwechsel.

ME(E)R.sitzung

Bei den Südländer kann man beobachten, wie sie ein menschliches Leben führen. Sie haben am Vormittag Zeit für einen Kaffee auf der Piazza, für ein Schwätzchen am Gehsteig. Sie benehmen sich als Gäste nicht ungestüm. Betreten sie eine Trattoria dann haben sie die Geduld, bis ihnen von der Bedienung ein Platz zugewiesen wird. Im Süden sollte man nicht den Fehler machen und sich eine Speisekarte von der Anrichte holen. Dieses Verhalten würde einen strafenden Blick des Kellners mit sich bringen und die Folge wäre, dass man bis zur Aufnahme der Bestellung lang warten müsste. Man durchschaut nicht, nach welchen Regeln die Gäste bewirtet werden. Dem Chaos liegt ein südländisches System zu Grunde. In den Küstenorte von Istrien, wie in Strunja, gibt es die Minisupermärkte “Mercator”. Dort bekommt man eine Semmel mit sieben Dekagramm Mortadella für 66 Cent, wenn man die Geduld hat zu warten, bis sich die zwei Verkäuferinnen über die Pläne für das kommende Wochenende ausgesprochen haben.

So gemütlich nimmt es unser Gehirn nicht, es kontrolliert über die Sinnesorgane im drei Sekunden Takt, ob es in der Außenwelt Veränderungen oder neue Reize gibt. Dies ergibt am Tag 14400 Kontrollaufrufe. So beschreibt es der Hirnforscher Prof. Pöbbel in seinem verständlichen Buch: „Je älter umso besser, neues aus der Hirnforschung“. Diese Aktivität hat einen Zusammenhang mit dem Wellenschlag des Meeres, der auch im drei Sekunden Takt erfolgt. Der Aufenthalt am Meer bietet eine gute Gelegenheit sich auf den Wellenschlag des Wassers einzulassen, um die Gehirnaktivitäten zu synchronisieren. Zwischen den Orten Piran und Strunjan gibt es am Uferweg viele Plätze, wo man mit dem Rauschen des Meeres allein ist.

Eile mit Weile.