Was meinte Jesus mit dem Satz: „Trachtet danach, dass ihr so vollkommen werdet, wie der Vater im Himmel vollkommen ist“. Denken wir an menschliche Vollkommenheit, dann meinen wir, dass alles perfekt sein muss. Fehlerlos wie es die Kunden wünschen, vorbildlich wie es sich die Ehefrau erwartet und von den Kindern wünschen sich die Eltern und die Lehrer, dass sie sich mustergültig benehmen. Das angepasste Kind, dass höflich zu anderen Menschen ist, sein Kinderzimmer aufräumt und die Hausaufgabe sofort erledigt. Was erwartet man sich von einer perfekten Ehefrau? Sie soll eine attraktive, ordentliche, leidenschaftliche, gescheite Frau sein und in der Kindererziehung erfahren. Ähnliches gilt vom Ehemann, er soll sportlich, freundlich, erfolgreich, redegewandt und ein guter Zuhörer und Liebhaber sein. Attribute, die den perfekten Menschen ausmachen gibt es viele. Oder verstehen wir unter dem idealen Menschen den jungen, schönen, tüchtigen und reichen Menschen? In späteren Jahren kann Vermögen vorhanden sein, aber es tritt ein Mangel an Schönheit und Jugend ein. Das Wort „perfekt“ vernachlässigt die vielen Ausdrucksmöglichkeiten, welche im Menschen stecken.
Ist derjenige, der vollkommen ist, auch perfekt? Oder ist dies jemand, der mit sich zufrieden ist, der so lebt wie dies seinem Innersten entspricht. Einer Beschäftigung nachgeht, die ihm die Möglichkeit gibt tief durchzuatmen, sich frei zuatmen. Die Vollkommenheit des Vaters im Himmel bietet Freiheit und Schutz, auch wenn man nicht allem zustimmt. Es bleibt jedem überlassen, ob er Vollkommenheit anstrebt oder perfekt sein will.
Perfektionismus.