PALM:besen

Die Erinnerung an die Verstorbenen kann verschieden intensiv sein. Meistens hängt es davon ab, in welchem Nahverhältnis man zu dem Verstorbenen gestanden ist. Zu den Festtagen spricht man gerne darüber, welche Erlebnisse einen an den Verstorbenen erinnern. Zur Osterzeit kommt die Erinnerung an den Vater, der für uns Kinder und später für die Enkelkinder den „Palmbesen“ gebunden hat. Er hat ihn wie einen echten Kehrbesen gebunden, da er über den Winter für den Eigenbedarf  Besen und Ruckkörbe geflochten hat. Der Palmbesen bestand aus Palmkätzchen und Kranewitzweigen, darin vier Holzspieße aus Haselnussstauden, an denen die Orangen und die Äpfel aufgespießt wurden. Dazu kamen Schokolade- und Salzbrezen, sowie Feigen. Zur Behübschung wurden bunte Schleifen um den Palmbesen gebunden und der Stil mit Krepppapier umwickelt. Seine Palmbesen waren stabil und dies war ein Vorteil, weil wir Kinder sind damit nicht behutsam umgegangen. Der Weg in die Kirche, hin und zurück, betrug circa acht Kilometer. Dabei ist es vorkommen, dass wir mit anderen Kindern in Streit geraten sind, wer den schöneren Palmbuschen hat. Diesen Streit haben wir mit unseren „Waffen“, dem Palmbesen, ausgetragen.

Ebenso erinnere ich mich an meine Taufpatin, die Tante Nanne. Von der “Gote” erhält man als Patenkind zu Ostern Geschenke. Von ihr erhielt ich zumeist Kleidungsstücke, die ich an den Sonntagen anziehen konnte. Die Bekleidung kaufte sie im Kaufhaus Kastner & Öhler in Graz. Sie war die Frau eines Eisenbahners, hatte Freifahrscheine für die Bahn und konnte es sich finanziell leisten, von Spittal an der Drau nach Graz zum Einkaufen zu fahren. Eine Besonderheit war ihr Reindling. Der Kärntner Reindling ist ein mit Rosinen, Zimt und Nüssen gefüllter Germteig in Gugelhupfform. Ihr Reindling war flach wie ein Fladenbrot und gefüllt  mit dreimal soviel Rosinen. Diese Art von Reindling hat sonst niemand gebacken. Zusätzlich bekam ich noch eine Zwanzigschilling-Banknote, für ein Bauernkind war dies viel Geld.

Palmbesen tragen.       

GELOBTES:land

Im Alten Testament wird erzählt, wie Gott das Volk Israel, geleitet durch die Propheten in das gelobte Land führt. Immer, wenn das auserwählte Volk in Schwierigkeiten gerät, hilft ihnen Gott weiter. Viele unbekannte Gebiete, Wüste und Meer, müssen durchquert werden, danach soll das Land kommen, wo Milch und Honig fließen. Ähnliches können wir sagen, wenn es sich um das Berufsleben, eine Beziehung oder um die Ausübung bestimmter Fähigkeiten handelt. In den ersten Jahrzehnten des Berufsleben ist man energisch und versucht vorwärtszukommen, dies ändert sich gegen Ende des Berufsleben. Jetzt ist man bemüht, in den letzten Berufsjahren gesund und kräftig zu bleiben. Vieles, was man früher ohne Anstrengung erledigt hat, bereitet mit zunehmenden Alter Schwierigkeiten. So hofft man darauf, dass alles gut gehen wird, hat aber auch seine Zweifel. Gespräche mit Pensionisten können manchmal ernüchternd sein. In einer Gesprächsrunde haben mehrere die Meinung vertreten, dass man als Pensionist immer die Wahrheit sagen kann, was im Berufsleben nicht immer möglich ist. Nur die Wahrscheinlichkeit, dass man von den Anderen wahrgenommen wird, ist viel geringer. Viele sehen sich nur mehr als halben Menschen.

In den langen Arbeitsjahren hat man viele Menschen kennengelernt und bedient. Von vielen wird man aufgefordert, sie nicht im Stich zu lassen. Man fühlt sich verpflichtet, über das Pensionsalter hinaus, für die Menschen da zu sein.

Nicht aufgeben.

AN:kündigung

Bei vielen Veranstaltungen stellt sich die Frage, wie man diese, und wann man diese ankündigen soll, oft hängt der Zuspruch für die Veranstaltung vom richtige Zeitpunkt ab. Dazu soll das passende Medium gefunden werden, welches die  notwendige Aufmerksamkeit schafft und  die Zielgruppe erreicht. Es soll nicht zu früh und nicht zu spät passieren, gerade so, dass die Menschen rechtzeitig planen und sich daran erinnern können. Dies gilt auch für Geschäfts- und Ausstellungseröffnungen, für Fachmessen, genauso wie für Pilgerreisen oder Schiffsrundfahrten und Konzertankündigungen. So geschieht dies bei der Kirchtagswoche oder bei der Saisoneröffnung des Strandbades. Dazu gibt es Ankündigungen privater Natur, eine runde Geburtstagsfeier, die Geburt eines Kindes, oder die Hochzeit. Eine Pflichtmitteilung ist, wenn jemand verstorben ist.

Bei so vielen Möglichkeiten stellt sich die Frage, wann ist der richtige Zeitpunkt  für die Bekanntgabe, dass man in den Ruhestand gehen will und  sein Handelsgeschäft abgeben will. Soll man auf die Mundpropaganda hoffen, dass sich dies hinter vorgehaltener Hand verbreitet oder soll man vor den Vorhang treten und dies öffentlich machen. Damit würde man dem Bedauern darüber den Wind aus den Segeln nehmen und jedermann frei stellen, dass Geschäft weiterzuführen. Das sozusagen die Dorfbevölkerung das weitere Schicksal ihrer Nahversorgung selbst in die Hand nimmt und mitbestimmt.

Zeitenwechsel.

AN:künder

Ich weiß nicht, ob heute Anschlagtafeln noch die selbe Aufmerksamkeit auf sich ziehen wie früher? Es gab sie in jeder kleinen Ortschaft, die Schaukästen der Gemeinde, des Fußball- und des Pensionistenvereins,  wo die Menschen  informiert wurden, welche Verordnungen, welche Bauvorhaben und Impfungen, Fußballspiele und Ausflüge,  in nächster Zeit geplant waren. Die Menschen sind stehengeblieben und haben sich  informiert. Heute besucht man die Webseite der Gemeinde und der Vereine,  und kann sich  dort alle Informationen besorgen. Auf den stark frequentierten Plätzen gab es die Plakatwände, wo der nächste Kirchtag, die Fahrzeugweihe oder das Polentafest angekündigt wurden. Inzwischen sind viele Plakatwände vom Wind, Regen und Schnee verwittert und die Bretter morsch geworden, sie werden nicht mehr instand gesetzt. Auf den neuen Ankündertafeln machen überregionale Firmen wie die Telekom, Lutz oder VW Werbung. Diese bekommen jetzt Konkurrenz durch elektronische Anzeigetafeln, die an den Kreuzungen in der Stadt stehen. Wenn diese ein Zeichen für den Fortschritt sind, so befindet sich Möselstein auf dem Weg in das dritte Jahrtausend.

Die Jugend lässt sich per SMS die aktuellsten Nachrichten, Angebote und Veranstaltungen auf das Handy laden. Das Internet wird  benützt, um die Webseiten der Vereine nach den neuesten Informationen und Veranstaltungen zu durchforsten. Immer seltener wird eine Veranstaltung  per Postwurf angekündigt, dies scheint eine Übergangslösung zu sein, bis alle Haushalte im Web vernetzt sein werden. Diesem Trend folgen auch die Behörden, wo man aufgefordert wird, die Anträge und Mitteilungen Online zu erledigen. Ist es Sklavenarbeit oder ist es „In“, wenn in der Fußgängerzone, wie in der Getreidegasse in Salzburg, „lebende Ankünder“ unterwegs sind. Dies sind Menschen, welche vorne und hinten eine Tafel umgehängt haben, um auf ein Restaurant oder eine Veranstaltung hinzuweisen.

Nicht bewegen.

AB:schwingen

Es ist eine Freude, obwohl ich selbst nicht Alpinski fahre, aus dem Ruheraum der Römertherme den Skiläufern im Zielraum von der Kaiserburgbahn zuzuschauen. Mit welcher Eleganz und Sicherheit manche die Schwünge machen, sich einmal zurücknehmen, dann wieder die Ski laufen lassen. Bei der Talstation dann abschwingen.  

Das Wort „abschwingen“ passt meinem Dafürhalten auch, wenn man den Zielhang im Berufsleben erreicht hat. Dabei gibt es unterschiedliche Enden, die einen kommen elegant daher, haben noch sehr viel Schwung darauf, den man nach einer schwierigen und langen Fahrt nicht erwartet hat. Andere beginnen schon etwas früher sich auf das Ende vorzubereiten, glücklich darüber das Ziel erreicht zu haben. Steht man am Start von der Berufslaufbahn, weiß man nicht, wie sich die Fahrt gestalten wird. Welche Buckeln einen durchrütteln werden und auf welchen Eisplatten man ausrutschen wird. Die meisten Selbstständigen sind glücklich darüber, wenn sie das Ziel erreicht haben.

Schussfahrt.