KATZEN:buckel

Manches können wir von den Verhaltensweisen der Tiere lernen. Es ist nicht so, dass wir Menschen in allem schlauer sind. Gesundes Verhalten lässt sich bei den Hauskatzen beobachten. In einer Stadtwohnung, wo Katzen und Menschen in einer Wohngemeinschaft zusammen leben, sind sie ein Vorbild beim Aufstehen. Die Katze erhebt sich von ihrem Schlafplatz und führt Dehn- und Streckübungen durch, den bekannten Katzenbuckel. Bei uns verläuft es ganz anders. Durch den Wecker werden wir beim Aufstehen in den Alarmzustand versetzt. Wir wenden uns schleunigst der Morgentoilette und dem Frühstück zu. Uns bleibt keine Zeit den Körper hochzufahren, den menschlichen Motor aufzuwärmen. Wir fahren mit dem dritten Gang los.

Eine Katze putzt sich nach dem Fressen ausgiebig, sucht ihren Lieblingsplatz auf, rollt sich zusammen und hält einen Verdauungsschlaf. Einfach dem Genuss des Essens nachhängen und dem Magen die nötige Zeit zur Verdauung zu gewähren. Bei uns handelt es sich oft um einen Schnellimbiss im Stehen. Haben wir Zeit für ein Mittagessen so suchen wir nach möglichen Nebenbeschäftigungen. In vielen Restaurant sind an vier Wänden Flachbildschirme installiert und überall läuft ein anderes Programm. Die ständige Musikberieselung ist Alltag. Fehlt der Bildschirm und die Musik, dann suchen wir nach einer Tageszeitung. Wir blättern darin, während wir den Löffel in den Mund schieben. Dauert das Servieren der Hauptspeise etwas länger, dann blicken wir ungeduldig auf die Uhr. Die meisten werden durch einen Telefonanruf bei ihrem Mittagessen gestört. Beim Zahlen ist man gedanklich schon bei der Arbeitsstelle. Eine Pause nach dem Mittagessen, um dem Magen mehr Energie für die Verdauung zur Verfügung zu stellen, ist nicht vorgesehen. Dafür leiden wir an Sodbrennen und Magendrücken.

Das warme Buffet.

WINTER:sonne

Die Wintermonate sind für viele keine ideale Zeit zum Kuren, andere stoßt die Kälte nicht ab. So treffe ich bei Schönwetter im Kurpark von Warmbad die einen beim Nordic Walking, beim Spaziergang mit dem Hund oder beim Joggen. Die meisten Spaziergänger sind mit Stirnband und Handschuhen bekleidet, andere joggen mit kurzer Hose und T-Shirt über die Napoleonwiese. Einzelne Damen sind in Pelzmäntel gekleidet und wenden ihr Gesicht der Sonne zu. Eine neue Variante des Golfsport probiert ein Herr aus. Er legt Tennisbälle auf den gefrorenen Schnee und schlägt mit dem Golfschläger zu. Als Ziel wählt er einen Baumstamm. Die Senioren vom nahegelegenen Heim werden mit dem Rollstuhl in die Sonne gestellt.

Der Schnee hat die Wiese zugedeckt, das Biotop ist eisfrei. Zur Freude der Kurgäste schwimmen im Biotop orange Fische. Die Attraktion sind Wasserschildkröten, welche von der Thermalanlage in das ruhigere Kurparkbiotop gewandert sind. Einige Schildkröten genießen die Sonnenstrahlen, andere schwimmen huckepack durch den Teich. 

Manchen Gästen sieht man die Lasten des Alltags, die sie in den Kurbetrieb mitgebracht haben, an. Sie gehen in sich gekehrt und gebückt über die Wege. Hier haben sie die Möglichkeit etwas von der Alltagslast loszuwerden und erleichtert die Heimreise anzutreten. Daheim kommen neue Lasten auf sie zu, wenn sie erfahren, dass ein Mitbewerber, der sich durch einen Konkurs seiner Schulden entledigt hat versucht, mit Diskontpreisen, andere Kollegen auszubooten. 

Die nächste Pleite.

FASCHING:ade

Das österreichischen Fernsehen sendet Aufzeichnungen von Faschingssitzungen aus ganz Österreich, als Letzte heute die vom Villacher Fasching.  Kaum vertreten sind  die westlichen Bundesländer,Vorarlberg,Tirol und Salzburg. Die meisten Faschingsgilden gibt es in  Kärnten, Steiermark und dem Wiener Raum. Jeder  größere Ort in Kärnten hat seine eigene Gilde mit einem Prinzenpaar und einigen Faschingssitzungen. Zur Faschingsprinzessin oder zum Prinz gewählt zu werden ist eine hohe Auszeichnung. Personen, die in der  Öffentlichkeit bekannt sind hoffen, dass sie in einer Parodie der örtlichen Faschingssitzung vorkommen. Es kommt vor, dass manches Geheimnis plötzlich allen bekannt ist. 

Der Villacher Gildenkanzler bezeichnete Kärnten als die Narrenhochburg Österreichs. Viele Beiträge beschäftigen sich mit den politischen Vorkommnissen in Kärnten und diese sind bühnenreif. Manche Gags sind einfältig, die  Unfähigkeit im Alltag darüber zu sprechen, dann finden sich solche Situationen auf der Bühne wieder. Man  macht darüber einen Scherz und erntet dafür den meisten Applaus. Dabei geht es oft um alte Menschen, Frauen oder sogenannte Verrückte. Wer mit  einer heiklen Situation nicht zurechtkommt rettet sich in einen Witz und lacht lauthals.

Lei, lei.

HAUS:schlachtung

Nähert sich der Fasching dem Höhepunkt,  dann wird bei den Bauern im Gailtal für den Eigenbedarf ein Schwein geschlachtet. Es gibt am Faschingsdienstag einen Sauschädelschmaus. Schon Tage vorher ist unter den Hofleuten  eine Unruhe zu spüren, Geschäftigkeit macht sich bemerkbar. Der Haartrog wird auf seine Dichtheit überprüft, die Schlachtbank und der Dreifuß, wo das Schwein nach dem Schlachten zerteilt und aufgehängt wird, muss gesäubert werden. Das Pökelsalz, zum Konservieren des Specks, wird mit verschiedenen Gewürzen gemischt, die Wurstmaschine aus der Vorratskammer geholt. Am Schlachttag soll alles schnell von der Hand gehen.  Die Bäuerin sieht dem Tag mit gemischten Gefühlen entgegen, bedeutet es doch, dass eines der Schweine, dass sie seit dem Sommer gefüttert hat, abgestochen wird. Als  kleine Gutmachung wird das Schwein am Tag vorher mit einer extra Portion Mastfutter verwöhnt. Der Bauer betrachtet es nüchtern und freut sich auf seine Portion gerösteter Leber und die angebratenen Nierndln,  die er nach der Arbeit verspeisen wird. 

Am Schlachttag  wird zeitig am Morgen das Wasser im Futterkessel für die Enthaarung erhitzt. Im Schweinestall gilt es jeden Lärm zu vermeiden. Mit einem Schups wird das Schwein aus der Stallung gestoßen und mit dem Schussapparat getötet, zum Ausbluten mit dem Messer gestochen. Das Blut fängt meistens der Jüngste in einem Reindling auf und es wird später zu einer Blutsuppe und Blutwurst verkocht. Nach dem Enthaaren wird die Sau am Dreifuß aufgehängt und ausgeweidet. In der Nähe lauern die Hofkatzen und warten darauf,  dass  für sie etwas abfällt. Auch die  Hühner sind auf Futtersuche und  picken alles auf, was zu Boden fällt. Für das Zerteilen und Weiterverarbeiten braucht es viele Helfer,  es dauert bis in die Abendstunden und manches wird erst in den nächsten Tagen gemacht. Das Fleisch wird in Portionen aufgeteilt,  für Schnitzel,  Schweinsbraten und Gulasch und in der Tiefkühltruhe eingefroren. Besondere  Achtsamkeit wird auf die Stücke gelegt, die zum Speckselchen vorbereitet werden. Diese werden mit der Pökelsalzmischung  eingerieben. Das Einbeizen wird in der nächsten Zeit mehrmals wiederholt. Im ganzen Haus riecht es nach frischen, rohen Fleisch. Die Innereien kommen in den folgenden Tagen auf den Mittagstisch. Der Schweinskopf wird ausgekocht und aus dem Sud eine Sulze angesetzt und für die Jause mit Essig,  Öl und Zwiebel abgesäuert. Die Gedärme werden gesäubert und sind als Wursthaut verwendbar. Bevor man sie über die Wurstmaschine stülpt, werden sie vom Bauern „aufgeblasen“. 

Auf einer Kunstausstellung konnte ich in einem Video sehen, wie der amerikanischen Aktionskünstler Bruce Neumann einen Darm aufbläst,  als wollte er beim Wursten helfen.

Der Sauschädel.

LEBENS:boot

Im Kurort Radenci in Slowenien, nahe der österreichischen Grenze bei Bad Radkersburg, steht der Kirchenneubau „Cerkev Sv.Cirila in Metoda“. Im Kirchenraum befindet sich auch ein Marienaltar. Diese Kirche wurde auf Verlangen von Jovanka, der Frau des verstorbenen Staatsgründers und Staatspräsidenten  Tito erbaut. Wie ist es dazu gekommen, dass im ehemaligen kommunistischen Jugoslawien, wo es offiziell keine christlichen Religionen gegeben hat, der Staatschef religiöse Gefühle zeigte und seiner Frau erlaubte eine Kirche zu errichten. Wie gläubig kann ein Atheist  im fortgeschrittenen Alter werden?  Erleben wir es nicht an uns selbst, dass wir mit zunehmendem Alter religiöser werden. Ich meine, es gibt im Leben zwei religiöse Phasen. Zur Ersten gehört die Kindheit, wo einem von den Eltern und dann in der Schule religiöses Verhalten und Wissen vermittelt wird. Im mittleren Lebensabschnitt glaubt man, alles selbst in der Hand zu haben. Für den Erfolg, das Glück, die Liebe selbst verantwortlich zu sein. Den Fortschritt, den man erreicht, aber auch einen Misserfolg, verbucht man auf sein eigenes Konto.

Die zweite religiöse Phase setzt im letzten Lebensdrittel ein. Man spürt, dass die körperlichen Kräfte, auch die geistigen Fähigkeiten, nachlassen. Es ist nichts mehr so wie in der Lebensmitte. Da wendet man sich gerne spirituellen, religiösen Themen zu. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass man aus dem Glauben eine Unterstützung erfährt, wenn man mit manchen Missgeschick, die jetzt häufiger auftreten, nicht zurechtkommt. Neben dem Ehepartner, den Kindern, dem Bekanntem und Freundeskreis holt man einen weiteren „Partner“ in das Lebensboot, um das stürmische Leben zu bewältigen.

Bei einem Kurzurlaub in einem Thermalhotel in Bad Radkersburg hat mich eine Frau gebeten, mit ihr zusammen den Lift zu benützen, da ihr das Alleinfahren Angst macht.

Lebensnotstand.