ES:begab sich II

Mitten im Weihnachtstrubel  kommt mir plötzlich der Gedanke, dass  Weihnachten eine  Bedeutung für den Ursprung des Geschäftes hat. Jetzt, wo die meisten Überlegungen nicht mehr im Hier und Jetzt sind, sondern sich damit beschäftigen, was im Rahmen einer Geschäftsübergabe oder Geschäftsschließung zu tun ist, fallen mir die ersten Schritte zur Geschäftsgründung ein. In der Adventzeit des Jahres 1971 gibt es ein Inserat in der  “Volkszeitung”, Tageszeitung für Kärnten und Osttirol, dass in Arnoldstein ein Papiergeschäft verpachtet wird. Da ich berufstätig bin und über kein Auto verfüge, wird  die Besichtigung des Geschäftes für den Heiligen Abend geplant, an dem Tag steht ein VW- Käfer zur Verfügung. Den ersten Eindruck vom Ort prägen die Tankstellen und die Geschäfte entlang der Bundestrasse. Rechts und links von der Straße türmen sich meterhohe Schneemassen. Das Geschäft, welches zur Verpachtung ausgeschrieben ist, ist ein Kiosk. Es ist ein Zubau zu einem Wohnhaus und von der Straße zurückgesetzt. Der Kiosk hat ein Schaufenster, die Eingangstür und die Stellagen, welche vom Boden bis zu der Decke reichen, sind allesamt aus Holz. Dem Holz sieht man die Jahre an. Nach der Besichtigung werden der Chauffeur und ich vom Besitzer zu einem Glas Wein eingeladen. Am Nachmittag treten wir die Heimfahrt über die tief verschneite Windische Höhe an. Die Straße ist vereist, kurvig und nur einspurig zu befahren. Es beginnt zu dämmern und auf der Fahrt durch die Dörfer sehen wir schon manchen Christbaum brennen. Zur abendlichen Stallarbeit, Kühe füttern und melken, sind wir wieder zu Hause. Danach gibt es die Bescherung. Das Christkind hat mir einen lebenslangen Arbeitsplatz beschert. Damit verbunden sind schöne Erinnerungen, auch Probleme und Lebensgeschichten die mir  beim Verkaufen erzählt wurden.

Die Hände lassen sich nicht mehr kontrollieren, immer wieder beginnen sie zu zittern und vieles vergisst sie sofort. Vor einer Woche  ist sie von München in die neue Wohnung, in die Nähe der Enkel, übersiedelt. Sie hofft, dass sie hier bleiben kann. Es ist noch nicht so lange her, da wurde sie aus der DDR ausgewiesen. Sie konnte nur mitnehmen was sie am Körper trug. Nach einem Besuch beim Bruder in München, im Westen,  wurde sie als nicht verlässlich eingestuft. Ohne, dass sie es ahnte wurde sie von der eigenen Familie bespitzelt. “Habe ich die Wolle schon eingepackt oder nicht. Es sind wohl die Strapazen der Übersiedelung, die mich vergesslich und zittern machen. Die Bespitzelungen in der DDR, nein, die liegen ja schon einige Zeit zurück.”

Allen meinen Freunden und Leser meines „Schlaglochs“ zufriedene Weihnachten

 

ES:begab sich

Im Leben gibt es komische und paradoxe Momente der Erinnerung. Vierzig Jahre lang hat man mit Fleiß und Einsatz einen Handelsbetrieb geführt, trotz der mächtigen Konkurrenz durch die Einkaufszentren in der nahegelegenen Stadt. Die EKZ sind innerhalb einer halben Stunde erreichbar und die Mobilität ist hoch. Trotz verschiedener Erweiterungen ist es nicht möglich gewesen nur annähernd die Verkaufsfläche eines Supermarktes zu erreichen. Soweit es sinnvoll war hat man die neuesten Trends im Papier- und Spielwarenbereich angeboten, so wie es die Kundenfrequenz erlaubt hat.

Besucht man Mitte Oktober ein Möbelhaus, so verirrt man sich in einem Wald von geschmückten Christbäumen und die Fläche auf der Christbaumschmuck und Weihnachtsdekoration angeboten wird, übertrifft die gesamte eigene Geschäftsfläche. Selbst bietet man in einer Drahtschütte das ganze Weihnachtssortiment an. Man versucht „zu erraten“, was von den Kunden gewünscht wird und auch, was sie bei ihrem Einkauf in der Stadt vergessen könnten. Artikel, von denen sie eine Stunde vor der Bescherung am Heiligen Abend feststellen, dass er ihnen fehlt.

Wir befinden uns  mittendrin in der Vorweihnachtszeit und man versucht zu erspüren was gebraucht wird.  Dieses Jahr will man die Auswahl sparsamer treffen, es könnte für den Handelsbetrieb der letzte Advent sein. Es ist möglich, dass im nächsten Jahr ein Nachfolger  tätig ist oder das Geschäft wegen Pensionierung geschlossen wird. Noch einmal versucht man ein ausgesuchtes Sortiment zu bieten, egal in welchen Bereich. Bei jedem verkauften Spiel oder Buch, welches als Geschenk unter dem Christbaum liegen wird, freut man sich mit dem Beschenkten. Gerade so, als würde es einem selbst geschenkt.

Freude bereiten. 

WEICHEN:stellen

Es ist einige Jahrzehnte her, dass bei den Buben der Beruf des Lockführers zu den Traumberufen gezählt hat. Je nach den finanziellen Möglichkeiten der Eltern gab es in den Kinderzimmern Größere oder Kleinere, Batterie- oder Elektrisch betriebene Eisenbahnanlagen. Fast kein Bub ist ohne Eisenbahn aufgewachsen, sie war ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. War es eine größere Anlage, der Bub noch  im Vorschulalter, dann hat der Vater die Eisenbahn  zwei oder drei Tage vor dem Heiligen Abend in einem absperrbaren Zimmer, aufgebaut. In meiner Kindheit sollte bei einem Nachbarn die Eisenbahnanlage die Weihnachtsüberraschung für den Sohn sein. Der Vater, der im Heraklithwerk beschäftigt war, baute die Anlage einige Tage vor dem Weihnachtsabend auf. Am Vorabend wurde er auf dem Heimweg von der Nachmittagsschicht, es war bereits dunkel, von einem Auto erfasst und getötet. Damals wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt und abends sind die Nachbarn gekommen um für den Verstorbenen zu beten. Wir Kinder haben uns  im Nebenzimmer getroffen, wo wir mit dem Sohn des Verstorbenen mit der Eisenbahn gespielt haben.

Heute haben die Kinder andere Traumberufe, sie spielen mit elektronischen Spielen, am Gameboy und am Laptop. Die Berufswünsche betreffen die Bereiche Netzwerktechnik und Softwareentwicklung.

Da fährt die Eisenbahn drüber.

 

ENT:spannung

Bei dem Trubel, wie die Vorweihnachtszeit abläuft, denkt niemand an Entspannung. Dabei zeigt uns die Natur vor, die Rosen sind verblüht, die Bäume werfen die Blätter ab, das Wachstum wird gedrosselt und der Schnee deckt vieles zu, dass ausruhen angesagt ist.

Wer damit nicht abschalten kann, der kann sich in der Apotheke am Hauptplatz beraten lassen. Im Schaufenster hängt ein Plakat mit dem Hinweis: „Wir schenken ihnen entspannte Weihnachten“. Es stehen keine weiteren Angaben auf der Tafel.  Damit sind wohl Produkte aus dem Gesundheitsbereich gemeint, wie Entspannungsbäder, gute Laune Tees, pflanzliche Beruhigungsmittel wie Johanniskrautkapseln und – tropfen. Schneller funktioniert die Entspannung durch Chemie, mit Erfolgsgarantie zum Abschalten und Ausschalten aus dem Weihnachtstrubel. Nach dem sechsten Jänner  mit Energie- und Vitaminkapseln wieder  hochfahreren.

In der Adventszeit bietet die Kirche mit der Rorate Messen und  festlichen Sonntagsmessen, sowie die Singgemeinschaften mit dem Adventsingen, für ein paar Stunden Entspannung in der hektische Zeit. Auf dem traditionellen Christkindlmarkt am Hauptplatz gibt es am Wochenende jeweils um 16 Uhr Aufführungen von  Krippenspielen und Panflötenmusik. Ein Publikumshit ist der „Stille Advent“ auf den Draubermen.  Dort kann es durch den eisigen Wind ungemütlich werden, trotzdem springt der Zauber der Adventszeit , da die Geschäfte bereits geschlossen haben und der Autoverkehr nachgelassen hat, auf die Zuhörer über. Am Firmament zeichnet sich das Mysterium der Schöpfung ab.

Wechselbad der Gefühle.  

WOHLSTANDs: weihnacht

Nicht zu kurz kommt heute die Klage, dass  zu Weihnachten das Materielle, das Schenken, im Vordergrund steht und nicht die innere Zuwendung. Vergeblich bemüht man sich die Stille zu finden, sich auf die Geburt des Erlösers vorzubereiten. Die Klagen über die Auswüchse der Weihnachtszeit, den Konsum sind nicht  neu, schon in Erzählungen und Briefen aus dem achtzehnten Jahrhundert wird darüber geklagt. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich einmal kritisch auf die Vorweihnachtszeit geblickt und in der „Volkszeitung“ einen Essay verfasst.

 DEN TEXT BITTE unten ANKLICKEN: 

Wohlstandsweihnacht