ZEIT:spanne II

Befindet man sich auf einer Kur zur Wiederherstellung der Gesundheit, dann gibt es zwischen den Kurgästen eine Reihe von Benimmregeln. Es hängt auch davon ab, welches Publikum das Kurhaus hat. Man begegnet Menschen die man nicht kennt, die eine andere Herkunft und Ausbildung und ein anderes Schicksal haben, als man es selbst hat. Es spielt eine Rolle wie gesprächsbereit man ist und wie viel man bereit ist, von sich zu erzählen. Eine andere Sache ist, wie neugierig darf man anderen Personen gegenüber sein. Die gemeinsame Mahlzeit führt zu einem ersten Abtasten der Neuen. Ich bin in der besseren Situation, weil ich vom Aufenthalt aus betrachtet der ältere Kurgast bin. Im Kneipp-Kurhaus in Schärding wurde beim Abendessen an unseren Tisch eine Dame mit weißen Haaren zugewiesen. Sie war Bibliothekarin in der nahen Bezirksstadt und ist seit fünfundzwanzig Jahren in Pension. Sofort hat mir eine Frage auf der Zunge gebrannt und ich habe sie ausgesprochen: „Wie erlebt man die Zeitspanne zwischen sechzig und fünfundsiebzig Jahren.“ Die Jahre seitdem sie in Pension ist. Ihre Antwort ist schnell und offen gekommen: „Man soll die Zeit und die Möglichkeiten im Ruhestand nützen und vieles was man sich in der aktiven Arbeitsphase gewünscht hat umsetzen, soweit es die Gesundheit erlaubt.

Unruhestand.

ZEIT:spanne

Selten spürt man es, dass man in seinem Leben einen Wendepunkt erreicht hat. In jungen Jahren geht man damit meist sorglos um und hält diese für wiederholbar. Mit sechzig Jahren ändert sich dies und ich wünsche mir, dass es wie am PC einen Wiederherstellungspunkt geben würde, die Möglichkeit Ereignisse der letzten Jahrzehnte rückgängig zu machen. Dabei sollte das Wesentliche bleiben, die dunklen Tage, die Einsamkeit, das Gefühl der Überforderung, die hohen Ansprüche an mich selbst, das Horchen auf das Echo der Anderen. Eingespannt im System der Abhängigen, der wahrgenommen wird, weil man von ihm etwas fordern kann.

Es ist gut, wenn man solche Wendepunkte zu feiern weis. Der sechzigste Geburtstag ist ein neuer Lebensabschnitt. Man sollte ihn nicht übergehen, auch wenn man das Altersetikett bekommt. Bei einer Feier kann man die Verwandtschaft, denen man bisher ein schönes Bild von sich präsentiert hat, ein Bilderbuchleben, darauf aufmerksam machen, was man nicht erreicht hat und für immer offen bleiben wird. Auch erklären, dass man mit dem öffentlichen Bild nicht eins zu eins übereinstimmt.

Jubilar.

SELBST:wert

Wenige Menschen stellen sich die Frage, wie steht es mit meinem Selbstwertgefühl. Vielen wird diese Frage nicht in den Sinn kommen, sie sind, also sind sie etwas wert. Diese Frage stellen sich vor allem jene, die viel bewegt und Anerkennung gefunden haben. Von engen Freunden werden sie aufgefordert noch mehr zu leisten, mit noch mehr Perfektionismus. Andere verstecken ihre eigene Unzulänglichkeit, die unerreichten Ziele, in die Anforderungen an das Kind. Man möchte das perfekte Kind, die Erziehung zum perfekten Menschen. Es wird verlangt, dass sich das Kind für das kleinste Vergehen entschuldigt und beim Verdacht einer Sünde zur Beichte geht. Diese Art von Erziehung hat in den Internatsschulen Methode. Dabei kann es hilfreich sein, dass man sich selbst stärkt und für eine Aufgabe, die man gut erledigt hat lobt, den Jahresverlauf positiv betrachtet.

Während der Zugfahrt durch das Inntal den Werktätigen entspannt bei ihrer Arbeit zusehen. Der Railjet fährt mit hoher Geschwindigkeit, die Menschen draußen wirken wie emsige Ameisen.

Ameisenhaufen.

ENERGIE:verbrauch

Es gibt Familien, Betriebe und Dörfer in denen ändert sich nichts, die Tage verlaufen über Jahre immer gleich. Nur die wechselnden Jahreszeiten verlangen nach einer kleinen Anpassung, diese bestimmen die Feiern im Haus und im Betrieb. Dies ist auch in einem Papierwarengeschäft ähnlich, die Feste bestimmen den Geschäftsalltag. Für jedes Fest, wie Neujahr und Fasching, Nikolaus und Weihnachten, gibt es spezielle Produkte, sie werden als Saisonartikel bezeichnet. Für familiäre Ereignisse wie Taufe, Firmung, Geburtstag und Hochzeit gibt es spezielle Geschenkartikel. Dieser Rhythmus ist gestört, wenn sich bei der Nachfrage etwas ändert, wenn man merkt, dass verschiedene Artikel nur noch von älteren Kunden gekauft werden. Die Jungen verzichten oft auf Beiwerk, manche verzichten auf einzelne Feste.

So wird die Regelmäßigkeit in Frage gestellt, wie die Natur von uns in Frage gestellt wird, wenn sie auf uns Menschen hinhaut, sei es durch Erdbeben, Lawinen und Überschwemmungen. Der Mensch versucht sie zu bezwingen, dabei kann die Essenz der menschlichen Forschen außer Kontrolle geraten, wie die Atomenergie. Unsere Sehnsüchte und Ausschweifungen in Frage stellen, indem alles verstrahlt wird. Es bleibt die Frage offen, wie viel Energie braucht man zum Sterben und woher kommt diese?

Energielieferant.

CHRIST:lich

Oft verweist man auf den Besuch der Sonntagsmesse oder das man an diesem Tag nicht arbeitet, um zu zeigen, dass man ein christlicher Mensch ist. Das Christsein beginnt eine Stunde vor der heiligen Messe, damit, dass man sich festlich anzieht und während des Fußweges zur Kirche die Schönheit der Natur beobachtet. Es ist ein anhaltendes Erlebnis, bei schönem Wetter ein Spaziergang durch den friedlichen Morgen. Während der Messe herrscht in der Kirche verbreitet Andacht und Frömmigkeit, ungenierter verhalten sich die Kinder und Jugendlichen. Bei manchen Messfeiern, bringen sich die Kirchgänger aktiv ein, sie singen und beten mit. Der Pfarrer tritt bei der Predigt mit den Besuchern in einen Dialog ein, teils auch mit symbolhaften Aktionen. In manchen Pfarren ist es üblich, dass nach dem Gottesdienst alle in das Pfarrhaus zu Kuchen und Kaffee eingeladen werden. Dabei kommt es dazu, dass die eine und andere menschliche Unterstützung zwischen den Kirchenbesuchern vereinbart wird. Die Dritte christliche Stunde am Sonntag.

Was geschieht an den anderen Tagen der Woche, endet mit dem Sonntag die christliche Verantwortung? Was passiert im Arbeitsalltag, im Familienleben, im Straßenverkehr und bei anderen Begegnungen mit den Mitmenschen? Wie geht man mit Versprechungen und Verträgen um, erfüllt man nur seine Pflicht oder leistet man darüber hinaus christliche Hilfestellung, wo beginnt das christliche Pflichtbewusstsein und wo hört es auf? Gerne spricht man über die Verantwortung die wir für die globale Welt haben. Gäbe es mehr Entgegenkommen und Hilfestellung in unserem nahen Umfeld, dann würde sich die Hilfsbereitschaft für die Welt von selbst ergeben.

Nähe und Ferne.