AN:abmelden

Alles im Leben hat eine Ablaufzeit. Eine der häufigsten Tätigkeiten ist, sich irgendwo an- und abzumelden, ein ständiges Ausfüllen von Formularen. Kinder muss man häufig an- und abmelden, zum Kindergarten, zum Schulbesuch, zum Gitarre- oder Gymnastikkurs, zum Sportverein und bei der Jungschar. Mit dem Lebensfortschritt wird es nicht besser. Es müssen das Auto, der Fernseher, die Führerscheinprüfung, das Studium, ein Ausflug, an- und abgemeldet werden. Eine große Herausforderung bedeutet der Wohnungswechsel, das Anmelden im neuen Wohnort und das Abmelden vom Geburtsort. Der Besuch beim Arzt erfordert eine Terminvereinbarung, für den neuen Arbeitsplatz braucht es eine Anmeldung zu einem Vorstellungsgespräch. Beim Bundesheer gehört das An- und Abmelden, wie das Grüßen, zum Alltag.

Der Schritt in die Selbstständigkeit beginnt mit dem Anmelden des Gewerbes. Nach der Reform des Gewerberechtes ist heute das Erlangen verschiedener Gewerbe, zum Beispiel des Handelsgewerbes, von fast allen Bedingungen befreit. Vor Jahrzehnten gab es noch strenge Antrittsbedingungen, wie den Befähigungsnachweis. Heute sind fast alle Hüllen, Pardon, Hürden gefallen. Jeder kann jedes Gewerbe ausüben, früher wurden die persönlichen und beruflichen Voraussetzungen genau geprüft.

Kommt man in die Situation, wegen Pensionierung sein Gewerbe zurückzulegen, so nimmt man die, mit Schnörkel reich verzierten Gewerbescheine wieder in die Hand. Die erste Frage von der Beamtin ist, wollen sie das Gewerbe ruhend stellen oder wollen sie es abmelden. Eine Entscheidung, die man nicht rückgängig machen kann. Nach der Geschäftsverpachtung ist der logische Schritt die Gewerbelöschung. Ein Vorgang der körperlich spürbar ist. Der Beruf, indem sich der Mensch ausrückt, wird  abgemeldet. Man erwartet sich von der Beamtin ein mitfühlendes Wort, nichts geschieht. Im kleinen Büro stappeln sich auf jedem Sessel die Akte, zum Niedersitzen ist kein Sessel frei. Es gelingt ein Abmeldeformular hervorzuzaubern. Mit einer Unterschrift ist die Löschung der Gewerbescheine vollzogen, das Formular verschwindet im Aktenberg. Das Herzklopfen, die Abschiedsträne wird auf später verschoben. Der Bescheid über die Abmeldung wird per Email zugesandt, kein Schriftstück.

Schmucketiketten.

AUS:radiert

Mit dem Wort „ausradiert“ verbinden wir verschiedene Vorstellungen. Am häufigsten denken wir daran, dass ein  falsch geschriebenes Wort ausradiert wird. Auch bei diesem so selbstverständlichen Vorgang hat es in den letzten Jahrzehnten einige Entwicklungen gegeben. Vor Jahrzehnten gab es zum Ausradieren nur den rotblauen Radiergummi, den wir alle kennen. Zu den Kautschukradiergummis sind die sogenannten Plastikradiergummis dazugekommen. Für die mechanische Schreibmaschine wurde der Radierstift und der Korrekturroller entwickelt. Bei den elektronischen Schreibmaschinen konnte man die Fehler mit Hilfe eines Korrekturbandes ausbessern. Am Computer gibt es den “virtuellen Radiergummi”, es war noch nie so einfach Fehler zu beseitigen.

Das Wort „Ausradiert“ benützen die Zeitungen bei Katastrophenfällen, wie Verkehrsunfall, Lawinenabgang, Tsunami oder Erdbeben, wenn dabei eine ganze Familie umkommt, oder ein ganzer Ort zerstört wird. Ein Name, eine Familie, ein Ort wurden für alle Zeiten gelöscht. Bei uns macht sich tiefe Betroffenheit breit, soweit wir bei der Fülle von Katastrophen die aus dem Radio, dem Fernseher und dem Internet in das Wohnzimmer schwappen, noch Zeit und Mitgefühl haben.

Wird  nach vierzig Jahren der Firmenname auf der Hausfassade übermalt, dann wird mit Farbe und Pinsel ausradiert. Der Name wird aus dem Gesichtsfeld gelöscht, oder schimmert noch das Negativ durch, obwohl ein neuer Name auf der Hauswand steht?  Verzögern kann man den Vorgang, wenn man einen Ordner anlegt und darin Werbebriefe, Prospekte, Fotos und Leserbriefe aufbewahrt und sich vornimmt, in fünf Jahren den Ordner zu durchforsten. Dann kann man neu entschieden, was man behalten will und von was man sich trennen will.

Bedeutungslos.

LEBENS:abschnitt

Mit dem Wechsel vom Arbeitsleben in die Pension beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Vor allem dann, wenn man diesen Wechsel radikal durchführt, nicht auf Raten oder sich eine Hintertür offen hält. Man beginnt die geleistete Arbeit der letzten Jahrzehnte abzurechnen, eine Abschlussbilanz. Nach diesem Zeitenwandel wendet man sich Neuem zu und stößt dabei auf eine Wand, es ist dies die Wehmut. Die wenigsten können sich bei diesem Schritt der Wehmut entziehen, von den Aufregungen und den Ärgernissen hat man vieles vergessen. Am besten übt man sich in Gelassenheit. Die Wochen vor dem Pensionsantritt dauern  länger als die Jahrzehnte des Berufs. Das Gefühl für die Zeit ist auf den Kopf gestellt, mit dem Pensionseintritt wird das ganze Leben auf den Kopf gestellt. Seit der Geburt ist es immer bergauf gegangen, mit dem Pensionseintritt geht es bergab. Was mit der Geburt begann, wird mit dem Tod enden.

Von der Wiege bis zur Bahre.

PENSIONS:antrag

Den Pensionsantrag auszufüllen und abzusenden bedeutet eine sichere finanzielle Versorgung, anderseits wechselt man die Seiten, vom Berufsleben in den Ruhestand. Man wechselt damit wahrscheinlich auch die Ansichten, vom kritischen und berufsorientierten, zum unbeteiligten und bequemen Denken.

Viele Menschen wünschen mir eine schöne Pension und Gesundheit. Es ist dasselbe wie bei einem runden Geburtstag, auch dort ist der oberste Glückwunsch, dass man gesund bleibt. Mit jeder Woche, in der ich verschiedene Schritte in Richtung Pension erledige, freue ich mich auf die nächsten Schritte. Die Bedenken, ob das Geschäft weitergeführt wird, haben sich erledigt. Vor einigen Jahren bestand die Perspektive darin, einen Totalabverkauf durchzuführen.

Pensionserhöhung.

VOLL:kommen II

Die  Jahre vor der Pensionierung sind schneller vergangen, als ich es mir vorgestellt habe. Hätte mich jemand vor drei Jahren darauf aufmerksam gemacht, dann hätte ich geantwortet: „ Ich will nicht daran denken“. Vor einem Jahre habe ich mich bei der Pensionsversicherung erkundigt, ab wann eine Pension möglich ist. Da sich  bei den Gesetzen nichts geändert hat, kann ich mit fünfundvierzig Versicherungsjahren in Pension gehen. Diese Regelung wurde von der Politik immer wieder in Frage gestellt. Heute beginnen die meisten jungen Menschen nach dem Schulbesuch ihre Berufslaufbahn mit  vierundzwanzig Jahren. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon seit zehn Jahren Beiträge in die Pensionsversicherung eingezahlt.

Ich stelle mir manches mal die Frage wie ich es geschafft habe, vierzig Jahre selbstständiger Kaufmann zu sein. Die Situation im Handel hat sich immer wieder verändert. Schon oft haben für die Einzelhandelskaufleute die Sterbeglocken geläutet, zuletzt durch die Anbieter im Internet.

Um dies zu schaffen braucht es Menschen die einen unterstützen, wenn die Spontanität der Jugend nachlässt oder, wenn  Tiefschläge auf der Haut nicht abprallen. In manchen Bereichen gibt  es Sprünge, zum Einen, wie die Umgebung einen wahrnimmt und zum Anderen, wie man sich selbst wahrnimmt. Da braucht es Vermittler, die sich nicht für den Perfektionismus sondern für die Unvollkommenheit stark machen.

Ausgleichszulage.