BE:drohung

Obwohl sich ein Gebrauchsgegenstand im Alltag bewährt veraltert das Gerät  und man passt es der Zeit an. Diese Vorgangsweise gibt es in vielen Bereichen. Es fängt bei den einfachen Dingen, wie Kleidung und Schuhen, an. Niemand ist vor Jahrzehnten nackt in den Tag gegangen und trotzdem werden ständig neue Kleider und Schuhe entworfen. Die alten Kleider werden entsorgt und für caritative Zwecke gespendet. Es gibt keinen Beruf, wo sich die Aufgabenstellung mit den Jahren nicht geändert hat, so in der Autowerkstatt. Früher war die übliche Bezeichnung Mechaniker, weil es sich beim Motor, Getriebe oder der Lenkung um mechanische Teile gehandelt hat. Heute verwendet man die Berufsbezeichnung Autotechniker. Vieles wird vom Computer gesteuert. Es wäre nicht möglich die Ausbildung und die Werkstatteinrichtung so zu belassen, wie sie vor einigen Jahrzehnten üblich war. In der Landwirtschaft werden kaum noch Pferde zum Pflügen und zum Transportieren eingesetzt. Die Zeit wo mit  der Hand gesät  und gemäht wurde ist vorbei. 

Gleiches gilt für den Einzelhandel, egal welche Branche. Es wäre nicht sinnvoll den Typus des „Greisler“  wiederzubeleben. In Thörl – Maglern, an der österreichischen – italienischen Grenze gibt es das Greißlermuseum, mit einer Geschäftseinrichtung wie vor hundert Jahren.

Bewirbt sich jemand um die Betriebsnachfolge im Handel und versichert dem Inhaber, dass alles so bleiben wird, wie es in den letzten dreißig Jahren war, dann kann diese Aussage als eine Bedrohung empfunden werden. Da stellt sich die Frage, wie die Chancen für die Übernehmerin stehen, wenn sie die Absicht hat einen Schritt in die Vergangenheit zu machen, statt in die Zukunft. Es ist besser, dem zu vertrauen der sagt, es wird kein Stein auf dem Anderen bleiben.

Für das Gehirn ist es förderlich, wenn beim Denken nichts so bleibt, wie es war. Die Griechen waren der Auffassung, das alles fließt und heute fließt vieles schneller, manchmal zu schnell. Daher die Überschwemmungen und Vermurungen.

Biblisches Alter.

ENT:sorgt

Manche Tätigkeiten ordnet man mehr dem weiblichen, andere dem männlichen Geschlecht zu, obwohl heute viele Tätigkeiten von beiden Geschlechtern ausgeführt werden. In den traditionellen männlichen Berufen wie Tischler, Automechaniker oder Glaser gibt es schon längst einen großen Frauenanteil die diese Arbeit ausführen.  Auch bei der Polizei und dem Bundesheer melden sich immer mehr Frauen um einen Job , genauso wie bei der ÖBB als Lockführer.

Zu den Tätigkeiten die man mehrheitlich mit Frauen verbindet, gehört das Aufräumen und Saubermachen im Haushalt und im Büro. Dabei besteht das Personal bei den Reinigungsfirmen aus mindestens ein Drittel Männer. Es braucht nur einen kleinen Anstoß, um als Mann in einem Magazin oder im Keller Ordnung zu machen. Zuerst ist man der Meinung, dass man sich in viele Details verlieren wird, dass dies viel Zeit kosten wird und vor allem, dass man sogenanntes wichtigeres zu tun hätte. Ist man mittendrin in der Arbeit, dann erkennt man, dass männliche Eigenschaften wie Rationalität oder Planungskompetenz beim Aufräumen eine große Hilfe sind. Die Freude an der Arbeit stellt sich ein, wenn die ersten Regale aufgeräumt sind und überflüssiges entsorgt wurde. Man kann sich von manchen Kuriositäten, die technisch überholt und nicht mehr gebraucht werden, trennen. Manche Dinge sind für den Flohmarkt. Die unvermeidbare Staubentwicklung macht einem, der unter einer Hausstauballergie leidet, das Atmen schwer. Die Freude bleibt.

Sauberland.

DURCH:machen

In meiner Jugend ist es vorgekommen, dass ich „durchgemacht“ habe. Damit ist gemeint, dass man bei einer Veranstaltung bis in die frühen Morgenstunden dabei ist, vom Fest zur Arbeit eilt. Zu den Feiern  gehörten der Jahreswechsel, der Faschingsausklang und der Kirchtag. Da sind viele in Möselstein erst in den Morgenstunden auf dem Heimweg, derweil die Arbeiter vom Wirtschaftshof die Wurfschlangen und die Bierflaschen vom Marktplatz wegräumen. Manche stapfen bloßfüßig durch den Schnee und tanzen den Kriegstanz. Vom Kirchtag verschlungen wie ein Bierbrezen über den Hauptplatz gehen und denken, Scherben bringen Glück. Damals dachte ich, dass es immer so bleiben wird, jetzt muss ich erkennen, dass der Elan vor Mitternacht nachlässt und ich vom Heimweh gepackt werde.

Es gibt Selbstständige, die sind vom „Durchmachervirus“ befallen. Sie übersehen den Zeitpunkt wo es sinnvoll ist den Betrieb aufzugeben oder weiterzureichen. Wer die Müdigkeit vor Mitternacht unterdrückt und die Mitternachtsstunde verleugnet, hat keine andere Wahl, als durchzumachen. Es gibt Kollegen, die nicht aufhören wollen und als Selbstschutz fragen: „Was soll ich zu Hause machen“. Für diejenigen, die in Pension gehen, nur Kopfschütteln übrig haben. Ein achtzigjähriger Kaufmann hat bei einer Ehrung der Wirtschaftskammer auf die Frage: „Wann er die Absicht hat aufzuhören“, gemeint: „Jetzt, da ich weiß wo jede Schraube in meinem Geschäft zu finden ist, soll ich aufhören“?

 Finderlohn.

ZWILL:inge

Scheidet man aus dem Arbeitsprozess aus, so erlebt jeder die Wochen davor anders, dies betrifft die unselbstständigen und die selbstständigen Erwerbstätigen in gleicher Weise. Es ist die Zeit, wo man am Arbeitsplatz beginnt, die betrieblichen und die persönlichen Utensilien zu trennen. Viele Jahre konnten sie am Schreibtisch und im Büroschrank nebeneinander existieren, jetzt müssen sie fein säuberlich getrennt werden. Bei einem Selbstständigen ist dies in der aktiven Phase kaum zu unterscheiden, weil Betrieb und Privat sind eine Einheit. Es ist, als ob man Siamesische Zwillinge trennen muss. Aus medizinischen Berichten wissen wir, dass dies, je nach Art der Verwachsungen, ein schwieriger Eingriff ist. Meistens ist  nur einer lebensfähig. So ähnlich kann man die Trennung zwischen Betrieb und Privat, das Ausscheiden aus dem Betrieb, erleben. Um einen Teil lebensfähig zu erhalten, muss der andere absterben.

Ein Geistlicher hat gehört, dass ich mich aus dem Geschäftsleben zurückziehen werde und hat sich nach meinem Befinden erkundigt. Er hat bedauert, dass er  trotz seiner siebzig Jahre nicht in den Ruhestand gehen kann, da der Bischof für seine Pfarre keinen Nachfolger hat. Er ist zum Durchhalten verurteilt.

Gottespension.

AUTO:matismus

Steht man jahrelang im persönlichem Kontakt mit Kunden, so wird es im Laufe der Jahre zur Selbstverständlichkeit, dass man die Kunden begrüßt und verabschiedet, und ein paar Worte an sie richtet. Oft geschieht dies automatisch, ohne viel Nachdenken. Eine der schlimmsten Phrasen der letzten Jahre ist der Satz: „An schean Tog noch“. Er kommt den meisten Menschen gedankenlos über die Lippen und ist in ganz Österreich gebräuchlich. Egal, ob man einen Lebensmittelmarkt, ein Papiergeschäft, eine Bäckerei oder eine Trafik verlässt, nach einem Friseur- oder einem Arztbesuch, überall wird einem dieser Spruch nachgeschleudert. Dabei wird nicht unterschieden, ob jemand eine Glückwunschkarte zum Geburtstag oder ein Trauerbillett gekauft hat. Geht man öfters an der selben Regalbetreuerin im Supermarkt vorbei, dann wird man jedes mal automatisch gegrüßt, ohne das die Verkäuferin aufschaut. Dies ähnelt den Sensoren, die automatisch das Licht einschalten, sobald man an ihnen vorbeigeht.

Was sich hinter der Fassade des „schönen Tages“ verbirgt, zeigt sich in meinem Buch “An schean Tog”.