nach:haltig ll

Von einem Tag auf den Anderen kann man aus dem Pensionsparadies vertrieben werden. So passiert, als sich die Politzner Kampfkatzen Charly & Undine, in der Wohnung Revierkämpfe lieferten. Nebensächlich welche Türe man in der Wohnung öffnete, immer war man mit einer pfauchenden oder klagenden Katze konfrontiert. Oft musste ich dazwischen schreiten wenn sie aufeinander prallten, die Eine die Andere anfauchte oder zu raufen begannen. Sich erst dann trennten, wenn Charly in Panik unter das Bett oder hinter der Waschmaschine flüchtete. Undine saß unter der Wohnzimmertür und Charly unter der Badzimmertür, ich dazwischen, im Vorraum auf dem Schuhkastl, als Beobachter. Ich würde meinen als Schiedsrichter, gerade so, als wenn zwei Mannschaften beim Fußballspiel aufeinander losgehen. Katzen haben eine ungeheurere Geduld, das gegenseitige Anstarren kann sich über längere Zeit erstrecken. Keine lässt die Andere aus den Augen und selbst kann man nicht vorhersehen, wann der nächste Aggressionsausbruch kommt. Mit einer solchen Katzensitzung kann man die Rentenzeit füllen, mit der Spannung zwischen den Katzen steigt auch die eigene Anspannung.

Ein paradiesischer Vormittag war, als sich Charly und Undine nicht mehr auf Haut und Haaren streiten. Ein solcher Vormittag kann einen Wellness Tag ersetzten. Im Tagesablauf richtet sich vieles danach, was erlauben uns die Katzen, welche Freiheiten geben sie uns, soviel Freiraum steht uns dann zur Verfügung. Eine solche Lebenseinstellung wird für Menschen, die selbst keine Haustiere haben, nicht nachvollziehbar sein. Viele Aktivitäten richten sich nach dem Befinden der Katzen, vor allem wo es jetzt zwischen ihnen Probleme gibt. Zuerst müssen die Katzenprobleme geklärt werden, dann kann man die eigenen Pläne abklären. Ein bekannter Autor hat in einem Interview gesagt, dass er und seine  Frau noch immer zusammen sind, verdanken sie ihrem Dackel. Bei einer Trennung hätten sie sich nie einigen können, wem der Dackel zugesprochen wird.

Katzenhimmel

nach:haltig l

Mir kommt es vor, als wäre ich schon eine Ewigkeit in Pension. Dabei liegt mein Pensionsantritt gerade drei Jahre zurück. Unvorstellbar ist es für mich, wie es Menschen, welche schon mit fünfzig Jahren und darunter aus dem Berufsleben ausgeschieden sind schaffen, die Jahre ihrer Pension mit Mehrwert zu füllen. Nicht so zu  füllen, dass man sagt, es gibt jeden Tag etwas zu tun. Dreimal in der Woche einen Spaziergang in der Stadt mit einem abschließenden Cafehausbesuch und dabei vertieft man sich in die Tageszeitung. Ein anderer Weg ist, mit den Nordic Walkingstöcken oder mit dem Fahrrad mehrmals in der Woche die benötigte Fitness zu steigern. Solche Tage kommen mir manches Mal unerfüllt vor. Von allen Seiten bekommt man zu hören, dass man sich jetzt die Tage selbst gestalten kann. Mir ist es nicht danach nach den Mahlzeiten den Tagesablauf zu planen und Apfelmus zu essen. In meinem Leben möchte ich noch etwas Nachhaltiges machen, dass Spuren in der Gemeinschaft, im Bezirk, in meinem Leben hinterlassen. Die Öffentlichkeit soll nicht abrupt abbrechen, immer vorausgesetzt, dass die körperlichen und geistigen Fähigkeiten es erlauben. Dies kann alles bedeuten, wie täglich am Vormittag eine Stunde in einem Buch zu lesen oder einer Ö1 Konzertübertragung zuhören. Monate sind, ohne diese Möglichkeiten, verstrichen.

Wer hofft, dass der Pensionsalltag störungsfrei verläuft, wird bald durch den Alltag enttäuscht. Zum einem treten verschiedene körperliche Störungen auf, die man als lästig empfindet und von denen man gehofft hat, dass sie mit dem Beginn des Rentenalltags ein für allemal aus der Welt sind. Während des Erwerbsleben hat man sie verdrängt, mit dem Vorsatz, im Ruhestand wird Zeit sein, diese Wehwehchen auszukurieren. Jetzt habe ich das Gefühl, dass diese Wehwehchen Störenfriede sind, die mir kostbare Pensionszeit rauben, die Zeit zum Auskurieren finde ich nicht. Obwohl ich nicht erkenne, was das Wertvolle an der Zeit ist, worin das Wertvolle versteckt sein kann.

Stromstörung

aus:fahrt

In Beziehungen öffnen sich manches mal die Klüfte der Vergangenheit. Es können sich Frauen/Männer, auch wenn sie schon lange Witwen/Witwer sind, nicht aus ihren Ehekerkern, aus ihren erlebten Ehehöllen, befreien. Sie leiden noch immer unter der Strenge und Dominanz ihres wunderbaren, lieben, verstorbenen Partner. Diese Zwänge, denen sie damals ausgesetzt waren, werden sie auch durch intensives Schütteln nicht los. Eher verläuft es so, dass sie alle Männer/Frauen pauschal als Egoisten und Rechthaber bezeichnen. Auch solche die es nicht sind oder die sie gar nicht näher kennen. Oftmals bauen sie eine Wehrmauer auf, sodass kein Mann/Frau das Bedürfnis verspürt ihnen näher zutreten. Sie halten die Anwesenheit eines Mannes/Frau für eine Belastung, sie bleiben nach ihren Erfahrungen lieber unter sich. Sie öffnen ihre Gruppe auch bei geselligen Anlässen nicht für den Partner, sie sehen im Mann/Frau nur ein Ärgernis.

In einer neuen Beziehung soll der Partner/Partnerin alle Wünsche, die in einer anderen Beziehung unerfüllt geblieben sind, reichlich ausfüllen, ein Drüberpartner sein. Sie bleiben zumeist in den alten Geleisen und bringen alle schlechten Erfahrungen in die neue Beziehung ein.

Notbremsung.

weise:senior lll

Die Situation im vorhergehenden Eintrag ist ein Beispiel dafür, dass man auch im späteren Alter sein Gehirn trainieren kann, wenn man Ausdauer hat. Bei einem Gespräch anlässlich einer Firmenfeier, bei Würstel und Bier, bin ich mit anderen Besuchern in das Gespräch gekommen. Dabei hat in der Runde ein Arbeiter erwähnt, dass er seit Anfang dieses Jahres in der Altersteilzeit ist und in drei Jahren in Pension gehen kann. Er hat darüber spekuliert, ob es notwendig sein wird, für die Pension ein Hobby oder eine handwerkliche oder eine soziale Beschäftigung zu suchen? Er hat schon davon gehört, dass manche Pensionisten, vor allem Männer im Ruhestand sehr schnell körperlich und geistig abbauen, wenn sie keine Aufgabe haben und sich dem Nichtstun hingeben. Für die pensionierten Frauen ist es zumeist der Haushalt der eine Tagesstruktur vorgibt, die fehlt den Männern nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben völlig. Dahinter lauert die Gefahr der Muse, die nach ein paar Monaten  ihren Glanz verliert. Betrübt hat ihn, dass er seit dem Wechsel in die Altersteilzeit sofort um Jahre älter eingeschätzt wird. In manche Entwicklungen im Betrieb will man ihn nicht mehr einbinden, weil er sei nur mehr eine halbe Arbeitskraft und in kurzer Zeit soundso in der Rente. Etwas verbittert und enttäuscht fasste er zusammen, dass er damit wohl einen Vorgeschmack auf das bekommen hat, was ihn mit dem Rentenantritt erwarten wird. Da könnte es noch schlimmer sein.

Wie er, habe ich eine ähnliche Erfahrung gemacht. Kaum habe ich verlautet, dass ich in Pension gehen und das Geschäft übergeben werde, wurde ich sofort um einige Jahre älter eingeschätzt als es noch vor ein paar Monaten der Fall war. Schmerzlich war es für meine empfindsame Seele, als ich das Angebot für Senioren, Thermaleintritt mit Tagesteller, in Anspruch genommen habe. Auf meine Frage an die Dame an der Badekasse, ob ich den Seniorenausweis vorweisen müsste, hat diese mit einem Blick in mein Gesicht gesagt, dies sein nicht notwendig.

Gesichtskontrolle.

weise:senior ll

Vor der mündliche Prüfung zur Lehrveranstaltung „Natur und Technik“ habe ich mir Sorgen gemacht, wie werde ich es schaffen, eine Fülle von Namen, Thesen und Jahreszahlen zu merken. Die Namen der involvierten Philosophen, deren Jahresdaten und Theorien zu merken. Dafür habe ich eine eigene Lernmethode entwickelt. Den umfangreichen Stoff habe ich mit meinen gedanklichen Erweiterungen in den PC eingetippt und ausgedruckt. Mit dieser schriftlichen Hilfe habe ich in freier Rede über den Stoff geredet, wobei mich bei den Namen, den Buchveröffentlichungen und Jahreszahlen die Zusammenfassung unterstützt hat. Als nächstes habe ich auf einem Blatt Papier nur noch Namen, Datum und dazu ein Stichwort geschrieben. Mit Unterstützung dieses Blattes habe ich für mich über den Stoff referiert und zu guter Letzt ist es ein kleiner Notizzettel gewesen, mit ein paar Namen und einigen Zahlen. Zu meinem Erstaunen hatte ich mir mit dieser schriftlichen Reduktionsmethode vieles eingeprägt. Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich ein ausgeprägtes Personen- und Zahlengedächtnis habe. Dafür hatte ich wenig Interesse und habe es keinesfalls gefördert und trainiert. Beim mündlichen Prüfungsgespräch hat es wunderbar geklappt.

Schwindelzettel