pension:wann

Es gibt Beispiele, dass manche Menschen länger arbeiten,  als von Seiten der Pensionsversicherung notwendig ist. Sie gönnen sich auch im fortgeschrittenen Alter keine Ruhe. In manchen Fällen ist es die Furcht vor der Einsamkeit, weil man keinen Partner oder er/ sie vor Jahren verloren hat. So verbleibt man,  solange es möglich ist im angestammten Beruf, bis einem der Arbeitgeber in Pension schickt. Eine bessere Position, was die Verlängerung der Lebensarbeitszeit  betrifft, haben die Selbständigen. Sie können zwischen ihrem frühesten und spätesten Pensionsantritt frei wählen. Es ist ein Vorteil der Selbstständigen, dass man nicht in die Anonymität zurück muss, in die Anonymität einer Privatwohnung oder  eines Privathauses.  Erlauben es die körperlichen Kräfte kann man in der Öffentlichkeit  bleiben und so außerfamiliäre Kontakte haben, sich mit der Kundschaft auf ein Gespräch einlassen. Man hat einen strukturierten Tagesablauf, eine Aufgabe, die man nicht suchen muss, die einem zufällt.  Dieses Privileg kennt man auch in der Landwirtschaft, dass die Altbäuerin und der Altbauer sich bis zu letzt, solange die Kräfte es erlaubten, am Hof nützlich machen. So entkommt man der Nutzlosigkeit,  dass man sich nur noch als überflüssiger Esser sieht, den viele schon in das Grab wünschen. Nur eine Krankheit  zwingt einen zum Aufhören.

Hof kehren.

ein:sichten

Mit dem Alter bringt man gerne die Eigenschaften Weisheit, das Erlangen von neuen Einsichten und neuen Freiheiten in Verbindung. Eine Bewußtseinsveränderung  kann sich ergeben, wenn jemanden ein Unglück zustößt, wenn man einen Verlust erleidet oder eine Krankheit ausbricht. Plötzlich ist man in der Rolle des Geläuterten, des Lehrenden, die andere auffordern ihr Leben zu ändern. Über Dinge nachzudenken, welche nicht mit  Beruf, Erfolg, Geld und Besitztum zu tun haben. Können neue Einsichten in späteren Jahren  noch helfen sein Leben zu ändern? Oder fällt man nach einer kurzen Schock- und Einsichtphase wieder in die alten Denk- und Lebensmuster zurück? Oft ist es die ausschweifende Lebensweise, die eine Krankheit heraufbeschwört und auslöst. Das Bestreben jedes Einzelnen sollte darin liegen frühzeitig in den Alltag und in den Beruf, Einsichten und Weisheiten zu integrieren.

Manche hoffen auf den heiligen Geist, auf das Pfingstwunder und helfen dabei ein wenig nach. In der  Völkendorfer Kirche schickte der Pfarrer während der Sonntagsmesse die Kinder zu den Erwachsenen und gab ihnen den Auftrag, die Erwachsenen „anzuhauchen“ und damit den heiligen Geist zu übertragen. Mancher Kirchenbesucher zeigte sich sehr verwundert.

Komm heiliger Geist.

nutz:tier II

Der Mensch beurteilt alles was ihn umgibt aus dem Blickwinkel, welchen Nutzen es für ihn hat. Egal ob Freude oder Schmerz, wir überlegen uns, welchen Vorteil wir daraus ziehen können.  Im Innersten sind wir Menschen Nutztiere mit höherem Bewusstsein. Jeder trachtet danach, dass Andere, mit denen man in  Kontakt kommt, zum eigenen Vorteil werden. Die Wertschätzung für andere Personen erfolgt meistens aus dem Blickwinkel, welchen Gewinn werde ich vom Gegenüber für mein weiteres Leben haben.

Die Religion ist ein Gewinn für den Menschen, wenn man sie verinnerlicht und es der Seele gutgeht. Eine himmlische Perspektive kann von Nutzen sein, wenn man Sorgen und Ängste hat und sich hier im Leben nicht wohlfühlt. Die Religion ist ein Nutztier auf mythologischer und moralischer Ebene.

Den größten Gewinn erzielen wir aus dem eigenen Verhalten. Wir geben uns hilfsbereit, aber im Grunde sehen wir darin die Hoffnung, dass uns einmal geholfen wird. Wir sagen  wir lieben dich und dahinter steckt der Wunsch nach Anerkennung. So nützt jeder jeden aus. Erwarten wir für unser Leben keinen Gewinn mehr, dann fühlen wir uns nutzlos und werfen das nutzlose Leben weg. 

Nützlich sein. 

nutz:tier

Das Zillerbad in Warmbad-Villach gehörte bis zur Jahrtausendwende zu den  schönsten Freibädern in Kärnten, es wurde mit warmem Thermalwasser gespeist. Umgeben von einem großen Park war es vom Frühsommer bis in den Herbst ein gern besuchter Ort für Familien mit Kindern, aber auch für die Jugendlichen. Man hatte die Auswahl, unter einem der großen schattigen Bäume seine Decke auszubreiten und je nach Bedarf die Liegestühle in die Sonne oder in den Schatten zu stellen. Die jungen Burschen und Mädchen legten sich auf die Holzliegen rund um das Freibecken. Alle wollten etwas sehen und gesehen werden. Heute ist das Eingangstor mit einer Faserplatte verschlossen, das Drehkreuz verschoben und aus dem Betonboden des Schwimmbeckens wachsen Gräser und Sträucher. Die Türen und die Fenster zu den Duschen und Umkleidekabinen sind ausgehängt. Das Bad träumt von einem Entdecker.

In der Nähe weiden auf einer Wiese die Pferde vom nahegelegenen Pferdestall, Reitpferde, keine Nutztiere. Sie bereiten jenen Freude und Trost, welche ein paar Stunden bei ihnen verbringen. Auf der anderen Seite der Bundesstraße weiden Kühe und Schafe. Kühe, die in den Augen der Meisten von uns einen wirtschaftlichen Nutzen bringen. Die Milch wird zu verschiedenen Lebensmittel verarbeitet, dann die Verwertung des Fleisches und aus der Kuhhaut wird Leder gegerbt. Als Menschen „grasen“ wir nicht die Wiesen, sondern die Geschäfte in dem Shoppingcenter ab.

B100

hoch:montafon II

Ein anderes Beispiel für ein langes Berufsleben, man könnte sagen, für eine zweite Berufskarriere ist der örtliche Schneidermeister im Hochmontafon. Manche sagen mit Zufriedenheit, dass sie mit Erreichung des sechzigsten Lebensjahrs seit vierzig Jahren selbstständig waren. Die „neuen alten Selbständigen“ sind oft über sechzig Jahre selbstständig, wo Andere schon lange in Pension sind. Der Schneidermeister sitzt am einzig freien Platz in der Werkstätte über die Nähmaschine gebeugt. Alle Maschinen werden von einem zentralen Motor, mit Keilriemen, betrieben. Was sich wo, unter den vielen Modezeitschriften,  den Zuschnitten und Schnittmuster aus Packpapier verbirgt, weiß nur er. Bis zur Decke sind die Regale mit Stoffen, Schnittmuster, Knöpfen, Schnallen und Bänder angefüllt. Von der Decke hängen zwei halbfertige Blusen und Sakkos auf den Kleiderbügeln. Er erzählt, dass er nicht  wüsste,  wie er zu Hause seine Zeit verbringen soll. Er ist Witwer, da kommt er lieber täglich, auch sonntags,  in seine Werkstätte. Manchmal werfen Touristen einen ungläubigen Blick durch das Fenster und denken dabei  an die Geschichte vom tapferen Schneiderlein. Ich denke an den Avemichlschneider der mir,  für die Sonntage im Internat, einen Kärntner Anzug geschneidert hat.  Die  Kleiderproben fanden nach dem Kirchgang statt. Den Anzug habe ich, trotz der Wachstumsphase in der Kindheit, vier Jahre lang getragen. Jeweils in den großen Schulferien wurde der Anzug zum Erweitern und Verlängern zum Avemichlschneider gebracht. Damals haben die Schneider mit dem Stoff nicht gespart und überall „Reserven“ eingebaut, sodass man mehrmals Erweitern und Verlängern konnte.

Hochwasser.