oster : frieden

Vor dem Blumengeschäft standen die Menschen bis auf den Gehsteig und nur wenn ein Kunde das Geschäft verließ, konnte ein anderer eintreten. Dazu ist zu bemerken, dass es ein kleiner Laden ist, aber mit tollen Blumenkreationen aufwartet, sowie mit einer kompetenten und freundlichen Beratung.  Dieses Anstellen erinnerte mich an meine Anfänge als Papierhändler. Ich begann mit einer Verkaufsfläche von ca. 20 m2, der Platz für die Kunden betrug  gerade 4 m2. Damals ist es auch vorgekommen, dass an stärkeren Verkaufstagen die Leute vor dem Geschäft warten mussten. Ich ging weiter zum nächsten Blumenhändler um die Ecke und die dortige Auswahl an Gartenblumen entsprach meinen Kaufabsichten. Viele Gartenblumen hatten sie in Vasen, Schalen und kleinen Weidenkörben bereits zum Verkauf vorbereitet. Zusätzlich fertige Blumensträuße und Gestecke. Ich wurde bald fündig und reihte mich vor der Kassa ein. Zu den Blumenkörbchen brauchte ich noch einen Blumenstrauß und wendete mich an die Verkäuferin. Ich hatte keinen bestimmten Blumenwunsch und sagte, ich überlasse die Zusammenstellung des Blumenstraußes ihrem Geschmack. Nachdem die Verkäuferin, die sich später als Floristin bezeichnete, einige Blumen in die Hand genommen hatte, meldete sich die Dame hinter mir zu Wort. Sie äußerte sich gegenüber der Verkäuferin, dass die Farben der Blumen auf keinen Fall zusammen passen würden. Diese Farbzusammenstellung sei total unharmonisch. Die Floristin fühlte sich in ihrer Berufsehre gekränkt und konterte, dass sie eine zwanzigjährige Berufserfahrung hätte. Die Dame solle sich in ihre Arbeit nicht einmischen, dies sei ihr in ihrem Verkäuferdasein noch nicht vorgekommen. Es war eindeutig zu bemerken, dass sowohl die Verkäuferin und die Kassiererin, wie auch die wartenden Kunden und Kundinnen unter Stress litten und ungeduldig waren. Die Dame erwiderte, dass sie sehr wohl etwas von Farben verstehen würde, sie sei nämlich Malerin und habe ein Gefühl für Farbzusammenstellungen.

Ich versuchte zwischen den beiden Damen zu vermitteln und bemerkte, dass ein Blumenstrauß es nicht wert ist, dass man sich in die Haare gerät. Noch dazu feiern wir morgen das Osterfest, wo Jesus sagt, der Friede sei mit euch. Gerade in der Osterzeit wird man immer wieder aufgefordert für den Frieden in der Welt zu beten und jeder Friede beginnt im Kleinen. Die anderen Kunden reagierten auf meine Versuche den Streit zu schlichten und den Verweis auf Ostern mit Schmunzeln.

Die beiden Frauen ließen in ihrer Auseinandersetzung nicht ab, bis die Malerin das Blumengeschäft verließ. Die Verkäuferin rief ihr noch nach, dass sie kein Bild von ihr kaufen möchte, da sie sich vorstellen könne, wie sie malen würde. Der Blumenstrauß ist bei der  Empfängerin gut angekommen, auch die farbliche Zusammenstellung. Der Strauß entspreche dem derzeitigen Trend, wo die unterschiedlichsten Farben kombiniert werden.

Osterfriede.

oster:jause

Wer sich am späten  Vormittag des Karsamstags in die Drau Stadt begibt um einige Besorgungen für das Osterwochenende zu  machen, darf sich nicht wundern, dass in fast allen Geschäften viele Kunden sind. Bei den Frequenzbringern, wie Apotheke, Lebensmittelmarkt, Blumenhandlung und Konditorei haben sich die Leute bei der Kassa angestellt um ihre Waren zu bezahlen. Verstärkt wurde diese Situation dadurch, dass in Kärnten und sonst in keinem anderen Bundesland in Österreich, die Geschäfte am Karsamstag ab 14 Uhr geschlossen halten. Damit hat der Karsamstag in Kärnten, von den Geschäftsöffnungszeiten betrachtet denselben Stellenwert wie der 24. Dezember, der Heilige Abend. Dafür gibt es ein Abkommen zwischen Wirtschaft, Arbeiterkammer und katholischer Kirche. Der Grund dafür ist, dass in Kärnten am Nachmittag in den Kirchen und Kapellen die Speisensegnung stattfindet, im Volksmund wird sie Fleischweihe genannt. Diesen Brauch gibt es in Österreich  nur in Kärnten. Dabei werden im „Weih Korb“, es ist zumeist ein geflochtener Einkaufskorb,  Schinken, Haus Würste, Eier, gekochter Speck, Rippalan und Kren hineingegeben und zur Segnung durch den Pfarrer in die Kirche gebracht. Dieser Brauch hat bei den Menschen einen so hohen Stellenwert, dass sich auch die großen Handelskonzerne bereit erklärt haben, die Geschäfte am Ostersamstagnachmittag geschlossen zu halten. So ist es nicht verwunderlich, dass die Hektik in den Geschäften an diesem Vormittag besonders groß war. Dazu legte der neuerliche Wintereinbruch eine Pause ein und der Himmel hatte sich etwas aufgelockert, bevor es in der Nacht auf den Ostersonntag wieder Schnee geben soll.  

In der Apotheke am Oberen Hauptplatz hatte man aus dem Kundenandrang zu schließen den Eindruck, als erreicht die Grippewelle zu diesem Wochenende ihren Höhepunkt. Zudem gibt es die Situation, dass gerade vor den Feiertagen dieses und jenes Medikament zu Ende geht oder jemand in der Familie ist plötzlich erkrankt. Ich versuche Apotheken und Ärztewartezimmer in Grippezeiten zu meiden, weil meinem Gefühl nach herrscht in diesen Räumen ein Luftgemisch aus Viren und Bakterien. Nicht alles Unangenehme ist im Leben vermeidbar.

Im Lebensmittelmarkt zeigte sich ein ähnliches Bild, dort scharrten sich die Leute um die Fleisch- und die Gemüseabteilung  und dem Aufsteller mit den letzten Schokoladeosterhasen und  – Eier. Ein Teil der Kunden war mit Handy und Einkaufswagen unterwegs, es wurden  Termine für die Zeit nach dem Einkauf ausgemacht. Einige holten sich per Telefon Ratschläge, welches Fleisch und Gemüse es für den Ostersonntag sein soll. In Österreich ist gerade eine Verordnung in Kraftgetreten, welche beim Radfahren das Telefonieren mit dem Handy verbietet.  Zum Anderem schafft es die Exekutive nicht, das Handytelefonieren beim Autofahren zu kontrollieren. Manches Mal habe ich das Gefühl, dass dadurch gefährliche Situationen für alle entstehen, wenn während des Abbiegens auf einer Kreuzung oder beim Überholen am Handy telefoniert wird. Vielleicht ringt man sich in Österreich zu einem ähnlichen Gesetz durch wie in Italien, wo das Telefonieren mit dem Handy in Cafés und Restaurant, sowie in Supermärkten verboten ist. Die Strafgelder bei der Überschreitung dieser Vorschriften könnte der österreichische Staat gut brauchen.

In der Konditorei drängeln die Schokoladehasen und -hennen, die verschiedenen Sorten von Oster Pralinen und Schokoladeeier rund um den Eingang und lassen niemanden vorbei, ohne etwas mitzunehmen. So steuerte alles auf Mittag zu und die Kinder erfreuten sich am Bummelzug und dem Ringelspiel, welche das Stadtgartenbauamt liebevoll auf dem Rathausplatz eingepflanzt haben. An diesem Vormittag war alles mit einer dünnen Schneedecke an gezuckert. Dieses Jahr werden die Osterhasen auf Skiern oder auf dem Schlitten unterwegs sein um den Kindern die Geschenke zu bringen, geradeso wie das Christkind. War dies gegen meine Aufgeklärtheit gerichtet, dass mir am Abend des Gründonnerstags bei der Heimfahrt vor der Wohnung ein Hase über den Weg gelaufen ist.

Nicht vergessen, Blumenstrauß.

zahn:reise

Unsere Zähne funktionieren wie ein Zahnradgetriebe, wo ein Zahn in den Anderen eingreift. Solange alles funktioniert ist man zufrieden, die Zähne werden geschmiert, gereinigt und geputzt. Schmerzhaft wird es, wenn es im Zahnradgetriebe zu knirschen anfängt. In der zweiten Lebenshälfte haben die wenigsten Menschen noch alle eigenen Zähne. Das Zahnfleisch schwindet, man fragt sich wohin? Manche besuchen den Zahnarzt wegen der Optik, die meisten kommen zum jährlichen Pflichttermin. Man hört sich in der Verwandtschaft um, welche Erfahrungen andere mit den Zahnärzten gemacht haben. Man befindet sich auf einer Zahnreise, von einem Zahnarzt zum Nächsten, bis man den passenden Zahnarzt oder Zahnärztin gefunden hat. Im Umgang mit den Patienten, in der Art der Behandlung, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vieles geändert.

Meine langjährige Zahnärztin hat die Patienten liebe- und respektvoll behandelt. Fragwürdig habe ich die Art und Weise der Sprechstundenhilfe gefunden, die in der Anmeldung hinter einer Glasscheibe saß. Ist ein Patient in das Wartezimmer eingetreten, hat sie die Glasscheibe zur Seite geschoben und sich nach den Beschwerden erkundigt. Man musste der Sprechstundenhilfe den Mund öffnen und zeigen, wo die Beschwerden sind. Dabei musste man sich bücken und sie hat mit einem Finger in den Mund gegriffen.

An einem Gründonnerstag habe ich Zahnschmerzen bekommen und da die Schmerzen stärker geworden sind, bin ich am Karfreitag zur Zahnärztin gefahren. Die Ordination war geschlossen. Daraufhin habe ich bei den Zahnärzten in der Umgebung angerufen, aber niemanden erreicht. Ich erinnerte mich an einen Zahnarzt in der Bezirksstadt, bei dem ich einmal einen Kontrolltermin hatte. Diesen wollte ich aufsuchen, als ich in der Stadt ankam, war es Mittag. An der Ordinationstür klebte ein Zettel, dass die Ordination verlegt wurde, sie befand sich jetzt in nächster Nähe. Seine Tochter führte die Praxis fort, die neuen Ordinationsräume waren hell und angenehm. Inzwischen war es zwölf Uhr und ich hatte keinen vorgemerkten Termin. Wo viele Ärzte schon an das Osterwochenende denken, machte sie eine Röntgenaufnahme und führte eine Wurzelbehandlung durch. Der Zahn war danach schmerzfrei. Sie machte mir den Vorschlag, dass ich nach den Feiertagen die Fertigstellung der Behandlung bei meiner Zahnärztin durchführen könnte. Ich bin ihr als neuer Patient geblieben.

Zahnradgetriebe.

Osterbilder kostenlos Bild 06

 

ALLEN BESUCHERN/INNEN FRIEDLICHE UND SCHMERZFREIE OSTERN !

nächsten:liebe

In der Verwandtschaft, in der Gemeinschaft, im Ort, gibt es immer wieder die Diskussion darüber, wer ist mein Nächster. In einer Partnerschaft kann es dazu kommen, dass, zeigt man für den Nächsten zu viel Aufmerksamkeit, dies vom Partner falsch verstanden wird. Die Vorstellung, dass man nur für einen Menschen Interesse zeigt, ist eine Einengung der menschlichen Möglichkeiten. Nützen wir die Möglichkeiten, sich für die Arbeit und das Schaffen eines Nächsten zu interessieren, ihm zuzuhören und Fragen zu stellen. Warten wir nicht  darauf, dass man uns zuhört, dass man uns Fragen stellt. Wie weit darf die Nächstenliebe gehen? Geht man zu sehr auf Distanz, dann sieht man im nächsten Menschen nur ein Objekt, eine Ware. Man schätzt, was ist diese Ware wert oder wie viel Kosten wird dieses Objekt verursachen. Der Mensch als Kostenfaktor der Gesellschaft. Leben zwischen Offenheit und Verschlossenheit.

Liebe deinen Nächsten.       

foto:termin

Zum Fototermin sind alle „Drei“ pünktlich, es gibt keine Steigerung. Um Punkt fünfzehn Uhr meldet sich die funkgesteuerte Kirchturmuhr der Nikolaikirche zu Wort, der Mittagskogel ist zur Stelle und der Fotograf drückt auf den Auslöser. Das Versprechen, die Zeit betreffend ist eingelöst. Kann man von Fotografie sprechen, wenn immer wieder Fotos mit denselben Einstellungen und am selben Standort gemacht werden? Wie ist es mit der Wahrheit, der Suche nach der Wahrhaftigkeit?

Zuvor bin ich über den Villacher Hauptplatz spaziert, ich wollte nicht zu früh und nicht zu spät auf der Draubrücke sein, gerade im rechten Augenblick. Es ist ein Vorfrühlingstag, mit Temperaturen über zehn Grad. In den Gesichtern der bummelnden Menschen ist etwas aufgebrochen, der Sonnenschein hat bei vielen die Stimmungslage verändert. Vor den Cafés stehen Stühle und die Leute genießen es, den ersten Cappuccino im Freien zu trinken. Der Hauptplatz ist von Verkaufsbuden und  Dekorationen aller Art leergeräumt und als Platz erkennbar. Ein Zeichen für das Kommen einer neuen Jahreszeit ist, dass die Kinder herumtollen und bei einem Kinderwagen liegen im Einkaufskorb die ersten Schokoladeosterhasen. Ich bin etwas vor drei Uhr auf der Draubrücke und beim Warten auf den Fototermin verkürzt sich meine Zeitwahrnehmung. Eine andere Wahrnehmung wird die Oma haben, die mit dem Kinderwagen über die Brücke fährt. Sie wird hoffen, dass die Zeit sich dehnt, dass das Omaglück lange dauern wird. Für Andere, welche über die Brücke eilen und noch in einem Geschäft etwas besorgen wollen, wird die Zeit schneller vergehen. Auch für das Paar, welches sich auf der Brücke küsst. Anders beim Mädchen, welches gerade am Handy telefoniert und eine Einladung für den Abend erhält. So lange noch bis zum Abend. Die Zeitwahrnehmung des Radfahrers, der Richtung Bahnhof fährt ist eine andere, als denjenigen, der mit quietschenden Autoreifen von der Nikolaigasse in die Bahnhofstraße einfährt.

Wir  rennen der Zeit immer hinterher, wie wir der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit immer hinterherhinken. Wir wollen von der Zukunft alles wissen.

Tagebuch.