GLÜCKS.bringer II

Mit dem Jahreswechsel sind verschiedene Rituale, Feiern und Bräuche verbunden. Dazu gehört das Verschenken von Glücksbringern, wobei die Vielfalt so überwältigend ist, dass einem die Auswahl schwer fällt. Dabei gibt es auch heute noch  Standardsymbole wie Schwein, Vierklee, Rauchfangkehrer und Glückskäfer. Oder gehört man zu den „Glückspilzen“, egal ob man diesen aus Kunststoff, aus Marzipan oder Schokolade erhält. Die Materialien haben sich gewandelt, gab es früher hauptsächlich Gummischweine, so gibt es diese jetzt auch in Porzellan, Glas, Messing und Schokolade. Oft werden neue Kombinationen versucht, wie Glücksschweine mit Lottokugeln, da in Österreich das Lotto 6 aus 45 ein Renner ist.  Hat man im alten Jahr viel Geld bei 6 aus 45 verloren, so hofft man, dass man  im Neuen Jahr etwas zurückgewinnen kann. Gab es in den siebziger und achtziger Jahren nur in ausgewählten Geschäften eine größere Auswahl an Glücksbringern, so wird man jetzt vom Angebot erdrückt. Egal bei wem man  schaut, ob Papierhandlung, Drogerie, Bäckerei und Supermarkt, überall stehen oft ein ganzes Heer von Glücksbringern. Sie überfallen einen, greifen einen an, keiner kann dem Glück entkommen. Die wenigsten wissen, wenn sie dieser Fülle von Glücksbringer gegenüberstehen, was für sie Glück bedeutet, wo sie Glück empfinden und wann sie glücklich sind. 

Glücklich gelandet.  

ALLEN GLÜCKLICHEN und besonders den UNKLÜCKLICHEN ein

GLÜCKLICHES NEUES JAHR !

 

GLÜCKS:bringer

Das Unterhaltungsangebot in den Medien wie Radio, Fernsehen oder Kino ist gerade zum bevorstehenden Jahreswechsel  groß. Darunter befinden sich auch klassische sowie komische Filme, wie Dick und Doof, Hardy und Laurel oder der Silvesterklassiker „Dinner vor wann“ . Für das jüngere Publikum sendet man den Silvesterstadel, Musikshow und erotische Filme, um in den letzten Tagen richtig einzuheizen. Liebeskomödien und romantische Komödien zielen auf ein älteres Publikum. Niemand kann heute sagen, ab wann man alt ist,  alt sind immer die Anderen. Entschließt man sich dem Seniorenbund beizutreten, um sich mit Gleichaltrigen zu unterhalten, dann ist das Wort alt erlaubt. Ansonsten, ob bei einer Weihnachtsfeier, einer Geburtstagsfeier, bei einer Busreise oder im Urlaub, man gehört nicht zu den Alten. Alt sind jene die nicht dabei sind, jene in der Geriatrie oder in einem Pflegeheim.  Es passt zum Jahreswechsel, als Blick in die Zukunft, dass es Filme gibt, die sich mit dem Verliebtsein im Alter beschäftigen. Die den Ausbruch aus der Oma- und Oparolle sowie dem Familienverbund zeigen und sich dem Sex ab achtzig zuwenden. Vor zwanzig Jahren hat man über den Sex von Sechzigjährigen geschwiegen, ihn verheimlicht und verleugnet. Innerhalb der letzten Jahre hat man die sexuelle Revolution auf über achtzig Jahre verschoben. Heute erlebt man das Alter von siebzig oder achtzig Jahren als etwas Selbstverständlichem. Alt ist man erst mit neunzig, wobei man hofft,  dass man zu denen gehört, die den Hunderter erleben werden. Es gleicht dem Strassenverkehr, wo bei einem Autounfall  immer die Anderen beteiligt sind, wenn aus der Nachbarschaft jemand mit dreiundvierzig oder mit siebenundfünfzig Jahren stirbt.

Über einige Jahrzehnte habe ich unsere Familie und Verwandtschaft für unsterblich gehalten, weil die Tanten und Onkel bereits tot waren und dann ist lange niemand gestorben. Bis der Tod engere Verwandte getroffen hat und ich zur Kenntnis nehmen musste, dass wir alle sterblich sind. Dies war eine schmerzliche Erfahrung, die bis zum heutigen Tag weh tut, wahrscheinlich bis zu meinem eigenen Tod.

Tod wo ist dein Stachel. 

ES:begab sich II

Mitten im Weihnachtstrubel  kommt mir plötzlich der Gedanke, dass  Weihnachten eine  Bedeutung für den Ursprung des Geschäftes hat. Jetzt, wo die meisten Überlegungen nicht mehr im Hier und Jetzt sind, sondern sich damit beschäftigen, was im Rahmen einer Geschäftsübergabe oder Geschäftsschließung zu tun ist, fallen mir die ersten Schritte zur Geschäftsgründung ein. In der Adventzeit des Jahres 1971 gibt es ein Inserat in der  “Volkszeitung”, Tageszeitung für Kärnten und Osttirol, dass in Arnoldstein ein Papiergeschäft verpachtet wird. Da ich berufstätig bin und über kein Auto verfüge, wird  die Besichtigung des Geschäftes für den Heiligen Abend geplant, an dem Tag steht ein VW- Käfer zur Verfügung. Den ersten Eindruck vom Ort prägen die Tankstellen und die Geschäfte entlang der Bundestrasse. Rechts und links von der Straße türmen sich meterhohe Schneemassen. Das Geschäft, welches zur Verpachtung ausgeschrieben ist, ist ein Kiosk. Es ist ein Zubau zu einem Wohnhaus und von der Straße zurückgesetzt. Der Kiosk hat ein Schaufenster, die Eingangstür und die Stellagen, welche vom Boden bis zu der Decke reichen, sind allesamt aus Holz. Dem Holz sieht man die Jahre an. Nach der Besichtigung werden der Chauffeur und ich vom Besitzer zu einem Glas Wein eingeladen. Am Nachmittag treten wir die Heimfahrt über die tief verschneite Windische Höhe an. Die Straße ist vereist, kurvig und nur einspurig zu befahren. Es beginnt zu dämmern und auf der Fahrt durch die Dörfer sehen wir schon manchen Christbaum brennen. Zur abendlichen Stallarbeit, Kühe füttern und melken, sind wir wieder zu Hause. Danach gibt es die Bescherung. Das Christkind hat mir einen lebenslangen Arbeitsplatz beschert. Damit verbunden sind schöne Erinnerungen, auch Probleme und Lebensgeschichten die mir  beim Verkaufen erzählt wurden.

Die Hände lassen sich nicht mehr kontrollieren, immer wieder beginnen sie zu zittern und vieles vergisst sie sofort. Vor einer Woche  ist sie von München in die neue Wohnung, in die Nähe der Enkel, übersiedelt. Sie hofft, dass sie hier bleiben kann. Es ist noch nicht so lange her, da wurde sie aus der DDR ausgewiesen. Sie konnte nur mitnehmen was sie am Körper trug. Nach einem Besuch beim Bruder in München, im Westen,  wurde sie als nicht verlässlich eingestuft. Ohne, dass sie es ahnte wurde sie von der eigenen Familie bespitzelt. “Habe ich die Wolle schon eingepackt oder nicht. Es sind wohl die Strapazen der Übersiedelung, die mich vergesslich und zittern machen. Die Bespitzelungen in der DDR, nein, die liegen ja schon einige Zeit zurück.”

Allen meinen Freunden und Leser meines „Schlaglochs“ zufriedene Weihnachten

 

ES:begab sich

Im Leben gibt es komische und paradoxe Momente der Erinnerung. Vierzig Jahre lang hat man mit Fleiß und Einsatz einen Handelsbetrieb geführt, trotz der mächtigen Konkurrenz durch die Einkaufszentren in der nahegelegenen Stadt. Die EKZ sind innerhalb einer halben Stunde erreichbar und die Mobilität ist hoch. Trotz verschiedener Erweiterungen ist es nicht möglich gewesen nur annähernd die Verkaufsfläche eines Supermarktes zu erreichen. Soweit es sinnvoll war hat man die neuesten Trends im Papier- und Spielwarenbereich angeboten, so wie es die Kundenfrequenz erlaubt hat.

Besucht man Mitte Oktober ein Möbelhaus, so verirrt man sich in einem Wald von geschmückten Christbäumen und die Fläche auf der Christbaumschmuck und Weihnachtsdekoration angeboten wird, übertrifft die gesamte eigene Geschäftsfläche. Selbst bietet man in einer Drahtschütte das ganze Weihnachtssortiment an. Man versucht „zu erraten“, was von den Kunden gewünscht wird und auch, was sie bei ihrem Einkauf in der Stadt vergessen könnten. Artikel, von denen sie eine Stunde vor der Bescherung am Heiligen Abend feststellen, dass er ihnen fehlt.

Wir befinden uns  mittendrin in der Vorweihnachtszeit und man versucht zu erspüren was gebraucht wird.  Dieses Jahr will man die Auswahl sparsamer treffen, es könnte für den Handelsbetrieb der letzte Advent sein. Es ist möglich, dass im nächsten Jahr ein Nachfolger  tätig ist oder das Geschäft wegen Pensionierung geschlossen wird. Noch einmal versucht man ein ausgesuchtes Sortiment zu bieten, egal in welchen Bereich. Bei jedem verkauften Spiel oder Buch, welches als Geschenk unter dem Christbaum liegen wird, freut man sich mit dem Beschenkten. Gerade so, als würde es einem selbst geschenkt.

Freude bereiten. 

WEICHEN:stellen

Es ist einige Jahrzehnte her, dass bei den Buben der Beruf des Lockführers zu den Traumberufen gezählt hat. Je nach den finanziellen Möglichkeiten der Eltern gab es in den Kinderzimmern Größere oder Kleinere, Batterie- oder Elektrisch betriebene Eisenbahnanlagen. Fast kein Bub ist ohne Eisenbahn aufgewachsen, sie war ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. War es eine größere Anlage, der Bub noch  im Vorschulalter, dann hat der Vater die Eisenbahn  zwei oder drei Tage vor dem Heiligen Abend in einem absperrbaren Zimmer, aufgebaut. In meiner Kindheit sollte bei einem Nachbarn die Eisenbahnanlage die Weihnachtsüberraschung für den Sohn sein. Der Vater, der im Heraklithwerk beschäftigt war, baute die Anlage einige Tage vor dem Weihnachtsabend auf. Am Vorabend wurde er auf dem Heimweg von der Nachmittagsschicht, es war bereits dunkel, von einem Auto erfasst und getötet. Damals wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt und abends sind die Nachbarn gekommen um für den Verstorbenen zu beten. Wir Kinder haben uns  im Nebenzimmer getroffen, wo wir mit dem Sohn des Verstorbenen mit der Eisenbahn gespielt haben.

Heute haben die Kinder andere Traumberufe, sie spielen mit elektronischen Spielen, am Gameboy und am Laptop. Die Berufswünsche betreffen die Bereiche Netzwerktechnik und Softwareentwicklung.

Da fährt die Eisenbahn drüber.