BE.steck

Besucht man ein Speiselokal so findet man meistens einige Tische mit Tischschmuck, gefalteten Servietten, Pfeffer und Salz, sowie Messer und Gabel, frisch gedeckt. In den Gastwirtschaften wird zwischen der Gaststube, wo sich der Stammgast zu einem Glas Bier niedersetzt und dem Speisesaal, wo sich die Gäste zum Mittagessen hinsetzen, unterschieden. In Kärnten wird es immer mehr üblich, dass man in der Tür zum Speisesaal stehen bleibt und sich vom Servierpersonal einen Tisch zuweisen lässt. In Oberitalien ist dies seit Jahrzehnten der Fall und es erregt den Unwillen des Personal, wenn man selbst einen Tisch auswählt. Von den meisten Gästen wird nach dem Platznehmen neben dem Besteck das Handy gelegt. Der gedeckte Tisch ist erst komplett, wenn das Handy neben der Serviette liegt. Es ist ungewöhnlich, wenn bei einem Tisch kein Handy liegt und beim Essen nicht zwischendurch ein Blick auf das Handy gemacht wird. Was werden die übrigen Gäste denken, wenn man zu viert eine Stunde lang im Speisesaal sitzt und bei niemanden am Tisch hat das Handy geklingelt? 

Bei der Benützung der Handys gibt es  zwischen den verschiedenen Bevölkerungsschichten Unterschiede, auch zwischen Österreichern und Italienern. Die Italiener telefonieren häufiger, da sie gesprächiger sind als die Österreicher. Dies konnte man  früher am Badestrand oder in einem Schwimmbad beobachten, jetzt setzt sich dies bei den modernen Kommunikationsmitteln fort.

Plaudertasche.

TAGES:teller

Wer keine Wahl hat als zu Mittag in einer Kantine oder in einer Gastwirtschaft, in der Form eines Aboessen, zu speisen, kennt dafür die unterschiedlichsten Ausdrücke. Die Mittagsmenüs werden in Form eines Menüplan für eine Woche als Tagesgericht, Tageshit oder als Tagesteller angeboten. Von vielen Restaurant findet man den Menüplan für eine Woche im Internet. In meiner Internatszeit hing neben der Eingangstür zum Speisesaal, der ein renovierter Pferdestall war, ein Speiseplan. An einem Tisch saßen zwölf Zöglinge, nach Klassen gestaffelt und in alphabetischer Reihenfolge. Der Suppentopf, die Salatschüssel, der Beilagenteller und der Fleischteller wurden von einem Zögling zum Nächsten gereicht und jeder konnte sich bedienen. Zuerst bediente sich der Tischsenior. Bei den zwei Letzten konnte es vorkommen, dass nur mehr wenig am Teller lag.

Heute fällt mir die Kombination von Café und Restaurant auf. Die ursprünglich als Café geführten Lokale wollen zu Mittag bei den Hungrigen mitnaschen. Cafézeit ist am Vormittag und  wieder am Nachmittag. Meistens gibt es in den sogenannten “Kombilokalen” einen Tagesteller, die Hauptspeise wahlweise mit Suppe oder mit Salat. Um die Mittagszeit kreuzen sich die Cappuccinotrinker mit den Tagestelleresser. Der Duft des Cappuccino vermischt sich mit den Gerüchen der Krautrollade. Das Lesen einer Tageszeitung, damit meine ich nicht die Kleinformate aus Österreich, sondern die überregionalen Zeitungen aus Deutschland und der Schweiz, ist meistens aus Platzgründen nicht mehr möglich. Für den Tagestelleresser kommt nur ein Kleinformat in Frage. Zwischen dem Verzehr von zwei Kartoffeln lässt sich eine Überschrift gut lesen.

Frau Oberin bitte zahlen.

FEST:mahl

Das Gleichnis in der Bibel von den fünf törichten und den fünf klugen Jungfrauen ist auch heute noch aktuell. Wer nicht genau Bescheid weis, dem wird es hier in einer kurzen Version erzählt: „Zehn Jungfrauen warten auf einen Bräutigam, es wird  Abend und keine von ihnen weis, wann der Bräutigam kommen wird. Alle haben sie eine Öllampe bei sich. Nach Mitternacht heißt es plötzlich, der Bräutigam kommt, wir wollen ihm entgegen gehen. Da stellen fünf Jungfrauen fest, dass das Öl in ihren Lampen zur Neige geht und sie keine Ölreserve bei sich haben. Dies sind die törichten Jungfrauen. Die klugen Jungfrauen haben Reserveöl  dabei, weigern sich aber, es mit ihnen zu teilen, dann hätten sie selbst zu wenig. So müssen die törichten Jungfrauen umkehren um Öl zukaufen und werden damit vom Festmahl mit dem Bräutigam ausgeschlossen.“

Man könnte annehmen, dass dies als Vorlage für die TV-Sendung Bauer sucht Frau gedient hat. Dabei wurde das Verhältnis zwischen Bräutigam und Jungfrauen dem heutigen Verständnis angepasst, der Bauer hat die Möglichkeit zwischen zwei Frauen zu wählen.  

Ähnliches passiert uns heute, wenn wir mit Laptop, Handy und Digitalkamera, unterwegs sind. Beim Besuch eines Maskenumzuges, einer Schiffsregatta oder bei einer Rundreise durch verschiedene Städte, immer versucht man mit der Digitalkamera schöne Augenblicke festzuhalten. Plötzlich stellt man fest, dass das Öl zur Neige geht, in diesem Fall geht der Akku zur Neige. Dies bedeutet, das Fotos von einer  einmaligen Gelegenheit nicht gemacht werden können, weil das Aufladegerät zu Hause vergessen wurde. So zählt man zu den törichten Jungfrauen. Für manche ist es selbstverständlich, dass sie beim Verreisen zuallererst die nötigen Ladegeräte und Netzkabel einpacken. Wer will schon das Festmahl mit dem Bräutigam versäumen.

Akkuladegerät.

AUTO:matismus

Im Berufsleben, mit persönlichen Kontakt zu den Kunden, wird es im Laufe der Jahre zur Selbstverständlichkeit, dass man die Kunden begrüßt,verabschiedet und ein paar Worte an sie richtet. Oft geschieht dies automatisch, ohne viel Nachdenken. Eine der unangenehmsten Phrasen der letzten Jahre ist der Satz: „An schean Tog noch“. Er kommt den meisten Menschen gedankenlos über die Lippen und ist in ganz Österreich zu hören. Egal, ob man einen Lebensmittelmarkt, eine Bäckerei, eine Trafik oder ein Papiergeschäft verlässt, nach einem Friseur- oder einem Arztbesuch, überall wird einem dieser Spruch nachgeschleudert. Dabei wird nicht unterschieden, ob jemand eine Glückwunschkarte zum Geburtstag oder ein Trauerbillett gekauft hat. Geht man im Supermarkt öfters an der selben Regalbetreuerin vorbei, dann wird man jedes mal automatisch gegrüßt, ohne das die Dame aufschaut. Dies ähnelt den Sensoren, die automatisch das Licht einschalten, sobald man an ihnen vorbeigeht.

Damit die Leute für einen Moment innehalten und lesen können, was sich hinter der Fassade des „schönen Tages“ verbirgt, habe ich mein erstes Buch „An schean Tog“ genannt.

auto:fahren

Die Einstellung dazu, wer wie lange ohne Nachprüfung mit dem Auto fahren darf, hängt wesentlich vom eigenen Alter ab. Es gibt Führerscheinneulinge welche der festen Meinung sind, dass jeder über dreißig einen Tauglichkeitstest machen sollte, ob er so gesund ist, dass er unfallfrei und ohne Gefahr für den die anderen Verkehrsteilnehmer unterwegs sein kann. Dabei ignorieren sie, dass die meisten Unfälle Fahranfänger verursachen, weil sie bewusst oder unbewusst ihr Fahrkönnen unterschätzen. Verkehrserfahrung hat etwas mit Zeit zu tun. Da schneiden vierzigjährige besser ab. Für die Verkehrsteilnehmer ab fünfzig klingen die Vorbehalte der Dreißigjährigen so, als müsste man bei ihnen den Führerschein einziehen oder jedem Fünfzigjährigen einen Beifahrer beistellen. Je älter man wird, umso weiter schiebt man das Alter für einen neuerlichen Fahrsicherheitstest hinaus. Bist du sechzig, sagst du ab siebzig, bist du siebzig sagst du ab achtzig. Von mir kann ich sagen, dass ich so gut wie möglich versuche vorausschauend zu fahren. Auf eventuelle Missstände, die auf mich im Verkehr zukommen, vorausschauend zu reagieren. Ist es absehbar, dass es zu einer Verlangsamung des Fließverkehrs kommt, schon früher als unbedingt notwendig das Tempo zu reduzieren und nicht mit Vollgas auf die trödelnde Verkehrsschlange drauflosfahren.

Die Manie des kurzfristigen Reagieren, des abrupten Bremens befällt auch schon Autofahrer unter fünfzig und beschwört Gefahren für die Nachkommenden herauf. Sehr schnell ist man mit der Meinung bei der Hand, liest man von einem Verkehrsunfall in den ein Siebzig- oder Achtzigjährige involviert ist, dass es besser gewesen wäre, dieser hätte kein Auto mehr gelenkt. Bei vorsichtiger Fahrweise gibt es in diesem Alter weniger Unfälle als in jüngeren Jahren.

Rot