MYTHOS:h

Es gibt wenige Menschen die Kult- oder Mythosstatus erreichen, wenn sie in Ehren alt werden und eines natürlichen Todes sterben. Am schnellsten bilden sich Legenden, wenn die Person unter ungeklärten oder vermeintlich ungeklärten Umständen stirbt oder durch fremde Gewalt ums Leben kommt. Auch ein Selbstmord kann bei einer bekannten Persönlichkeit zur Legendenbildung beitragen. Dafür gibt es in der Geschichte genug Beispiele: Von Politikern, Sängern, Künstlern, Schriftstellern. Bei Politikern bildet sich eine andere Art von Legende, wenn sie durch einen Sprengstoffanschlag oder auf andere spektakuläre Art um das Leben kommen. Zeigen sich nach dem Tod Ungereimtheiten oder schwerwiegende Fehler in ihrem Wirken, dann wird von den Anhängern behauptet, daran seien die Mitarbeiter schuld und der Verstorbene habe davon nichts gewusst. Eine andere Variante ist zu sagen, wäre der Politiker noch am Leben, hätte er die schwerwiegenden Fehler noch repariert. In Wahrheit wäre es möglich gewesen, diese Vergehen noch für eine geraume Zeit zu vertuschen, unter Verschluss zu halten, um später aufgedeckt zu werden. So kommt es, dass die politischen Erben ein schwieriges Erbe übernehmen und sanieren müssen. Ähnliches erleben manchmal die Erben von einem Geschäftsbetrieb. Sie glauben eine gut florierende, finanziell starke Firma zu übernehmen, in Wirklichkeit stellt sich heraus, dass Schulden vorhanden sind und viele Stammkunden abgewandert sind. Nur das Charisma des Verstorbenen hat verhindert, dass die Banken die Kredite fällig stellten.

Zum Mythos geworden ist ein tödlich verunglückter Landeshauptmann, der alkoholisiert und mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren ist. Als Unfallursache vermuten viele seiner Anhänger, dass er vorsätzlich alkoholisiert und an seinem Auto manipuliert wurde. Ausgeführt von seinen Feinden, wer immer diese sind, sie werden auch nicht genannt. Verteidigt wird der Selbstbedienungsladen den der Verunglückte bei der landeseigenen Hypobank installiert hat. Viele der Events und Wahlzuckerln musste die Bank finanzieren, dadurch wurde sie zum Sanierungsfall und nur durch eine staatliche Haftung vor dem Bankrott bewahrt. Die Anhänger glauben, dies wäre nicht passiert, wenn der Landeshauptmann  nicht verunglückt wäre. Er hätte bestimmt einen Ausweg gefunden und vieles von der „Freunderlwirtschaft“ hat er nicht gewusst.

Legende.

WANDER:herbst

Der Herbst, sagt man, ist die ideale Zeit für Bergwanderungen. Gelobt wird die messerscharfe Fernsicht und die Beständigkeit beim Wetter. Es ist auch ein Trost für jene, bei denen der Sommer verregnet war, und wann ist er es nicht, mit der Hoffnung auf einen schönen Herbst. Obwohl das Wandern heute viel Konkurrenz bekommen hat. An schönen Herbsttagen schwingen sich viele auf die Fahrräder und radeln der Sommerzeit davon, die zweckmäßige Kleidung macht dies möglich. Dazu zählen auch die große Schar der Nordic Walker. Die Leute, welche sich die Berge ausgesucht haben, sind manchmal  auch Jäger. Viele Regionen in Österreich machen Werbung für einen Wanderurlaub, als Verlängerung der Sommersaison bei den Seen und anderseits als  Vorsaison für die Wintersaison in den Skigebieten. Die Liftanlangen sind vorhanden und können auch für diesen Zweck genützt werden. So wie sonst im Tourismus braucht es auch für die Wanderurlaub einen kräftigen Slogan. Im Montafon wirbt man damit „ Echte Berge, echt erleben“. Damit  will  man sich von anderen Bergregionen unterscheiden, wo es demnach „Kunstberge“ gibt. Es dürfte in Österreich zwischen den Alpentälern zu einem Streit kommen, wer die echten Berge hat. Was sind die Merkmale eines echten Berges?. Dies ist nahe bei der Diskussion wer den echten Glauben hat. Vielleicht sollten die Berge selbst darüber entscheiden.

Wädli.

FASSADEN:farbe

Die hohen Energiepreise und eine Förderung durch staatliche Stellen veranlassen viele Eigenheimbesitzer  eine Wärmeisolierung mit Styroporplatten durchzuführen. Firmen, welche Wärmedämmungen anbieten, erleben einen Auftragsboom. Auch bei den Kirchen wird angedacht, die Fassaden mit einer Wärmeisolierung zu versehen. Hier versucht man die Kosten mit Hilfe von Benefizkonzerten und freiwilligen Spenden zu decken. Der aktuelle Trend bei den Fassadenfarbe ist grau, von hellgrau bis dunkelgrau, dazu Fassadenflächen in dunkelrot. So geschieht es, dass die markanten Häuser im Ortszentrum sich in graue Häuser verwandeln. Hat man früher vom grauen Haus gesprochen, hat man damit die Vollzugsanstalt gemeint und die graue Zelle war eine Anhaltezelle. Vorbei scheint die Zeit zu sein, wo man die Fassaden in kräftigen Farbtönen, wie orange, blau, rot oder grün gestrichen hat, die ein farbenprächtigen Ortsbild geschaffen haben. Die Besitzer haben Farbe bekannt, Signale gesetzt und sich nicht hinter grauen Mauern gesetzt.

Alte Bauernhäuser büßen ihre Ausstrahlung ein, wenn man im Zuge von Energiesparmassnahmen die Steinmauern mit Styroporplatten ummantelt. Dort hat jeder Stein seine Geschichte, von jedem geht eine Kraft aus. In die Steinmauern haben sich die Gespräche, die Freuden, die Sorgen der Leute eingefräst.

Graue Zellen.

DÄMM:en

Für die meisten ist der Sommer, was das Wetter betrifft, nicht gut verlaufen, es kann auch nicht alle Wünsche erfüllen. Für die einen war es für kurze Zeit zu heiß, dann wieder zu kalt. Für die anderen war es zur falschen Zeit zu heiß, gerade dann, wenn man  nicht selbst Urlaub hatte, oder man hat  am Haus Bauarbeiten durchgeführt, eine Wärmeisolierung, was jetzt der große Trend ist. Dazu gibt es von der Landesregierung einen akzeptablen Zuschuss. Viele führen diese Sanierungsarbeiten in Eigenregie unter Einbindung einer Baufirma durch. Einen Teil der Arbeiten versucht man mit Freunden und Verwandten selbst zu bewerkstelligen. Oftmals erweist sich der Herr des Hauses, der Hausherr, als Allroundkönner bei den Vorbereitungsarbeiten oder zwischendurch. Das dafür der Urlaub verwendet wird, wird von der Frau des Hauses, der Hausfrau, als selbstverständlich angenommen. Es ist für die Familie, für die Kinder, obwohl man nicht genau weiß ob die Kinder, die schon einen eigenen Hausstand gegründet haben, in das Elternhaus zurückkehren werden. Auf diese Hoffnung wird die Wärmeisolierung aufgebracht. Mit jeder Schraube, die in die Wand gedreht wird, damit die Dämmplatten sicher halten, und es sind dies tausende Schrauben, wird diese Hoffnung angedübelt. Sozusagen niet- und nagelfest gemacht. Für einen selbst steht es nicht mehr dafür, es ist dies neben dem immer beschwerlicher werdenden Berufsalltag, die letzte große Herausforderung vor der Pension. Dabei spielt es eine große Rolle ob das Wetter mitspielt und manchmal geht man über das normale Risiko hinaus. Man arbeitet an der Fassade, obwohl die Bretter am Gerüst nass und rutschig sind, und die eigene Standfestigkeit nicht immer gewährleistet ist. Unter den wohlwollenden Blicken der Frau des Hauses geht man manches Risiko ein.

Es passiert eh nix.     

KÄRNTNER:seele

Es wird viel darüber geforscht worin die Unterschiede zwischen den einzelnen Völkern und den Bewohnern verschiedener Staaten bestehen. In diversen Studien kann man nachlesen, wie die Psyche des Menschen beschaffen ist. Unterschiede im Verhalten gibt es nicht nur zwischen den Volksgruppen wie Germanen, Romanen oder Slawen, auch innerhalb von Österreich zwischen den Bewohnern einzelner Bundesländer, so zwischen Vorarlberg und Kärnten. Gemeint ist damit vor allem die Lebensart. Zum Verstehen der österreichischen Seele hat Prof. Erwin Ringel ein Buch verfasst: Die österreichische Seele. Darauf, dass damit nicht alle Bundesländer abgedeckt wurden und es eine österreichische Besonderheit gibt, hat er am 15. September 1985, in Keutschach am See, in seinem Vortrag, „Die Kärntner Seele“, hingewiesen. 

Die Unterschiede zwischen dem Vorarlberger Gemüt und dem Kärntner Gemüt zeigt sich bereits im Verhalten der Kinder. Dabei spielen die verschiedenen Einflüsse der Erziehung auch eine Rolle. Dazu zwei Begebenheiten. Bei einer Radfahrt entlang der Ill kommt Jasmin,  das Vorarlberger Mädchen, auf dem nassen Laub in das Rutschen und stürzt zu Boden. In den ersten Schrecksekunden weint es, sie hat sich die Haut am Fuß ein wenig aufgeschürft, ist aber schnell wieder gefasst. Sie richtet das Fahrrad auf und als sie sieht, dass es unbeschädigt ist, strahlt sie über das ganze Gesicht und sagt: „Die Abschürfung am Fuß ist nicht so schlimm, schlimmer wäre es, wenn das Fahrrad beschädigt wäre. Dann müssten wir es in einer Werkstatt reparieren lassen und dies würde Geld kosten.“ Lilly, das Mädchen aus Kärnten sagt: „ Sei froh, dass dir nichts ernsthaftes passiert ist, ein Fahrrad kann man reparieren lassen“.

Bei einer sonnigen Wanderung um den Kopsstausee suchen die Mädchen Jasmin und Lilly nach schönen Steinen. Jedes der Mädchen hat eine Handvoll Steine und wäscht sie am Wegrand in einem Bach. Lilly sagt: „Die schönsten Steine nehme ich mit nach Kärnten und verschenke sie an meine Freundinnen.“  „Nein“, sagt  Jasmin, „die nehmen wir mit zum nächsten Flohmarkt in Schruns und verkaufen sie.“

Kärntner Stritzi.