buch:handlung

Das Erlebnis Buchhandlung darf man heute nicht eng bewerten.

Die Buchbranche befindet sich in mehrere Hinsichten im Wandel, feststellbar, wenn es zu Insolvenzen kommt, wie unlängst bei der Buchhauslieferung ÖBZ. Dadurch ist der Buchvertrieb für österreichische Verlage, sowie die Belieferung von kleineren Buchhandlungen gefährdet. Generell wird ein rückläufiges Leseverhalten verzeichnet. Bei den Neuerscheinungen ist mir ein Trend aufgefallen, die vielen Krimis.  Es gibt die Landkrimis, die Stadtkrimis, jeder Ort und jede Region hat ihre Toten. Spontan fallen mir ein: Wörtherseekrimis und Salzburgkrimis, der Florenz und der Grado Krimi. Von einem Gailtal- oder Arnoldsteinkrimi habe ich noch nichts erfahren. Dieser wird wahrscheinlich erst geschrieben. Einen umfangreichen historischen Roman gibt es von der Sage um die weiße Rose: Der Fluch der Rose  Die Flut an Krimineuerscheinungen wird auch dadurch befeuert, dass ein Drittel aller Filme im Fernsehen im Hauptabendprogramm Krimis sind.

Über die Macht des Onlineriesen Amazon, der mit dem Versand von Büchern großgeworden ist, wissen die meisten Bescheid. Inzwischen kann man auf Amazon vom Elefanten bis zu einer Pillendose alles bestellen. Der Genauigkeit halber muss man sagen, dass etwa dreizehn Prozent des Buchumsatzes über Internetportale verkauft werden. Neben dem bekannten Onlineriesen gibt es auch andere Internetbuchhandlungen, welche dasselbe leisten. Online Bestellungen von Büchern sind heute bei jeder größeren Buchhandlung oder Buchhandelskette möglich. Dabei wird auch die Möglichkeit geboten, ein online bestelltes Buch in der Buchhandlung abzuholen. Somit zwei Fliegen auf einen Streich, das online Erlebnis und das Buchhandels Erlebnis. Die verwurzelten Buchkäufer sind eher ein verstaubtes Völkchen, welche vorzugsweise eine Buchhandlung aufsuchen und stöbern. Das Erlebnis Buchhandlung darf man heute nicht eng bewerten. Es gibt fast keine Buchhandlung, welche um ihr Überleben zu sichern nicht einen Mehrwert beim Warenangebot anbietet. In Arnoldstein kann man in der Buch- und Papierhandlung auch naturnahe Zahnpasta, Duschgel und Handcreme, regionale Weine, Räucherwaren und Edelsteine kaufen.

mutter:tag

Diesmal nicht liebe Mamma, sondern liebe Kinder.

Bequeme Kinder benützen den Großteil des Elternhauses und wälzen die Instandhaltungskosten auf die Eltern ab. Sie zapfen die Geldquelle der Eltern an und laden ihre Sorgen und den Frust bei ihnen ab. Zur Normalität gehören Aussagen, alle Kinder haben einen interessanten Beruf, sind verheiratet oder stolz, wir haben Enkelkinder. Traurig, verbunden mit ein wenig Stolz klingt der Hinweis, einige Kinder sind im Ausland.  Vor einigen Jahrzehnten war es eine beliebte Option den Nachwuchs im Staatsdienst zu versorgen. Es gibt Konstellationen von Eltern-Kind-Beziehungen, wo die Sorgen mit dem Größerwerden mitwachsen. Eine Rarität und es hat etwas Exotisches, wenn eine Mutter sagt, alle meine Kinder sind in Pension. Sie werden jetzt vom Staat grundversorgt. Endlich ist der Tag gekommen, wo ich mich nicht mehr um sie kümmern muss, der Vater Staat hat die Obsorge in finanzieller und medizinischer Sicht übernommen. Endlich können wir uns als Eltern von unserer Sorgepflicht zurückziehen. Wir haben die Sprösslinge in die Schule gebracht und dafür gesorgt, dass sie einen Beruf erlernen. Die Obsorge hat im Erwachsenenalter nicht aufgehört, bei der finanziellen Unterstützung, bei der menschlichen Unterstützung, die Bandbreite an Hilfsdiensten ist groß. Die Zeit ist gekommen, wo wir uns um unsere eigene Person kümmern können, uns etwas Gutes tun.

Zum Muttertag gibt es diesmal keine Karte mit einer Zeichnung, diesmal nicht liebe Mamma, sondern liebe Kinder:

„Ich habe dafür gesorgt, dass ihr eine Schule besucht, einen Beruf erlernt und euren Start in das erwachsene Leben unterstützt.  Den Erwerb eines eigenen Zuhauses gefördert, eure Lebensgrundlage nachgebessert bis zu eurer Pensionierung.  Jetzt seid ihr unter den Fittichen des Staates, der Pensionsversicherung. Ich hoffe auf meine alten Tage, dass das Ende der Fürsorge für euch erreicht ist oder muss ich euch auch noch pflegen? 

butter:seite

Uns Westler war klar, dass wir auf der Butterseite lebten.

In unseren Breiten und in unserer Generation war es eine Selbstverständlichkeit, dass sich in erster Linie die Mutter um die Kinder sorgte. Sie intensiv betreute, bis sie das sogenannte Erwachsenenalter erreichten. Die Zeit mit den Kindern verbrachte, bis das Kind aus der elterlichen Wohnung auszog, an einem anderen Ort wohnhaft wurde, selbstständig wurde. Damit nicht mehr der Kontrolle der Eltern unterliegen und selbst eine Familie gründen. Dies galt gleichermaßen für Mädchen und Burschen. In Europa ist man bemüht, dem Nachwuchs den Start in das Erwachsenenalter zu erleichtern, so gibt es trotzdem nicht für alle dieselben Chancen. Um keine uferlosen Spekulationen zu bemühen beziehe ich mich auf die Generationen zwischen 1950 und 1980.

Die Tatsache im Westen geboren zu sein hat in dieser Zeit dem Großteil einfach Glück beschert. Es gab viele internationale Konflikte, in Mitteleuropa gab es so etwas wie Stabilität. Wir wurden im Bewusstsein erzogen, wir leben im besseren, im wohlstandsgesicherten und freien Westen. Auf der anderen Seite, hinter dem Eisernen Vorhang leben die unterdrückten, von Mangel Wirtschaft gepeinigten Europäer. Europäer waren wir auf beiden Seiten. Für uns Westler war klar, dass wir auf der Butterseite lebten. Auch in unseren Breiten gab es gesellschaftliche Unterschiede. Einige Familien haben es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert zu etwas Wohlstand gebracht. Auch solche, die nicht von einer Generation zur Nächsten Grundbesitz, Immobilien oder ein Unternehmen weitervererben konnten. Dieses kleine Vermögen, dass in der Zeit des Wirtschaftsaufschwungs zur Seite gelegt wurde, stellte man den Kindern zur Verfügung. Haben die Kinder auch eine eigene Familie, sie bleiben für die Eltern immer noch die Kinder. Kein Weltereignis kann so interessant sein wie die Neuigkeiten von ihnen. Wie es ihnen im Beruf geht, was sie in der Freizeit unternehmen oder es gibt bei ihnen Probleme. Das eigene Alter beginnt, wird man Oma oder Opa genannt.

Länger in der Obhut der Eltern bleiben zumeist die Sprösslinge welche studieren. Diejenigen, welche ein Handwerk oder einen sonstigen Lehrberuf wählen sind zumeist früher eigenständig. Zu den unverheirateten, den beziehungslosen Nachkommen bleibt der Kontakt intensiver. Lange Zeit dreht sich die Obsorge um die Frage ob Tochter oder Sohn nicht doch noch einen Partner finden werden? Dabei kann diese geradeheraus oder versteckt anklingende Obsorge die Beziehung zwischen Eltern und Kinder verstimmen. Erst nach langer Zeit versanden die Bemühungen der Mutter eine Ehe oder eheähnliche Verbindung zu stiften.

po:litzen

Niemand kannte bei der KFZ-Behörde den Ort Politzen.

Die Registrierung der Migranten gestaltet sich nach Erzählungen oftmals abenteuerlich, wenn es unvollständige oder keine offiziellen „Papiere“ gibt. Probleme bei der Feststellung des Geburtsjahres, wo und wann geboren, sowie fehlende Zeugnisse von der Schul- und Berufsausbildung.

Im österreichischen Beamtenstaat, teilweise noch mit den Strukturen und Umfang wie es in der Monarchie notwendig war, kam es am Meldeamt zur Diskussion mit dem Beamten. Bei der Abmeldung meines Zweitwohnsitzes wurde ich vom Administrator gefragt, wo ich jetzt geboren wurde, Politzen oder Ferndorf. Zuerst war ich etwas irritiert, weil ich nicht wusste, nicht wissen konnte, war ich eine Hausgeburt oder kam ich im Wöchnerinnenheim zur Welt. Bei Hausgeburt hätte Politzen gestimmt, ansonsten sind zu dieser Zeit die Erdlinge im Wöchnerinnenheim der Hebamme Sulzenbacher in Ferndorf auf die Welt gekommen. Schon einmal, als ich meinen desolaten „rosaroten Lappen“, den Führerschein, in ein Scheckkartenformat umtauschte, wurde angezweifelt, dass ich in Politzen geboren wurde. Niemand kannte bei der KFZ-Behörde den Ort Politzen. Zur Überprüfung auf der Geburtsurkunde nachgesehen, hier steht geboren in Politzen, Gemeinde Ferndorf. Die Schwester erzählt, dass ich in Ferndorf bei der Frau Sulzenbacher zur Welt gekommen bin. Um den Status des fraglichen Geburtsortes hervorzuheben, unterschreibe ich manchmal in Gästebüchern oder Anwesenheitslisten mit „Franz von Politzen“. Eine Suchanfrage bei Google ergibt zu Politzen etwa sechstausend Treffer. Darunter auch Texte aus dem Blog „schlagloch“.

würde:rechte

Gerechter Lohn. Wer soll mehr verdienen ein Lehrer oder ein Polizist?

Papst Leo XIII reagierte mit seiner Enzyklika Rerum Novarum (1891) auf die menschlichen und sozialen Probleme der Arbeiterschaft am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Mit der Erfindung und dem Einsatz der Dampfmaschine in der Produktion veränderten sich die Arbeitsbedingungen weitgehend. Heute wird diese Epoche als die Industrielle Revolution bezeichnet. Er forderte in seiner Enzyklika, die als erste Sozialenzyklika gilt, für jeden Arbeiter einen gerechten Lohn. Damit sichergestellt ist, dass er seine Familie ernähren kann, eine menschenwürdige Unterkunft hat und finanzielle Reserven für Anschaffungen, Bildung und sozialen Aufstieg anlegen kann.

Was könnten Kriterien für die Höhe des Lohnes bei einem Lehrer und Polizisten sein? Berücksichtigen werde ich den vorausgesetzten Schulabschluss, Dauer der Ausbildung, sowie die Verantwortung welche mit dem Beruf für andere Menschen verbunden ist. Nicht einschließen werde ich den persönlichen Status, welche man in der Öffentlichkeit einnimmt. Nach der katholischen Soziallehre sind alle Menschen gleich an Würde, Würde durch ein würdiges Verhalten.

Es sind zwei unterschiedliche Aufgabenbereiche. Die Ausbildung zum Lehrer beträgt sechs Jahre, die Berufsausbildung zum Polizisten zwei Jahre. Der Lehrer sorgt für das Erlernen der Grundfähigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen. Ohne deren Kenntnisse ist eine Teilnahme an der Gesellschaft nicht möglich. Der Polizist sorgt für die Sicherheit unseres Lebens und unseres Eigentums. Er überwacht die Einhaltung der Gesetze, welche das Zusammenleben in einer Gemeinschaft ermöglichen. Der Polizist hat ein größeres Risiko bei seiner Berufsausübung bis zu, sein Leben auf das Spiel zu setzen. 

Beiden Berufen ist gemeinsam, dass ohne eine elementare Schulbildung die Ausübung des Berufes per se nicht möglich wäre.  Daher werde ich dem Lehrer auf Grund seiner längeren Berufsausbildung und seiner Vermittlung des Grundwissens, welches erst die Teilnahme an der Gemeinschaft ermöglicht, ein höheres Gehalt zusprechen.

ÜBUNG zur LV: Menschenwürde und Menschenrechte