corona:herbst

Für mich gibt es im Herbst eine Überraschung, mein Genesen Zertifikat auf der Homepage Grüner Pass ist nicht mehr abrufbar, es wurde gelöscht. Aus welchem Grund ist für mich nicht nachvollziehbar. Auf der offiziellen Webseite des BM für Gesundheit wechseln die Empfehlungen und Vorschriften wie das Herbstwetter. Bis dato war genesen und einmal geimpft ein Nachweis für neun Monate Immunität. Jetzt heißt es auf der Webseite, man soll sich als Genesener eine zweite Impfung holen, um bei Auslandsreisen keine Rückweisungen zu erleben. Zurzeit gibt es Impfstoff in Hülle und Fülle. Mit Jahrmarktmethoden werden jetzt die Ungeimpften in Österreich dazu animiert, sich impfen zu lassen. Wer hat noch nicht, wer will noch einmal. Dies geht so weit, dass es fast keinen öffentlichen Ort mehr gibt, wo nicht geimpft wird. Als Bürger ist man sozusagen nirgendwo mehr sicher, dass man nicht auf ein Impfzentrum stößt. Im und vor dem Rathaus, am Parkplatz, im Einkaufszentrum und in der Kirche, am Messegelände, in der Tennishalle und auf der Tankstelle. Einige Bundesländer werben mit einer Coronaimpflotterie, um mit der Aussicht auf einen Gewinn Impfskeptiker zu locken.

Mich hat die Möglichkeit, dass man im Einkaufszentrum Atrio ohne Voranmeldung sich mit dem MRA Impfstoff BioNTech-Pfizer impfen lassen kann beflügelt. Spontan entschließe ich mich im September an einem sonnigen Freitagnachmittag das Angebot wahrzunehmen. Damit erspare ich mir eine Anmeldung über die Impf-Homepage des Bundes. Mit Enthusiasmus mache ich mich zu Fuß auf den Fußweg, vom Plateau Warmbad in das Atrio. Als Erstes besorge ich die von der Partnerin gewünschten Lebensmittel, vier Panini für eine Prosciutto Jause, vier Handsemmeln für das Frühstück, sowie eine Packung Parma Prosciutto, fein geschnitten und Vakuum verpackt.  Dazu noch ein Kilo Weintrauben aus Italien und für den Nachhauseweg, als seelisches Impfpflaster eine Flasche Coca-Cola. Die Lebensmittel verstaue ich in einem Schließfach und betrete auf der Piazza vom Atrio ein Impfzelt.

corona:cappuccino II

Mit seinen hohen Räumen und Stuckaturen an der Decke, sowie den schönen Lustern hat das Parkcafé etwas vom Charme der Monarchie bewahrt. Bei Schönwetter gibt es viele Sitzplätze auf der Terrasse, dazu einen Ausblick in den Park oder auf das Treiben am 8. Mai Platz. Im Café findet man eine breite Auswahl an österreichischen Tageszeitungen. Mir ist wichtig, dass ich zum Cappuccino mit Muse die Tageszeitung lesen kann und dabei nicht von lauter Musik gestört werde. Anderseits vom Personal nicht ständig zum Konsumieren aufgefordert, aber auch nicht vernachlässigt bin. Oftmals benütze ich die Wartezeit um meine Beobachtungen in der Stadt oder Erinnerungen an die letzten Tage in mein Tageheft einzutragen. Dieser Anblick ist der Bedienung schon vertraut. Macht heute jemand mit dem Handy ein Foto oder arbeitet auf seinem Laptop, so ist dies kaum einen Hingucker wert. Beginnt jemand in seinem Notizbuch zu schreiben, so wird dies eher beäugt. In früheren Beiträgen gibt es auch Hinweise auf das Parkcafé.

Der Anstoß für diesen Text war, ich komme in das Parkcafé und hole mir rückwärts eine Tageszeitung. In der Spielecke sitzt ein kleines Mädchen und hat vor sich einen Zeichenblock und Buntstifte.  Mit diesen zeichnet und malt sie Figuren, Tiere und Blumen auf weißes Papier. In meiner Fantasie sehe ich an den kleinen Tischen und Sesseln die sieben Zwerge und in ihrer Mitte das Schneewittchen sitzen. Ein großer Zwerg sitzt auch da, es ist der Papa des Mädchens. In der Hand hat er sein Smartphone und macht die typischen Wischbewegungen am Bildschirm. Zumeist findet man heute solche Situationen ganz anders vor. Schon zweijährige Kinder haben vor sich keinen Zeichenblock, sondern ein Smartphone wo Zeichentrickfilme abgespielt werden. Der Papa erklärt mir, es sei seine Absicht, diese Entwicklung bei seiner Tochter zu verhindern. Er nimmt sich die Zeit um seine Tochter beim Malen zu unterstützen. Er will sie nicht dem Babysitter Handy überlassen. Aus dem Tagebuch…

corona:cappuccino

Haben sie sich als Leser schon gefragt, wie ich zu meinen Inhalten für meine Blogtexte komme? Ich will ihnen ein Beispiel aus der Praxis, aus dem Alltag eines Bloggers, geben. Am späten Vormittag steuere ich das Parkcafé in Villach an um einen Cappuccino zu trinken. Dort warte ich auf meine Lebensgefährtin, welche in der Innenstadt unterwegs ist um ein paar Einkäufe zu erledigen. Gemeinsam wollen wir dann in die Wohnung zurückfahren. Viele Besorgungen kann man von hier aus zu Fuß erledigen, die Post, Rathaus, Apotheke, Buchhandlung, Bibliothek und andere Fachgeschäfte sind in nächster Nähe. Das geräumige Parkcafé ist mein bevorzugter Ort für Verabredungen, dort kann man sich ungezwungen unterhalten. Nach dem dritten Lockdown freute ich mich schon auf meinen ersten Besuch. Neugierig war ich, was sich durch die Neuübernahme alles verändert hat. In nächster Nähe kann ich einen Großhandels Parkplatz benützen, bei dem ich über Jahrzehnte Kundschaft war. Zumeist klappt es mit einem freien Parkplatz. 

Das Café befindet sich im Erdgeschoß des ehemaligen Parkhotel. Es ist ein beeindruckendes Gebäude und war früher eines der prächtigsten Kurhotels der Habsburgermonarchie. Seit 1989 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Inzwischen sind in den oberen Stockwerken verschiedene Büros von Firmen und Institutionen untergebracht, sowie ein Veranstaltungssaal der Stadt Villach. Zu meiner Jugendzeit haben im Parkhotel die Matura- und Faschingsbälle stattgefunden und für die Nachtschwärmer gab es im Keller die Austria Bar. Nach deren Schließung hat eine der Bardamen beim Badwirt in Warmbad Villach serviert. Obwohl ein ruhiges beschauliches Café – Restaurant für Kur- und Badegäste, hatte sie den Schwung als Bardame in das Restaurant eingebracht. Mit verklärtem Blick hat sie von ihrer Zeit in der Austria Bar erzählt, es waren wohl ihre Besten, weil flottesten Jahre. Aus dem Tagebuch…

corona:klo

Werden wir uns in Zukunft von einem Händedruck, von einem uns unbekannten Menschen ekeln? Derzeit wird in den Medien wieder viel über die Art der Verbreitung der Corona Viren und seiner neuen Varianten geschrieben. Schon immer hatten manche Damen ein gewisses Unbehagen, wenn bei einer Tischgesellschaft ein Herr den Raum verlassen hat, um die Toilette aufzusuchen und an den Tisch zurückgekehrt ist. Von Frauen wurde darüber gewitzelt, beim Urinieren hatte er seine Bimmel in der Hand und hat er danach die Hände gewaschen oder nicht? Bei den Männern gibt es prinzipielle Verweigerer, die sich nach dem Pinkeln weigern die Hände zu waschen. Beim großen Klogang können wir in unseren Breiten, als Mitglieder einer Kulturnation, als selbstverständlich annehmen, dass jeder sich danach sorgfältig die Hände wäscht. Vor ein paar Tagen habe ich in einem Fernsehbericht über die Insel Elba erfahren, dass auf der Insel Elba, bis Napoleon Bonaparte dorthin zwangsabgeschoben wurde, ein Klo unbekannt war. In seiner Residenz hat er ein Plumpsklo einbauen lassen.

Denselben Fortschritt gab es in meiner Kindheit am Bauernhof. Als Zubau zum Schweinestall gab es ein Plumpsklo. Als Klopapier dienten die Zeitungen „Kärntner Bauer, Raiffeisenbote und Illustrierte Wochenschau“. Bei der Feldarbeit war es üblich, dass der Popo nach dem Stuhlgang mit einem Büschel Gras oder Heu gereinigt wurde. War ein Strauch in der Nähe, griff man zu dessen Blätter, das war es dann schon.

corona:vulkan

Gereizt reagieren immer mehr Menschen, wenn es auch unbeabsichtigt, beim Einsteigen in den Bus oder in der Fußgängerzone zu einer leichten Berührung kommt. Im Normalfall geschützt durch ein Kleidungsstück. Es gibt die verschiedene Corona Typen, einige rücken vor Ungeduld und trotz Bodenmarkierung beim Warten vor der Supermarktkassa auf die Pelle, sodass man den Atem im Nacken spürt. In diesen Monaten hat der Atem einen besonderen Beigeschmack, es könnte der Atem des Todes sein, bei aller Dramatik. Wie aufgeheizt die Stimmung ist zeigte sich vor ein paar Tagen bei der Kassa in einem Billa Laden. Eine Frau legte ihre Lebensmittel auf das Förderband und platzierte eine Trennung vor der nächsten Kundschaft. Danach stellte sie eine Flasche Wein auf das Förderband. Die nächste Kundin versuchte die Dame auf den Irrtum aufmerksam zu machen, was auf Grund der Maskenpflicht und den Problemen bei der Verständigung misslang. Als nächstes erdreiste sich die nachfolgende Kundin die Dame mit einem Finger am Arm anzutippen.

Damit hat sie in ein Wespennest gestochen. Wie eine Tarantel drehte sich die Angetippte herum, und brüllte die Frau hinter ihr an: „Fassen sie mich nicht an, ich will von niemanden berührt werden. Wie können sie es sich erlauben mich am Ärmel zu berühren.“ Die Zurechtgewiesene versuchte einzulenken und erklärte, dass sie es schon verbal versucht hat und es jetzt auf sanfte Art probierte. „Sie sei eine unverschämte Person und dies in Pandemiezeiten ein ungeheuerlicher Vorgang“, bekam sie zur Antwort. Die Angst vor einer Ansteckung mit Corona sitzt zu tiefst in unseren Knochen und noch tiefer in unserem Unterbewusstsein. Die Corona Ängste sind ein schlummernder Vulkan, der jederzeit wieder aktiv werden kann.