butter:seite

Uns Westler war klar, dass wir auf der Butterseite lebten.

In unseren Breiten und in unserer Generation war es eine Selbstverständlichkeit, dass sich in erster Linie die Mutter um die Kinder sorgte. Sie intensiv betreute, bis sie das sogenannte Erwachsenenalter erreichten. Die Zeit mit den Kindern verbrachte, bis das Kind aus der elterlichen Wohnung auszog, an einem anderen Ort wohnhaft wurde, selbstständig wurde. Damit nicht mehr der Kontrolle der Eltern unterliegen und selbst eine Familie gründen. Dies galt gleichermaßen für Mädchen und Burschen. In Europa ist man bemüht, dem Nachwuchs den Start in das Erwachsenenalter zu erleichtern, so gibt es trotzdem nicht für alle dieselben Chancen. Um keine uferlosen Spekulationen zu bemühen beziehe ich mich auf die Generationen zwischen 1950 und 1980.

Die Tatsache im Westen geboren zu sein hat in dieser Zeit dem Großteil einfach Glück beschert. Es gab viele internationale Konflikte, in Mitteleuropa gab es so etwas wie Stabilität. Wir wurden im Bewusstsein erzogen, wir leben im besseren, im wohlstandsgesicherten und freien Westen. Auf der anderen Seite, hinter dem Eisernen Vorhang leben die unterdrückten, von Mangel Wirtschaft gepeinigten Europäer. Europäer waren wir auf beiden Seiten. Für uns Westler war klar, dass wir auf der Butterseite lebten. Auch in unseren Breiten gab es gesellschaftliche Unterschiede. Einige Familien haben es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert zu etwas Wohlstand gebracht. Auch solche, die nicht von einer Generation zur Nächsten Grundbesitz, Immobilien oder ein Unternehmen weitervererben konnten. Dieses kleine Vermögen, dass in der Zeit des Wirtschaftsaufschwungs zur Seite gelegt wurde, stellte man den Kindern zur Verfügung. Haben die Kinder auch eine eigene Familie, sie bleiben für die Eltern immer noch die Kinder. Kein Weltereignis kann so interessant sein wie die Neuigkeiten von ihnen. Wie es ihnen im Beruf geht, was sie in der Freizeit unternehmen oder es gibt bei ihnen Probleme. Das eigene Alter beginnt, wird man Oma oder Opa genannt.

Länger in der Obhut der Eltern bleiben zumeist die Sprösslinge welche studieren. Diejenigen, welche ein Handwerk oder einen sonstigen Lehrberuf wählen sind zumeist früher eigenständig. Zu den unverheirateten, den beziehungslosen Nachkommen bleibt der Kontakt intensiver. Lange Zeit dreht sich die Obsorge um die Frage ob Tochter oder Sohn nicht doch noch einen Partner finden werden? Dabei kann diese geradeheraus oder versteckt anklingende Obsorge die Beziehung zwischen Eltern und Kinder verstimmen. Erst nach langer Zeit versanden die Bemühungen der Mutter eine Ehe oder eheähnliche Verbindung zu stiften.

gen:dern II

Möglicherweise gibt es in naher Zukunft eine automatische Unterstützung vom Word beim Gendern. Die Programmierung dürfte kein Problem sein und es wird ein Genderprogramm auf jeden deutschsprachigen PC installiert. Dies würde zu einer einheitlicheren Rechtschreibung und äußeren Form beitragen. Die Note, Äußere Form, hat es in den 60er Jahren für den Schreibstil in den Schulheften gegeben und wurde im Zeugnis vermerkt. Die Professoren beschwerten sich beim Vater am Elternsprechtag über meine unleserliche Schrift. Sie wurden damit vertröstet, dass ich in der Oberstufe eine Schreibmaschine bekommen werde. Mein Vorschlag ist, die junge Generation soll beim Gendern bei der Generation 60 plus ein Auge zudrücken. Auch wir drücken bei ihnen für manche Umgangsformen und sprachliche Ausdrücke ein Auge zu.

Von der Kärntner Landesregierung gab es einen Alleingang in Österreich, ein fünfundsiebzig Seiten starker Leitfaden über die Verwendung des Genderns beim Schriftverkehr in den Amtsstuben. Dabei kam es zu grotesk anmutenden Ausdrucksweisen: Statt Bauer und Bäuerin wurde vorgeschlagen eine in der Landwirtschaft tätige Person. Statt Vater und Mutter ein Elternteil. Damit wollte man anregen eine geschlechtergerechte und geschlechterneutrale Sprache zu verwenden. Nach meinen Informationen gibt es inzwischen fünf Geschlechter? Der aufwendig erstellte Genderleitfaden wurde nach heftigen Protesten seitens der Beamten in der Verwaltung aber auch der Bevölkerung, nach einem Tag wieder zurückgezogen. Die Landesregierung stellte dazu fest, man warte auf eine gemeinsame Gender Verordnung für ganz Österreich.

gen:dern

Das allseits um sich greifende Gendern ist eine Herausforderung für die Generation 60plus. Bis jetzt hat sich für mich keine eindeutige Schreibweise durchgesetzt, es gibt keine offizielle Schreibweise vom Standardwerk der Deutschen Rechtschreibung, dem Duden. Die Universitäten verlangen von den Studierenden massiv das Gendern. Besonders die jüngeren weiblichen Professorinnen, an sich schreibe ich noch immer Professoren, wenn die Mehrzahl gemeint ist. Nach meinem schulischen und gesellschaftlichen Verständnis sind bei Professoren sowohl weibliche wie männliche Personen gemeint. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch ältere Professoren das Gendern ablehnen, zumindest legen sie keinen Wert darauf. Zum Thema gab es von ihnen schon Leserbriefe in der Kleinen Zeitung

Manche Studierende, sie arbeiten nicht mit dem Doppelpunkt, Lehrer: innen, sondern schreiben die geschlechtliche Form lieber aus: Lehrer und Lehrerinnen. Bei einem längeren Text, Vorgabe sechstausend Wörter für eine Seminararbeit, benötigt es durch das Schreiben beider Geschlechter als separates Wort nur mehr fünftausend Wörter. Ein studentischer Trick, genauso wie die Verwendung von möglichst vielen Adjektiven. Ist etwas schlecht, dann kann es nicht ein wenig, fast nicht oder später einmal sein. In meinem Weblog behelfe ich mich mit dem Satz: „Männliche Bezeichnungen gelten auch in der weiblichen Form“. Damit weise ich daraufhin wie ich es mit dem Gendern halte und nicht die Absicht habe jemanden zu diskriminieren. Ich verstehe, wenn es bei der sprachlichen Ausdrucksweise zur Wahrnehmung der weiblichen Bevölkerung Fortschritte geben soll. Ich scheitere manchmal an der Neuen Rechtschreibung, außer ich werde von der automatischen Rechtschreibprüfung des PC korrigiert.

si:sissi

Sind wir bei der Garderobe und treffen die letzten Vorbereitungen um die Wohnung zu verlassen, verlässt die Wohnungskatze Sissi ihren Beobachtungsplatz auf der Couch und kommt in den Vorraum. Dort wartet sie auf das Öffnen der Wohnungstür um die Chance wahrzunehmen und einen Fluchtversuch in das Stiegenhaus des Palazzo Carinthia zu starten. Das Stiegenhaus ist ansonsten tabu. Bevor wir weggehen, zu einem Termin bei der Zahnärztin, in der Bäckerei am Hauptplatz sechs Handsemmeln kaufen und dabei die Kontoauszüge von der Bank abzuholen, streicht Sissi um unsere Füße. Sie hofft, dass sie noch mit ein paar Knuspertaschen verwöhnt wird, das Perlen des Trockenfutters lockt sie zu ihrem Fressplatz in die Küche. Damit vereiteln wir einen Fluchtversuch aus der Wohnung. Beim Heimkommen sind wir darauf gefasst, dass sie hinter der Eingangstüre auf uns wartet. Zumeist streckt sie sich am Schmutzläufer der Länge aus und will mit ein paar Streicheleinheiten begrüßt werden. Immer spekuliert sie, wie sie aus der Wohnung entwischen könnte. Ein- bis zweimal die Woche gelingt es ihr in das Stiegenhaus auszubüchsen. Das großzügig dimensionierte Stiegenhaus und die Eingangshalle, die Wohnanlage war vormals ein Hotel, ist für sie ein Abenteuerspielplatz. Die ersten vorsichtigen Schritte führen sie zur Wohnungstüre der Nachbarin und markiert dort mit ihrem Kopf den Türstock. Der Bezug zu der Nachbarin ist ausgeprägt, während des Urlaubs übernimmt die Nachbarin B. lobenswerterweise die Betreuung unserer Katze Sissi.

Weiter geht es den Gang entlang zu anderen Türen, ein Sprung auf den Blumentrog gehört dazu. Immer wieder blickt sie über die Schulter zurück um sich zu vergewissern, dass ich in ihrer Nähe bin. Dringt aus einer Wohnung ein lautes Geräusch gerät sie in Fluchtstimmung, wird eine Türe geöffnet startet sie durch. Sofort sucht sie Zuflucht in der Wohnung. Bleibt es ruhig, tappst sie einen Stock tiefer und markiert zwischendurch die Blumenvasen mit den Duftdrüsen am Kopf. Bevor es weitergeht macht Sissi einen vorsichtigen Blick durch das Stiegen Geländer, um auszuspionieren ob das Feld frei ist. Während sie langsam Stufe um Stufe hinuntersteigt gehe ich in die Eingangshalle voraus. Stiegensteigen dürfte keine olympische Disziplin für Katzen sein. Ich vergewissere mich, dass die Hauseingangstüren geschlossen sind. Mit aufmerksamem Blick starrt sie durch die Glastüren in das Freie, danach geht es einen Stock tiefer zu den Kellerabteilen. Jeder Auslauf bringt Neuentdeckungen. Nach einiger Zeit kommt sie zu meinen Füßen und mit einem leichten Schubs animiere ich sie die Stufen hochzuklettern. Diese schafft sie mit Bravour, von einem Plateau zum Nächsten startet sie durch.

katzen:cafe II

Die Besitzerin unterhielt sich mit einer Freundin über die Caféschließung durch die Corona Krise und den weiteren Folgen. In der heißen Phase der Corona Krise war davon die Rede, dass es keinen Betrieb in Österreich geben wird, auch keinen Klein- oder Einmannbetrieb, der nicht von der Bundesregierung unterstützt wird. Sie hat trotz Ansuchen bis dato keinen Cent erhalten, hofft aber noch auf die Auszahlung einer Unterstützung. Anderseits ärgert sie sich über Bemerkungen aus dem Bekanntenkreis, dass sie durch die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung reich geworden ist oder reich werden wird. Seit den Monaten nach Wiederöffnung kommen die Menschen nur zögerlich in das Café. Bei manchen gibt es das Vorurteil, im Lokal würde es durch die Katzenhaltung schmutzig und unhygienisch sein. Würde der Großteil der Passanten, welche einen Blick durch das Schaufenster in das Lokal werfen hereinkommen, würde der Umsatz boomen. Allein von der Neugierde der Menschen kann sie als Jungunternehmerin nicht überleben. Als Newcomerin setzt sie bei der Werbung auf Facebook und Twitter, mit altbekanntem Folder hat sie nichts auf dem Katzenbuckel. Seit ihrer Firmengründung im Jahre 2015 hat sie keine solche Krise, wie sie durch das Coronavirus ausgelöst wurde, erlebt.

Das Konzept Katzencafé stammt ursprünglich aus Asien und verbreitet sich auf die ganze Welt. Das weltweit erste Katzencafé wurde im Jahr 1998 in Taipeh, Taiwan eröffnet.

Katzenneugierde