Nach einer Gesprächsrunde zum Bedingungslosen Grundeinkommen sitze ich in der Aula der Alpen Adria Universität und ziehe ein neues Moleskin Notizbuch aus meiner Jacke. Für mich bedeutet es einen besonderen Reiz inmitten wurliger Menschen meine Einträge zu machen. Dies kann wie jetzt die Uni Aula, ein frequentiertes Caféhaus, eine Sitzbank in der Fußgeher Zone oder ein Zugabteil sein. Ich kann nicht begründen woher die Vorliebe zum Schreiben im öffentlichen Raum kommt? Beobachte ich in der Öffentlichkeit etwas Auffallendes, halte ich dies in den Tageheften prompt fest. Anderseits dürfte es ein exhibitionistischer Zug sein, der mich unter vielen Menschen zu Papier und Bleistift greifen lässt. Seht her, ich habe etwas Bedeutsames zu notieren. Dabei ist ein gewisses Alleinstellungsmerkmal gegeben, da heute nur wenige Menschen in der Öffentlichkeit Notizen machen. Hantiert jemand am Smartphone, so schauen die Umstehenden im nächsten Augenblick gelangweilt weg, dies ist Normalität. Die Masse setzt aktuell auf Kurznachrichten und auf die Spracheingabe am Smartphone.
Beobachte ich jemanden beim Schreiben in einem Notizbuch, so erzeugt dies bei mir Neugierde. Diese Person entzieht sich dem allgemeinen Mainstream, dem Gebrauch von Handy und Laptop in der Öffentlichkeit. Dazu kommt Bewunderung, notiert jemand seine Gedanken handschriftlich. Dies hüllt den Schreibenden in eine rätselhafte Aura. Manchmal könnte der Eindruck entstehen, es handelt sich um eine Aufsichtsperson, welche sich über die Zustände vor Ort Notizen macht. Dazu ein schlechtes Gewissen, weil jeder von uns hat die eine und andere Übertretung im Hinterkopf. In den Kurzparkzonen war es lange üblich, dass die Parkplatzwächter die Strafzettel händisch ausgestellt haben. Dieser Akt ist obsolet, weil heute die Strafverfügungen von einem mobilen Rechner ausgedruckt werden.
Aus dem Tagebuch…