tür:öffner

An automatische Türen bei Geschäften und öffentlichen Gebäuden haben wir uns gewöhnt. Die Vorreiter bei den automatischen Türen waren die Kaufhäuser in der Innenstadt. Die Kunden mussten sich nicht erst bemühen eine Tür zu öffnen. Jenen, welche den Geldbeutel locker hatten, wurde keine Barriere in den Weg gelegt. Beim Forum Kaufhaus und beim Quelle Kaufhaus in der Innenstadt von Spittal an der Drau sah ich in den 60er Jahren die ersten automatischen Eingangstüren. Zumeist hatten die Geschäfte in der Stadt  eine selbstschließende Tür und dies war der technische Fortschritt. Bei manchen Läden glich die Geschäftseingangstür einer Hauseingangstür.
Von barrierefrei war damals bei den öffentlichen Ämtern und bei den Einzelhandelsgeschäften noch keine Rede.

In der Öffentlichkeit waren kaum Menschen mit Behinderung zu sehen. Eventuell war ein Rollstuhlfahrer mit einer Begleitperson im Park unterwegs. So selbst bewusst wie wir heute Menschen mit körperlichen Behinderungen erleben, waren sie damals keinesfalls. Kriegsversehrte, aus beiden Weltkriegen, hatten oft eine Lizenz für eine Tabak – Trafik und standen dort hinter der Budel. Diese Lizenzen wurden bevorzugt für Kriegsinvalide vergeben. Ihre Interessen wurden vom Kriegsopferverband vertreten. Am Rand vom Spittaler Bahnhofsvorplatz stand eine Baracke, wo sich ein Friseurladen und eine Würstelbude befanden. In der Würstelbude bediente der Inhaber, ein beinamputierter Kriegsinvalide. Er bewegte sich hinter der Schank sehr flink. Dabei hatte er seine eigene Technik, Frankfurter oder Krainer, mehr Auswahl gab es nicht, auf einem Pappteller mit Senf oder Kren zu servieren.

Automatik

katzen:klappe II

Will man das Verhalten einer Katze verändern, gibt es einen Kampf auf Biegen und Brechen. Wer hat den längeren Atem, die Katze mit ihrem Gejammer oder der Tierhalter. Zuerst probiert sie es mit einem treuherzigen Blick, dann fordernd und zornig, mit hochgestelltem Schweif und ständigem Miauen. So versucht die Katze das Herz, zumindest die Hand des Katzenbesitzers dazu zu bewegen, die Tür in das Freie einen Spalt zu öffnen. Dabei kann sie genau unterscheiden, welche Person im Haus ihrem Ansinnen, die Tür zu öffnen, bisher entgegen gekommen ist und welche ihr Ansinnen abgelehnt hat. Gibt man dem Liebeswerben der Katze nach, wird sie nie von sich aus die Katzenklappe benützen. Der treuherzige Blick verleitet einen zur Nachsichtigkeit. Man gibt sich schneller einem Katzenblick geschlagen, als dem schmachtenden Blick einer Frau. Bei einer Katze kommt das Gefühl hinzu, sie ist auf unsere Hilfe angewiesen. Dabei verfügen sie, muss es sein muss, über erstaunliche Fähigkeiten und Geschick.

Die automatischen Türen und Tore haben viel mit Bequemlichkeit zu tun, an die man sich schnell gewöhnt. Zuerst hat man die Kosten für ein automatisches Garagentor gescheut mit dem Argument, nach einer Autofahrt tut einem die Bewegung, um das Garagentor zu öffnen gut. Mit den Jahren kommt der eine und andere Gedanke, um wie vieles bequemer wäre es, wenn man im Auto sitzen bleiben könnte. Vor allem, wenn es beim Heimkommen regnet oder schneit. Jetzt bereut man es, die Ausgabe für eine automatische Toranlage gescheut zu haben.

Hilfsbereit

villach:fasching

Zumeist verbinden wir mit einem Menschen, einem Beruf, einem Bundesland und mit einem Volk bestimmte Vorstellungen. Diese sind kaum zu verändern. Auch wenn oft über Globalisierung geredet wird, so verändern sich manche Ansichten über Generationen nicht. Gespürt habe ich dies in Wien, als ich mit der U- Bahn vom Hauptbahnhof zum Stephansdom gefahren bin. Am Bahnsteig war die Henne nicht zu übersehen. Ein Herr trug ein rosarotes Federkleid, auf dem Kopf eine Kappe mit einem Hahnenkamm und an den Füßen trug er weiße Stutzen. Manche Wartende haben ihn belächelt, andere haben an ihm vorbeigeschaut. Wer regelmäßig U-Bahn fährt  ist sicher einiges gewöhnt und schenkt solchen exotischen Auftritten kaum Beachtung. Vorsätzlich zieht es Eigenbrötler und Selbstdarsteller in die Stiegenhäuser der U-Bahnen. Für ihre Aktivitäten, außerhalb des normalen Empfindens, finden sie hier ein breites Darstellungsfeld. Beherrscht auch der Eindruck, Menschen haben es nirgends eiliger als in den Auf- und Abgängen zur U-Bahn, so fällt doch der eine und andere Blick auf die Selbstdarsteller. Egal was passiert, ob jemand mit Tixo an den Säulen kurze Texte und Gedichte befestigt oder in einer Passage Mini Bibeln für unterwegs verteilt werden.

Die rosarote Henne war ein tolles Faschingskostüm. Der Dialekt hat ihn verraten. Auf meinen Zuruf sagte er:  “Er stammt aus Villach”. Der Fasching ist ein Fixpunkt im Jahreskreislauf der Draustadt. Der Villacher Fasching ein Werbebotschafter für Kärnten. Beim Aussteigen hat er mir zugerufen: „Sehen wir uns am Faschingssamstag beim Faschingsumzug in Villach?

LeiLeiLei

nasch:markt

Am Wiener Naschmarkt gibt es eine Vielzahl von Restaurants und Lebensmittel, für alle Geschmacksrichtungen. Gemüse und Obst aus allen Himmelsrichtungen. Gleich ist man mit dem Prädikat orientalischer Wochenmarkt bei der Hand. Bei den Herkunftsländern der Marktverkäufer hinter den Verkaufsständen dürfte dies der Fall sein. Bei einer Tasse Cappuccino behauptet ein Tischnachbar, dass hinter den gepflegten und umfangreichen Gewürz-, den Obst- und Gemüseständen eine Gemüse Mafia steckt, welche die Geschäfte und die Preise kontrolliert. Die fähigsten Händler, mit marktschreierischem Gehabe, sind die Südländer. Bei jedem dritten Marktstand werden den Vorbeieilenden gebratene Mandeln angeboten.

Dazwischen gibt es Verkaufsstände, die für Produkte aus den Bundesländern werben. Eine Bauerninitiative lädt zu einer Käseverkostung mit Vorarlberger Sauerkäse, Hartkäse, Surekäse und Reskäse. Die Marktbesucher langen bei dem Käse zu, welcher am stärksten riecht. Frei nach dem Mythos, ein guter Käse riecht stark.

Am Wochenende gehören am Vormittag die Gastlokale den Langschläfern, welche hierher zum Frühstücken kommen. Das Frühstücksangebot ist keine Domäne der Cafés, auch Restaurants, Pizzeria, Sushis und Kebabbuden werben mit einer Tafel vor der Tür für ein Frühstück. Neben dem Wiener Frühstück klein und groß, gibt es griechisches und türkisches Frühstück.

Stangenkäse.

senior:chefin

Am Eingang zum Montafon liegt die kleine Bezirksstadt Bludenz. In der Bahnhofstraße befindet sich eine Papierhandlung traditioneller Machart. Als Papierhändler in Muse werde ich neugierig, wenn vor dem Geschäft zwei Billettständer stehen. Ich benötige eine Geburtstagskarte. Ich suche nach einer Karte, von der ich noch nicht weiß, was sie darstellen soll. Das kleine Glück ist mir hold. Im Geschäft sehe ich alles, was man sich von einem Papiergeschäft erwartet. Von den Schultaschen bis zu den Mappen, eine Vielzahl an einzelnen Papieren, sowie eine schöne Auswahl an einzelnen Stiften. Einerlei ob es sich um Bleistifte, Farbstifte oder einzelne Gelschreiber handelt. In den Supermärkten findet man diese Artikel, wohl auch zur Vermeidung eines Diebstahles, nur mehr in einer Großpackung. Irrtümlich wird dies Vorteilspackung genannt, weil zumeist braucht man nur eine Farbe, die anderen Stifte trocknen aus. In einer Lokalzeitung habe ich unlängst gelesen, dass die Farbstifte einer österreichischen Bleistiftfabrik von Gefangenen in der Justizanstalt Klagenfurt einsortiert und verpackt werden.

Noch arbeitet die Senior Chefin im Papiergeschäft mit und bietet mir zur Glückwunschkarte eine Breitfüllfeder von Lamy an. Der gute Umsatz wäre die Breitfüllfeder gewesen. Eine geschäftstüchtige Dame, trotz ihres fortgeschrittenen Alters. Seit über fünfzig Jahren steht sie schon im Geschäft, erzählt sie mir auf Nachfrage, nachdem ich mich als Branchenkollege geoutet habe. Sie will noch ein Jahrzehnt dazulegen oder länger, zumindest so lange es ihre Füße erlauben. Während meiner Papierhandelslehre ist jeden Vormittag die Seniorchefin in den Laden gekommen.Sie hat dabei immer etwas entdeckt, was sich seit ihrer Zeit verändert hat. Sie war Mitte achtzig, manchmal eine Frage gestellt oder nur unverständlich den Kopf geschüttelt. Was würde diese Generation zu den Veränderungen, welche sich heute innerhalb von zehn Jahren abspielen, sagen?

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