WEICHEN:stellen

Es ist einige Jahrzehnte her, dass bei den Buben der Beruf des Lockführers zu den Traumberufen gezählt hat. Je nach den finanziellen Möglichkeiten der Eltern gab es in den Kinderzimmern Größere oder Kleinere, Batterie- oder Elektrisch betriebene Eisenbahnanlagen. Fast kein Bub ist ohne Eisenbahn aufgewachsen, sie war ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. War es eine größere Anlage, der Bub noch  im Vorschulalter, dann hat der Vater die Eisenbahn  zwei oder drei Tage vor dem Heiligen Abend in einem absperrbaren Zimmer, aufgebaut. In meiner Kindheit sollte bei einem Nachbarn die Eisenbahnanlage die Weihnachtsüberraschung für den Sohn sein. Der Vater, der im Heraklithwerk beschäftigt war, baute die Anlage einige Tage vor dem Weihnachtsabend auf. Am Vorabend wurde er auf dem Heimweg von der Nachmittagsschicht, es war bereits dunkel, von einem Auto erfasst und getötet. Damals wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt und abends sind die Nachbarn gekommen um für den Verstorbenen zu beten. Wir Kinder haben uns  im Nebenzimmer getroffen, wo wir mit dem Sohn des Verstorbenen mit der Eisenbahn gespielt haben.

Heute haben die Kinder andere Traumberufe, sie spielen mit elektronischen Spielen, am Gameboy und am Laptop. Die Berufswünsche betreffen die Bereiche Netzwerktechnik und Softwareentwicklung.

Da fährt die Eisenbahn drüber.

 

ENT:spannung

Bei dem Trubel, wie die Vorweihnachtszeit abläuft, denkt niemand an Entspannung. Dabei zeigt uns die Natur vor, die Rosen sind verblüht, die Bäume werfen die Blätter ab, das Wachstum wird gedrosselt und der Schnee deckt vieles zu, dass ausruhen angesagt ist.

Wer damit nicht abschalten kann, der kann sich in der Apotheke am Hauptplatz beraten lassen. Im Schaufenster hängt ein Plakat mit dem Hinweis: „Wir schenken ihnen entspannte Weihnachten“. Es stehen keine weiteren Angaben auf der Tafel.  Damit sind wohl Produkte aus dem Gesundheitsbereich gemeint, wie Entspannungsbäder, gute Laune Tees, pflanzliche Beruhigungsmittel wie Johanniskrautkapseln und – tropfen. Schneller funktioniert die Entspannung durch Chemie, mit Erfolgsgarantie zum Abschalten und Ausschalten aus dem Weihnachtstrubel. Nach dem sechsten Jänner  mit Energie- und Vitaminkapseln wieder  hochfahreren.

In der Adventszeit bietet die Kirche mit der Rorate Messen und  festlichen Sonntagsmessen, sowie die Singgemeinschaften mit dem Adventsingen, für ein paar Stunden Entspannung in der hektische Zeit. Auf dem traditionellen Christkindlmarkt am Hauptplatz gibt es am Wochenende jeweils um 16 Uhr Aufführungen von  Krippenspielen und Panflötenmusik. Ein Publikumshit ist der „Stille Advent“ auf den Draubermen.  Dort kann es durch den eisigen Wind ungemütlich werden, trotzdem springt der Zauber der Adventszeit , da die Geschäfte bereits geschlossen haben und der Autoverkehr nachgelassen hat, auf die Zuhörer über. Am Firmament zeichnet sich das Mysterium der Schöpfung ab.

Wechselbad der Gefühle.  

WOHLSTANDs: weihnacht

Nicht zu kurz kommt heute die Klage, dass  zu Weihnachten das Materielle, das Schenken, im Vordergrund steht und nicht die innere Zuwendung. Vergeblich bemüht man sich die Stille zu finden, sich auf die Geburt des Erlösers vorzubereiten. Die Klagen über die Auswüchse der Weihnachtszeit, den Konsum sind nicht  neu, schon in Erzählungen und Briefen aus dem achtzehnten Jahrhundert wird darüber geklagt. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich einmal kritisch auf die Vorweihnachtszeit geblickt und in der „Volkszeitung“ einen Essay verfasst.

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Wohlstandsweihnacht 

 

ESSAY:lesen

Das wir wieder Weihnachten feiern werden ist in unserem Kulturkreis sicher, auch wenn jedes Jahr über die Hektik in den Einkaufszentren und den Trubel in den Innenstädten geklagt wird. Der Advent ist zu einem Event geworden. Mit  Bussen werden die Menschen aus den Regionen Friaul und Slowenien zum Christkindlmarkt in die Draustadt gefahren. Rund um die Stadtpfarrkirche wandern die Gäste staunend und plaudernd von einem Verkaufsstand zum Nächsten. Hier finden sie Glaskugeln, Nackenrollen, Holzspielzeug, ungarische Spezialitäten, Käse aus der Schweiz und Speck aus Südtirol. Hauspatschen und Schals, sowie kandierte Früchte und vieles mehr. Der Name „Christkindlmarkt“ verweist noch auf die Geburt Christus, des Erlösers hin. Vielerorts werden die Märkte als Advent- oder Weihnachtsmärkte bezeichnet.

Nicht zu kurz kommt die Klage, dass heute das Materielle, das Schenken, im Vordergrund steht und nicht die innere Zuwendung. Vergeblich bemüht man sich die Stille zu finden, sich auf die Geburt des Erlösers vorzubereiten. Die Klagen über die Auswüchse der Weihnachtszeit, den Konsum sind nicht  neu, schon in Erzählungen und Briefen aus dem achtzehnten Jahrhundert wird darüber geklagt. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich einmal kritisch auf die Vorweihnachtszeit geblickt und in der „Volkszeitung“ einen Essay verfasst.

WOHLSTANDSWEIHNACHT oder Weihnachten realistisch betrachtet

Der Text folgt am FREITAG, den 7. Dezember.

 

WIEN:splitter II

Kommt ein Wienbesucher in die Verlegenheit, gleich ob er aus einem Bundesland angereist ist oder einem europäischen Land, eine typische Haltung oder Geste der Wiener zu beschreiben, dann könnte er sagen: „In der U-Bahn auf den Oberschenkeln verschränkte Arme, welche die Handtasche oder den Stadtrucksack festhalten. Die U-Bahn ist ein modernes öffentliches Verkehrsmittel, man kommt mit ihr schnell zu den wichtigsten Zentren und Plätzen der Stadt. Beim genauen Hinschauen gibt es verschiedene Eigenheiten, eine ist das Misstrauen gegenüber dem Sitznachbar. Alle Taschen werden krampfhaft mit beiden Armen festgehalten. Oder ein plötzlicher Platzwechsel, wenn jemand dem Äußeren nach nicht ordentlich aussieht. Immer wieder zu beobachten ist, dass jemand seinen BicMäc mit dem Hund teilt. Ein Problem sind die Gratiszeitungen, die beim Eingang zur U-Bahnstation mitgenommen werden, durchgeblättert werden und im Waggon liegengelassen werden und später  am Boden landen. Man muss in der U-Bahn über einen Zeitungsblätterwald darübersteigen.

Gleich rechts und links vom  Eingang in den Stephansdom befinden sich die Altäre der Heiligen, wo man gegen Bezahlung ein Teelicht vor dem Altar anzündet, umso die Fürbitte zum Heiligen zu verstärken. Wer es bequemer haben will, kann gegen eine Gebühr einen Zettel ausfüllen und darauf seine Bitte schreiben und in einen Korb werfen. Von kirchlicher Stelle wird versichert, dass für alle Bitten im Korb zu einem bestimmten Zeitpunkt, am 8. 12., gebetet wird.

Alles bezahlt.