Die Vorstellungswelt, in der einzelne Berufs- oder Gesellschaftsgruppen leben, haben des öfteren mit der Wirklichkeit nichts mehr gemeinsam. Verschiedene Unternehmer übersehen, dass sie sich den Lebensstandard von gestern, heute nicht mehr leisten können. Die Aufträge im Betrieb lassen nach, aber nach außen will man keinen Schritt zurückmachen, dies lässt der eigene Stolz nicht zu. Die Generation fünfzig plus versucht mit aller Kraft den Betrieb, der meistens ein Traditionsbetrieb ist, zu erhalten. Es geht darum, den Betrieb noch zwei oder drei Jahre aufrecht zu erhalten, um dann in Pension zu gehen. Die älteren Selbstständigen empfinden es als persönliche Schande, wenn man Konkurs anmelden muss. Obwohl die Ursache oft nicht am mangelnden Einsatz, sondern an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen liegt. Zum Scheitern trägt bei, wenn man als Subunternehmer vom Bauträger sein Geld für die geleistete Arbeit nicht bekommt. Dabei glauben Außenstehende, dass man gut verdient. Es gibt kein Arbeitslosengeld für Unternehmer.
Die Verschuldung wird als persönliche Schuld gesehen und Schuld verlangt nach Buße. Am Vormittag hat der selbstständige Handwerksmeister in der Werkstatt gearbeitet, zum Mittagessen war er zu Hause und war am Nachmittag auf einer Baustelle. Am späten Abend ist die Frau von der Polizei verständigt worden, dass sich ihr Mann auf der Alpen Adria Autobahn vor einen rumänischen Sattelschlepper geworfen hat und tot ist. Sein Auto hat er am Pannenstreifen abgestellt.
Bekannt ist, dass er vor seinem Freitod zwei Briefe abgeschickt hat. Einen Brief an einen befreundeten Betrieb, sie sollen seine offenen Aufträge übernehmen und einen Abschiedsbrief an seine Frau. Beide Briefe wurden am nächsten Tag von der Post zugestellt.
Amen.
Zu Kommentar von Peter
Gerade die Selbststaendigen identifizieren sich stark mit dem Betrieb, >stuerzt< der Betrieb ab, koennen sie auch menschlich abstuerzen.