WIEN:splitter

Nach einem dreistündigen Ausstellungsmarathon mache ich es mir im Bistro des Museumsquartiers bequem und bestelle Hühnerbruststreifen mit Wokgemüse und Basmatireis. Die Einrichtung ist so gestaltet, dass auf wenig Raum viele Leute Platz haben. Der Wand entlang eine Bank, vis a vis ein Stuhl und dazwischen ein kleiner Tisch, Platz für zwei Personen, alles eng nebeneinander. Neben mir sitzt ein junger Mann der unablässig telefoniert und im Web surft. Er teilt anderen immer auf das Neue mit, wo er gerade ist und was er gerade trinkt. Von den Anderen erfährt er, dass sie gleich hier sein werden. Früher fragte man beim Telefonieren, „Wer ist am anderen Ende der Leitung“, weil das Telefonieren ganz real über ein Telefonkabel erfolgte. In den nächsten Minuten ist es so weit, die Freunde, ein junges Pärchen, treffen im Bistro ein. Die junge Frau ist wahrscheinlich Studentin an der Universität für angewandte Kunst, Richtung Fotografie? Sie beginnt damit,  alle Gegenstände zu fotografieren, den Aschenbecher, die Zigarette mit Hand, wahrscheinlich die Finger mit Zigarette, das Gesicht des Freundes mit Sonnenbrille und ohne, mit vertauschten Sonnenbrillen. Den Hals mit Schal und getauschten Schal. Die Imbisse, Salat mit Hühnerbruststreifen und ein Haustoast, sind einige Aufnahmen wert. 

Nachdem man sich auf der Kamera die Bilder angesehen hat, ist das Gesprächsthema die Mode. Egal welches Assessors, für den einen muss es diese Modefirma sein, für den anderen Jene. Dabei kommt es zu einer Auseinandersetzung. Einer der jungen Männer besteht darauf, dass man, um wirklich den neuesten Trends zu entsprechen, alle drei Monate nach London fliegen muss um dort seine Modeeinkäufe zu tätigen. Der Andere vertritt die Meinung, dass es genügt im Internet nachzuschauen und direkt zu bestellen. Die junge Frau, die Fotografin, erzählt von einem Freund der so toll aussieht, dass ihm  einfach alles passt. Er sieht auch dann noch gut aus, wenn er  sich unterwegs ein paar Klamotten aus dem Caritasladen holt und sich am WC umzieht. 

Update.

RECHTS:links

Jährlich findet die Messe „Buch Wien“ statt, dabei kann man abseits der Ausstellungskojen mit den vielen Büchern verschiedene Erfahrungen sammeln. Bei einem längeren Aufenthalt ist zwischendurch ein WC Besuch notwendig und so steuert man in der Messehalle das öffentliche WC an.  Als Mann hat man die Auswahl zwischen zwei WC Eingangstüren, man steht vor der Entscheidung, nimmt man die rechte oder die linke Tür. Im ersten Augenblick ist man irritiert warum es zwei Türen gibt. Als Rechtshänder habe ich automatisch die rechte Tür, zur WC-Benützung gewählt. Aus Neugierde habe ich beim nächsten WC Besuch die linke Tür benützt und festgestellt, dass dieses WC nur ein Drittel der Pissoir und Kabinen vom rechten WC hatte und es war kaum frequentiert. Es hat seine Richtigkeit, dass Rechtshänder automatisch zu Waren und Türen greifen die rechts angeordnet sind und Linkshänder machen das Gegenteil. Deshalb hat man das „Rechte WC“  mit viel mehr WC Plätzen ausgestattet als das „Linke WC“.    

Bei solchen wesentlichen Unterschieden erhält der Diskurs, ob es vertretbar ist, dass man über Duino, Grado und Venedig noch ein Gedicht schreibt, eine andere Dimension. Diese Frage richtete ich an den Autor Erich Schirhuber und Verleger des Buches: „Zum Beispiel im Süden“ .

Der Autor antwortete mit einer Gegenfrage: „Kann man über die Liebe noch ein Gedicht schreiben, wo es schon so viele Liebesgedichte gibt“?   

Offene Frage.

 

ANT:wort

Kaum ein anderes Verkehrsmittel verbindet so viele Vorteile, ein großes Platzangebot und komfortable Sitze in den Waggons, wie die Eisenbahn. Die Bahnhöfe befinden sich zentral in der Stadt und es gibt Anschlüsse an die anderen öffentlichen Verkehrsmittel. In den Großstädten kann man vom Zug in die U-Bahn umsteigen und in Bahnhofsnähe befinden sich mehrere Hotels. Beim Kauf einer Fahrkarte ist es möglich eine Unterkunft mitzubuchen. Für die Zugreisenden gibt es keinen Megastau wie wir es vom Autoverkehr kennen. Als Lenker muss man beim Autofahren auf den Verkehr achten und nimmt die Landschaft, die Orte, durch die man fährt nur eingeschränkt wahr. Als Bahnfahrer kann man seine Aufmerksamkeit der Landschaft widmen. Ist die Sicht, wie  hier auf den Semmering, durch Nebel eingeschränkt, dann kann man sich der spätherbstlich gestimmten Innenwelt zuwenden.

Der Zug hat die Ebene des Wiener Beckens erreicht und fährt Richtung Wiener Neustadt. In den Ortschaften, rechts und links der Bahnstrecke, leben und arbeiten Menschen aus den unterschiedlichsten Motivationen. Durch die räumliche Trennung, ich im Zugabteil und die Anderen im Freien, stellt sich für mich die Frage: Warum und wozu nehmen wir uns die  Mühen im Alltag, der unterschiedlichsten Art, auf uns? Ich kenne für mich keine zufriedenstellende Antwort und werde sie wahrscheinlich auch nicht in einem der vielen  Bücher auf der Buchmesse in Wien  finden.

Antworten. 

VER:ständigung

Wie breit soll die Basis der Verständigung zwischen einem Übergeber und einem Übernehmer bei einer Betriebsübergabe sein?  Was und wie viel soll man voneinander wissen. Manches wird durch die Öffentlichkeit zugetragen und mit manchen Informationen wird man überrascht. Wie soll man sich austauschen, wenn sich der Anrufbeantworter mit der Ansage meldet: „Hinterlassen sie nach dem Signalton eine Nachricht“. So werkt auf der Baustelle jeder auf seiner Seite, nach seiner Sicht, an der Betriebsübergabe. Zum Schluß soll ein gemeinsames Haus entstehen.

Es ist wie auf einer Brücke, wo jeder von einer anderen Seite kommt, um sich in der Mitte zu treffen. Der eine bewegt sich unter der Brücke, der andere im Schatten des Brückengeländers, um unerwartet den anderen damit zu überraschen, wie weit man schon vorgedrungen ist. Man bewegt sich durch gegenseitige Zurufe aufeinander zu.   

Ein Weg.

VER:spannt

Schnell kann eine fordernde Arbeitssituation zu Verspannungen führen, dies habe ich beim Saisongeschäft gespürt. Die andauernde einseitige Haltung und Bewegungen, das Verharren in einer nach vorne geneigten Position haben im Bereich der Schultern zu Schmerzen geführt. Die Tage sind geschäftlich gut verlaufen, aber auch die Befürchtungen, dass etwas passieren könnte, führen zu Verspannungen. Obwohl alles zufrieden erledigt, halten die Spannungen an. Bei der Entspannung im Liegestuhl lösen diese noch Beschwerden aus. Niemand kann von sich sagen, dass sein Leben beschwerdefrei sein wird und das man immer einsatzbereit sein wird. Genau diese Anforderung stellt man an Kleinunternehmer. Eigentlich  müssten diese um Jahre früher in Pension gehen, weil sie wenig bis keine Arbeitszeit durch Krankenstand, Stempeln oder Urlaub verloren haben, dafür müsste es einen Bonus geben. Die Wirklichkeit ist, dass viele um einige Jahre länger arbeiten.

Überstundenabbau.