SARA:brennt

Bei der Fahrt entlang des Ossiachersee zur Kirchenoper „Sara und ihre Männer“  in der Stiftskirche Ossiach denkt man an die Nachbarn, deren Sohn am Südufer ein Fischrestaurant führt  und indem die Eltern in den Sommermonaten täglich aushelfen. Den genauen Standort weis man nicht, aufmerksam verfolgt man die vielen Hinweistafeln entlang der Straße, ein Tourismusbetrieb reiht sich an den Anderen. Unverhofft das Schild „Campingplatz Martinz“, ein Fingerzeig  zur politischen Situation in  Kärnten. Kurz vor Ossiach, auf einer Kuppel, erblickt man den  See.  Die Sonne ist von Wolken verdeckt,  die Wasseroberfläche Preußischblau fast Schwarz.  Der Turm der Stiftskirche wird sichtbar und in nächster Nähe steigen Rauchschwaden auf. Bei der  Fahrt in den Ort werden die Rauchschwaden dichter, der Qualm steigt von einem Gebäude gegenüber dem Stift  auf.  Beim ersten Hinschauen sieht man angekohlte Balken auf den Steinmauern, die  Schornsteine stehen im Freien und ragen nackt  in den Himmel. Ein kleines Stück vom Dachgeschoss, in Schräglage, existiert noch, aus allen Luken qualmt es.  Das Gebäude, die ehemalige Stiftsschmiede, heute ein Fischrestaurant,  ist  von Zuschauern eingekreist. Zum Großteil sind es Urlauber, die hier am See ihre Freizeit verbringen, Babys,  Kleinkinder und Ehepaare im Freizeit Look,  zum Teil noch in Badebekleidung. Vom Strand zum Brandherd. Viele halten die  Hände hoch, zum Fotografieren mit dem Handy. Verwundert stellt man fest, dass kein Brandgeruch zu riechen ist, obwohl es im Holz und Gebälk des in sich zusammengestürzten Dach- und Obergeschoßes noch immer knistert und  kracht,  glost und raucht. Der Wind treibt den Rauch vom Stift weg, den See auswärts nach Villach.  Am Ufer steht ein Feuerwehrauto mit laufendem Motor  und einem Saugrohr im See.  Vor dem Gebäude mehrere Feuerwehrleute in dunkelgrünen Uniformen und zwei Feuerwehrautos. Es beginnt zu dämmern  und ab zu züngelt im Gebälk eine Feuerszunge hervor und wird mit einem Wasserstrahl zum Schweigen gebracht.

Immer noch strömen Leute herbei. Damen und Herrn in den besten Jahren und ältere Ehepaare, alle in Abendkleidung, sie sind auf dem Weg zu der Kirchenoper „Sara und ihre Männer“. Etwas diskreter zücken auch sie ihre Handys, eine Vorstellung außerhalb der Kirche. Im Gastgarten des Stiftes, vis a vis der Brandruine,  stehen zwei dicke, verkohlte Baumstämme. Es sieht so aus, als wären zwei Stämme aus den Flammen gerettet und hier aufgestellt worden. Es ist dies eine  Installation  von  Johann Feilacher  mit dem Titel,  „Keil / zum Keil“. Zwei  abgeschrägte Eichenstämme  mit einer glatten Schnittfläche, ansonsten rundherum versengt.  Es entsteht der Eindruck, als wären es Vorboten zum Brand gewesen, zwei angeschwärzte  Keile die mahnend in den Himmel zeigen.  Darauf hinweisen, dass Feuer vom Himmel fallen kann. Bei der Einführung zur Kirchenoper hört man im Pfarrsaal durch das geöffnete  Fenster die Geräusche der Wasserpumpe, im Saal ist es unerträglich heiß.

Feuerzungen.

FUND:ament

Im Kurs, „Fit für den Rücken“, werden Übungen im Stehen gemacht, dabei ist es wichtig, dass man auf beiden Füßen ausgewogen steht. Bei Yogaübungen soll man gut „geerdet“ sein. Dabei stellt man sich vor, dass man mit Hilfe der Fußsohlen Verbindung mit dem ganzen Universum aufnimmt. Die Reifenindustrie verweist in ihrer Werbung darauf, dass es vier Reifen sind,  welche das Auto mit der Straße verbinden. Sind diese abgefahren oder von schlechter Qualität, dann kann das Auto in heiklen Situationen, wie Nässe, Schnee und Regen, die Bodenhaftung verlieren. Dies bedeutet für die Autoinsassen Lebensgefahr. 

Im Leben ergeht es uns ähnlich, wir brauchen für die verschiedenen Lebensabschnitte ein gutes Fundament. Ein liebevolles Elternhaus und eine umfangreiche Schulbildung bilden ein gutes Fundament für das weitere Leben. Später muss jeder, je nach Schicksal, selbst für ein geeignetes Fundament sorgen. Die einen finden es in der Gründung einer Familie, im Beruf, in einem Verein, wie der Feuerwehr oder der Caritas und heute aktuell in einem Social Media Netzwerk. Diese Fundamente haben manches Mal über Jahrzehnte Bestand. Ändert sich dieses Fundament oder bricht ein Teil weg,  je nach Größe und Bedeutung, wird es ungemütlich. Die Situation entspricht der auf einer Klippe, wenn ein Teil unter den Füßen wegbricht. Bei Männern und bei immer mehr Frauen ist dies das Ende der Berufszeit, der Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Auf welches neue Fundament kann man dann sein Leben stellen und wie kann man es erden? Dabei spielt auch die Höhe der Pension eine Rolle. Es ist nicht möglich die Höhe des Einkommens selbst zu bestimmen, die Erhöhungen werden vom Staat bestimmt. Es ist gut, wenn sich dann etwas Neues öffnet, eine Bibelrunde, ein neuer Arbeitsplatz oder die Mitarbeit in einem Verein zur Errichtung eines Heimatmuseums. Auch handwerkliche und künstlerische Begabungen können in späteren Jahren, so nach dem Ende der Berufszeit, zu einem neuen Fundament werden. Die Basis für die Zukunft schaffen heute Computer- und Internetkurse für Späteinsteiger. 

Für viele Pensionisten in der Draustadt ist ein neuer Anfang, am Morgen einen Cappuccino bei McDonald zu trinken, die Zeitungen durchzublättern und den Jugendlichen hinterherschauen. 

Zurückblicken.  

ER:holung

Von Erholung sprechen wir, wenn wir uns von einer anstrengenden Aufgabe oder Arbeit ausruhen müssen. Es gibt auch angenehme Beschäftigungen wie Tanzen und Essen, wo wir dann sagen, jetzt müssen wir uns erst einmal erholen. In den reiferen Jahren hat ein Kuraufenthalt den größten Erholungswert. Vorausgesetzt, dass man nicht über die Stränge schlägt, während des Kuraufenthaltes die Nacht zum Tag macht. Während der Zeit unterhält man sich gerne darüber, wie der Kuralltag in anderen Kurhäusern abläuft. Wesentliche Dinge sind dabei, wie es andere Kurhäuser mit der Nachtruhe und der Verpflegung handhaben. Dabei machen die unterschiedlichsten Geschichten, meistens sind es Gerüchte, die Runde. Die Regel ist, dass um 22 Uhr  Nachtruhe ist und alle Kurgäste im Kurheim sein müssen. Bei manchen Kuranstalten wird die Eingangstüre abgesperrt und dies zusätzliche kontrolliert. Nur durch die Verständigung der Nachtschwester ist es möglich das Heim zu betreten. Die Missachtung der Nachtruhe bedeutet den Ausschluss aus dem Kurheilverfahren. Diese Vorschrift löst das meiste Unbehagen unter den Kurgästen aus, dazu gibt es die meisten Unmutsäußerungen. Es kursieren Geheimtipps von Kurhäusern, wo dies nicht so streng gehandhabt wird. Dabei sind es wenige, welche sich nicht an die offizielle Nachtruhe halten. Wer fleißig am Kurprogramm teilnimmt freut sich auf die Nachtruhe, für „Nachteulen“ sind die Zimmer mit den modernen Medien ausgestattet.

Die Krankenkassenkuren werden zumeist von den Menschen fünfzig plus in Anspruch genommen. Viele nützen diese Möglichkeit um mit einem zufriedenstellenden Gesundheitszustand in Pension zu gehen. Andere wollen sich nicht in Vorschriften einfügen und zahlen den Kuraufenthalt selbst und genießen mehr Freiheiten. Dabei ergibt sich die Frage, ob es für Menschen im Ruhestand einen staatlich finanzierten Kuraufenthalt braucht? Worin bestehen die Anstrengungen in der Pension, die eine Krankenkassenkur rechtfertigen? Braucht es in diesem Lebensabschnitt eine Kur oder einen Urlaub, wenn Erholung das Tagesprogramm ist? Im Vordergrund steht ein Tapetenwechsel, um wieder Luft zum Atmen zu bekommen. Mit allen Sinnen den Tag und die Umgebung neu wahrnehmen.

Sinneswahrnehmung.

ROST:ansetzen II

Wer rastet der rostet, dies gilt auch für die Beweglichkeit der Gelenke. Vergleicht man den Körper mit der Karosserie eines Autos, so ist die Gefahr beim Älterwerden groß, dass man Rost ansetzt. Bei einem Auto kann man die Lackschäden jederzeit ausbessern, beim Nachlassen der Beweglichkeit hilft nur Training. Die Fachärzte sagen, dass man auch bei Schmerzen die Gymnastik fortsetzen soll, ansonsten würden sich die Gelenke versteifen. Genauso wie beim Auto rosten wir mit den Jahren von innen heraus und plötzlich bricht der Rost an verschiedenen Stellen nach außen durch. Drückt man auf bestimmte Stellen der „Karoserie„, dann schmerzt es. Es braucht immer mehr Schminke, wenn man äußerlich glänzen will. Wie beim Auto treten an der Haut „Roststellen“ auf, die, wie der beschädigte Lack, abgeschliffen werden und dann hofft man, dass sich die Haut erneuert.

Betrachtet man den Körper als ein Fortbewegungsmittel, dann gibt es für das menschliche Fahrwerk, wie für das Auto, eine Überprüfung. In Österreich nennt man dies Vorsorgeuntersuchung. Dabei ist der Ablauf ähnlich wie beim Ankaufstest eines Gebrauchtwagens. Man wird von allen Seiten begutachtet und dann gibt es einen Testbericht, dabei stellt es sich heraus, dass man von vielen Roststellen und Getriebeschäden bis jetzt nichts gewusst hat. Es verwundert einen, welche Arten von Beschwerden möglich sein können. Mit dem Austausch gibt es ein Problem, dabei wird man auf Grenzen stoßen, nicht was den Verstand betrifft. Verkündet der Facharzt als Resümee, dass man über einen altersbedingten Gesundheitszustand verfügt, ist dies die beste Diagnose. Im schlimmeren Fall heißt es, dass einen nur noch der „Rost“ zusammenhält. Über die Fahrtauglichkeit entscheidet jeder selbst, etwas dazu beitragen kann der Wille, er ist der Treibstoff des menschlichen Körpers. Dabei sollte man aufpassen, dass man rechtzeitig nachtankt. Ist der Wille nicht mehr vorhanden, dann können sich die Defekte schnell  ausbreiten.

Herr dein Wille geschehe.

ROST:ansetzen

Früher hörte man oft  den Ausspruch: „Dieses Auto hält nur noch der Rost zusammen“. Die Autos begannen an den Unterkanten der Autotüren und an den Kanten der Kotflügel zu rosten. Ist man näher an das Auto herangetreten konnte man manches Mal ein Loch in der Karoserie erkennen. Es hat oft ein Fingerdruck genügt und das Blech ist eingebrochen. Heute ist der Zustand der Autos durch die jährliche, gesetzlich vorgeschriebene, Überprüfung der KFZ um vieles besser. Die Verkehrstauglichkeit wird von der Autowerkstätte bestätigt. Versucht man im Rahmen eines Neuwagenkaufes sein Auto einzutauschen, kann man eine Überraschung erleben.

Vor Jahren hatte ich einen zehn Jahre alten Mitsubishi Kombi, der meinem  Gefühl nach seinen Zweck als Transporter für das Geschäft erfüllte. Beim Besuch einer Automesse sah ich die neuen Modelle mit den Extras, wie Servolenkung, Bremskraftverstärker und Klimaanlage. Dabei kam der Wunsch, ein neues Fahrzeug anzuschaffen. Als Erstes erkundigte ich mich welchen Preis ich bei einem Neukauf für mein altes Auto bekommen würde. Das Autohaus verlangte einen Ankaufstest, das Auto sollte in der Werkstatt durchgecheckt werden. Ich fuhr mit meiner Lebensgefährtin nach Spittal/Dr., um diesen Check durchführen zu lassen. Das Ergebnis war ernüchternd, der Autoverkäufer legte uns eine Mängelliste vor, wonach am  Auto nur noch der Motor funktionierte. Weder Bremsen, Getriebe, Lenkung und Karosserie entsprachen, nach Aussage des Verkäufers,  der Verkehrssicherheit. Bei einem Neuwagenkauf wollte er für das alte Auto maximal fünftausend Schilling geben, das sind heute dreihundert Euro. Mir war dies wirtschaftlich zu wenig, die Lebensgefährtin hatte einen technischen Schock. Sie hatte Bedenken in das Auto einzusteigen und bat mich, mit reduzierter Geschwindigkeit nach Hause zu fahren. Bei einem anderen Autohändler gab es für dasselbe Auto, das Fünffache.

Die derzeitige Praxis ist, dass jedes Autohaus beim Eintausch von einem Gebrauchtwagen einen Ankaufstest macht. Dabei liegen die Prioritäten bei jedem Autohändler woanders. Die einen legen ihr Augenmerk auf das Fahrgestell, andere auf Getriebe und Motor und wieder andere auf die Karosserie. Bei den Schätzungen kann es zu Unterschieden zwischen ein-bis zweitausend Euro kommen.

Würde ich alle Mängel zusammen zählen, dann hätte das derzeitige Auto gerade noch Schrottwert. Im schlimmsten Fall müsste ich für die Entsorgung des „Autowracks“,  mit dem ich flott unterwegs bin, etwas zahlen.

Autosommer.