Während meiner Internatszeit benütze ich einen braunen Koffer, hergestellt aus Hartpappe mit verstärkten Ecken. Er hatte das Aussehen einer viereckigen Schachtel, mit einem hochklappbaren Deckel, welcher mit Schnappschlössern versehen war. Die fahrbaren Koffer waren damals noch unbekannt. Damit transportierte ich die Unter- und Oberbekleidung, sowie die Bettwäsche für zirka zwei Monate. Heute ist der Koffer für den Reisenden, den schiff- und flugtauglichen Menschen, ein Statussymbol. Je kleiner der Koffer, umso höher setzt man den beruflichen Status des Reisenden an. Wer es sich leisten kann, den erwartet in den gehobenen Hotels alles was es zur Körperpflege braucht. Die geschäftlichen Unterlagen erstrecken sich auf den Laptop, in einer eigenen Tasche.
Bei der Biennale 2015 in Venedig steht man im Central Pavillon zuallererst vor einer Installation von Fabio Mauri. Es ist ein Turm von Reisekoffern älterer Bauart. Auf den ersten Blick denkt man an einen Hinweis auf unsere reise-freudige Zeit. Beim zweiten Blick sieht man in der untersten Reihe einen geöffneten Koffer und darin zusammengekauert einen Asiaten. Dies könnte ein Hinweis auf die derzeitigen Flüchtlingsströme sein und die Praktiken der Schlepper, dass oftmals in Lkw oder Container eine Unzahl an Flüchtlingen hineingepfercht werden. Oftmals unter schlimmeren Bedingungen über die Grenze geschmuggelt werden, als dies bei Tiertransporten der Fall ist. Zumeist über Tage ohne Wasser und Brot, einmal bei extremer Hitze, dann wieder bei Kälte. Als an der Grenze von Österreich nach Italien noch kontrolliert wurde, gab es in Thörl Maglern einen Grenztierarzt, welcher die Tiertransporte überprüfte. Von ihm wurde immer wieder verlangt, dass die Tiere mit Wasser und Futter versorgt werden, bevor er die Weiterfahrt bewilligte. Heute ist die Grenze offener, mit vielen Vorteilen aber auch Nachteilen. So haben die Menschenhändler innerhalb der EU- Grenzen kaum noch Kontrollen zu erwarten.
Gepäckstück.