koffer:pyramide II

Während meiner Internatszeit benütze ich einen braunen Koffer, hergestellt aus Hartpappe mit verstärkten Ecken. Er hatte das Aussehen einer viereckigen Schachtel, mit einem hochklappbaren Deckel, welcher mit Schnappschlössern versehen war. Die fahrbaren Koffer waren damals noch unbekannt. Damit transportierte ich die Unter- und Oberbekleidung, sowie die Bettwäsche für zirka zwei Monate. Heute ist der Koffer für den Reisenden, den schiff- und flugtauglichen Menschen, ein Statussymbol. Je kleiner der Koffer, umso höher setzt man den beruflichen Status des Reisenden an. Wer es sich leisten kann, den erwartet in den gehobenen Hotels alles was es zur Körperpflege braucht. Die geschäftlichen Unterlagen erstrecken sich auf den Laptop, in einer eigenen Tasche.2015-06-30 11.04.34

Bei der Biennale 2015 in Venedig steht man im Central Pavillon zuallererst vor einer Installation von Fabio Mauri. Es ist ein Turm von Reisekoffern älterer Bauart. Auf den ersten Blick denkt man an einen Hinweis auf unsere reise-freudige Zeit. Beim zweiten Blick sieht man in der untersten Reihe einen geöffneten Koffer und darin zusammengekauert einen Asiaten. Dies könnte ein Hinweis auf die derzeitigen Flüchtlingsströme sein und die Praktiken der Schlepper, dass oftmals in Lkw oder Container eine Unzahl an Flüchtlingen hineingepfercht werden. Oftmals unter schlimmeren Bedingungen über die Grenze geschmuggelt werden, als dies bei Tiertransporten der Fall ist. Zumeist über Tage ohne Wasser und Brot, einmal bei extremer Hitze, dann wieder bei Kälte. Als an der Grenze von Österreich nach Italien noch kontrolliert wurde, gab es in Thörl Maglern einen Grenztierarzt, welcher die Tiertransporte überprüfte. Von ihm wurde immer wieder verlangt, dass die Tiere mit Wasser und Futter versorgt werden, bevor er die Weiterfahrt bewilligte. Heute ist die Grenze offener, mit vielen Vorteilen aber auch Nachteilen. So haben die Menschenhändler innerhalb der EU- Grenzen kaum noch Kontrollen zu erwarten.

Gepäckstück.

 

koffer:pyramide I

Bei den Bildern die uns von den Flüchtlingen, welche an den Küsten den Mittelmeeres ankommen, in den Zeitungen und im Fernsehen gezeigt werden,erschreckt mich die Mittellosigkeit. Sie führen nichts bei sich, außer den Kleidern die sie am Körper tragen. Im besten Fall eine Plastiktragtasche von einem Supermarkt, darin ist ihre gesamte Hab und Gut. Bedeutet dies, dass ihre Flucht nicht geplant war oder wurde ihnen alle Hab und Gut von den Fluchthelfern weggenommen? Eventuell alles auf der Flucht verloren? Besucht man eine zeitgeschichtliche Ausstellung, wo die Wege von Auswandererfamilien gezeigt werden, so sieht man fast in jeder Hand einen Koffer. Bei Familien sind es zumeist mehrere Koffern. Diese halten sie ganz stolz und ganz fest in den Armen. Dabei muss man bedenken, wie massiv und wie schwer die Koffern im neunzehntem Jahrhundert waren. Die wohlhaberende Gesellschaftsschicht hatte ihre eigenen Kofferträger und an den Bahnhöfen gab es den Dienstmann mit Dienstkappe und einem Schubkarren.

Die Kofferindustrie hat eine lange Tradition, ihre Krisen und Höhenflüge erlebt. Blickt man in das Schaufenster von einem Koffer- und Taschengeschäft, so sieht man eine Fülle verschiedener Modelle. Im Trend sind die Schalenkoffer, aus einem harten Kunststoffmaterial, die Form klassisch, nur die Größen und die Farben variieren. Die Koffer sind heutzutage selbstverständlich mit Rollen ausgestattet, dies ermöglicht ein leichtes und schnelles Vorwärts kommen. Auf den Bahnhöfen, den Abfertigungsterminal der Flug- und Schiffshäfen gibt es Lifte, für die Bequemlichkeit.

Troll dich…

los:tag

Von den Bauern und den Gärtnern werden die sogenannten Lostage genau beobachtet. Vom Wetter, welches an einem solchen Tag herrscht, lässt sich das Wetter und die Ernte für die nächsten Wochen vorhersagen. Morgen, am 5. September, hat Lorenz Namenstag und im Bauernkalender steht: Lorenz im Sonnenschein, wird der Herbst gesegnet sein.

Ein persönlicher Lostag ist, wenn man einem Arbeitsunfall knapp entgeht oder es bei einem Autounfall nur Blechschaden gibt. Zu den schönen Lostagen zählen die Tage an dem man seinen Ehepartner kennengelernt hat, eine wichtige Prüfung besteht und einen neuen Job bekommt.  Befreiend sind die Tage, die ohne Planung gut verlaufen.

Manche Menschen behaupten, die Lostage haben ihre Gültigkeit verloren, weil wir durch unsere Abgase das Klima verändert haben. Ist es sinnvoll, die Klimaveränderung mit den Turbulenzen auf den Finanzmärkten in Zusammenhang zu bringen? Beides wird vom Menschen beeinflusst. Die vierteljährliche Veröffentlichung des neuen Konjunkturberichtes ist ein Lostag, da entscheidet sich, ob die Arbeitslosenzahlen gefallen oder gestiegen sind. Für andere bedeutet dies, ob die Aktienkurse an Wert gewinnen oder verlieren. Menschen, welche an der Börse spekulieren, blicken alle Minuten auf das Handy, welches die Kurse anzeigt. Andere haben in ihrem Arbeitszimmer permanent drei Bildschirme eingeschaltet, so können sie synchron die Kurse von den wichtigsten Finanzplätzen der Welt verfolgen. Die Nervosität der Börsenspekulanten, die eine Zigarette nach der anderen anzünden und Unmengen an Cappuccino trinken, ist sprichwörtlich.

Lottosechser.

navi:gerät III

Der Mensch wird in vielen Bereichen technisch optimiert und damit verkümmern auf der anderen Seite seine natürlichen Fähigkeiten. Er wird der Möglichkeit beraubt seine Sinne zu schärfen. Was wird für die Zukunft der bessere Weg sein, vieles ist noch offen? Einen Vorteil haben diejenigen, welche die lauteren Medien und die besseren Vermarkter hinter sich haben.

Auf dieselbe Schiene gerät man, wenn man mit Kids einen Ausflug auf die Alm macht, dabei erlebt man ähnliches. Für sie ist es total öde und uncool während der Fahrt einen Blick auf die herabstürzenden Wildbäche, Almwiesen und weidende Kühe zu machen. Ist überhaupt Interesse für die Landschaft vorhanden, dann hält man das Handy beim Autofenster raus und filmt die vorbeifliegende Bergwelt. Das Video wird dann im Auto angeschaut.  Das dritte Auge des Menschen ist heute die Fotolinse des Handys.

Dies ist eine Generation wo noch eine geringe Naturerlebnissbereitschaft vorhanden ist. Wer wirklich aktuell ist blickt lieber auf die virtuelle Natur auf dem Bildschirm.  Vom Sinn einer Wanderung sind sie zumeist nicht zu überzeugen, viel lieber bleiben sie im Auto oder am Parkplatz sitzen. Dort können sie sich weiterhin ungestört mit dem Alleinunterhalter und Allzeitbuttler, dem  Handy zuwenden.Wahrscheinlich bekommen wir in den Medien die immer motivierten  Jungs und Mädels zu sehen. Diese betreiben Sport, interessieren sich für die Erhaltung der Natur, sammeln für soziale Zwecke. Braucht es heute als Elternteil oder als Großelternteil eine Ausbildung als Motivationstrainer um noch ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen?

Nicht aufgeben.

navi:gerät II

In Gruppen von vier bis fünf Personen wurden wir, versehen mit Proviant für einen Tag losgeschickt. Um unseren Ehrgeiz anzustacheln gab es für die Gruppe, welche als Erste die Zielstation erreichte, als besonderes Zuckerl, einen Tag Dienstfrei. So motiviert stürzten wir uns in Viertelstunden Intervallen vom Start auf unsere Aufgabe. Um keine Zeit zu verlieren verzichtete unsere Gruppe auf eine Mittagsrast. Wir öffneten während des Marschierens unsere Fleischschmalzdose und aßen die Schmalzbrote beim Gehen. Im Ziel mussten wir festzustellen, andere Gruppen waren schneller. Die Meisten machten sich beim nächsten Orientierungslauf einen bequemen Tag, in frischer und schöner Umgebung.  Sie ließen sich nicht zweimal bitten, wenn sie von Bauersleuten zu einem Glas Most und einer Jause eingeladen wurden. Auch eine Mitfahrgelegenheit auf einem Traktor ließen wir uns nicht entgehen.

Heute bedient man sich der Navigationsgeräte, die sich im Auto, genauso wie im Wanderrucksack befinden. Es gibt kaum jemanden der sich alleine, damit meine ich nicht als Person, sondern alleine im Sinne ohne Handy auf eine Autofahrt oder auf eine Wanderung begibt. Habe ich vorhin geschrieben dies betrifft vor allem die Generationen bis dreißig plus, so habe ich es vor kurzem anders erlebt. Bei der Kölnbreinsperre kehrte eine Wandergruppe von Pensionisten aus dem Raum Bleiburg beim Almgasthof ein. Hinter ihnen lag eine Wanderung  zur Osnabrückerhütte. Kaum hatten sie sich in der Gaststube niedergelassen wurden von allen Teilnehmern die Handys aus dem Anorak oder dem Rucksack gezogen. Die Nachrichten gecheckt und telefoniert. Erst dann wurde bei der Hüttenwirtin die Bestellung aufgegeben. Frei nach Brecht,  das Telefonieren kommt vor dem Saufen.

Und die Moral.