milch:käse

Beim nahegelegenen Lebensmitteldiskonter in Völkendorf herrscht seit einigen Wochen eine aufgeheizte Atmosphäre. Daran waren nicht nur die hohen sommerlichen Temperaturen Schuld, dazu kommt noch, dass gegenüber ein Getränkediskonter seine Pforten geöffnet hat. Dies ist erst möglich geworden, nachdem erstgenannter Lebensmittelmarkt neu gebaut hat und sein ehemaliges Geschäftslokal vom Getränkediskonter okkupiert wurde.

Eine der Verkaufspromotion dieser Woche bestand darin, dass ein großgewachsenes, schlankes Fräulein im Eingangsbereich Käsewürfel zur Verkostung angeboten hat. Bekleidet mit einer roten Bleamele Bluse versuchte sie die eintretenden Kundinnen zu einer Kostprobe zu animieren. Auf der Promotiontheke lagen ein paar Folder der Kärntner Molkerei und unter zwei Glaskuppeln Käsebrötchen. Dies ist ein Schimmelkäse, dies ist ein Hartkäse und man flanierte weiter. Vor der Kassa staute es sich im Markt, von dreien war nur eine geöffnet. Um die Mittagszeit hatten es die Kunden, welche sich eine Jause geholt hatten, eilig. Zwischen den Jausenkäufern Menschen mit einem Dreitageseinkauf. Ältere Menschen, welche mehr als einen Kassenbon brauchen, etwas Zuwendung und zwei persönliche Sätze. Der junge Bursche, ein routinierter Kassierer, hilft auch schon einmal einer betagten Frau das Geld aus dem Börserl zu fischen. So werden in der Warteschlange immer mehr Rufe laut, eine zweite Kassa zu öffnen.

Beim Verlassen des Lebensmitteldiskonters mache ich die Käseprobenverteilerinn darauf aufmerksam, man würde dringend jemand Zweiten zum Kassieren brauchen. Hier wäre sie entbehrlich. Abwehrend hebt sie die Hände und verweist darauf, sie sei nur die Praktikantin. Dies entlockt der Wurstverkäuferin hinter der Feinkosttheke ein Schmunzeln. Ein Herr gesellt sich zu uns, entnimmt der Käseglocke eine Probe und ist mit dem Geschmack sehr zufrieden. Ihn würde eines interessieren, wie viel die Kärntner Bauern von der Molkerei für einen Liter Milch bekommen? Das Gesicht der Praktikantin verwandelt sich in ein großes Fragezeichen.

Für die zumeist anspruchslosen Arbeiten, wie Kostproben verteilen oder saisonale Waren vor dem Geschäft zu verkaufen, werden vornehmlich Lehrlinge oder Praktikantinnen eingesetzt. Dieses Los teilte auch einmal eine Nichte von mir. Sie musste als Konsumlehrling, auf dem Bahnhofsvorplatz in Villach, in der närrischen Zeit, Faschingskrapfen verkaufen. Von zarter und kleiner Statur stand sie bei Minustemperaturen im Freien und versuchte mit dem Schlachtruf Friische Kraapfen den Berg von Krapfen abzubauen. Auf der Weite des Platzes, mit dem großen Standl und dem Berg von Faschingskrapfen machte sie in der Winterkälte einen erbärmlichen Eindruck. Obwohl es von ihr aus dieser Zeit kein Foto gibt, sehe ich sie heute noch im weißen, dünnen Verkaufsmantel mit dem Konsumlogo auf der Brust vor dem Forum Kaufhaus stehen.

Bauernkrapfen.

kreuz:erhöhung

Die katholische und die orthodoxe Kirche feiern am 14. September den Tag der „Kreuzerhöhung“. Da stellt sich die Frage, wurde Christus mit drei oder mit vier Nägeln an das Kreuz geschlagen? In der Ausstellung „Macht des Wortes“ im Stift St. Paul im Lavanttal wurden Bilder gezeigt, wo Christus mit herabhängenden Beinen an das Kreuz geschlagen wurde und mit vier Nägeln gekreuzigt wurde. Ein Ausstellungsstück ist das Hölleiner Kruzifix von 1180, ein „Vier Nagel Typus“. Die Darstellung ist typisch für die Romantik und wurde in der Gotik vom „Drei Nagel Typus“ abgelöst.  Weiterlesen…

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koffer:pyramide II

Während meiner Internatszeit benütze ich einen braunen Koffer, hergestellt aus Hartpappe mit verstärkten Ecken. Er hatte das Aussehen einer viereckigen Schachtel, mit einem hochklappbaren Deckel, welcher mit Schnappschlössern versehen war. Die fahrbaren Koffer waren damals noch unbekannt. Damit transportierte ich die Unter- und Oberbekleidung, sowie die Bettwäsche für zirka zwei Monate. Heute ist der Koffer für den Reisenden, den schiff- und flugtauglichen Menschen, ein Statussymbol. Je kleiner der Koffer, umso höher setzt man den beruflichen Status des Reisenden an. Wer es sich leisten kann, den erwartet in den gehobenen Hotels alles was es zur Körperpflege braucht. Die geschäftlichen Unterlagen erstrecken sich auf den Laptop, in einer eigenen Tasche.2015-06-30 11.04.34

Bei der Biennale 2015 in Venedig steht man im Central Pavillon zuallererst vor einer Installation von Fabio Mauri. Es ist ein Turm von Reisekoffern älterer Bauart. Auf den ersten Blick denkt man an einen Hinweis auf unsere reise-freudige Zeit. Beim zweiten Blick sieht man in der untersten Reihe einen geöffneten Koffer und darin zusammengekauert einen Asiaten. Dies könnte ein Hinweis auf die derzeitigen Flüchtlingsströme sein und die Praktiken der Schlepper, dass oftmals in Lkw oder Container eine Unzahl an Flüchtlingen hineingepfercht werden. Oftmals unter schlimmeren Bedingungen über die Grenze geschmuggelt werden, als dies bei Tiertransporten der Fall ist. Zumeist über Tage ohne Wasser und Brot, einmal bei extremer Hitze, dann wieder bei Kälte. Als an der Grenze von Österreich nach Italien noch kontrolliert wurde, gab es in Thörl Maglern einen Grenztierarzt, welcher die Tiertransporte überprüfte. Von ihm wurde immer wieder verlangt, dass die Tiere mit Wasser und Futter versorgt werden, bevor er die Weiterfahrt bewilligte. Heute ist die Grenze offener, mit vielen Vorteilen aber auch Nachteilen. So haben die Menschenhändler innerhalb der EU- Grenzen kaum noch Kontrollen zu erwarten.

Gepäckstück.

 

koffer:pyramide I

Bei den Bildern die uns von den Flüchtlingen, welche an den Küsten den Mittelmeeres ankommen, in den Zeitungen und im Fernsehen gezeigt werden,erschreckt mich die Mittellosigkeit. Sie führen nichts bei sich, außer den Kleidern die sie am Körper tragen. Im besten Fall eine Plastiktragtasche von einem Supermarkt, darin ist ihre gesamte Hab und Gut. Bedeutet dies, dass ihre Flucht nicht geplant war oder wurde ihnen alle Hab und Gut von den Fluchthelfern weggenommen? Eventuell alles auf der Flucht verloren? Besucht man eine zeitgeschichtliche Ausstellung, wo die Wege von Auswandererfamilien gezeigt werden, so sieht man fast in jeder Hand einen Koffer. Bei Familien sind es zumeist mehrere Koffern. Diese halten sie ganz stolz und ganz fest in den Armen. Dabei muss man bedenken, wie massiv und wie schwer die Koffern im neunzehntem Jahrhundert waren. Die wohlhaberende Gesellschaftsschicht hatte ihre eigenen Kofferträger und an den Bahnhöfen gab es den Dienstmann mit Dienstkappe und einem Schubkarren.

Die Kofferindustrie hat eine lange Tradition, ihre Krisen und Höhenflüge erlebt. Blickt man in das Schaufenster von einem Koffer- und Taschengeschäft, so sieht man eine Fülle verschiedener Modelle. Im Trend sind die Schalenkoffer, aus einem harten Kunststoffmaterial, die Form klassisch, nur die Größen und die Farben variieren. Die Koffer sind heutzutage selbstverständlich mit Rollen ausgestattet, dies ermöglicht ein leichtes und schnelles Vorwärts kommen. Auf den Bahnhöfen, den Abfertigungsterminal der Flug- und Schiffshäfen gibt es Lifte, für die Bequemlichkeit.

Troll dich…

los:tag

Von den Bauern und den Gärtnern werden die sogenannten Lostage genau beobachtet. Vom Wetter, welches an einem solchen Tag herrscht, lässt sich das Wetter und die Ernte für die nächsten Wochen vorhersagen. Morgen, am 5. September, hat Lorenz Namenstag und im Bauernkalender steht: Lorenz im Sonnenschein, wird der Herbst gesegnet sein.

Ein persönlicher Lostag ist, wenn man einem Arbeitsunfall knapp entgeht oder es bei einem Autounfall nur Blechschaden gibt. Zu den schönen Lostagen zählen die Tage an dem man seinen Ehepartner kennengelernt hat, eine wichtige Prüfung besteht und einen neuen Job bekommt.  Befreiend sind die Tage, die ohne Planung gut verlaufen.

Manche Menschen behaupten, die Lostage haben ihre Gültigkeit verloren, weil wir durch unsere Abgase das Klima verändert haben. Ist es sinnvoll, die Klimaveränderung mit den Turbulenzen auf den Finanzmärkten in Zusammenhang zu bringen? Beides wird vom Menschen beeinflusst. Die vierteljährliche Veröffentlichung des neuen Konjunkturberichtes ist ein Lostag, da entscheidet sich, ob die Arbeitslosenzahlen gefallen oder gestiegen sind. Für andere bedeutet dies, ob die Aktienkurse an Wert gewinnen oder verlieren. Menschen, welche an der Börse spekulieren, blicken alle Minuten auf das Handy, welches die Kurse anzeigt. Andere haben in ihrem Arbeitszimmer permanent drei Bildschirme eingeschaltet, so können sie synchron die Kurse von den wichtigsten Finanzplätzen der Welt verfolgen. Die Nervosität der Börsenspekulanten, die eine Zigarette nach der anderen anzünden und Unmengen an Cappuccino trinken, ist sprichwörtlich.

Lottosechser.