ski:sport II

Eine ehrliche Aussage machte die Skinachwuchsläuferin T. W., in einem lockerem Gespräch („Zitat Bulletin“) wo sie zugibt: „Vor einem Rennen geht es mir teilweise körperlich richtig schlecht. Dann möchte ich einfach davonlaufen oder ich hoffe, dass das Rennen abgesagt wird (lacht).“ Niemand würde es ihr übelnehmen, wenn sie vor einem Start sagen würde, sie fühle sich nicht in Form oder sie fahre nur mit einem „Sicherheitspolster“?  Viele würden begreifen, dass Angst und Vorsicht kein Ausschluss aus der Gesellschaft sein muss, sondern einen Schritt für einen neuen Umgang miteinander bedeuten würde.

Im gewöhnlichen Alltag kann ein banaler Zahnarztbesuch emotionalen Druck verursachen. Es gibt die gesellschaftliche Verpflichtung, die Angst vor dem Zahnarzt wegzuleugnen. Das Unbehagen setzt bei uns ein, wenn man an mögliche Schmerzen denkt, die mehr oder weniger dazugehören. Teilt man dem Arzt seine Befürchtungen mit, kann eine Aufklärung über den Ablauf der Behandlung viele Ängste beseitigen. Im Familienkreis darüber sprechen, dass einem der Termin Sorgen bereitet, löst Mitgefühl aus. Spontan erklärt sich jemand  bereit einen zu begleiten und die Wartezeit mit Unterhaltung zu verkürzen. Ablenkung ist besser, als die ständige Beschäftigung mit der Art der Behandlung. Eine andere Möglichkeit sind einfache Atemübungen, die Verspannungen und Furcht vorbeugen. Nicht derjenige ist der Mutige welcher die  Angst verleugnet, sondern seine Befürchtungen eingesteht. Sich äußern, dass man sich bei manchen Behandlungen oder Aufgaben unwohl fühlt, macht den Weg frei zu einem Wohlfühlleben.

Vertrauensselig.

ski:sport I

Das Wort “Burnout” ist eines der Modewörter der vergangenen Jahre, die moderne Bezeichnung für Depressionen, für das seelische Ausgebrannt sein. Gesellschaftlich ist es auch heute noch verpönt, wenn sich jemand dazu bekennt. Nur Mutige äußern sich darüber öffentlich. Dies fördert den Abbau der körperlichen Spannungen. Seelische Empfindlichkeit haftet in unserer Gesellschaft etwas Grenzwärtiges an. In der leistungsorientierten Arbeitswelt und Gesellschaft  wird man damit schnell aussortiert. Bekannte Sportlerpersönlichkeit gestehen immer wieder ein, dass sie dem Erwartungsdruck siegen zu müssen, nicht standhalten können. Vor Jahrzehnten wäre ein solches öffentliches Geständnis ein Affront gegenüber der eigenen Nation gewesen. Diejenigen wären als Verräter am Sport beschuldigt und fallen gelassen worden. In der vergangenen Wintersaison hat die amerikanische Slalomfahrerin Lindsey von V. versucht zu verbergen, dass sie den psychischen Anforderungen des Spitzensportes nicht mehr gewachsen ist. Das Krankenhaus hat den Reportern mitgeteilt, dass sie wegen Bauchschmerzen in Behandlung ist.

Ist eine der Ursachen für die Überforderung der Sportler der Ehrgeiz der Trainer und der Funktionäre? Inwieweit tragen wir Zuschauer dazu bei, egal ob live im Zielraum oder am Bildschirm, dass die Anforderungen an die Spitzensportler immer höher geschraubt werden? Wen interessiert ein Sportevent, wo keine  extremen Leistungen  geboten werden? Dabei bringt schon ein realistischer Wettkampf genug an Spannung mit.

Fassdaubenrennen.

selbst:prüfung

Aus den Tageszeitungen und den Nachrichten erfahre ich, wie unverschämt sich viele Bankmanager verhalten haben, wie sorglos sie mit dem Geld der Anleger und Sparer spekuliert haben. Zusätzlich haben sie sich unappetitliche Gehälter und Provisionen genehmigt. In der Schweiz kam es zu einer Volksabstimmung darüber, um wie viel mehr darf ein Manager als ein gewöhnlicher Arbeiter, verdienen. Oft gehen wir mit unseren Vorstellungen und Werten sorglos um, wir werfen sie über Bord. Wollen wir anderen Menschen Werte vermitteln, müssen wir sie selbst leben. Ermahnt einem der Arzt  mit dem Rauchen aufzuhören, sollte er selbst nicht mit einer brennenden Zigarette im Cafe gesehen werden. Kommt von einem übergewichtigen Orthopäde der Vorschlag bei Hüftschmerzen das Gewicht zu reduzieren, verliert diese Aufforderung sofort an Wirkung. Höhere Strafen für Alkohol am Steuer fordern die Politiker und werden dann selbst bei einer Verkehrskontrolle alkoholisierte erwischt.

Ein Seminarleiter über Stressabbau zeigte sich erbost weil seine Studienunterlagen nicht rechtzeitig gekommen sind. Mit der Auskunft, dass es Lieferschwierigkeiten gibt, ist er nicht zufrieden.  

Im Stresslabor.

uni:tag

Nach dem Betreten des Vorlesungsraums steht man als älteres Semester plötzlich in einer Runde von jungen Studenten, ist etwas verunsichert und weiß nicht, wie man sich artgerecht verhalten soll. Die Anspannung bleibt, was kommt, höflich und locker bleiben. Seniorstudenten sind die Ausnahme und werden von den Jungen kritisch beäugt. Ein Einsteigertipp, nicht die vorderen Reihen wählen, die Eingweihten sitzen in den hinteren Reihen. Es ist spannend wie in der Grundschule, bis zum Augenblick wo die Lehrerin oder der Lehrer die Klasse betreten hat. Der Professor fordert uns auf, in die vorderen Reihen zu wechseln, damit seine Stimme geschont  wird.

Mit dem Lehrpersonal hatte ich als schrulliger Papierwarentandler im Berufsleben viele Berührungspunte und dabei das Gefühl, dass Lehrer erwarten, dass ihre Meinungen ohne Widerspruch akzeptiert werden. Außer beruflichen Fortbildungskursen habe ich nach dem Schulabschluß keinen Unterricht mehr genossen. Nach Beginn der Vorlesung beobachte ich, dass die Studentinnen und Studenten nahtlos an das Grundschulsystem anschließen. Für Fragen heben sie artig die Hand, verwenden als Anrede Herr Professor und stimmen in den meisten Fällen seinen Aussagen zu. Es gibt kaum andere Meinungen oder Einwände zur Vorlesung. Der zeitliche Ablauf der Lehrveranstaltung ist auf die Bedürfnisse des Professors abgestimmt. Die meisten Studierenden verhalten sich wie eine Herde braver Lämmer.

Durch meinem Kopf geistern Szenen aus den sechziger und siebziger Jahren, als in Frankreich, Deutschland, Italien und anderen Staaten von Mitteleuropa die Studentenunruhen stattgefunden haben. Rudi Dutschke war mein großes Vorbild. Dieser Widerstandsgeist ist aus den Unis verschwunden, nicht mehr notwendig, weil die Professoren um vieles liberaler sind.

Attentat.

sepa:iban.bic III

Am nächsten Morgen regnete es und der Vater bot dem Einkäufer an, einen weiteren  Tag  am Bauernhof zu verbringen, was dieser gerne annahm. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dafür etwas zu verlangen, dies war einfach Gastfreundschaft. Bei unserer großen Familie war es egal, ob eine Person mehr oder weniger beim Essen am Tisch saß. Mit dem Hinweis, er müsse in den Nachbarorten seiner Arbeit nachgehen, verabschiedete sich der Holzeinkäufer am dritten Tag. Der Vater wird von der Firma Bescheid bekommen, zwecks Liefertermin und eine Zusage für den guten Preis. Bei den vielen Kindern war das Geld am Bauernhof immer knapp, der Vater war guter Dinge.

Am Sonntag besuchten wir mit dem Vater, Vota, den Gottesdienst in der Pfarrkirche. Die Mutter,  Muata,  und die  Schwester bereiteten das Mittagessen vor. Nach der heiligen Messe standen am Kirchenplatz die  Bauern aus der Nachbarschaft  beisammen. Bald kam die Rede auf den Holzeinkäufer Fredl, der im ganzen Gemeindegebiet unterwegs war. Ein Bauer wusste zu berichten, dass er einmal für ein Oberkärntner Sägewerk tätig gewesen ist, aber jetzt dort nicht mehr beschäftigt war. Auf keinen Fall war er berechtigt für das Sägewerk Holzeinkäufe zu tätigen. Dem Fredl ging es nur  darum, auf einem Bauernhof ein paar Tage gut zu essen und zu schlafen und so seine Zeit zu verbringen. Die Bauern hatten eine Mords Hetz, als ihnen bewusst wurde,  dass sie auf diesen Schmäh hereingefallen sind. Niemand dachte daran, den „falschen“ Holzeinkäufer bei der Polizei anzuzeigen oder ihn zu verfolgen. Ein Esser mehr oder weniger hat bei niemandem einen Schaden angerichtet. Heute, da alles an das Tageslicht kam, gab es für alle etwas zum Lachen.

Betrüger und Kriminelle hat es immer schon gegeben, vielleicht waren sie früher nur liebenswerter und nicht so auf das Geld bedacht.

Brettljausn.