WASSER:geist

In Kärnten gibt es eine Vielzahl von großen und kleinen Seen, so zahlreich sind auch  die  Sagen  von Nixen und Wassergeistern.  Je größer der See, wie der Wörther-, der Ossiacher- oder der Milltstättersee, umso mehr Erzählungen gibt es.

Kaum vermutet man eine Begegnung mit einem Wassergeist im Gebirge. Unter der Kirche von Gaschurn befindet sich eine Oase nach dem Motto: „Wasser und Geist“ . Neben den Sitzbänken gibt es zwei Brunnen , darauf Zitate aus der Bibel : „ Wer aus diesem Brunnen trinkt, wird niemals Durst haben.  Der Geist der über dem Wasser schwebte und dem Kosmos seine Ordnung gab.“  Hier kann  man zu sich selbst finden.  An der Stützmauer reifen die Weintrauben heran.

Räumlich ist es schwierig den Geist schweifen zu lassen,  da der gegenüberliegende Hang nur eine Armlänge entfernt ist. Es ist nicht möglich über die Berge zu blicken. Ein Ausweg ist, den Blick talauswärts zu richten. Dort wartet die Freiheit  und die Jungen gehen  zur Arbeit und zur Unterhaltung talauswärts. Die Hoffnungen, aber auch die Gefahren lauern dort. Solange wie möglich stellt man den Weg aus dem Tal als schwierig dar, eine Versuchung der man widerstehen soll. Wiedersagt ihr dem Teufel, ja wir wiedersagen. Draußen liegt das Verderben und mancher ist den Versuchungen, wie Drogen, Alkohol und Spielsucht erlegen. Dort leben die Einflüsterer die sagen, dass man beim Glücksspiel sehr reich werden kann.

Saureich.

ARBEITS:pause

In einem Vormittag ist die Buchhaltung der letzten Woche erledigt, das Kassabuch und das Wareneingangsbuch aufgebucht, sowie die aktuellen Kontoauszüge bearbeitet. Bis Mittag bleibt noch Zeit, um den Innenhof mit einem Laubstaubsauger zu säubern. Vorher entferne ich bei den Blumen das Unkraut und beschneide einige überbordende Sträucher. Dies ist eine Beschäftigung die mir viel Freude bereitet, eine Abwechslung zur kaufmännischen Arbeit. Dabei kann ich beobachten, was sich von Woche zu Woche im Hof verändert hat.

Die Mittagszeit und das schöne Wetter erlauben es, eine kleine Radtour zu unternehmen. Mein Weg führt durch das Möselsteiner Moor der Bahn entlang nach Pöckau, weiter nach Neuhaus, bis zur ersten Rast in der Oberschütt. In diesem Frühjahr wurden die Ebereschen ausgegraben und durch Kastanienbäume ersetzt. Die Ebereschen waren für mich ein Jahreszeitenthermometer. Färbten sich die Beeren rot, war dies ein Zeichen, dass der Hochsommer vorbei war und der Frühherbst beginnt. Gleichzeitig war dies der Auftakt für die neue Schulsaison, die mit der Schulbuchauslieferung begonnen hat. Auch in der heißen Phase des Schulanfanges habe ich, wenn es die Zeit erlaubt hat, diesen Ort aufgesucht, um auszuspannen. Manche begehen den Fehler, dass sie in einer intensiven Arbeitsphase auf das Ausspannen vergessen, dann wenn man es am nötigsten hat.

Nach einer gelungen Arbeit ist die Freude beim Ausspannen groß, gerade dann, wenn man sich die die Auszeit stehlen musste. Wie ändert sich das, wenn man in Pension ist, wo die Auszeit das Normale und die Arbeitszeit die Ausnahme ist.

Vorzeichenwechsel.

ME(E)R.sitzung

Bei den Südländer kann man beobachten, wie sie ein menschliches Leben führen. Sie haben am Vormittag Zeit für einen Kaffee auf der Piazza, für ein Schwätzchen am Gehsteig. Sie benehmen sich als Gäste nicht ungestüm. Betreten sie eine Trattoria dann haben sie die Geduld, bis ihnen von der Bedienung ein Platz zugewiesen wird. Im Süden sollte man nicht den Fehler machen und sich eine Speisekarte von der Anrichte holen. Dieses Verhalten würde einen strafenden Blick des Kellners mit sich bringen und die Folge wäre, dass man bis zur Aufnahme der Bestellung lang warten müsste. Man durchschaut nicht, nach welchen Regeln die Gäste bewirtet werden. Dem Chaos liegt ein südländisches System zu Grunde. In den Küstenorte von Istrien, wie in Strunja, gibt es die Minisupermärkte “Mercator”. Dort bekommt man eine Semmel mit sieben Dekagramm Mortadella für 66 Cent, wenn man die Geduld hat zu warten, bis sich die zwei Verkäuferinnen über die Pläne für das kommende Wochenende ausgesprochen haben.

So gemütlich nimmt es unser Gehirn nicht, es kontrolliert über die Sinnesorgane im drei Sekunden Takt, ob es in der Außenwelt Veränderungen oder neue Reize gibt. Dies ergibt am Tag 14400 Kontrollaufrufe. So beschreibt es der Hirnforscher Prof. Pöbbel in seinem verständlichen Buch: „Je älter umso besser, neues aus der Hirnforschung“. Diese Aktivität hat einen Zusammenhang mit dem Wellenschlag des Meeres, der auch im drei Sekunden Takt erfolgt. Der Aufenthalt am Meer bietet eine gute Gelegenheit sich auf den Wellenschlag des Wassers einzulassen, um die Gehirnaktivitäten zu synchronisieren. Zwischen den Orten Piran und Strunjan gibt es am Uferweg viele Plätze, wo man mit dem Rauschen des Meeres allein ist.

Eile mit Weile.

PARA:dies

Bei der Rast am Unterbergerbrunnen, in der Nähe vom Draukraftwerk Villach, scheint von der Früh weg die Sonne. Nach acht Stunden Schlaf ist am Morgen vieles vergessen. Es ist gut, dass im Schlaf die Erinnerungen an eine Enttäuschung aufgelöst werden. Manches mal lassen der Ärger, die Schmerzen im Brustbereich, die Stiche der Nierenschmerzen, das Brennen im Magen, keinen Schlaf zu. Wird das Sterben eine schlaflose Nacht sein, die im Paradies endet, sobald man das Tor des Vergessens durchschreitet. Alles Irdische wird vergessen sein. Das meiste Leid wird dadurch verursacht, dass unser  Körper, unser Gehirn und unsere Seele von den belastenden Ereignissen nichts vergisst. 

Undine zieht instinktiv die linke Vorderpfote ein, wenn sie zu einem Sprung ansetzt. Vor Jahren hat sie sich diese Vorderpfote verletzt. Wir zucken  zusammen, wenn sich hinter uns etwas bewegt oder zu Boden fällt.

Im Aufwachzimmer.

TRAUM:atisiert

Bei traumatischen Ereignissen stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, dass man psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nimmt. In einem Großteil der Bevölkerung ist das Verständnis dafür nicht sehr groß. Es herrscht die Meinung,  dass man mit den Situationen wie, Tod eines Partners oder der Eltern, bei einem schweren Arbeitsunfall oder einer chronischen Erkrankung, allein zu Rande kommen soll. Im strengsten Fall holt man sich beim Hausarzt gegen Schlafstörungen eine Schlaftablette, bei Nervosität, Schweißausbrüchen und Herzrasen eine Beruhigungstablette. Diese nimmt man ein, ohne sich mit den Ursachen der Störung auseinanderzusetzen. Man versucht die Beschwerden vor der Verwandtschaft zu verbergen. Die Angehörigen bedauern die Beschwerden und  halten Nervosität für ansteckender als eine Grippe. Man wünscht sich lieber an Gelenksschmerzen zu erkranken, als an etwas „Seelischem“. Wohl hat sich die Meinung durchgesetzt, dass bei einem Massenunglück, wie Zugs- oder Busunglück,  Lawinen- oder Tunnelunglück, die Betroffenen psychologisch betreut werden sollen. In so einem  schweren Fall  gesteht man den Betroffenen diese Hilfe zu.

Manchmal ist es unmöglich die Erlebnisse selbst aufzuarbeiten, auch nicht mit der Familie, weil auf einen Unglücksfall jeder anders reagiert. Dabei können einen schon die nächsten Familienangehörige nicht mehr verstehen. Dies zeigt sich bei einem Motorradunfall, wo ein Familienvater mit seinem Motorrad frontal gegen einen entgegenkommenden Linienbus gerast ist und auf der Stelle tot war. Eines der Kinder, die Tochter, ist auch nach einem halben Jahr von dem Unfalltod traumatisiert. Wo sie hinkommt, in ein Geschäft, Bank oder Post und es eine Möglichkeit zum Reden gibt, erzählt sie von dem schrecklichen Unfall und dem Tod des Vaters. Sie entschuldigt sich für ihre Betroffenheit und zieht als Beweis für ihre Schilderung eine kleine Zeitungsnotiz, in einer Folie eingeschweißt,  mit der Überschrift: „Biker raste in den Tod“ aus dem Hosensack. Den Tod ihres Vaters will sie nicht akzeptieren, in ihrer Familie wird nicht geredet.

Hoffnung.