corona:pate

Es gibt internationale Proteste gegen Regierungen, welche es zulassen, dass große Waldflächen abgeholzt werden. Die Sauerstoffquellen eines Großteils der Weltbevölkerung werden wirtschaftlichen Interessen geopfert, sei es die Energiegewinnung, neue Weideflächen für die Mastrinderhaltung oder einfach Gewinne aus dem Holzexport. Die erstarkte Grünbewegung sieht darin ein nationales Vorhaben für den Klimaschutz, wohl auch weil der Klimawandel bereits bei uns spürbar ist. Die Coronakrise hat den Klimawandel aus den Schlagzeilen verdrängt.

Im südlichen Teil von Europa merkt man in den Sommermonaten, gerade in den Städten, wie heiß es wird. Die Stadtverwaltungen versuchen Asphaltflächen zu renaturieren, in Grünflächen zurück zu verwandeln. Als besonders erfolgreich gegen die Erderwärmung und den Hitzestau in den Städten hat sich die Pflanzung von Bäumen bewährt. Es war ein kleiner Schritt, dass die Stadtregierung versucht, diese Begrünung durch Baumpaten zu finanzieren. Normalerweise sollte diese Renaturierung aus dem normalen Budget, aus den Abgaben aller, möglich sein. Anscheinend versickert viel Steuergeld in ausweglose Projekte, obwohl ein Versickern bei der großflächigen Versiegelung von Grünflächen kaum mehr möglich ist. Es wäre nicht unsere von Projektmanagern, Initialwerkstätten, Brainstorming und Mentalcoach durchsetzte Arbeitswelt, hatte nicht jemand die findige Idee geboren, man könnte an die Bürger herantreten und gegen Bezahlung die Möglichkeit einer Baumpatenschaft anbieten. Die Anpflanzung eines Baumes am Drau Ufer wird durch Patenschaft, um den Obolus von fünfhundert Euro, finanziert. Von einem pfiffigen Werbestrategen wurde ein Hingucker versprochen, zu jedem Baum kommt eine Widmungstafel.

corona:reisen II

Es gibt zwei Kategorien von Schiffsreisenden, solche die schon mehrere Kreuzfahrten erlebt haben und solche für die es die erste Kreuzfahrt ist. In einem Fall tauscht man sich über die Erlebnisse der vergangenen Kreuzfahrten aus, im anderen Fall schildert man den Neulingen die eigenen Schiffsreisen. Es wäre sehr unhöflich gewesen beim ersten gemeinsamen Abendessen die Tischnachbarn nicht mit einem Händedruck zu begrüßen. Über die Art des Händedrucks und ob uns der fremde Händedruck immer angenehm war, lässt sich streiten.  Dafür gibt es kultivierte Benimmregeln.

Wie wird eine künftige Begrüßung stattfinden, werden wir im Westen die östliche Begrüßungskultur annehmen, die Hände über die Brust kreuzen und sich vor unserem Gegenüber verneigen? In einer Beziehung waren die Fernost Touristen in Europa, was den Mundschutz bei größeren Menschenansammlungen betrifft, schon Vorbild. In Wien oder in Salzburg erlebte ich, dass sie in der Gruppe einen Mundschutz getragen haben. Vor Jahren hat der Lungenfacharzt der Partnerin für die Wintermonate geraten, um der Ansteckung mit einem Grippevirus vorzubeugen, bei größeren Menschenansammlungen einen Mundschutz zu tragen. Dies sei die beste Maßnahme um bei chronischem Atemwegsbeschwerden eine bedrohliche Ansteckung zu verhindern. Die nächsten Jahre wird bei ihr die FFb2 Maske beim Ausgehen in keiner Handtasche fehlen.

corona:reisen

In diesem Sommer war auf der Café Terrasse vom Kur Café in Warmbad zu hören, wie Urlauber gegenseitig darüber klagten, dass es diesmal nicht mehr dieselbe Urlaubsstimmung und dasselbe Urlaubsvergnügen ist, wie vor einigen Jahren. Mit anderen Urlaubsgästen kommen sie nicht mehr so schnell in Kontakt. Jeder sieht in fremden Personen einen Gefährder. Jahrzehntelang hat der Austausch mit anderen Hotelgästen etwas zum Urlaubserlebnis beigetragen, dies rinnt jetzt den Warmbaderbach runter. Gerade ältere Hotelgäste tauschen sich gerne mit fremden Personen über ihr Leben aus. Jeder hätte dem anderem etwas aus seinem reichen Erlebnis Schatz zu erzählen. Wir wollen unsere Erlebnisse gerne mit anderen teilen, an andere weitererzählen. Zumeist hat man die eigenen Abenteuer im Familienverbund bereits weitläufig und mehrmals erzählt und bei einer Wiederholung bleiben sie wirkungslos. Eine der wenigen Möglichkeiten diese sich noch einmal von der Seele zu reden bietet sich im Urlaub. Plötzlich gibt es diesbezüglich Einschränkungen und Barrieren. In der Gastronomie wird derzeit versucht nur gemeinsam angereiste Gäste an einen Tisch zu setzen. Vor Jahren war es Usus, nach Rückfrage, auch fremde Personen mit Anderen zusammenzusetzen. So ist man, bestand nicht von vornherein eine Antipathie, miteinander in das Gespräch gekommen.

Bei unseren Schiffsreisen haben wir absichtlich auf einen Zweiertisch, im Restaurant beim Abenddinner, verzichtet und lieber einen Sechser Tisch gewählt. So haben wir die Chance genützt um uns während des Abendessens mit anderen Leuten auszutauschen. Uns hat die Betrachtungsweise und die Erlebnisse von den Tagesausflügen der Anderen interessiert. Das Kennenlernen und der Beginn einer Unterhaltung war bei Tisch sehr einfach.

corona:leben

Bei der jüngeren Generation ist es eine von den sieben biblischen Plagen, müssen sie zu Ostern Oma und Opa besuchen. Die Osterfeiertage im Familienkreis feiern. Umso massiver waren bei den letzten Ostern die wutbeladenen Äußerungen, dass es verboten war in größeren Familienkreis zu feiern. Ebenso einander nicht zu nahekommen, auf Herzlichkeiten zu verzichten. All dies war gewünscht, aber gerade in diesem Jahr untersagt. Es gibt Personen, zumeist sind es Männer, die sich schon über Jahre von der Familie abgesondert haben. Sie führen ein sozial isoliertes Leben. Zumeist geht es einher, dass sie keine Beziehung zu einer Frau unterhalten, zu unmittelbaren Berufskollegen und Nachbarn auf Distanz gehen. Im Stiegenhaus das Zusammentreffen mit Wohnungsnachbarn krampfhaft vermeiden. Bei denen hätte es die Aufforderung in Pandemiezeiten die sozialen Kontakte einzufrieren nicht gebraucht. Hat sich jemand für eine solche Lebenseinstellung entschieden, dann sind die gesellschaftlichen Kontakte zumeist schon über Jahre eingemottet. Ist ein Zusammentreffen mit Verwandten unvermeidlich, dann wird jede Frage nach dem Alltagsleben abgewehrt. Ob es nicht doch irgendwo eine Liebe gibt, von der die anderen nichts wissen sollen? Um nicht in das familiäre Kreuzverhör zu geraten, lehnt man jede Einladung zu einer Feier ab. Sei es, weil es nicht mehr möglich ist eine Bahnkarte mit Sparschiene zu buchen.

Auf den ersten Blick haben die Lockdowns für diese Personengruppe nichts geändert, eigentlich ihre Lebensweise bestätigt. Plötzlich war es normal, wenn man dem Nachbarn im Stiegenhaus aus dem Weg gegangen ist, mehr noch, es war Pflicht. Weiters konnte man offiziell protestieren, wenn einem jemand am Gehsteig zu nahe kommt.  Seinen Frust freien Lauf lassen, wird man im Supermarkt beim Einkauf von Teigwaren von anderen gestört: “Ob sie sich nicht gedulden könne, bis man sich entfernt hat.” Durch die Pandemie wurde auch das äußere Leben, seien es Besuche in der Stadt, in einem Café, eingeschränkt. Jetzt werden wir alle isoliert. Daraus wird für Menschenabgewandte die totale Isolation und plötzlich regt sich das Bedürfnis an die Familie anzudocken. Zumeist waren Besuche dazu da, seinen Launen freien Lauf zu lassen. Die Corona Pandemie zeitigt jeden Tag etwas Neues. Aus dem Tagebuch…

corona:ohnmacht

In der Bekanntschaft wurde eines abends ein Handwerker plötzlich von starken Schmerzen geplagt. Er war völlig überrascht, aus heiterem Himmel überfallen oder wie vom Blitz getroffen. Die Schmerzen konnte er sich nicht erklären, noch nie hatte er ähnliches erlebt. Die Frau verständigte die Rettung und vor dem Eintreffen der Rettung hat er, von Schmerzen geplagt, seiner Frau die Losungswörter seiner Sparbücher preisgegeben. Er selbst rechnete mit dem Schlimmsten. Im Krankenhaus Spittal an der Drau wurde im Harnleiter ein Nierenstein diagnostiziert. Von daher kamen die unsäglichen Beschwerden. Die Schmerzen kann ich nachvollziehen, vor Jahrzehnten hatte ich zweimal Nierensteine. Das erste Mal führten auch bei mir die Beschwerden zu den schlimmsten Befürchtungen, beim zweiten Mal wusste ich um die Diagnose Bescheid. Dies änderte nichts an den Schmerzen.  

Einige Personen erhoffen sich vom Beten und den Fürbitten eine Erleichterung, andere geben in einer Notsituation ein Heiratsversprechen ab und wieder andere verraten ihr tiefstes Geheimnis das Losungswort vom Sparbuch. Mit einem Talisman, einem Schutzpatron ist für die Meisten von uns ein Ausnahmefall leichter zu bewältigen. Während der Coronapandemie wurde uns bewusst, wie ohnmächtig wir in bestimmten Situationen sind. Von der Allmacht des Menschen ist nichts zu merken, außer der Wortschöpfung Allmacht.