corona:schütt

Der Name Oberschütt zergeht auf meiner Zunge, er schmeckt mir wie Schokoeis. Vor ein paar Tagen habe ich als Endziel die Oberschütt für einen Radausflug in Corona Zeiten gewählt. Nach dem Feuerwehrhaus gibt es eine kleine Ausweiche mit drei Holzbänken. Auf einer Bank habe ich mich zum Ausruhen niedergelassen. Dieser Fleck war während meiner „Arnoldsteiner Zeit“ ein Lieblingsort für eine Pause, wenn ich nach Geschäftsschluss mit dem Rad unterwegs war. Arnoldstein, Oberschütt, Neuhaus und zurück nach Arnoldstein. Ganz bei mir war ich hier und angetan von der Ruhe und dem Ausblick auf das Dreiländereck. Egal was im Berufsalltag vorgefallen ist, bin ich hier angekommen, konnte ich mich entspannen und die eine und andere Herausforderung zur Seite schieben.

Dieser Ort strahlt für mich, bei der Fülle von den Berichten über die Verbreitung des Coronavirus, Sicherheit aus. Seit der Verkündigung von Einschränkungen bin ich ein Risikopatient oder gar ein Hochrisikopatient? Zu Jahresbeginn fühlte ich mich rundum gesund, plötzlich werde ich allein durch mein Alter anders eingeordnet. Jahrzehntelang habe ich mich gegen jegliche Impfungen, ob Influenza, Lungenentzündung und Andere standhaft gewährt. Dabei gehörte ich als Kaufmann mit täglichen Kundenkontakt zu dem leicht infizierbarem Personenkreis. Heute fiebere ich dem Impfstoff gegen das Coronavirus entgegen. Dieses Entgegenfiebern führt bei meiner Sensibilität schon zu einer erhöhten Körpertemperatur. Die Installation einer Corona App, wie sie von Risikopatienten gefordert wird, lehne ich ab. Ansonsten würden in der Zentrale, in welcher, die Alarmglocken läuten und die Rettungskette würde sich in Gang setzen. Dabei wäre die höhere Körpertemperatur bloß eine Überreaktion der Sensibilität.

covid-19/16

corona:risiko II

Von den Bestattungsunternehmen wird zur Kenntnis genommen, dass sich durch die Corona Pandemie der potentielle Kundenkreis um einiges erweitert hat. Konnten sie vorher alle Menschen über achtzig als potentielle Kunden wahrnehmen, für sie statistisch erfassbar, so ist der Kundenstock durch die Pandemie erweitert worden, Risikogruppe ab sechzig plus. Kommt es zu einem wirksamen Medikament und in weiterer Folge zu einem Impfstoff, wer wird zu der Personengruppe gehören, die zuallererst geimpft wird?  Wird es dafür eine Verordnung seitens des Gesundheitsministers geben? In Erinnerung geblieben ist mir die Hysterie um die Vogelgrippe, wo nicht genügend Impfstoff bzw. Tabletten vorhanden waren. Für gewisse Bevölkerungskreise waren Tabletten reserviert. Damals haben wir die teuren Tamiflutabletten besorgt, mussten sie aber nicht anwenden. Mit dem Umsichgreifen von dem Coronavirus wird von systemrelevanten Berufen wie Ärzten, Strom- und Wassertechniker, von Berufen an vorderste Front, wie im Lebensmittelhandel oder Güterverkehr gesprochen.

Gefühlsmäßig, dies ist keine objektive Wahrnehmung, gilt die Maskenpflicht seitdem wir aus China in großem Umfang Schutzmasken geliefert bekommen. Vorher hätte es auch keinen Sinn ergeben, die Maskenpflicht einzuführen, wenn nicht einmal für das Pflegepersonal in den Heimen Masken zur Verfügung gestanden sind. Mein erster Einkauf mit Schutzmaske war schon sehr ungewohnt. Das erste Mal ist im fortgeschrittenen Alter etwas Besonderes und kommt nicht mehr oft vor. Der richtige Zeitpunkt einen nahegelegenen Supermarkt aufzusuchen wird dadurch erleichtert, dass wir vom Esszimmer aus auf den Kundenparkplatz schauen können. Wenige Autos am Parkplatz bedeutet wenige Menschen im Geschäft, der günstigste Moment den Supermarkt aufzusuchen.

covid-19/15

corona:risiko

Schutzmasken gut, aber beim Meterabstand gibt es in manchen Diskontmärkten Probleme, weil die Gänge zwischen den Regalen auf keinen Fall zwei Meter breit sind. Wie soll dabei das aneinander Vorbeigehen funktionieren? Wollen mehrere Kunden gleichzeitig eine Marmelade kaufen, stößt das Abstandsgebot schnell auf seine Grenzen. Erstaunt bin ich, wie schnell ich mich an den Anblick von Menschen mit Mundmasken gewöhnt habe. Einiges war von den Fernsehnachrichten bekannt. In der Anfangsphase der Maskenpflicht dachte man, hinter jeder Gesichtsmaske steckt ein Coronavirusträger. Einmal hat sich ein etwas verwahrloster Herr über die Kunden mit Schutzmasken totgelacht und sich der Aufforderung der Verkäuferin eine Schutzmaske anzulegen widersetzt. Dem Inhalt seines Einkaufswagens zu schließen, mehrere Dosen Bier und eine Flasche Obstler, vertraute er dem Alkohol als Virentöter.

Für Österreicher nicht unüblich, bereits der Liebe Augustin vertraute in Pestzeiten auf ein paar Glaserln Wein und soll damit erfolgreich gewesen sein. Unter der dreilagigen Schutzmaske war es bei längerem Aufenthalt im Supermarkt heiß und die Brille hat sich beschlagen. In den ersten Wochen waren die Kunden beim Einkauf hektisch, ein jeder wollte den Supermarkt schnell wieder verlassen. Alles war ein gewisses Provisorium, im Kassenbereich fehlten am Boden die Markierungspunkte für den Abstand. Einige verloren die Geduld und leisteten mit dem Einkaufswagerl leichten Vorschub. Die Kassiererin hatte sich aus alten Pappkartons notdürftig eine Schutzwand gebastelt.

covid-19/14

corona:chinese

Nach dem Aussteigen aus dem Regionalzug, im benachbarten kaiserlichen Kurort, stand am Bahnsteig ein Chinese. Die Reisenden wichen ihm, einem Zauberwort folgend, rechts und links aus. Sie bildeten, für den verdutzt dastehenden Chinesen, eine Rettungsgasse. Bei einem Autounfall auf der Autobahn würde dies unter den Autofahrern nicht so toll funktionieren. Der Chinese hielt sich eine Hand vor seinem Mund. Wollte er sich vor uns, die wir uns noch frei bewegen konnten, schützen? Oder wollte er uns schützen?  Für mich machte er den Eindruck, als sei er bei seinem Europatrip hier gestrandet, nachdem er Salzburg und Hallstatt gesehen hat. Er wollte wissen, wo die Villa der Frau Schratt steht, der ewigen Geliebte des Kaisers Franz Josef. Er erregte mehr Aufmerksamkeit als die vielen Denkmäler in der Kurstadt, wie das von Dr. Franz de Paula von Wirer oder von Franz Lehár. Es liegt erst ein paar Wochen zurück, wo die Bewohner von Salzburg und Hallstatt von den Gemeindepolitikern massiv verlangt haben, die Besucherflut von Touristen aus dem Osten, einzuschränken. Jetzt  fordern sie massiv, dass der Umsatzverlust durch den Besucherrückgang bei den Asiaten von der Bundesregierung ausgeglichen wird. In absehbarer Zeit könnten die Asiaten wieder Reisen, aber Europa meiden, weil hier das Coronavirus wütet. An diesem Tag war es für mich nicht einfach von den Einwohnern eine Auskunft über die Sehenswürdigkeiten zu erhalten. Die meisten haben sich abgewendet, hatten sie das Gefühl angesprochen zu werden.

Ein Drogeriemarkt entledigte sich der obligaten und mit der Zeit lästig werdenden Frage nach einem Desinfektionsmittel, mit einem Plakat an der Geschäftstüre: Desinfektionsmittel erhältlich in der Kurapotheke. Erste Straße links, geradeaus und dann wieder links. Aus dem Tagebuch…

covid-19/13

corona:traum

Die Verbreitung des Coronavirus und die damit einhergehenden Einschränkungen und neuen Umgangsformen im Alltag schaffen eine ungewohnte Lebenssituation. Dazu kommt die intensive mediale Berichterstattung und es wundert mich nicht, dass es das eine und andermal dazu kommt, dass ich von einem Coronavirus bis in den Traum verfolgt werde.

Vor ein paar Tagen träumte ich, ich bin in einem Bierzelt bei einem Kirchtag mit vielen Besuchern. Mit Anfang Mai beginnen in Kärnten landauf und landab die Kirchweihfeste. Zusammen mit Bekannten und Dorfbewohnern sitze ich bei Musik und Tanz, bei Speis und Trank an einem Biertisch. Auf den Tischen liegen einfache Speise- und Getränkekarten, von Kellnerinnen und Kellner werden die Bestellungen aufgenommen und serviert. Zwischen den Tischen sind auch Personen in Schutzkleidung mit Mundschutzmasken unterwegs. Sie eilen von Tisch zu Tisch, von Person zu Person und bei jedem wird die Körpertemperatur gemessen und eine Speichelprobe genommen. Das medizinische Personal ist mit  Apparaten unterwegs, die einem mobilen Röntgenapparat ähnlich schauen. Wie beim Kieferröntgen muss ich das Kinn auf eine Stütze legen und mit der Stirn ganz nach vorne rücken. Das Gerät liest von der Stirn die Körpertemperatur ab und nimmt im Mund eine Speichelprobe.  Allerdings werde ich mehrmals, von jeweils einer anderen Person in Schutzkleidung, aufgefordert mich vermessen zu lassen. Der Hinweis, dass ich bereits getestet wurde, wird nicht akzeptiert. Der Hintergrund dafür ist, dass das Sanitätspersonal nach der Anzahl der durchgeführten Fiebermessungen  bezahlt wird.

covid-19/11