sommerferien

Ist die Rede von der schönsten Zeit des Jahres hat jeder andere Präferenzen. Es gibt unterschiedliche Vorlieben, manche orientieren sich an den vier Jahreszeiten. Für die einen ist es der Frühling, wenn die Aussicht besteht sich zu verlieben. Im fortgeschrittenen Alter wird der Frühling zu einem Lichtblick, der einem die Beschwernisse und die Gefahren des Winters vergessen lässt. Über Jahrzehnte war es eine Tatsache, dass der Sommer die schönste Zeit des Jahres ist. Der Sommer hat sich für immer damit verewigt, dass in den Sommermonaten die großen Schulferien stattfinden. Wenige unter uns haben die Schule mehr geliebt als die Ferien. In der Jetztzeit gibt es eine Beobachtung von mir, dass sich immer mehr Schüler während der Ferien auf den Schulbetrieb freuen. Dann begegnen sie ihre Mitschüler wieder in Echtzeit. In meiner Schulzeit war es selbstverständlich, dass wir uns auch in den Ferien mit den Mitschülern im Freien beim Spielen getroffen haben. Es gab kein Smartphone, kein WhatsApp und Instagram. Die Verlagerung von einem realen Treffen in das Internet war nicht möglich. Heute beobachte ich, treffen sich mehrere Jugendliche bei der Bushaltestelle, so verlassen sie dabei ihre virtuelle Welt nicht mehr. Sie behalten ihre Gepflogenheiten bei und kommunizieren über WhatsApp, so als würde ihr Freund ihnen nicht gegenübersitzen. Die Unterhaltung erfolgt über das Internet, als ob es nur mehr eine virtuelle Welt gibt.  

Im Sommer verbringen viele ihren Jahresurlaub, damit verbunden sind schöne und spannende Erlebnisse oder interessante Besichtigungen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war im Urlaub das vorrangige Ziel sich zu erholen. Viele der Sommerfrischler hatten an den Montagebändern in den Automobil- und Maschinenfabriken anstrengende Monate hinter sich. Heute beugen sich bei der Fertigung von Fahrzeugen an einem Montagepunkt mehrere Roboterarme über ein halbfertiges Fahrzeug. Der gebückt hantierende Montagearbeiter hat ausgedient. Nach Kärnten schwappte eine große Reisewelle über, wenn im Süddeutschen Raum die großen Automobilfabriken Betriebsurlaub machten. Ein Flaschenhals in den Süden, bei der Fahrt an die Obere Adria war der Grenzübergang Thörl Maglern. Der Stau reichte bis an den Stadtrand von Villach, welcher fünfundzwanzig Kilometer entfernt war, zurück. Für die Bewohner in Arnoldstein war es ein kriminelles Unterfangen die Bundesstraße zu überqueren.

vergnano 1882 II

Vegane und als Alternative vegetarische Speisen werden im Restaurant Veggie in Feldkirchen serviert. Für den Cappuccino gibt es Sojamilch. Wodurch sich die Speisen bei den einzelnen Begriffen unterscheiden bin ich mir nicht sicher. Bei veganen Speisen wurde mir erklärt, wird ohne Fleisch gekocht und auch tierische Produkte wie Eier, Käse und Milch werden nicht verwendet. Zur Demonstration ein Beispiel von der Speisenkarte: Zillertaler Kaskrapfen mit Kraut, dieses Gericht ist vegetarisch. Die vegane Variante sind Spinatknödel mit Kraut. Davor eine Süßkartoffelsuppe. Wie schmeckt eine Süßkartoffel? Kartoffeln verbinde ich mit Salz und Butter. Eine einfache, aber beliebte Speise für mich sind heiße Kartoffeln mit etwas Butter und Salz. Erdäpfel, wie sie umgangssprachlich bezeichnet werden, sind seit meiner Kindheit ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Am Bergbauernhof in Politzen waren sie eine oft verwendete Beilage zu den Fleischspeisen und im grünen Salat. Während der Internatszeit gab es Kartoffelpüree mit Fleischsoße, dazu ein Stück Rind- oder Schweinefleisch, Fleischleibchen oder Fisch. Kartoffelpüree mit Fleischsoße ließ unsere Kinderherzen höherschlagen. Dem Internat war eine weitläufige Landwirtschaft angeschlossen. Im Spätherbst rückten wir klassenweise zum Erdäpfel- und Äpfelklauben aus. Nach der Erntearbeit gab es für jeden Zögling eine Knackwurst mit einer Scheibe Brot und dazu einen warmen Kamillentee aus dem Klostergarten. Zwei Jahre später wollte ich mich vom Schlagwort, die Touristen sind zurück in Venedig, überzeugen

Der erste Eindruck am Obst- und Gemüsemarkt bei der Rialtobrücke ist, dass die Verkaufsstände Großteils wieder voll sind, das Angebot ist üppig. In der Fischhalle ziehen die exotischen Meerestiere den Blick der Alpenbewohner an. Der Zustrom an Marktbesuchern ist spärlich, liegt es an der fortgeschrittenen Uhrzeit? Vor der Markthalle gibt es wieder reihenweise Verkaufsstände mit Kleidern. Bei einem Stand kaufe ich FFP2 Masken mit dem Wappen von Venedig. Die Gäste vom Café Vergnano, gegründet 1882, sitzen am Kai mit Blick auf den Canal Grande. Bei angenehmen Temperaturen trinken sie zumeist ein Coca-Cola oder einen Aperol Spritz mit vielen Eiswürfeln. Dazu wird ein Schälchen Chips gereicht. Die meisten wischen fleißig am Smartphon, ich schreibe eifrig im Tageheft. Um das bestmögliche Foto mit dem bestmöglichen Hintergrund zu bekommen, der Rialtobrücke, wagen sich manche ganz nahe an die Uferkante vom Canal Grande heran. Durch ein Missgeschick könnte es passieren, dass die betreffende Person in den Canal stürzt. Wahrscheinlich hätte dies keine so dramatische Folgen wie auf einem Osttiroler Berggipfel. Dort ist vor kurzem ein Wanderer beim Fotografieren mit dem Smartphone in die Tiefe gestürzt, tot. Auf der Touristenautobahn, zu und von der Rialtobrücke wird es immer belebter.

vergnano 1882

Das Umland von Feldkirchen prägen große landwirtschaftliche Flächen. Viele Bauern in der Region betreiben Rindermast. Unter großem Zuspruch der Bevölkerung finden in der Tiebelstadt mehrere kulinarische Schmankerln, wie das Gulasch- und Rindfleischfest, statt. Über mehrere Tage wird beim Amthof von den Rinderbauern und der Gastronomie gekocht und gefeiert. Es gibt lokale Betriebe, welche sich dem Fleischgenuss entgegenstemmen. In der Tiebelgasse befindet sich das Café und Restaurant Veggie, im Lokal wird der Kaffee der Rösterei vergnano 1882 serviert. Das gleichnamige Café vergnano 1882 gibt es bei der Rialto Brücke in Venedig. Mir ist das Café sehr präsent, da ich während der Coronapandemie zweimal in Venedig war, im Jahre 2020 und im Jahre 2022. Auszug aus meinen Tageheften.  

Nach dem Bummel durch den Obst- und Fischmarkt am Fuße der Rialtobrücke besuche ich das Café Vergnano. Ich gönne mir einen Sitzplatz, für denselben Cappuccino gibt es  zwei unterschiedliche Preise. Er ist billiger, wenn man ihn stehend an der Theke trinkt und teurer, wenn man sich niedersitzt. Viele Cafés und Restaurant in der Nähe der Realtobrücke haben geschlossen. Rechts und links von mir sitzen Italiener, in Vorcoronazeiten brauchte man etwas Glück um hier einen Sitzplatz zu ergattern. Das ältere Ehepaar liest in den Zeitungen, der Herr liest die Il Gazettino, die Frau die La Repubblica. Sie stehen für verschiedene politische Richtungen. Die Titelschlagzeile der Zeitung Il Gazettino „Virus carabineri al centro migranti“. Meine ersten Venedig Fotos auf WhatsApp werden von der Verwandtschaft reserviert aufgenommen. Abwartend, mit welchem Corona Risiko ich in Venedig unterwegs bin. Ein Post in der Verwandtschaftsgruppe lobt die Kärntner Seen und Berge, was braucht es Venedig? Ich beginne mit dem Sammeln von Erinnerungsstücken aus den Cafés, als ungewolltes Souvenir könnte ich ein Coronavirus mitbringen. Mit rotem T-Shirt, schwarzer Hose und einem Strohhut am Kopf, spricht der Gondolieri die vorbei flanierenden Besucher an, und wirbt für eine Gondelfahrt mit Spezialpreisen. Um 11.45 Uhr breche ich vom Café Vergnano auf.

klosterruine

Eine Kurnachbarin schwärmte für den Grenzlandchor. Dazu konnte ich anmerken, dass ich vierzig Jahre in Arnoldstein als Selbständiger Kaufmann gelebt habe und einige Konzerte vom Grenzlandchor besucht habe. Mein gesangliches Talent reichte nicht bei dem Chor mitzusingen. Für die Arnoldsteiner Gemeindezeitung habe ich mit der Gründerin und damaligen Chorleiterin des Grenzlandchores, Gretl Komposch, ein Gespräch geführt. Beim Gespräch erlebte ich Gretl Komposch, eine Ikone der Kärntner Gesangskultur, als herzlich und offen.

Die Wienerin gestand offen ein, dass ihr Langzeitgedächtnis noch besser funktioniert als ihr Kurzzeitgedächtnis. Begebenheiten oder Namen aus der jüngsten Vergangenheit würden ihr manchmal entfallen. Sie ist nicht nur eine begeisterte Anhängerin des Grenzlandchor Arnoldstein, sondern schwärmte auch von ihren Aufenthalten als Kind in Arnoldstein. Bereits im Zug, wenn er über den Semmering gefahren ist, bestückt mit zwei Lokomotiven, hat sie sich auf Kärnten gefreut. Ihr Vater war bei der ÖBB beschäftigt und hat an verschiedenen Bahnhöfen im Gailtal, wie Kötschach Mauthen und Hermagor Dienst versehen. In Arnoldstein waren sie mit der Familie Frankl befreundet, aus dieser Familie ist ein Sohn Priester geworden. Gut erinnern konnte sich die Dame an einen Felsen, welcher mitten aus dem Ort ragt und darauf befand sich eine verfallene Ruine. Ich konnte ihr berichten, dass die Ruine in den letzten Jahrzehnten revitalisiert wurde und jetzt öffentlich zugänglich ist. Auf der Klosterruine finden sommersüber eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen statt. Diese Nachricht hat sie sehr überrascht, ihren letzten Ferienaufenthalt verbrachte sie in Arnoldstein vor siebzig Jahren. Ihre nächste Therapie war in fünfzehn Minuten.   

sängerknaben

Beim Verreisen sind mir die zufälligen Begegnungen mit anderen Menschen, auch wenn sie nur kurz sind, wichtig. Einerlei ob dies im öffentlichen Verkehrsmittel beim Anreisen passiert, im Hotelrestaurant oder in einem Gesundheitshotel beim Warten auf die nächste Therapieanwendung. Finden am Zielort gemeinsame Ausflüge statt, um die Landschaft oder Sehenswürdigkeiten kennenzulernen, nehme ich an, dass ich mit Gleichgesinnten unterwegs bin. Wichtig am Verreisen ist mir der Austausch von Meinungen mit Anderen. Niemals setze ich voraus, dass meine Meinung geteilt wird. Dieser zufällige Meinungsaustausch steht für mich gleichberechtigt mit dem Willen etwas Neues an Städten, Landschaften, historischen Gebäuden oder Museen kennenzulernen.

Eine kurze, aber spannende Begegnung hatte ich bei einer Pauschalwoche in einem Gesundheitshotel in Bad Vöslau. Beim Cappuccino trinken, für die Wiener ist es eine Melange, im Café vor den Therapieräumen stöhnte eine adrette ältere Dame herzzerreißend über eine Schlagzeile in der Zeitung auf. „Dies darf nicht wahr sein“, sodass ich einhackte und fragte, welche Nachricht ihr so zu Herzen geht. Die Entrüstung der besagten Dame betraf die Meldung, dass die Wiener Sängerknaben, ein Knabenchor mit Tradition, durch die Coronapandemie in die roten Zahlen gerutscht ist. Jetzt, in einem Gnadenakt vom Bundeskanzleramt mit 800.000.– Euro unterstützt werden. Gleichzeitig gab es die Meldung, dass das Umweltministerium über 30 Millionen Euro zur Bekämpfung von Klimafolgen in den heißen Süden bewilligt hat. Bei der Dame gab es Zweifel, ob die Millionen vom Umweltministerium zielgerichtet für Klimaschäden verwendet wird? Nichts davon von korrupten Beamten für persönliche Zwecke abgezweigt wird? Unlängst haben wir durch die Medien, bei allen Einschränkungen die ich ihnen gegenüber habe erfahren, dass in großem Ausmaß Teile der EU-Fördergelder im Gazastreifen von der selbsternannten Hamas Regierung für die Tunnelbauten verwendet wurden. Vorgesehen waren die Geldflüsse für das darbende palästinensische Volk und verwendet wurden sie für militärische Zwecke. Diese EU-Zuwendung erfolgte auch mit dem Geld der Österreicher. Die pensionierte Magistratsbeamtin fragte, wie global soll Österreich sein. Sie verwies darauf, wo kommt dieses viele Geld her?