zweite:wahl

Für einen Laien ist ein belangloser Fabrikationsfehler bei einem Damenschuh kaum zu erkennen, er befindet sich im Blind Date. Lesen wir in heimischen Zeitungen und Zeitschriften Berichte über Staaten, welche sich außerhalb Europas befinden, sind wir in einem ähnlichen Blindflug. Zur Erklärung nenne ich zwei Staaten, die Türkei und Afghanistan. Die meisten Meldungen in den heimischen Zeitungen stammen dazu zumeist von internationalen Nachrichtenagenturen. Sie  werden nach dem Gutdünken des hiesigen Redakteurs zusammengestoppelt. Dies sind Nachrichten und Informationen aus zweiter Hand, im ungünstigen Fall von Journalisten zweiter Wahl. Selten befinden sich Korrespondenten direkt vor Ort und wenn, dann begibt man sich zumeist in das staatliche Pressezentrum. Dort empfängt man die Communiqués. Innerhalb von ein paar Tagen können keine Kontakte zu Informanten aufgebaut werden. Zusätzlich handelt es sich um andere Kulturen, wir blicken mit unseren europäischen Augen auf diese Welt. Mit einem anderen Geschichtsverständnis und einem lückenhaften Geschichtswissen.

In den Weltmetropolen einen der zahlreichen Wochenmärkte zu besuchen ist ebenso ein journalistisches Mittel zweiter Wahl. Dort wird dem nächsten vorbeihastenden Marktbesucher das Mikrofon unter die Nase gehalten und er um seine Meinung gefragt. Gibt es keinen Markt in der Nähe, so genügt auch eine Straßenbahnhaltestelle. Ein Mittel Erster Wahl, um in die Mentalität eines fremden Volkes einzutauchen ist, seine Schriftsteller zu lesen. Beim Lesen öffnet sich zweierlei, zum Ersten die Herzen der Bewohner, zum Zweiten das Verständnis beim Lesenden.

Galsan Tschinag

werbe:monster

Wie wird heute effektvolle Werbung gemacht? Die Meisten denken zuallererst an Einschaltungen in den Zeitungen und im Fernsehen. Diese Werbung wird zumeist nur noch von der älteren Generation wahrgenommen. Für viele von der jüngeren Generation spielt sich die Werbung zuallererst im Internet ab. Wer bei Google nach verschiedenen Themen oder einer Auskunft sucht, bekommt dazu die passenden Werbeangebote eingespielt. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Trotzdem ist es für mich ein Ärgernis, dass ich ständig darauf hingewiesen werde, welche Urlaubsangebote oder aktuellen Bücher es gibt. Im wesentlichen gibt es keinen kostenlosen Internetdienst, keine Information und keine kostenlose Apps, welche nicht mit Werbung verknüpft ist. Dies gilt auch für die kostenlosen Zeitungsseiten und Zeitschriften im Internet.Von den Sportlern kennen wir, egal ob Motor- oder Skisport, dass jeder Zentimeter der Sportbekleidung mit Werbeaufklebern zugepflastert ist.

Die Werbemonster, welche im freien Feld neben den Autobahnen in Slowenien stehen sind für mich ein Schandfleck. Dort wird für den nächsten Baumarkt und Möbelhaus geworben. Ich weiß nicht, wie hoch die Entschädigung für den Bauern ist? Ob es sich lohnt, dass ein solches Werbemonster im Feld steht ?, für das Landschaftsbild ist es auf keinen Fall ein Gewinn. Im wesentlichen ist heute Landschaft eine wirtschaftliche Angelegenheit, welche sich in Euro und Aktienkursen ausdrücken lässt. Noch hässlicher als die im freien Feld stehenden Plakatwände wirken die übergroßen digitalen Werbeanzeigen auf Gebäuden in den Innenstädten. Eine historische Altstadt kann man damit in Misskredit bringen. Das vielfarbige Flimmern und das wechselnde Werbebild zieht die Aufmerksamkeit auf sich, auch wenn man sich dagegen wehrt. Dies zum Nachteil der geschichtlichen Besonderheiten der Gebäude. Schnell ist man mit dem Urteil bei der Hand, die Innenstädte gleichen einander, weil man von den Reklametafeln ausgeht.

Global

auf:wiedersehen

Außer mit dem üblen Nachruf, Einen schönen Tag noch, wird man in manchen Geschäften noch mit dem traditionellen Auf Wiedersehen  verabschiedet. Üblicherweise wenn man sich zum Gehen wendet, auf die Ladentür zuschreitet. Das Gegenstück, wenn man beim Eintreten in das Geschäftslokal mit einem Grüß Gott begrüßt wird. Im ersten Moment war mir nicht klar, lag das Auf Wiedersehen der Backwarenverkäuferin sofort nach dem Bezahlen ihrer Absicht zu Grunde in die Mittagspause zu entschwinden? Ich war gerade dabei aus meiner Jacke eine kleine Plastiktragtasche zu ziehen, um die Backwaren zu verstauen. Ich ordnete den Gruß der Verkäuferin der Absicht zu, nach Hause zu gehen. Heutzutage arbeiten viele Frauen als Teilzeitkräfte, war für sie Dienstschluss? Dies war nicht der Fall. Zur Erklärung bekam ich die Bemerkung, stehe ich vor der Tür, wäre es für einen Abschiedsgruß zu spät. Meinem Empfinden nach war ich von der Absicht, die Bäckerei zu verlassen, weit entfernt. Es dürfte die Art der Verkäuferin sein, alles in einem Aufwaschen zu erledigen. Den Willkommensgruß, die Bedienung, das Kassieren und die Verabschiedung, alles non Stop. Ohne darauf zu achten in welchem Stadium sich der Kunde, die Kundin gerade befindet. Meinem Gefühl nach schlimmer als bei einem österreichischen Lebensmitteldiscounter, dort habe ich Gefühl, ich soll möglichst schnell aus dem Kassenbereich verschwinden.

Die Kassiererinnen und Kassierer bei manchen Nahversorgern sehen es als Rallysport die Lebensmittel so schnell als möglich am Scanner vorbei zu schleusen. Es ist ein sportlicher Wettbewerb, den Warenberg möglichst rasch von einer Seite auf die andere zu schaffen. Hier trifft in umgekehrter Reihenfolge das Sprichwort, wie man es manchmal in einer Werkstatt sieht, zu: Wir sind hier bei der Arbeit und nicht auf der Flucht. Hierzu könnte ich bemerken, wir sind hier Kunden und keine fliehenden Bankräuber.

Selbstbedienung

be:obachten II

Eine direktere Ebene besteht in der Wahrnehmung der Aktivitäten von den Wohnungsnachbarn oder den Hausnachbarn. Gerne wird beteuert, dass man zufrieden und stolz auf seine Nachbarn ist, wenn diese ein Auge auf die Wohnung oder auf das Haus werfen. Vor allem, ist man verreist und kann so die Reise um vieles unbeschwerter genießen. Man kann damit rechnen, dass der Nachbar das eigene Anwesen im Auge behalten wird und man über undefinierbare Vorkommnisse oder Bewegungen rund um das Haus informieren wird. In akuten Fällen die Polizei verständigen wird. Vor einem Pensionistenforum über wirksame Schutzmaßnahmen gegen Einbruch und Diebstahl wird vom Polizisten auf die Einbrecherprophylaxe durch die Nachbarn hingewiesen. Heute handelt es sich zumeist um organisierte Einbrecherbanden aus dem Ausland. Die wirksamste Vorbeugung gegen Einbrecher ist ein Wachhund, vor einem Hund fürchten sich die meisten Einbrecher. Schon der Warnhinweis an der Gartentür Vorsichtig scharfer Hund  lässt manchen Dieb umkehren, auch wenn sich hinter der Gartentür gar kein Hund befindet. Denselben Rang wie ein guter Wachhund nimmt ein aufmerksamer Nachbar ein. Auch für diese Prävention wurden schon passende Aufkleber und Schilder entwickelt: Vorsicht wachsamer Nachbar. So sehr es gewünscht ist, dass der Nachbar während der eigenen Abwesenheit öfter einen Blick auf das verwaiste Haus oder auf die Wohnungstüre im Mietshaus macht, so kann diese Gefälligkeit anderseits das Zusammenleben vermiesen. Nicht von allen ist es erwünscht, dass der Nachbar täglich Bescheid weiß, wer einen besucht oder welche geschäftlichen Kontakte man hat. Dann bleibt am nächsten Tag die Frage, „wie lange war die Tante Erika gestern bei dir“, aus.

Von heranwachsende Teenagern wird es verabscheut, wenn die Nachbarin akribisch die Besuche von Freundinnen oder von Freunden beobachtet. Nach dem Wochenende der Vater im Stiegenhaus darauf hingewiesen wird, dass sie es ihrer jugendlichen Tochter nicht erlauben würde, dass der Freund hier schläft. Die meisten Vorhänge und Gartenhecken dienen wohl dem einen Zweck, zu verhindern, dass der Nachbar alles mitbekommt. Obwohl man das Gefühl hat, dass man nichts zu verbergen hat.

Wohnungsnachbarn.

vorteil:card I

An schean Tog noch haben inzwischen alle verinnerlicht und es kommt uns so selbstverständlich von den Lippen, wie das Amen am Schluss vom Vater Unser. Es wird so regelmäßig angewandt, wie das Atmen. Diesen Spruch benützen der Fenstermonteur und die Fitnesstrainerin, die Kellnerin und der Kranfahrer, die Verkäuferin und der Vogelhändler, der Malergeselle genauso wie der Mostbauer. Ich glaube nicht, dass dieser fromme Wunsch nur irgendeinem Menschen etwas genützt hat. Zumeist steht dahinter erst gar nicht der innerliche Wunsch, dass es für den anderen ein schöner Tag werden soll. Auch sollte der Wunsch ehrlich gemeint sein, so ist es undefinierbar, wie dieser Schaene Tog für den Einzelnen ablaufen soll. Es gibt genügend Menschen, welche mit dem Wunsch, An schean Tog noch, im Innersten damit nichts anfangen können. Nachdem sich der Glückwunsch, ob passend oder unpassend, An schean Tog noch, mehr als abgenützt hat, macht sich eine neue Redensart breit. Da der Mensch größtenteils gewinnorientiert ist, sich von ideellen, von gefühlsmäßigen Wünschen nicht wirklich angesprochen fühlt, hat man eine neue Redensart eingeführt: Haben sie eine Vorteilscard?

Für den Häuslebauer gibt es die BonusCard von der Baumarktkette, zum Einrichten die Luxuscard vom Möbelhaus. Wer regelmäßig das Fitnessstudio besucht bekommt Bonuspunkte mit denen er das Handtuch mit Firmenwerbung, das Fitnessleibchen und die Trinkflasche günstiger erwerben kann. Gäste, welche regelmäßig zum Essen kommen, können von der Kellnerin eine Abokarte  erwerben. Sie können unter dreierlei Menüs wählen.Die Supermarktkassiererin fragt, bevor sie An schean Tog noch wünscht, ob man eine Kundenkarte hat. Dabei spielt es keine Rolle ob man ein Flasche Mineral um 50 Cent  oder für die nächsten Wochen Lebensmittel um Fünfundfünfzig Euro kauft. Wer die Frage nach der Kundenkarte verneint, dem wird versucht eine Kundenkarte aufzuschwatzen mit dem Hinweis, es gibt spezielle Angebote für Kundenkarteninhaber.

Kartenetui.