Für einen Laien ist ein belangloser Fabrikationsfehler bei einem Damenschuh kaum zu erkennen, er befindet sich im Blind Date. Lesen wir in heimischen Zeitungen und Zeitschriften Berichte über Staaten, welche sich außerhalb Europas befinden, sind wir in einem ähnlichen Blindflug. Zur Erklärung nenne ich zwei Staaten, die Türkei und Afghanistan. Die meisten Meldungen in den heimischen Zeitungen stammen dazu zumeist von internationalen Nachrichtenagenturen. Sie werden nach dem Gutdünken des hiesigen Redakteurs zusammengestoppelt. Dies sind Nachrichten und Informationen aus zweiter Hand, im ungünstigen Fall von Journalisten zweiter Wahl. Selten befinden sich Korrespondenten direkt vor Ort und wenn, dann begibt man sich zumeist in das staatliche Pressezentrum. Dort empfängt man die Communiqués. Innerhalb von ein paar Tagen können keine Kontakte zu Informanten aufgebaut werden. Zusätzlich handelt es sich um andere Kulturen, wir blicken mit unseren europäischen Augen auf diese Welt. Mit einem anderen Geschichtsverständnis und einem lückenhaften Geschichtswissen.
In den Weltmetropolen einen der zahlreichen Wochenmärkte zu besuchen ist ebenso ein journalistisches Mittel zweiter Wahl. Dort wird dem nächsten vorbeihastenden Marktbesucher das Mikrofon unter die Nase gehalten und er um seine Meinung gefragt. Gibt es keinen Markt in der Nähe, so genügt auch eine Straßenbahnhaltestelle. Ein Mittel Erster Wahl, um in die Mentalität eines fremden Volkes einzutauchen ist, seine Schriftsteller zu lesen. Beim Lesen öffnet sich zweierlei, zum Ersten die Herzen der Bewohner, zum Zweiten das Verständnis beim Lesenden.
Galsan Tschinag