Wir sind  auf die Coronakrise fixiert. Wie war es davor, vor einem Jahr? Vor einem Jahr waren wir mit einer Reisegesellschaft in Südfrankreich. Für die nächsten Tage werde ich täglich etwas aus dem Reisetagebuch online stellen…

corona:ostern III

Aufgrund der Ausreisebeschränkungen verbrachten wir die Osterwoche 2020 in der Draustadt und der Karsamstag kam näher. Wir hätten die Möglichkeit an der Fleischweihe teilzunehmen, die es aber in der traditionellen Form nicht gab. Auch die Fleischweihe musste dieses Jahr via Fernsehen stattfinden. Wir platzierten die Zutaten zur Osterjause in einem Korb im Wohnzimmer und schalteten den Fernseher ein. Auf einem offenen Feld, in naturbelassener Umgebung, ohne den sakralen Pomp einer Kathedrale, vor dem Schloss Seggau in der Steiermark, schritt der Bischof von Graz zur Speisensegnung. Mit ein paar Worten zur schwierigen Situation aller Österreicher in Zeiten der Coronakrise, dem Vorlesen des Evangeliums und einem gemeinsamen Vaterunser begann die kirchliche Feier. Begleitet wurde die Feier von einem Flöten- und einer Harmonikaspielerin.

Der Bischof nahm jeweils aus dem Weidenkorb die Zutaten für die Osterjause in die Hand und legte diese auf den Gabentisch. Durch das Einblenden des Textes am Bildschirm konnten wir den Segensspruch mitbeten. So haben wir zu zweit die Osterjause, anstatt einer Meeresbrise genossen. Bei mir selbst erlebe ich es, wie undankbar der Mensch ist, am liebsten wäre mir beides, eine Osterjause mit Meerblick. Bescheidenheit ist keine menschliche Eigenschaft, wir haben uns allzu sehr an einen gewissen Standard gewöhnt. Jeden Einschnitt empfinden wir als schmerzlich, auch wenn wir auf nichts Lebensnotwendiges verzichten müssen.

covid – 19/Ostern 2020

auf:erstehung

In einer Ausstellung zeigte die Albertina primär nicht das Orgien Mysterien Theater, sondern Hermann Nitsch als Maler. Es waren Leinwände von etwa zwei mal drei Metern, auf denen die Farbe aus Dosen in verschiedenen Farbtönen geschüttet wurde. Danach wohl mit einem Bartwisch, mit den Händen oder mit einem Besen, verteilt. Eine Verbindung zu meinem Kosmos kann ich mit dem Triptychon Auferstehung herstellen. Jede Leinwand hängt auf einer Vorhangstange, wobei in der Mitte ein Ausschnitt für den Hals freigelassen wurde, dort hängt das Malhemd. Bei mir kommt es zur Illusion, als hängt eine Person auf dem Querbalken. Die Leinwände ähneln den Messgewändern eines Priesters, der bei der Wandlung dem Kirchenvolk den Rücken zuwendet, wie es vor der Liturgiereform der Fall war. Beim mystischen Prozess, wenn die profanen Hostien und der Wein, in Fleisch und Blut Jesu Christus transferiert werden. Dieses Bild ist meiner Zeit als Ministrant in den 60er Jahren geschuldet.

Wie schaffte es Nitsch, dass sein sogenanntes Malhemd immer die Farbkleckse zur Schau trägt, die aktuell auf der Leinwand zu sehen sind?  Kleckst er mit den Farben wie Kleinkinder, wenn sie mit Fingermalfarben großflächig auf dem Packpapier arbeiten? Mit dem Goldgelb erzielt er die stärksten Effekte. Vor Jahren war ich völlig aufgelöst, als am Ende der Aufführung vom Leiden und Sterben Christ, bei den Passionsspielen in Kirschschlag, auf der Bühne die Grotte, das leere Grab, in einem goldgelben Licht erstrahlte.

Das Grab ist leer.

Frohe Ostern, verbunden mit herzlichen Segenswünschen!

Vieles hat sich verändert. Jeder trägt einen ganz persönlichen Wunsch für die Zeit “danach” im Herzen. Ich wünsche Euch Zuversicht und Hoffnung, dass sich dieser Wunsch erfüllt.

corona:kübel

Die Zeitungsseiten der Firstklassmedien sind gespickt mit Informationen zur Corona Krise. Sie kommen nur ihren journalistischen Pflichten nach, sie wollen mit den tragischen Nachrichten keine Geschäfte machen, wie sie immer behaupten. Dies sei der Unterschied zu den Krisenjournalen, den Boulevardzeitungen. Dabei kommen auch sie nicht umhin Ratschläge zu verteilen, wie sich die Leser die Zeit zu Hause sinnvoll gestalten können. Eine Herausforderung, wenn man bei Kindern die Schule und für sich die Arbeitsstätte, alles in der Wohnung, zu bewerkstelligen hat. Wer es leicht nimmt, überlässt den Jugendlichen zur unbeschränkten Benutzung das Smartphone.

Psychologen beschäftigen sich damit, welche Auswirkungen die permanente Berichterstattung über das Coronavirus für die Gemütslage älterer Menschen hat. Diese sind zumeist die fleißigsten Zeitungsleser und Fernsehzuschauer. Ihnen schwappt aus jeder Zeitung und jedem Fernsehkanal ein Kübel Coronaviren entgegen. Der Hausverstand wäre, sich beim Zeitungslesen und Fernsehen einzubremsen, aber wer kann sich der Faszination der Bilder und Schreckensmeldungen entziehen? Zumeist nicht freiwillig, es braucht einen Anstoß von außen und wie man mit den bedrückenden Meldungen umgeht. Ein bisschen Voyeurismus steckt in jedem von uns, dies wissen auch die seriösen Medienleute. Manches Mal trieft die Seriosität genauso aus der Zeitung oder von der Mattscheibe, wie bei anderen Medien das Blut.

covid-19/9