Über schlagloch

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mehrmals die Woche eine kleine Studie zu verfassen und teilt dies per Weblog „schlagloch“ einer stetig wachsenden Internetgemeinde mit. Einzelne Leser treten auf der Internetplattform mit ihm auch in eine Diskussion über das Geschriebene ein. Vom Deutschen Literaturarchiv Marbach werden ausgewählte Online-Publikationen, so auch das Blog „schlagloch“ auf der Plattform Literatur-im-Netz langzeitarchiviert. Einige „Schlaglöcher„ hat er materialisiert und zu Büchern gemacht: Zeitenwandel (2009); Die Beobachtungen (2011); Bruchstellen (2015).

DER:wächter

Spaziere ich an einem Winterabend über die Wiese auf der Genottehöhe, wird es um mich nie ganz dunkel. Über der Stadt liegt ein heller Schein, verstärkt durch die Weihnachtsbeleuchtung, auf dem Schnee spiegelt sich das Licht des Mondes. Die hohen Fichten am  Waldrand weisen den Weg. Aus dem dunklen Wald treten zwei Rehe und scharren mit ihren Hufen unter den Sträuchern. Es wird von Wohnungseinbrüchen an den Stadträndern berichtet und manche Menschen fürchten sich am Abend spazieren zu gehen. Auf mich wirkt der Winterwald beruhigend.

Während meiner Lehrzeit bin ich abends von der Bushaltestelle in Olsach zu Fuß nach Politzen am Berg gegangen, zu jeder Jahreszeit. Für den Heimweg brauchte ich etwa eine Stunde. Nach einer Viertelstunde lagen  die Häuser der Siedlung hinter mir  und ich überquerte den Talboden. Im Winter war es  dunkel, außer an den Vollmondtagen. Bei Mondschein konnte ich jede Bewegung von Weitem erkennen, auch die Rehe, die vor mir flüchteten. Die Temperaturen waren in den klaren Winternächten frostig. Selten begegnete ich auf dem Nachhauseweg einem Nachbarn. Auf der Bahnstrecke von Spittal nach Villach huschten die Züge als Leuchtwurm vorbei. Nach passieren des Bahnschrankenwärterhauses konnte ich die Abkürzung durch das Schilf nehmen, das Sumpfgebiet ist in den Wintermonaten  zugefroren. Am Politzner Berg ging ich an einigen Bauernhäuser vorbei, die Menschen sasen in der Stube beim Abendessen. Aus den Viehställen hörte ich das Schnaufen und Wiederkäuen der Kühe, die Pferde begannen zu wiehern, wenn ich am Stall vorbeiging. Auf den letzten hundert Metern wurde ich vom Hofhund „Wächter“ erwartet, er sprang winselnd an mir hoch. Ich gab ihm ein Stück von meinem Jausenbrot, das ich für ihn aufgespart hatte.

Der Freund.

WAHR:zeichen

In der Vorweihnachtszeit werden vor allem die historisch interessanten Städte, in Österreich sind dies Graz, Wien oder Salzburg von vielen Italienern und Inländern besucht. Neben der geschichtlich gewachsenen Altstadt, mit ihren prunkvollen Fassaden und Kirchen, erfreuen in der Innenstadt die Christkindlmärkte durch das besondere Umfeld die Besucher. Die Altstadt hat den Vorteil, dass keine künstliche Kulisse geschaffen werden muss, hier ist die Stimmung schon in den Bauten angelegt. Viele Einkaufszentren versuchen hier mitzuhalten und präsentieren den Einkaufstouristen im Eingangsbereich oder in der Mitte der Shoppingmeile einen Adventmarkt, um noch mehr Einkaufstimmung zu erzeugen. Heute ist es so, dass  zwischen Kitsch und gewachsenen Strukturen nicht mehr unterschieden wird. Bei vielen wird der künstliche Glitter mehr Anklang finden, als gewachsene Häuserzeilen. Auch der Geschmack ändert sich von Generation zu Generation. Der Manager von einem Einkaufscenter verkündete mit Überzeugung, dass sein EKZ zu einem Wahrzeichen der Stadt wird.

Bei einem Verwandten, der nach Salzburg übersiedelt ist, haben wir gefragt, welche Sehenswürdigkeiten wir besichtigen sollen. Seine Antwort war: „Wenn wir etwas erleben wollen, sollen wir in das Einkaufszentrum Europapark oder in das Outlet Center fahren.

Veranstaltungshinweise.

WEIH:nacht

 

WEIHNOCHT  I

Mit da Besinnlichkeit is es

zua Weihnochtszeit vurbei.

Im Dorf und in da Stodt heart

mon de Weihnochtsmusi

bis auf de Schtroßn.

Im Einkafscenta tuat da

Weihnochtsmonn de Gschenke

vakafn. Mir lafn von an Gschäft

zan nächstn, es konn goar

nit schnöll gnua geahn.

Om liabstn tatma

mitn Auto bei Roat iba

de Kreizung foahrn.

Do schiabsn an

Rollstuahl iban Zebrastreifn…

 

WEIHNOCHT  II 

Bei vüle Schaufensta vurbeigeahn,

bei sovüle Sochn nit wiaßn

woas schenkn, vülleicht

is dos Christkindl a Gutschein.

Im Lodn von da Caritas suacht

a Tirkin noch zwoa Pullova

fir ehrne Kinda…

 

HEILIGN OBND

Om heilign Obnd

hots zan Regnan ongfongan,

da Regn hot in Schnea

und a de Weihnochtsstimmung

furtgschwemmt.

Umas Haus hots des

Grümpl ausagapert.

Im Haus san de oltn

Streitigkeitn zwischn de

Leit zan Vurschein kemman…

GE:schmack

Die Menschen sind von unterschiedlichen Dingen fasziniert, es ist dabei so verschieden, wie die Menschen selbst.  Ein wesentlicher Unterschied  zeigt sich bei den Geschlechtern. Die Männer bevorzugen technische Dinge. Alles was der  Fortbewegung dient, Autos, Motorräder, Flugzeuge. Sportliche Höchstleistungen, gepaart mit der Geschwindigkeit:  Skifahren, Laufen und Rennfahren. Kraftsportarten wie Fußball, Boxen und Dreikampf.  Zu den  Herausforderungen zählt das Bergsteigen, Fallschirmspringen und Eisklettern. Männliche Themen sind, der Erfolg im Beruf, bei den Frauen und in der Politik. Gesprochen wird über Neuheiten in der Literatur, Malerei und Musik. Interessant ist die Beschäftigung mit dem Unvollendeten, dem Unpopulären, dem Außenseitertum. Mit den Dingen, an denen die Schöpfer gescheitert sind.

Wer ist für die Prägung des Geschmacks verantwortlich, wie wird er geformt? Die Knaben bekommen technisches Spielzeug. Die Beziehung zum weiblichen Geschlecht wird mit männlichen Attributen angebahnt. Dabei gibt es Außenseiter, Gescheiterte, Laboranten. Solche die sich nicht binden wollen, das eigene Geschlecht anziehend finden, mit beiden experimentieren. Die Öffentlichkeit verlangt Klarheit, nur einmal im Jahr ist Liveball.  

Lustgarten.