JAHRES: zeiten

Wenige denken bei der Planung von ihrem Pensionsantritt daran, in welche Jahreszeit dieser Termin fällt? In den meisten Fällen hängt dies von den Beitragsmonaten ab, wann der Pensionsantritt möglich ist. Manche wollen  mit Jahresende in die Rente gehen, andere  zum Abschluss ihres Arbeitsleben ein Vorhaben fertigstellen. Manche wechseln von einem Urlaub oder einem Kuraufenthalt in die Pension.  Die wenigsten denken daran, dass es eine Rolle spielt, in welcher Jahreszeit man in den Ruhestand tritt. Im Winter kann man den Schritt in die Pension nicht positiv erleben, wenn man von der sozialen Wärme der Arbeitswelt, in die kalte  Welt der Alten wechselt. Dazu kommt die Winterkälte, also innere und äußere Kälte. Es zeugt von sozialem Unverständnis, wenn man Menschen im Winterhalbjahr in Pension schickt. Ein Vergehen an den arbeitenden Menschen, die ein entbehrungsreiches Berufsleben hinter sich haben und sie dann in der kältesten Jahreszeit in die Rente zu schicken. Man entlässt sie in die Trostlosigkeit des Winters, in die Alterstrostlosigkeit.

Im Sommer stellt sich der Pensionsantritt anderst dar, man geht  in einen sonnigen Abschnitt des Lebens.

Vierjahreszeiten.

GESCHÄFTS:zeiten

Bei einem Geschäft ist es üblich, dass in der Nähe der Eingangstür die Öffnungszeiten ersichtlich sind. Manches mal sind die Geschäftszeiten in der Reklamesäule vor dem Geschäft integriert. Arbeitszeiten sind ein gutes Mittel um dem Tag und dem Leben eine Struktur zu geben. Die umherirrenden Gedanken werden auf den Arbeitsprozess zurückgeführt. Eine klare Struktur kann Grübeleien ausschalten.

Eine solche Struktur sollte man sich  in der Pension  schaffen, einen Pensionsrythmus. Vom Klosteralltag kann man sich ein Muster ausleihen. Nicht  um der Aktivitäten willen jede Kleinigkeit sofort besorgen oder erledigen, sie bündeln und  gemeinsam erledigen. Nicht in der Stille  verharren, neue soziale Verbindungen schaffen und sich caritativ  betätigen. Regelmäßig ein Tagebuch führen und Texte verfassen. Gedanken können einsam machen.

Gsund bleibn.

END:gültig II

Seitdem im  Nachrichtenblatt veröffentlicht wurde, dass ich in Pension gehen werde, gibt es für mich wenig Grund zur Freude, wenn ich mich über das Alter unterhalte. Ich werde automatisch aus dem Klub der Junggebliebenen aussortiert und verliere ein paar jung gefühlte Jahre. Gab es früher Kopfschütteln, wenn ich gesagt habe, dass ich auf die Sechzig zugehe, so werde ich jetzt um einige Jahre älter eingestuft. Mit Menschen die im Berufsleben stehen verbindet man eben Jugend und Dynamik.

Von  vielen kommen Trostworte und es wird erwähnt, dass man sich die Pension verdient hat. Eine Tatsache, wenn man seit dem vierzehnten Lebensjahr in einem durchgehendem Arbeitsverhältnis steht und jene Pension erhält, die man eingezahlt hat. Manche, die in  den Ruhestand wechseln haben es eilig zu erzählen, was sie noch alles erleben und erledigen möchten. Die Vorhaben sind ganz unterschiedlich: Die Durchführung einer Wohnungsrenovierung, Reitunterricht oder der Besuch eines russischen Sprachkurses und erholsame Pläne, wie eine Kreuzfahrt oder eine Kur zu buchen. Auf keinen Fall wird bei dem Aufzählen der Aktivitäten gespart. Kopfschütteln erntet man wenn man sagt, dass man mit dem Erreichten und Erlebten zufrieden ist, dass mehr eingetroffen ist, als man vor zehn Jahren zu hoffen gewagt hat. Alles freudig annimmt, was einem im Ruhestand noch zufällt.

Zusatzzahl.

END:gültig

Erzähle ich  jemanden, dass ich in einigen Monaten in Pension gehen werde, dann werde ich älter eingeschätzt, als es noch vor einigen Monaten der Fall war. Plötzlich erhalte ich das Prädikat alt, ich werde bei vielen unattraktiv, eine Person mit Ablaufdatum. Ist man Selbstständig und es kommt zu einer Fortführung des Geschäftes, dann ist man nur mehr Verwalter, sozusagen Wegbereiter für den Nächsten, der viel größer sein wird, als man selbst war. Eine Notlösung für eine kurze Zeit, von der die Kunden hoffen, dass sie bald vorbei sein wird und etwas Neues kommen wird. Die Gewissheit nach vierzigjähriger Selbstständigkeit einen Nachfolger zu haben soll beruhigen, eigentlich bestimmen schon andere was geschieht. Bei den Vorbereitungen und Bestellungen für die nächste Saison kann man noch begleitend mitreden, ohne eine Entscheidung treffen zu können. Oft werden die vierzig Jahre danach beurteilt, wie man sich in den letzten Monaten präsentiert hat. Sozusagen in den letzten Stunden wird ein Urteil über den Menschen gefällt, viele Höhepunkte sind schon Vergangenheit.

Es ist wie bei einem Blog, das ganze Blog wird nach dem letzten Eintrag beurteilt, die älteren achthundert Einträge sind vergessen. Auch im realen Leben ist man im Internetzeitalter angekommen.

Verwalter.

GLAUBE:forschung

Man hat nicht oft die Möglichkeit sich zwanglos über die Sünde, das Jenseits, die Auferstehung und den Plan Gottes zu unterhalten. Ein neuer Aspekt eröffnet sich, wenn man sagt, ein Dogma ist nicht endgültiges, auch im Glauben gilt der Grundsatz des Forschen. Man kann wie in der Biologie, der Astronomie oder in der Medizin nach neuen Erkenntnissen suchen. Das Leben macht Sinn wenn man forscht, zu neuen Einsichten kommt. Studieren heißt nicht nur althergebrachtes aufzunehmen, sondern selbst als Gelehrter tätig zu werden. In Glaubensfragen besteht die Möglichkeit durch suchen zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Die Welt wie wir sie wahrnehmen gibt es in der Wirklichkeit nicht, sie ist eine Folge unserer Erkenntnisse. Die Dogmen sind nichts anderes, als dass sie einmal die Endpunkte eines Forschungsprozesses waren, die Kilometersteine im Glauben. Sie waren nie als Endpunkte gedacht, der Prozess wird fortgesetzt und es kommen neue Kilometersteine dazu. Jeder ist berechtigt einen neuen Randstein dazuzufügen. Wir alle sind Straßenbaumeister des Glauben. Thomas von Aquin sagt: „ Gott kann mit der Vernunft erkannt werden“.

Vernünftig werden.