WISSENS:lücke

Es vergeht kein Tag an dem nicht von den öffentlichen Stellen, von einem Bildungspolitiker beteuert wird, dass die Zukunft unserer jungen Generation in einer guten Ausbildung liegt, dass die Mittel für den Unterrichts- und Forschungsbereich gesichert sind. Die nächsten Jahrzehnte werden ein Leben in einer Informationsgesellschaft sein. Studien über das Ausbildungsniveau von heute sagen, dass es noch nie eine Generation gegeben hat, die so lange studiert hat, wie die Heutige. Vielfach handelt es sich um spezielles Fachwissen, weniger um eine gute Allgemeinbildung. Heute wird nicht mehr verlangt, das man alles weiß, heute zählt ein Internetanschluss und das Zauberwort heißt Wikipedia. Es ist erstaunlich wieviel Kinder im Volksschulalter wissen, oftmals ist es ein Wissen, welches in “der Luft hängt”. Es wurde von den Erwachsenen, aus dem Fernsehen und dem Internet aufgeschnappt. Sie versuchen mit Hartnäckigkeit recht zu behalten, mit  viel Einfallsreichtum werden neue Argumente hervorgezaubert. Eine Gleichwertigkeit von verschiedenen Meinungen existiert für sie nicht, dies dürfte mit der Familienpraxis zusammenhängen. Es löst Freude aus wenn man vom Kind gefragt wird: „Woher kommt der Almdudler“.

Kräuterlimonade.

PISTEN:raupe

Nach den ersten Schneefällen wird in den Skigebieten eifrig an der Präparierung der Skipisten gearbeitet, die Schneekanonen werden zum Einsatz gebracht, um die Abfahrten zusätzlich künstlich zu beschneien, obwohl vieles durch den Föneinbruch fraglich geworden ist. Blicke ich abends aus dem Fester sehe ich in der Ferne die Lichter der Pistenraupe den Berg hinauf- und herunterfahren. Es gilt den Schnee neu zu verteilen, den Naturschnee mit dem Kunstschnee zu vermengen. Am Wochenende werden die Skihungrigen die Pisten stürmen. Diese wollen unter ihren Skiern einen weichen, griffigen Schnee spüren, keinen harten, eisigen Kunstschnee. Vieles hängt vom Geschick des Pistenraupenfahrers ab, wie die Schneeverhältnisse sein werden. Eine  gute Präparierung der Skipiste entscheidet oft über  den Verbleib der Wintergäste.

Was in unseren Breiten die gepflegte Skiabfahrt im Winter ist, dass ist im Sommer an der oberen Adria der feine Sandstrand. Bei Einbruch der Dunkelheit gleiten die Scheinwerfer der Sandraupe über den Strand. Mit einem, der Schneeraupe ähnlichen Gefährt wird der Sand durchpflügt und gelockert, um am nächsten Tag den Badegästen optimale Liegeplätze zu bieten. Verstummen die Geräusche der Strandraupe, kann man das Rauschen des Meeres hören. Es begleitet einen in den Schlaf.

Muscheln.

ZU:hause

In einem Großteil der Gespräche ist heute davon die Rede, welche Reise man plant oder die Leute erzählen wo sie gewesen sind. Ein Trend sind die Städtereisen über das Wochenende. Den meisten genügen drei Tage um eine Stadt kennenzulernen. Die Hotels und die Reiseveranstalter haben auf diese Strömung reagiert, deshalb gibt es auch günstige Angebote, wenn man drei oder zwei Nächte bleibt. Wird bei einem Treffen mit Freunden vom Reisen erzählt, dann stehe ich etwas abseits, weil ich selbst wenig gereist ist und dann noch oft den selben Ort, die selbe Landschaft besucht habe. Deshalb, weil ich mehr kennenlernen will als die zehn besten Tipps vom Polyglottreiseführer.

Um etwas von einer Landschaft, von der Lebensweise der Menschen die dort leben zu erspüren, muss man öfter hinfahren. Zu verschiedenen Jahreszeiten, Begebenheiten und Feste. Nie kommt man der Seele der Menschen näher, als wenn man an ihren Feiern teilnimmt, diese nicht zum Zwecke des Fremdenverkehrs stattfinden. Auch die Gerüche, die Farben, das Licht einer Landschaft  sind in jeder Jahreszeit verschieden. So betrachtet macht beim Reisen nicht die Fülle von Orten aus, sondern die Eindrücke vor Ort. In diesem Sinne habe ich etwas von Friaul erlebt, dafür war ich noch nie in New York.

Manche wollen es anderen beim Verreisen gleichtun, sie fühlen sich ansonsten benachteiligt, obwohl sie kein Reisetyp sind. Ihnen macht eine neue Umgebung und die Änderung des Tagesablauf Beschwerden. Sie bekommen nach einigen Tagen körperliche Beschwerden, wie Magenschmerzen, Schwindel und Übelkeit, die wirkliche Ursache liegt im Heimweh. Sie fühlen sich zu Hause am wohlsten, in der vertrauten Umgebung.

Tagesausflug.

KUH:stall

In den Handelsgeschäften ist es nicht mehr üblich, dass die Waren im Kopf zusammengezählt werden. In den meisten Fällen werden die Preise in die Kassa eingescannt und so die Rechnung erstellt. Bei den Supermarktkassiererinnen ist jedes Gespür für den Rechnungsbetrag verloren gegangen, was die elektronische Kasse anzeigt, das stimmt. So werden Tippfehler kaum erkannt und wahrgenommen. In meiner Lehrzeit war es üblich, die Posten auf einen Block aufzuschreiben und mit dem Kopf zusammenzuzählen. Dabei konnte es vorkommen, dass man bei mehr  als zehn Posten, beim Nachrechnen etwas anderes herausgekommen ist, als beim ersten Mal. Zum Schluss hat die „Erste Verkäuferin“, so hieß dies damals, die Rechnung noch einmal kontrolliert. So hat sich bei mir im Laufe der Jahre ein Zahlengefühl entwickelt. Damals war es selbstverständlich, dass man das Einmaleins „im Schlaf“ konnte. In der Schule wurde zu Beginn des Unterrichts eine Viertelstunde Kopfrechnen geübt. Heute benützen die Kinder schon sehr früh einen Taschenrechner und manche scheitern bei kleinen Kopfrechenaufgaben.

Beim Melken der Kühe hat der Vater mit uns Kinder das Einmaleins geübt, oder das Zusammenzählen und das Wegzählen. Ich weiß nicht, ob die Kühe auch mitgezählt haben, zugehört haben sie.

Für das Leben lernen wir.

KEUCH:husten

Im ersten Drittel des Schuljahres werden oft die Weichen dafür gestellt, ob ein Schüler dem Unterrichtsstoff  folgen kann oder nicht, ob er ein  schlechter oder ein guter Schüler sein wird, dies gilt auch für Schulanfänger. Vieles, hat man es in den ersten Monaten durch eine Krankheit oder Unfall versäumt, kann nicht mehr nachgeholt werden. Bei mir war es ein Keuchhusten, dass ich in der ersten Volksschulklasse nach dem Schulbeginn zu Hause bleiben musste. Nach den ersten Hustenanfällen hat mich die Mutter in das Bett geschickt, wo ich mich eingeengt fühlte und darauf drängte, dass ich ins Freie, in die frische Luft konnte. Dies wurde abgelehnt. Da sich der Husten nicht gebessert hat, wurde ein Arzt aufgesucht, der bei mir einen Keuchhusten diagnostizierte. Er hat den Eltern geraten, dass ich mich tagsüber im Freien aufhalten soll, dort würde der Husten schneller abklingen. In den nächsten Wochen bin ich in der Früh in der Hofeinfahrt gestanden und habe den Kindern, die zur Schule unterwegs waren, wehmütig nachgeschaut. Nach ein paar Wochen begleitete mich der Vater in die Schule und sagte zur Lehrerin: „Do is da Bua wieda .“ Der Drang, bei körperlichen Beschwerden in das Freie zu gehen, am liebsten in den naheliegenden Wald, ist mir erhalten geblieben.

Die Natur heilt.