VER:lust

Ist es notwendig, dass man ein paar Tage in der alten Heimat wohnen und schlafen muss, dann erlebt man in dieser Zeit die alte Geborgenheit. Dazu gehört im Elternhaus ein Zimmer zu haben, sodass man bei Festtagen oder Familienfeiern im Jugendzimmer übernachten kann. Kinder die studieren benützen dieses Zimmer lange. Es ist  ein heiles Universum, wo alles zusammengehört.  Wir leiden unter dem Universum Verlust. Dies beginnt damit, dass die Arbeitsstelle nicht im eigenen Haus, nicht im Wohnort ist, sodass man Zug-  oder Autofahrten von einer Stunde und mehr bewältigen muss. Das kleine Universum gibt es noch am Bauernhof, im  Dorfgasthaus, beim Bäcker  oder in den privat geführten Gästepensionen. Wir  leiden an der Heimatlosigkeit.  Die Nachrichten von Unfällen aus der engsten Umgebung lösen bei uns mehr Betroffenheit aus als Katastrophenmeldungen aus dem nahen Osten. 

Man spricht heute von der globalisierten Welt, die ganze Welt als globales Dorf, wo jeder alles über den Nächsten weis  und alle beten dies fleißig nach. Niemand will als Fortschrittverweigerer dastehen, aber vielen wird der Boden unter den Füssen weggezogen  Vielleicht ist es zuviel und zu schnell gekommen, dass wir mit so vielen Meldungen konfrontiert werden. Vor fünfzig Jahren haben viele Menschen das Tal, wo sie geboren wurden, kein einziges Mal verlassen. Es nicht verwunderlich, dass viele in der Pension aus der Fremde in die Heimat zurückkehren, wenn sie die Möglichkeit haben. Sie sehnen sich nach der einen, kleinen Welt, wo alles eine Einheit ist.  Andere sind in der neuen Heimat erfolgreich und sesshaft geworden. 

Der Neubau.   

JA:sagen

In den Burschen steckt der Drang den Mädchen zu imponieren, dies ist nach den Möglichkeiten verschieden. Die einen wagen einen Sprung auf den abfahrenden Zug, verausgaben sich bei einem Fußballspiel, springen von der höchsten Plattform im Freibad, oder raufen mit dem besten Freund um zu siegen. Zu den Möglichkeiten zählen eine rasante Fahrt mit dem Moped durch die Kurven und eine gewagte Fahrt mit dem Snowboard über einen Steilhang. Manche Mutproben grenzen an  Fahrlässigkeit. Standen die Nachbarmädchen vor dem Haus, fuhr der Bursche mit dem Auto so rasant durch die neunzig Grad Kurve, dass nur mehr zwei Räder am Boden waren. War er zu schnell unterwegs, dann endete die Fahrt in der Wiese. Die Schäden an der Karosserie waren für den Mechanikerlehrling eine Nebensächlichkeit. Für den Führerschein war er noch zu jung, das Auto stammte vom Autofriedhof, ohne Zulassung und Kennzeichen. 

Die Liebeserklärungen sind so verschieden wie die Menschen. Die einen machen sie in einer Eisdiele, auf der Draupromenade  bei den Schwänen, bei einer Radtour am Silbersee, beim Tanzen in der Dorfdiele oder im Schulhof in der Pause.  Es passiert auch auf einem mit Herzen verziertem Briefbogen mit eigenen Liebesgedichten. Von der Möglichkeit über das Handy ein SMS „ich finde dich cool” zu senden, ahnte damals niemand. Partnerforen im Internet waren in den siebziger Jahren unbekannt. Heute kommt es vor, dass man im  Blog den Auserwählten mit der Frage überrascht, „willst du mit mir gehen” und er antwortet mit ja. Für Amulette und Liebesgetränke wurde viel Geld ausgegeben, heute reicht die Gebühr für den Internetanschluss. 

Liebestrank im Internet.

AUS:horchen

In der Forschung werden oft damit gute Ergebnisse erzielt, dass man spielerisch, kindlich oder mit einer ungewöhnlichen Fragestellung an ein Problem herangeht. In unserem Schulalltag haben wir gelernt, was logisch und was nicht logisch ist. Der logische Verstand ist zur obersten Instanz geworden. Spielerisches, kreatives ist uns als Erwachsene fremd, oder es wird uns in Seminaren wieder antrainiert. Von vielen Fragen die Vorschulkinder stellen ist man überrascht, weil sie oft nach Dingen fragen, die wir aus unserer rationalisierten Welt ausgeblendet haben.  

Dass die Katzen gut hören ist bekannt. Wird eine Futterdose geöffnet, kommt die Katze, egal wo sie sich gerade in der  Wohnung aufhält, zum Futterplatz gerannt. Über diese Fähigkeit erstaunt war das Enkelkind und hat uns mit der Frage überrascht: „Ob die Katze, weil sie jedes kleine Geräusch hört, auch hören kann was wir denken?” 

Bleibt uns vieles erspart weil wir die Gedanken unseres Partners, unserer Verwandten oder Nachbarn nicht lesen, besser nicht hören können oder  bedeutet dies einen Verzicht?  Dann gäbe es die Frage, ich möchte wissen was du denkst oder an was denkst jetzt, nicht mehr.  Welche Fragen bleiben dann übrig und in welche menschlichen Abgründe würden wir hören, rational gesagt, blicken. 

Die Katze als Gedankenleser.

BLOG:haus

Ich möchte heute das Blog “schlagloch” , mit der neuen Domain “www.schlagloch.at”, vorstellen.  Die Baumeisterin des  Bloghauses ist Isabella . Die Einrichtung, sprich Inhalt, stammen von schlagloch und den Kommentatoren. Im Archiv, “wähle den Monat”, lagern alle Texte und Kommentare seit dem Jahre 2003. Es gibt einen ersten freundlichen Bericht  zum neuem Blog von Robert:

„Wer Schlagloch nicht kennt, dem empfehle ich gleich den Beitrag zum Thema “Ist bloggen out”, das gibt einen Einblick in die Schreibweise von Franz, dem Betreiber von Schlagloch, und erklärt auch den Namen des Blogs. Franz schreibt Nachdenkliches, Berührendes oder Alltägliches.”  

Schlagloch feiert seinen 5.  Bloggeburtstag.

Zwei Kommentare aus den letzten Monaten:

Zu einem Eintrag über eine Waldkapelle mit Besucherbuch schreibt Gerhard : 

Gerhard (31.12.07 12:26)

Ich betrachte Dein Blog fast wie eine Kapelle, zu der ich öfters mal pilgere und meinen Eintrag hinterlasse.  

Linda – BLOGTXT- PROJEKT schreibt:

Ich habe heute den neuesten Text auf Ihren Blog gelesen, den mit dem Schneewachstum. Schneewachstum, so eine tolle Vorstellung!!!
Ich finde, dass das Schönste an Ihren Texten darin liegt, dass Sie imstande sind, die ganze Entwicklung, die im Text stattgefunden hat, am Ende in wenigen Wörtern (oder sogar nur ein Wort) zusammenzufassen. Diese Wörter sind unvergesslich.  

E. M. CIORAN  stellt in seinen „Aufzeichnungen aus Talamanca” die Frage:

„Welcher Unterschied besteht darin, von Tausenden, Zehntausenden oder Hunderttausenden gelesen zu werden oder einen Leser zu haben”. (Zitat)

LETZTER:wille

Beim Eingang zur Napoleonwiese liegt am Boden ein verfaulter und verwitterter Baumstamm, er beherbergt ein Ameisennest. Ein Teil des Nestes ist für alle Spaziergänger sichtbar und wird auch übersehen. Manche kommen im Laufschritt vorbei, andere mit zwei Nordic Walking Stöcken, andere ziehen an der Leine vom Hund, neigen ihr Ohr dem Handy zu und nehmen etwas anderes wahr. Kaum jemand beachtet die Veilchen, die Windbuschröschen, die Vergissmeinnicht und das frische Gras. Der  Ameisenhaufen ist schwarz, er quillt von den frisch geschlüpften Ameisen über. Sie müssen ihren Platz im Ameisenstaat erst finden. Wer ist der Platzanweiser für tausende neue Einwohner. Dazwischen kommen Ameisen mit einem zehn bis fünfzehn Zentimeter langem Stück dürrem Holz daher und bringen es auf dem Ameisenhaufen in Stellung. Stossen sie mit dem Holzstück irgendwo an, dann drehen sie dieses so lange bis es weiter geht. Niemand kommt zu Hilfe, das Gegenteil ist der Fall, viele Ameisen klettern über das Hindernis hinweg. Warum sind es nur ein einzelne Ameisen, die mit einem Holzstück kommen? Für einen Außenstehenden Beobachter laufen die Anderen nur kreuz und quer umher. Von wem haben sie die Befehle, dies oder jenes zu tun, wer steuert die „Holzsammler” unter den Ameisen. Hat eine Ameise einen freien Willen oder ist es der Wille des Ameisenstaates, den es schon länger gibt als die Menschen. 

Bei uns wird darüber geforscht und spekuliert, dass es den freien Willen des Menschen gar nicht gibt. Unsere Handlungen werden im Gehirn in einem chemischen Prozess festgelegt, bevor wir sie als solche erkennen. Im Nachhinein werden die Handlungen von uns, als unser freier Wille bestätigt. Wessen Wille war es, dass ich diesen Text geschrieben habe? 

Mein Wille.