SCHAU:genau

Ein Sprichwort heißt, so wie der Hund, so der Herr. Gemeint ist damit, dass sich die Charaktereigenschaften vom Hund und vom Hundebesitzer aneinander anpassen. Es ist nicht erwiesen, wer wen mehr beeinflusst. Vielleicht entscheidet sich dies schon beim Kauf eines Hundes.  Entscheidet sich jemand für einen scharfen Hund, so pflegt er wahrscheinlich einen strengen Umgangston mit anderen Menschen oder der Hundebesitzer will seine eigenen Unsicherheiten hinter einem scharfen Hund verbergen. Bequeme Menschen bevorzugen eher einen Stubenhocker als einen Windhund, der von einem sportliche Höchstleistungen verlangt. Die Dackel schnüffeln gerne den Gehsteigen und den Wegrändern entlang, und die Besitzer richten ihren Blick zu Boden, in sich gekehrt.

 

Vom Zustand der Geschäftsfassaden können wir Rückschlüsse auf die Aktivitäten und Attraktivität eines Geschäftes ziehen. Zeigen sich verblasste Reklametafeln oder nicht mehr aktuelle Schaufensterdekorationen, dann ist das Interesse am Geschäft nicht sehr groß. Die Lebensmitteldiskonter verzichten auf jede Art von Schaufenster, es gibt  Plakate von den aktuellen Sonderangeboten. Im besten Fall steht im Freien ein Turm mit leeren Bierkisten und dabei der Aktionspreis. Sind mehrere Diskonter im Ortszentrum, dann ist dies keine Einladung zu einem Schaufensterbummel. Verblasst die Firmenschrift, die Fassadenfarbe und  der Verputz blättert ab, so ist dies ein Zeichen dafür, dass das Geschäft zu verblassen beginnt.

 

Alles Fassade.       

FINANZ:flut

Täglich drohen wir in einer Flut von Prospekten, die Preisnachlässe von 50%  bis zu 70 % versprechen, zu ersticken. Trotzdem merke ich an  alltäglichen Dingen, bei Gesundheitsvorsorge und Körperpflege, dass die Preise steigen. Eine der Dienstleistungen ist der Eintritt in das Thermalbad und der Haarschnitt. Ich will, ich kann, auf diese Dienstleistungen nicht verzichten. Ähnlich verhält es sich bei den Heizkosten, wer will in einer kalten Wohnung leben? Bei den Benzinpreisen kann ich die eine oder andere Fahrt durch einen Fußweg oder eine Radfahrt ersetzen.

 

Neue Preise gelten für die Rückenmassage. Bei der Massage ist es zu einem Gespräch über die Wirtschaftskrise gekommen, wie sich diese auf den Besucherstrom auswirkt. Die Krankenkassen bewilligen nicht mehr so viele Massagen wie vor Jahren, sie sparen bei der Anzahl der Verschreibungen. Die Masseurin merkt die Finanzkrise beim Trinkgeld, die Leute geben seltener und dann weniger Trinkgeld. Waren es vor einem Jahr zwei Euro bei einer Behandlung, so bekommt sie jetzt einen Euro. Waren es nach einer Serie von Behandlungen zehn Euro, so sind es jetzt fünf Euro.

 

Halbwertzeit.    

BE:schreiben

Seit Jahren verfasse ich wöchentlich mehrere Beiträge.  Ein Vorteil vom Schreiben ist, dass man sich von der äußeren Welt abkapseln kann. Ich entfliehe der alltäglichen Geräuschkulisse, Radio, Fernsehen, Straßenverkehr, auch der Unterhaltung mit anderen Menschen. Es soll ganz still sein, ich beginne einen Dialog mit meinem Gehirn. In der Stille kommt das Gehirn zu Wort, ich horche meinem Gehirn zu. Es wird mit keinen neuen Informationen gefüttert. Beim Schreiben kann die Gedanken ordnen, weiterentwickeln. Beim Gespräch besteht die Gefahr, dass ich mich wiederhole.

 

Zuerst kommt die momentane Stimmung  im Geschriebenen zum Ausdruck, bis es die Zeit schafft, die Stimmung zu verlassen, zur eigenen Stimmung auf Distanz zu gehen. Es ist eine Zeit des Glücks, unabhängig vom Alltag. Von Dimitri Schostakowitsch wird berichtet, dass er seine schönste Musik, einen Teil seiner Sinfonien, in seinen bedrohlichsten Lebenszeiten geschrieben hat. Er wurde von Stalin gedemütigt, verhetzt, vom KGB verfolgt und musste um sein Leben bangen. Er hat weiterkomponiert, die Musik hat ihn gestärkt.

 

Schreiben.     

FINANZ:chaos

Ich kann mir vorstellen, dass wirtschaftliche Abläufe den Abläufen der Physik gleichen. Als Mensch nehmen wir nur das Grobstoffliche wahr, nicht das Feinstoffliche. Herrscht in der Finanzwelt, wo ich annehme, dass mit Mathematik auf hohem Niveau gearbeitet wird, in Wirklichkeit Chaos? Das dort, wie in der Physik für uns alles statisch erscheint, aber in Wirklichkeit Chaos und Zufall herrschen, welches sich so schnell und so oft wiederholt, dass es für uns berechenbar erscheint. Es könnte wie in der Chaostheorie sein, die der Mathematiker Poincare erstellt hat: Setzt ein Schmetterlingsschwarm in Bordano zum Flug an, kann in Tasmanien ein Sturm losbrechen. So könnte es bei den Finanzmärkten sein, dass wenn ein Gruppenwohnbau seine Schulden nicht bezahlt, die Börsenkurse zum Einsturz kommen.

 

Dass, das Chaos der Urstoff für unser Universum ist, erzählt auch die Bibel. Zu Beginn der Schöpfung teilt Gott das Chaos, der Tag wird von der Nacht getrennt, das Wasser von den Landmassen. Gott der erste Chaostheoretiker.

 

Chaos pur.