kur:kuh II

Nach den Aussagen der Manager seien die Kuraufenthalte zu wenig effizient und nostalgisch. Diese Aufgaben könnten ebenso ambulante Gesundheitszentren übernehmen. Kuraufenthalte wären ein von der Allgemeinheit bezahlter Urlaub, aufgelockert durch Therapien. Alle,die schon einmal auf Kur waren wehren sich gegen diesen Vorwurf. Sie bestätigen, dass die Kur bei ihnen auf jeden Fall notwendig war. Anders am Nebentisch oder zwei Zimmer weiter, dort hätte es Patienten gegeben, welche jede freie Minute zwischen den Therapien genützt hätten um mit dem Mountainbike Berge wie den, Schmittenstein zu erklimmen. Zwischen Mittagsessen und Nachmittagstherapie  mit dem Fahrrad von Bad Vigaun nach Berchtesgarden geradelt wären. Während des Aufenthalt in der Kuranstalt ein Zweigbüro eingerichtet haben. Heute, zu Zeiten der mobilen Kommunikation, ein leichtes Unterfangen. Dies sind jene, welche beim Warten auf die nächste Therapie am Smartphone die neusten Email checken. Unter den Patienten findet sich auch eine Gruppe von Genussmenschen, welche abends ein Kasino oder Gourmetrestaurant besuchen. Darüber diskutieren, welche nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten in der therapiefreien Zeit einen Besuch wert wären. In der Tiefgarage steht eine breite Palette der teuersten Autos, alles was die deutsche Autoindustrie an Prestigeautos anbietet. Treffen mehrerer Faktoren, wie ein starkes Genussleben und ein offensichtlicher Luxus bei der Mobilität zusammen,stellt sich die Frage, ist es sozial verträglich, dass diese Personengruppe auf Kassenkosten auf Kur geschickt wird? Wäre es nicht gerecht, dass diese Klientel die Kosten selbst trägt.

Eine breite Schicht von Kurgästen stöhnt über die Höhe ihres Selbstbehalt, je nach Einkommen. Zumeist sind in den Kurhäusern die Einzelzimmer mit einem Zuschlag behaftet. Es bedarf eines umgänglichen Menschentypus, verbringt man mit einem völlig fremden Menschen in einem Zweibettzimmer einen dreiwöchigen Kuraufenthalt. Keiner weiß etwas über die Vorlieben oder Gewohnheiten des Anderen, diese können den eigenen Lebensgewohnheiten ganz diametral entgegenstehen. Dabei kann Frust aufkommen, was dem Kurerfolg nicht dienlich ist. Allemal eine Überraschung ist, mit wem man zu den Mahlzeiten am Tisch sitzt. Es ist wie beim Lotto, es kann ein großer Treffer mit Zusatzzahl sein oder man kann leer ausgehen.

An schean Tog.

kur:kuh I

Auf den Schultern der Beschwerdenträger, von den lädierten Knie- und Hüftgelenken und den schmerzhaften Lendenwirbeln, wird von den Managern in den Krankenkassenanstalten diskutiert, ob Kuren noch zeitgemäß sind. Ein Vorstandsmitglied ließ mit der Aussage aufhorchen, Kuraufenthalte sind ein Relikt aus der Kaiserzeit und waren etwas für wohlhabende und hysterische Herrschaften, dem ehemaligen österreichischen Adel. Zur Kaiserzeit hat sich der Wiener Adel in den Kurorten Warmbad Villach, Bad Ischl und Bad Hof Gastein getroffen. Dazu gesellen sich die Orte Opatija und Grado an der oberen Adria. Diese Orte waren schon zu Monarchiezeiten mit der Eisenbahn erreichbar. Alle aktuellen Hotelprospekte verweisen auf die ehemaligen Gäste aus dem österreichischen Kaiserhaus. In Österreich leben wir noch oftmals im kaiserlichen Umfeld. Die kostenlosen Kuren werden vor allem von der Beamtenschaft in Anspruch genommen, die direkten Nachfolger der kaiser-königlichen Hofbeamten.

Seit vielen Jahrhunderten war bekannt, dass die natürlichen Heilvorkommen von Thermal- und Schwefelwasser bei längerer Anwendung eine wohltuende und heilende Wirkung auf die Gelenke, den sogenannten Bewegungsapparat ausüben. Gleichzeitig auch besänftigten auf die überreizten Nerven wirken. Andere Heilwasser lindern Beschwerden des Verdauungsapparats,der Gastritis.Der Aufenthalt am Meer vertreibt Atembeschwerden,Bronchitis und Hauterkrankungen. Es gibt eine Unzahl von Indikationen und jeder Kurort versucht seine Indikationen zur Linderung der Beschwerden schmackhaft zu machen. Bei einer Gesundheitsvorsorge kann nicht immer genau geklärt werden, ob eine Therapie sinnvoll oder überhaupt notwendig ist. Meistens handelt es sich um ein subjektives Empfinden, einmal fühlt man sich während der Anwendungen euphorisch, ein andermal werden die Schmerzen stärker. Man verwünscht den Kuraufenthalt, weil zuhause hatte man weniger Beschwerden. Dazu gibt es einen Befindlichkeitsindex, ähnlich dem Bodemasterindex, eine Skala von 0-10.

Eindeutiger sind die Aussagen zur Befindlichkeit bei einem Rehabilitationsaufenthalt. Einer Nachbetreuung nach einer Knie- oder Schultergelenksoperation. Auch die Hüftler, Menschen nach einer Hüftgelenksoperation, brauchen zu ihrer Mobilisierung und Integrierung in den Alltag einen Reha – Aufenthalt. Genauso Menschen nach einem Arbeits-, Auto- oder Freizeitunfall um ganz alltägliche Fähigkeiten, wie gehen, sitzen, bücken und heben wieder zu erlernen. Ähnliches gilt für die Vielzahl an Herzpatienten, mit dem nachfolgenden Ausdauer- und Krafttraining. Die Reha-Aufenthalte stellt niemand in Frage. Es wird gefordert, dass diese viel schneller und effizienter erfolgen sollen.

Gsund bleibn.

fleisch:fresser II

Zum Atomabkommen des Westens mit dem Iran fällt mir ein, dass unsere Familie in die Wirren der iranischen Revolution involviert war. Nachdem der Schah von Persien aus dem Land gejagt wurde, kehrte Khomeini am 1. Feber 1979  aus dem Pariser Exil in den Iran zurück. Bald danach wurden die engsten Gefolgsleute des Schahs, seine Minister und höchsten Beamte, in Schnellverfahren zum Tode verurteilt. Die Hinrichtungen waren öffentlich, Der Spiegel berichtete davon, mit Fotos. Auf einem der Fotos standen mehrere LKWs nebeneinander und am Kranarm baumelten die Strangulierten. Dabei konnte man den Namen der österreichischen Herstellerfirma von den Kranaufbauten gut lesen. Ein Bruder arbeitete damals bei der Herstellerfirma. Die Lkws wurden noch von der Schah- Administration bestellt und auch ausgeliefert. So rutschten wir in das Rad der Weltgeschichte. Heute hoffen viele Firmen beim Aufbau der Infrastruktur im Iran und dem Liefern von Konsum- und Industriegütern auf gute Geschäfte.

Nach diesem Rückblick empfinde ich es als wohltuend, wenn ich bei einem Besuch des Residenzschlosses Ludwigsburg im Gewächshaus folgende Ankündigung lese: Regionaltreffen „der Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen,“ in Ludwigsburg am 4. und 5. Juni.  Danach folgt die Ankündigung verschiedener Programmpunkte, die Auflistung der Referate und Referenten. Unter dem Wesen von fleischfressenden Pflanzen stellt man sich als Außenstehender schreckliches vor, bis zu menschenfressenden Pflanzen. Die Ausstellung im dortigen Gewächshaus zeigte, es sind Pflanzen, welche in der Lage sind Mücken, Fliegen und andere Insekten festzuhalten. Danach werden sie von den Magensäften der Pflanzen verdaut. Das Berühren der Pflanzen mit einem Finger hat für den Menschen keinerlei Folgen. Beruhigend, wenn sich Menschen von den aktuellen Kriegs- Terror- und Vergewaltigungsszenarien abkoppeln können. Über ein Wochenende lang den Gefahren, welche von den fleischfressenden Pflanzen ausgehen, zugewendet haben.

Königsmord

fleisch:fresser I

Durch eine staatlich garantierte Pension und einem dazu angepassten Lebensstil wiege ich mich in einer gewissen finanziellen Sicherheit. Es gibt immer Unkenrufe die behaupten, dass die Pensionen in diesem Ausmaß, wie wir es in Österreich erhalten, auf Dauer nicht gesichert sind. Eine der Kuriositäten des österreichischen Pensionssystems ist, auch Pensionisten bekommen eine dreizehnte und vierzehnte Auszahlung. Urlaubs- und Weihnachtsgeld, wie wir dies aus dem Arbeitsleben kennen. Im benachbarten Deutschland bekommt man ein Urlaubs- und Weihnachtsgeld von den Firmen nur auf freiwilliger Basis. Hierzulande ist der 13. und 14. Monatsgehalt laut Kollektivvertrag für alle Angestellte und Arbeitnehmer Pflicht. Es gibt Berufsgruppen in deren Arbeitsvertrag ein 15. Monatsgehalt, wie bei den Bankangestellten, vorgesehen ist. Die Beamten und Angestellten in den staatlichen und halbstaatlichen Bereichen genießen besondere Privilegien, welche ich nur vom Hörensagen kenne.

Die 13. und 14. Rente sehe ich als einen Glücksfall. Während meiner Selbstständigkeit als Papierhändler war ich weit davon entfernt mir einen 13. und 14. Monatsbezug auszuzahlen. Von Seiten des Staates ist dies möglich. Vielleicht eine kleine Entschädigung für die unsicheren Einkommensverhältnisse während der Berufszeit. Mein Einkommen war während der vierzigjährigen Kaufmannszeit keine fixe Konstante, zumeist unbestimmt. Auf keinen Fall konnte ich mir für einen Zeitraum von mehr als einem Jahr vorstellen, welcher Gewinn in das Haus stehen wird. Bei den Privatausgaben zurückhaltend zu sein, war die beste Vorsorge. Über die Pensionsprivilegien, die bei den Angestellten der ÖBB oder der ÖNA herrschen will ich mir nicht den Kopf zermartern. Dies würde nur zu einem schweren Kopf  meinerseits führen und doch nichts verändern.

Mit diesem Hintergrund kann ich die Aufgeregtheit, mit welcher tagesaktuelle Vorgänge diskutiert werden, nicht immer nachvollziehen. Seien es die Aussagen im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, die Vorgangsweise über den EU Austritt der Engländer oder einen gewollte Verteilung der Flüchtlinge in der EU. Schon gar nicht lasse ich mich von den Versprechungen eines neuen österreichischen Bundeskanzler und den Bundespräsidentschaftskanditaten einlullen. Noch weniger glaube ich, dass es einen neuen politischen Stil im Umgang bei der Postenbesetzung und der Korruption geben wird.

Postenschacher.