flucht:fliehen II

In den ersten Septembertagen hatte man den Eindruck, dass die regierende Partei in Österreich und in Wien versuchte, von sich ein gutes Bild abzugeben. Will sagen, bei der mobileren und offeneren Bevölkerungsschicht für Sympathie warb. Im Angesicht dessen, dass ihre Kernwählerschicht, die Arbeiter und die Senioren, ob der vielen einmal zu integrierenden Asylanten auf der Bremse stehen. Auch der eigene Arbeitnehmerflügel, der Gewerkschaftsbund, weil sie sich um die zu teilenden Arbeitsplätze  sorgen. Ein Großteil der Zuwanderer wird sich in den günstigeren Wohngebieten von Wien ansiedeln.

Bei den Senioren, so reisefreudig manche sind, bestehen gewisse Vorbehalte  gegenüber Menschen mit einer anderen Hautfarbe, außerdem versteht man oftmals ihre Sprache nicht. Dazu kommen Konfliktsituationen im gegenseitigen Umgang. Misstrauisch beäugt man den anderen Lebensstil und das Freizeitverhalten. Zum Anderem treten sie in Vielem Gruppenweise auf, in unserer Kultur schreitet die Einpersonengesellschaft immer weiter voran.  Als gebrechlicher und kränklicher Mensch fühlt man sich bedroht, wenn einem eine Gruppe von jungen ausländischen Männern entgegenkommt. Allesamt mit einem Smartphone und einem vitalen Ausdruck daherkommen. Sicherer fühlt man sich, begegnet man einer muslimischen Familie mit Kindern. Dies erzeugt auch bei älteren Menschen einen Beschützerinstinkt. Dabei werfen die total verschleierten Frauen, noch dazu in schwarz, in mir die Frage auf, was haben sie zu verbergen? Selbst lehne ich es ab, im Gespräch mit anderen Menschen eine Sonnenbrille zu tragen und finde es von Anderen unhöflich, wenn sie mir gegenüber eine Sonnenbrille tragen.  Bei einem Gespräch will ich den Augenkontakt wahren. Die Augen gehören zu den wichtigsten Sinnesorganen und dort lassen  sich auch verschiedene Gefühlempfindungen ablesen.

Etwas anderes ist, dass sich Einzelne um die Finanzierung und Eingliederung der Asylanten sorgen,  wenn diese zu zehntausenden unkontrolliert die Grenzen passieren, wie es einige Wochen der Fall war. Schon jetzt blicken reifere Mitbürger skeptisch nach Brüssel, woher die vielen Milliarden zur Banken- Wirtschafts- Griechenlandrettung kommen. Die Ankündigung  der Zentralbank, es wird mehr Geld in Umlauf gebracht, erinnert stark an eine massive Geldentwertung. Der Währung stehen keine realen Werte gegenüber. Der zurückliegende Börsencrash hat gezeigt, dass viele Aktien nur eine „Seifenblase“ sind.  Schon unter den eigenen Generationen gibt es Konflikte, was man noch irgendwie zur Normalität zählt. Umso mehr beim Aufeinanderprallen unterschiedlicher kultureller Rassen. Wie soll man diesen Ängsten begegnen, man soll es nicht dem Zufallsprinzip überlassen.

Lottotreffer

flucht:flüchten I

Es gibt eine Fülle von Meinungen und guten Ratschlägen wie wir mit den hereinbrechenden Flüchtlingsströmen, den neuen Asylanten, in Mitteleuropa umgehen sollen. Die verschiedenen Berichte in den Medien tragen das ihre zur Verwirrung bei. Mir scheint, dass die Medien jenes Bild vermitteln, welches ihnen die meisten Zuseher oder Käufer sichert. Genauso agieren die Politiker, je nachdem welche Wahlen bei ihnen gerade anstehen.

Am Beginn der Aufmerksamkeit stand in Österreich die Berichterstattung über einen von Schleppern abgestellten Transporter, indem siebenundsiebzig Flüchtlinge erstickt waren. Schrecklich, unfassbar waren die häufigsten Worte um diesen Vorfall auf der Autobahn bei Parndorf  zu beschreiben. Je näher die Toten oder das Elend an uns heranrücken, umso intensiver erleben wir es. Am schlimmsten ist der Tote vor der Wohnungstür. Von allen Parteivertretern kamen Beileidkundgebungen und Absichtserklärungen, dass Schlepperübel abzustellen. Jeder weiß, dass die Politik, der Rechtsstaat, die Justiz und die Polizei den Verbrechern, dem Bösen immer hinterher hecheln. Die Prävention und die Vorsorge ist eine große menschliche Illusionen, von der wir Tagträumen. Egal ob bei der Verbrechensbekämpfung, der Gesundheitsvorsorge oder beim Flüchtlingsdrama. Seit Generationen gibt es den Ausspruch: „Es muss etwas passieren, damit etwas geschieht“. Dies kann man auf Vieles anwenden. Im Falle eines verschmutzten Flusses ihn nicht nur zu reinigen, sondern die Ursache der Verschmutzung finden und beseitigen. Es heißt, zwei Drittel der Flüchtlinge sind junge Männer. Sie könnten sich vor Ort, in den Krisenregionen massiv dafür einsetzen, dass menschliche Verhältnisse wiederhergestellt werden.

Von den Vertretern der Regierungspartei wurde mit einem lachenden Gesicht der Eindruck vermittelt, wir brauchen die Flüchtlinge in Österreich nur durchwinken. Sie auf ihrer Flucht mit einer Flasche Römerquelle Mineralwasser und einem Packerl Mannerschnitten zu versorgen, sowie einen Platz  im Railjet zu reservieren.  Das Aushängeschild  der österreichischen Bundesbahnen , die Signale auf grün zu stellen und die Bahnstrecke nach München freizugeben. Eine Flasche Mineralwasser und ein Packerl Schnitten für jeden Asylanten, mit dieser Geste konnte sich das warmherzige Wienerherz anfreunden. Letzten Endes kam die Ernüchterung und  bei vielen die Bestätigung, dass es nach der humanen Ersthilfe auch ein danach geben wird. Spätestens seit Deutschland nicht mehr alle mit offenen Armen aufgenommen hat, sondern Grenzkontrollen einführte. Wer kommt und wer den Status eines Flüchtlings erhalten wird. Seitdem ist bei den Wiener Politikern das Lächeln aus dem Gesicht verschwunden. Jetzt mussten sie  zu denselben Maßnahmen greifen und eingestehen, dass man etwas zu gutgläubig war.

Unverhofft.

stress:frei I

Wir sind heute nicht zimperlich, unterhalten wir uns über die Zustände von Stress oder Burnout. Bei fast jeder Situation, egal wo wir uns gerade bewegen und arbeiten, kommt das Wort Stress in das Spiel. Ob es darum geht für ein paar Besucher eine Kaffeejause auszurichten oder einen Wochenendeinkauf zu tätigen. Immer begleitet uns die Vorstellung wir könnten unter Druck geraten, sodass wir nervös reagieren. Dazu genügt oft schon, wenn bei der Auffahrt auf das Parkdeck vom Einkaufszentrum  mehrerer Autos vor uns warten und die Ampel dazwischen auf rot schaltet. Wir haben voraus festgelegt, zu welcher Uhrzeit wir uns im Eingangsbereich treffen wollen. Wie es aussieht gibt es eine Verspätung von fünf Minuten. Dies wird oft schon als Belastung erlebt. Ebenso, bildet sich bei einer Supermarktkassa eine längere Warteschlange und der stets ungeduldige Mann wartet im laufenden Auto am Parkplatz. Es dauert nicht lange und er macht sich mit der Hupe bemerkbar. Im Cafe habe ich mich in einen interessanten Zeitungsartikel vertieft und dabei übersehen, dass es längst an der Zeit war mit dem Fahrrad den Heimweg anzutreten.

Es kommen Erinnerungen hoch, an die Stresssituationen bei größeren Einkäufen  im Großhandel, und trotzdem pünktlich bei Geschäftsöffnung  hinter der Verkaufsbudel zu stehen. Während den Öffnungszeiten sich zwischendurch in das Internet einzuwählen, um beim Buchgrossisten eine Bestellung aufzugeben. Damit sicher zustellen, dass die Bestellung noch am selben Tag ausgeliefert wird. Dem Druck des Schulbuchreferenten folgen, der darauf besteht, dass die Nachbestellung  Anfang der Woche geliefert wird. Dieser hat seinem Lehrerkollegen versprochen, für den neu zugezogenen Schüler werden die Schulbücher am Montag geliefert. So hält der Lieferstress über das Wochenende an, es bleibt nicht viel Spielraum zum Abschalten. Man macht sich Sorgen, ob die Lieferkette auch wirklich funktionieren wird und es zu keiner Panne kommt. Vom Grossisten zum Logistikzentrum, vom Depot zum Paketzusteller. Der Druck wird von Etappe zu Etappe weitergereicht und alle klagen darüber.

Nahtlos.

milch:käse

Beim nahegelegenen Lebensmitteldiskonter in Völkendorf herrscht seit einigen Wochen eine aufgeheizte Atmosphäre. Daran waren nicht nur die hohen sommerlichen Temperaturen Schuld, dazu kommt noch, dass gegenüber ein Getränkediskonter seine Pforten geöffnet hat. Dies ist erst möglich geworden, nachdem erstgenannter Lebensmittelmarkt neu gebaut hat und sein ehemaliges Geschäftslokal vom Getränkediskonter okkupiert wurde.

Eine der Verkaufspromotion dieser Woche bestand darin, dass ein großgewachsenes, schlankes Fräulein im Eingangsbereich Käsewürfel zur Verkostung angeboten hat. Bekleidet mit einer roten Bleamele Bluse versuchte sie die eintretenden Kundinnen zu einer Kostprobe zu animieren. Auf der Promotiontheke lagen ein paar Folder der Kärntner Molkerei und unter zwei Glaskuppeln Käsebrötchen. Dies ist ein Schimmelkäse, dies ist ein Hartkäse und man flanierte weiter. Vor der Kassa staute es sich im Markt, von dreien war nur eine geöffnet. Um die Mittagszeit hatten es die Kunden, welche sich eine Jause geholt hatten, eilig. Zwischen den Jausenkäufern Menschen mit einem Dreitageseinkauf. Ältere Menschen, welche mehr als einen Kassenbon brauchen, etwas Zuwendung und zwei persönliche Sätze. Der junge Bursche, ein routinierter Kassierer, hilft auch schon einmal einer betagten Frau das Geld aus dem Börserl zu fischen. So werden in der Warteschlange immer mehr Rufe laut, eine zweite Kassa zu öffnen.

Beim Verlassen des Lebensmitteldiskonters mache ich die Käseprobenverteilerinn darauf aufmerksam, man würde dringend jemand Zweiten zum Kassieren brauchen. Hier wäre sie entbehrlich. Abwehrend hebt sie die Hände und verweist darauf, sie sei nur die Praktikantin. Dies entlockt der Wurstverkäuferin hinter der Feinkosttheke ein Schmunzeln. Ein Herr gesellt sich zu uns, entnimmt der Käseglocke eine Probe und ist mit dem Geschmack sehr zufrieden. Ihn würde eines interessieren, wie viel die Kärntner Bauern von der Molkerei für einen Liter Milch bekommen? Das Gesicht der Praktikantin verwandelt sich in ein großes Fragezeichen.

Für die zumeist anspruchslosen Arbeiten, wie Kostproben verteilen oder saisonale Waren vor dem Geschäft zu verkaufen, werden vornehmlich Lehrlinge oder Praktikantinnen eingesetzt. Dieses Los teilte auch einmal eine Nichte von mir. Sie musste als Konsumlehrling, auf dem Bahnhofsvorplatz in Villach, in der närrischen Zeit, Faschingskrapfen verkaufen. Von zarter und kleiner Statur stand sie bei Minustemperaturen im Freien und versuchte mit dem Schlachtruf Friische Kraapfen den Berg von Krapfen abzubauen. Auf der Weite des Platzes, mit dem großen Standl und dem Berg von Faschingskrapfen machte sie in der Winterkälte einen erbärmlichen Eindruck. Obwohl es von ihr aus dieser Zeit kein Foto gibt, sehe ich sie heute noch im weißen, dünnen Verkaufsmantel mit dem Konsumlogo auf der Brust vor dem Forum Kaufhaus stehen.

Bauernkrapfen.

kreuz:erhöhung

Die katholische und die orthodoxe Kirche feiern am 14. September den Tag der „Kreuzerhöhung“. Da stellt sich die Frage, wurde Christus mit drei oder mit vier Nägeln an das Kreuz geschlagen? In der Ausstellung „Macht des Wortes“ im Stift St. Paul im Lavanttal wurden Bilder gezeigt, wo Christus mit herabhängenden Beinen an das Kreuz geschlagen wurde und mit vier Nägeln gekreuzigt wurde. Ein Ausstellungsstück ist das Hölleiner Kruzifix von 1180, ein „Vier Nagel Typus“. Die Darstellung ist typisch für die Romantik und wurde in der Gotik vom „Drei Nagel Typus“ abgelöst.  Weiterlesen…

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