BANK:konto

Welchen Wert haben die Ersparnisse auf einem Bankkonto, wenn man stirbt. Es ist eine unheilvolle Allianz zu wissen, über soundsoviel Geld zu verfügen, und dann im nächsten Moment, in den nächsten Tagen sterben zu müssen. Was wird einen in der Todesstunde beschäftigen. Der Tod ist durch Geld nicht zu bestechen, es gibt keine Stunde, keinen Tag zusätzlich. Man wird sich nicht über das, was man getan hat aufregen, als vielmehr über das, was man nicht getan hat. Aus menschlicher Sicht gibt es tragische Verknüpfungen, wo man sich fragt, warum hat man etwas nicht schon früher gemacht. Sich anderen Menschen geöffnet, anderen Menschen geholfen oder bei gesellschaftsrelevanten Bewegungen mitgearbeitet. Vieles wird von uns auf später verschoben, wenn es leichter möglich ist, es in den Lebensalltag einzubauen. Manchmal fehlt einem dann die Kraft dazu oder es ist plötzlich zu spät. Im menschlichen Leben gibt es „Sternstunden“, Ereignisse schicksalhafter Natur, nach denen man eine Kurskorrektur vornimmt.

Das Erdbeben, welches in den siebziger Jahren in Friaul tausende Tote verursachte und Südkärnten erschütterte, führte zu einer Veränderung der Lebensumstände. Es war am 6. Mai um etwa 20.45, dass ich mit dem Stuhl wie auf einer Welle hochgehoben wurde, um dann wieder am Fußboden zu landen. Die Erdstöße verursachten wellenförmige Bewegungen. Dann folgten die Erschütterungen der Mauern, das Klirren der Fenster und Gläser. Von draußen hörte man das Aufprallen der herabstürzenden Dachziegel und Mauerbrocken. Danach absolute Stille, bis die Menschen aus allen Häusern in das Freie stürmten. In den nächsten Tagen war das Durchschlafen unmöglich, immer wieder gab es leichte Erdstöße, die Türen standen zwecks schneller Fluchtmöglichkeit offen. Die Zeitungen und das Fernsehen berichteten ausführlich von den Zerstörungen bei den Nachbarn, manche Ortschaften waren völlig zerstört, wie nach einem Bombenangriff. Schon am darauffolgenden Wochenende waren die Gasthäuser und die Tanzlokale in Südkärnten gut besucht, viele versuchten etwas vom Leben nachzuholen, bevor es zu spät sein könnte. Beim Totenschmaus ist es in Kärnten so unterhaltsam wie beim Hochzeitsmahl.

Wiedergeburt.

WEIHNACHT:illumination

Überall kann man jetzt beobachten wie in den Supermärkten, in den Fachgeschäften und in den Möbelhäusern die Weihnachtsware ausgepackt wird. Im Freien verwöhnt uns das Wetter mit einem schönen Herbsttag. Dabei ist Vorsicht geboten, bei Sonnenschein kommt man gut ohne Jacke aus, im Schatten kann es ganz schön abkühlen. In den Lebensmittelmärkten sind die Herbststollen zum Weihnachtsstollen mutiert. Tritt man in das XXL Möbelhaus um nach einem Dekorartikel für Halloween zu suchen, einen Kürbiskopf in dem man ein Teelicht stellen kann, weil man einen Besuch mit Kind erwartet, sieht man zuerst vor lauter festlich dekorierter Christbäume den Rest der Halle nicht. Der Christbaumschmuck, die Dekorengel und Renntiere, in verschiedenen Materialien, sind zu Pyramiden aufgestapelt. Mit diesem vorweihnachtlichen Frühstart nehmen wir uns selbst die Illumination auf Weihnachten. Wie soll die große Schar von Kindern, welche noch an das Christkind, dass den Christbaum und die Geschenke bringt, glauben, wenn die Christbäume in so großer Zahl im Eingangsbereich stehen. Die Halloweenartikel gab es im Sommer.

Um das Warten auf das Christkind zu verkürzen, ging man mit uns Kindern am 24. Dezember, bei Einbruch der Dämmerung, spazieren. Dabei hofften wir, dass wir für einen Augenblick das Christkindl sehen können, vielleicht wie es beim Stubenfenster hinein- oder herausfliegt. Selbst wenn die Christi Geburt eine Illusion wäre, so müsste man dafür dankbar sein, dies wäre dann eine Illusion die noch intakt ist.

Ohne Illusionen.

NICHT: versäumt

Den Bildern, als über das Wunder von Chile berichtet wurde, wie wir sie in der vergangenen Woche gesehen haben, wo jede Falte, jede Träne, jede Regung  im Gesicht der Geretteten und der Angehörigen von den Fernsehkameras übertragen wurde, konnte man sich nicht entziehen. Bestimmt hat es vielen Menschen für Stunden geholfen ihrer eigenen misslichen Lage zu entfliehen. Selten wird die Situation so lebensgefährlich sein, wie bei den Bergknappen. Die Bergleute wurden den Millionen Fernsehzuschauern gewaschen, frisch rasiert und mit sauberer Kleidung präsentiert, welche von der Firma Oakley gesponsert wurde, als kämen sie gerade von einer aufregenden Höhlenexpedition, mit überraschenden Entdeckungen zurück.  Bei einem solchen Ereignis stellt sich die Frage, wie lange könnten wir heute ohne das Medium Radio, Fernsehen und Internet leben. Gibt es jemanden im Westen der von dem Grubenunglück nichts gehört und diese Bilder nicht gesehen hat? Solche Ereignisse, die auch Medienereignisse genannt werden, lassen auch nicht Betroffene enger zusammenstehen. Es erleichtert, trifft man auf Bekannte, ein Gespräch anzuknüpfen, es bildet eine gemeinsame Gesprächsbasis, die alle verbindet.

In den Ferien stellte ich nach einer Woche fest, dass ich ohne die tägliche Tageszeitung und den Fernsehnachrichten nichts versäumt habe. Viele Nachrichten die wir hören, sehen und lesen, erreichen nicht unser Gedächtnis, weil sie für uns keine persönliche Bedeutung haben. Die wenigen Neuigkeiten, die auch für unseren Alltag etwas bedeuten, das Leben beeinflussen werden, erfährt man später bestimmt aus der Nachbarschaft.

Der Gartenzaun.

KOPF: schranken

In einem Freundeskreis,  in der Verwandtschaft  hat man mit den Jahren seinen Platz eingenommen, jeder spielt seine  Rolle, ob als Unterhalter, als Zuhörer, als Fragender oder als Besserwisser. Es ist egal welches Fest oder Feier sich abspielt, ob dies der Besuch eines  Vortrages, eines  Konzertes oder des Kirchtag ist. Genauso verhält es sich bei einem gemeinsamen Ausflug oder einer Grillfeier. Da ist es eine Überraschung, wenn während der Fahrt zu einem Aussichtspunkt  eine Mitfahrerin ihren Redefluss unterbricht und fragt, ob man dazu etwas sagen möchte. Man ist geschockt, weil man sich in der Rolle des Zuhörers bequem gemacht hat und jetzt soll man plötzlich etwas sagen. Gleichzeitig wird man dabei ertappt, dass man den Ausführungen nur halb zugehört hat und nicht konkret weis, um was es in der letzten Viertelstunde gegangen ist. Ist man schnell im Kopf, ist es möglich aus den Schlagwörtern eine Geschichte zu konstruieren. Keine Antwort hat man auf das Argument, „das früher alles besser war“. Der einzige Ausweg,  die  geistigen Schranken im Kopf niederreisen.

Der weite Horizont.

WEIT:blick

In unserem vielschichtigen Alltag, wo ein Ereignis das Vorhergehende ablöst, wo sich die Meldungen gegenseitig über den Haufen rennen, im Großen wie im Kleinen, warten die Österreicher gespannt auf der Zahlen für das Budget 2011. Welche Reformen und Sparmaßnahmen wird es geben und welche Gebühren und Steuern werden erhöht. Schon seit Monaten versucht man hinter den Vorhang bei den Verhandlungen der Bundesregierung zu blicken. Kaum machte jemand durch einen Fensterspalt einen Blick in den Verhandlungsraum, wurde das Fenster wieder geschlossen oder das Erblickte als unverbindlich dargestellt. Trotz dieser Geheimhaltung kann man nicht sagen, dass die Politiker mit Weitblick ausgestattet sind. Er besteht oftmals darin, die Belastungen bis zur nächsten Regionalwahl geheim zu halten. Ein Blick über die nächste Regierungsperiode hinaus ist nicht vorgesehen.

Für den Einzelnen ist es schwierig Weitblick zu beweisen, wenn große Veränderungen bevorstehen, besonders dann, wenn es Veränderungen sind, die einzigartig sind und sich im Leben nicht wiederholen. Oft kann man sich auch nicht vorstellen, wie die nächsten Monate ablaufen werden. Aus Erfahrungen kann man lernen und Schlüsse ziehen, wo die Erfahrungen fehlen, bleibt nur der Sprung in das kalte Wasser, in das Unbekannte. Gespannt verfolgt man die Rettungsbemühungen um die eingeschlossenen Bergleute in Chile, denen jeder Weitblick verwehrt ist. Die in der Hoffnung leben bald in das Licht, an die Oberfläche geholt zu werden.

Hoffnung statt Weitblick.