06.01.19..

Die letzten Tage waren bei blauem Himmel sonnig und kalt, der Schnee abweisend und unberührbar. Eine Winterlandschaft wie ein Bühnenbild. Heute ist es anders, keine Sonne, graue Wolken, gedämpftes Licht und die Luft ist mild. Der Schnee ist stumpf, die Vögel singen. Am Flussufer tauchen zwischen den Bäumen und den Sträuchern Hasen und Fasane auf. Von den Bergen weht der Föhn und von den Bäumen rieselt der Schnee. Es ist eine friedvolle Stimmung wie am Weihnachtsabend, wenn man über den verschneiten Hof zur Fütterung der Tiere in den dunstigen Stall geht. Die Blicke der Kühe wenden sich der Stalltür zu, der Geruch vom Heu erfüllt den Stall. Behaglich kauen die Kühe am Heu. Die satte Zufriedenheit der Tiere überträgt sich auf den Menschen. Man ist zufrieden wie es ist und mit dem was kommen wird. Die Umstände sind unverrückbar, kein Ereignis kann das Leben auf diesem Fleck Erde verändern.
6.1.08 15:13
 
 

5 Kommentar(e)     

petros / Website
“…kein Ereignis kann das Leben auf diesem Fleck Erde verändern.”Habe selten eine so unverrückbare Feststellung gelesen.LG
Petros
Rosenherz
Die satte Zufriedenheit der Tiere überträgt sich auf den Menschen. Vielleicht sollten wir Menschen viel öfter Kontakt pflegen mit satten und zufriedenen Tieren in unserer Umgebung, wenn sich das so angenehm auf das Gemüt auswirkt.
Vögel singen? Singen sie schon? bei uns ist mir noch kein Vogelgesang zu Ohr gekommen. Aber es ist Jänner und das kecke Singen der Kohlmeisen wird nimme rlang warten lassen.Grüße vom Rosenherz
Gerhard
unverrückbar, man läuft von a bis z
Gruß
Gerhard
schlagloch
Hallo Rosenherz!
Satte Tiere, zufriedene Menschen. Ein Beitrag zum Glücklichsein.
Gruss schlagloch.

schlagloch
Hallo Gerhard!
Wir laufen täglich von a bis z. Aber für wen sind wir gelaufen? Für uns, für andere oder für einen unsichtbaren Mitspieler.
Gruss schlagloch.

02.01. 19..

Den heutigen Tag spüre ich in meinen Füssen, den langen Spaziergang in der kalten Winterlandschaft. Der kleine Ort im Montafon hat im Winter durch die Mischung von Schnee, kleinen Häusern und bunt gekleideten Gästen einen besonderen Reiz. Die Weihnachtsbeleuchtung an den Häusern brennt den ganzen Winter über, hier endet Weihnachten erst zu Ostern, wenn die letzten Gäste abgereist sind. Der spannendste Ort ist eine Musikkneipe, eine renovierte Mühle, wohl deshalb, weil ich nicht dort gewesen bin. Hier stimmt die Mischung aus großen Leitbetrieben und vielen kleinen Pensionen. Der private Vermieter vergibt seine Aufträge an lokale Handwerker, ein Hotel würde wählerischer sein. So wird der Wohlstand auf viele verteilt und ist nicht in der Hand weniger. In der Türkei oder in Tunesien gibt es die großen Hoteldörfer, welche einer internationalen Hotel- oder Bankenkette gehören und die Gewinne den Aktionären zufließen. Die Grossbetriebe müssen aufgegliedert werden und die Aktien stärker besteuert. Die Gewinne sollen nicht außer Landes gebracht werden, sondern denen zukommen, welche die Arbeit leisten.
 
Am Nachmittag besuchen wir eine Siebzigjährige Frau, ihr Haus steht oberhalb des Dorfes. Der Besuch ist schon jahrelang versprochen. Sie vermietet Zimmer an Gäste, dies bringt Geld und etwas Abwechslung in ihren Alltag. Ihr Mann ist vor fünfzehn Jahren gestorben und die Kinder sind aus dem Haus ausgezogen. Sie hat sich jetzt einen jahrzehntelangen Wunsch erfüllt und im Haus eine Montafonerstube eingerichtet. Der Boden in der Stube ist ein Parkettboden mit zwei verschiedenen Holzarten. In der Montafonerstube steht ein Tisch mit Einlegearbeiten, geschnitzten Holzstühlen und ein Wohnzimmerschrank. Auf der Kommode stehen die Fotos vom Mann, den Kindern, Enkel und Urenkel. So ist die Vergangenheit und die Zukunft in Bildern festgehalten. Die verkachelte Sitzbank und der Kachelofen wird vom Vorraum aus beheizt. Sie sagt selbst, dass sie am liebsten in der Küche sitzt, dort steht auch der Fernseher. Beim Abschied gibt sie uns eine Dose Weihnachtskekse mit, mit der Bitte die Dose einmal zurückzubringen. So ist der nächste  Besuch versprochen.
2.1.08 12:52
 
 

 1 Kommentar(e)    


Gerhard
Ist man schon mit 70 alt?
Gruß
Gerhard

TAUSEND:mal

Wer den Kapellen-Wanderweg in Aspach,  angelegt von den Marienschwestern, erwandert, kommt zur Sperchaneder – Kapelle oberhalb von Migelsbach. Die Waldkapelle wurde erstmals 1859 errichtet und lädt zum stillen Verweilen ein. In der Kapelle liegt ein Besucherbuch auf, wo sich jeder eintragen kann, aber auch jeder die Einträge der Besucher lesen kann, ein öffentliches Buch. Die meisten Einträge kommen von einer Person mit Hund, er hat die Kapelle schon über tausendmal besucht. Die Einträge sagen nichts über die Beweggründe der vielen Besuche aus, sie beinhalten nur das Datum, den Namen und den Zusatz „mit Hund”. Beispiele:
5. 2. 2004 – 9. 2. 2004  Karl  R. mit Hund
27.9. 2005 – 29.9. 2005 Karl  R. mit Hund
14.11. 2006  zum 1000sten mal, Karl R. mit Hund.
31.12.2006 Karl  R. mit Hund wünscht allen ein erfolgreiches, gesundes, neues Jahr.
Ich schrieb in das Besucherbuch:
Lieber Karl  R.!
Deine guten Wünsche für Alle welche die Waldkapelle besuchen, möchte ich erwidern. Mich würde interessieren, warum du die Waldkapelle über tausendmal besucht hast.

Sind dies sportliche, gesundheitliche oder religiöse Gründe und wie heißt dein Hund?

Allen Freunden und Leserinnen und Lesern ein erfolgreiches, gesundes neues Jahr 2008.

31.12.07 07:53

5 Kommentar(e)

Mo / Website
Ich liebe Gästebücher….und die dazugehörigen Fantasien, wer sich wohl hinter welchem Eintrag verbirgt…… und ich bin sehr gespannt, ob Du Antwort auf Deine Fragen bekommst.Ich wünsche Dir von Herzen einen guten Rutsch in ein hoffentlich gesundes und glückliches Jahr 2008.

LG
Mo

schlagloch
Hallo Mo!
In Hüttenbüchern, Gästebüchern oder in Bittbüchern in Kapellen zu lesen ist immer spannend. Es zeigt die menschliche Vielfalt von Wünschen und Gedanken. Ob es eine Antwort auf meine Frage gibt?, vielleicht im neuem Jahr.Danke für die Neujahrswünsche , die ich gerne erwiedere.

Gruss schlagloch.

Gerhard
Hallo Schlagloch,auch von mir alles Gute für 2008.

Ich betrachte Deinen Blog fast auch wie eine Kapelle, zu der ich öfters mal pilgere…und meinen Eintrag hinterlasse.

Gruß
Gerhard

petros / Website
Ich pflichte Gerhard bei… manche Bloghäuser sind fast wie Kapellen. Deines gehört dazu.In der Hoffnung, dass du hier auch 2008 schreiben wirst verbleibe ich mit den besten Wünschen

Petros


schlagloch
@Hallo Gerhard!
@Hallo Petros!
Danke für die Besuche, Kommentare und Wünsche und auch für Euch alles Gute.Mein Blog als “Kapelle mit Gästebuch”, eine schöne Vorstellung.

Gruss schlagloch.

PS. Auch 2008 will ich hier schreiben, und in mein Blog ein “Projekt” einbinden. Alles nähere im neuem Jahr, heute wird gefeiert.

NEBEL .WAND

Es ist manchmal unmöglich klar zu denken, man bedient sich verschwommener, undurchsichtiger Zusammenhänge und Muster. Bei Beschreibungen passiert es, dass man ein unvollständiges Bild entwirft, in der Unvollkommenheit begnügt man sich mit einigen Sätzen. Spaziert man im Winter am Spätnachmittag über die Napoleonwiese, dann glitzert an manchen Stellen der Raureif in der Sonne. Aus dem Gebüsch kommen die ersten Nebelschwaden und kreisen einen immer mehr ein. Die geknickten Gräser sind am Boden festgefroren und ein Hund mit offenem Maul jagt einem Stück Holz nach. Der Herr ist ein dunkler Schatten im Wald. Unter der Eisfläche ist ein gefrorener Frosch. Das Eis drückt gegen den gestürzten Baumstamm. Die verschobenen Brustwirbel drücken auf den Rückennerv. Der Schmerz umkreist den Körper. Von den Berghöhlen kommt eine ängstliches Schreien, ein Gekrächze, ein Pfeifen, ein Sausen. Auf einer dick gepolsterten Hand sitzt ein Greifvogel. Die Augen rollen, die Krallen graben sich tief in den Stoff, die Flügel sind leicht geöffnet. Der Mann verschwindet in die Dämmerung.
 
Gehen lernen.   

 

 
 5 Kommentar(e)    

Gerhard (29.12.07 20:47)
Diese Worte sind sehr beredt: In ihnen verdichtet sich Verhängnis, Bedrohung, Unausweichlichkeit und Dunkelheit gleichsam stofflich.
Ein düsteres Bild, aber gut vertraut.

LG
Gerhard

 

weichensteller / Website (30.12.07 21:49)
Diese trübe Stimmung ist mir von Wien sehr vertraut.
In Kärnten scheint ohnehin viel Sonne!

Der Uhu weckt meine Neugier:
Bist du dir sicher, ein Uhu?
Danke für die schöne Winterlandschaft!
LGW

 

schlagloch 
Hallo Weichensteller!
Gestern habe ich den Mann mit dem Greifvogel, Falke, wieder auf der Napoleonwiese gesehen. Greifvogel, kein Uhu!

Gruss schlagloch.

 

Schlafmütze / Website (1.1.08 21:01)
Lieber Schlagloch, ein frohes, neues Jahr !!Einmal mehr genieße ich deine besonderes Begabung mit Worten zugehen 😉
Liebe Grüße

 

 

 

 

CHRIST . METTE


Ob heute die Ministranten in der Kirche den Jugendschutzbestimmungen unterliegen weiß ich nicht. Tatsache ist, dass der katholische Priester in Völkendorf einem Stadtteil von Villach die Christmette um zweiundzwanzig Uhr ohne die Unterstützung der Ministranten gefeiert hat. Wir haben als Ministranten bei der Christmette, welche um vierundzwanzig Uhr begann, ministriert. Einige Jugendliche machten sich in der Kirche dadurch bemerkbar, dass sie halblaut darüber diskutierten, welches Szenelokal oder Cafe in Villach heute, am Heiligen Abend, geöffnet hat und wo sie hingehen könnten. Der Besuch der Mette war für sie nur der Treffpunkt  für den weiteren Abend. Es dauerte bis zur ersten Lesung und das Problem war ausdiskutiert. Sie nützten die allgemeine Unruhe, als sich die Leute zum Evangelium von den Sitzbänken erhoben, um die Kirche zu verlassen. Gerade als der Pfarrer „ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt „ vorlas, fing bei einer Kirchenbesucherin ihr Baby zu schreien an. Sie trug das Baby in einem Beutel vor dem Körper unter dem Anorak. Es war gerade so, als wollte sich das Jesuskind zu Wort melden. Die Mutter versuchte das Baby durch Schaukelbewegungen zu beruhigen, dann in dem es ihm die Brust reichte. Es hörte nicht auf zu schreien. Eine Möglichkeit wäre gewesen, das Baby in die neben dem Altar aufgestellte Krippe oder in den Kinderwagen der daneben stand, zu legen. Die Kirchenöffnung wird es mit sich bringen, dass beim Verlesen des  Weihnachtsevangelium eine Geburt im Kirchenraum stattfindet. Im virtuellen Zeitalter könnte auf einer Leinwand eine Geburt aus dem Kreissaal des Krankenhauses Villach live übertragen werden.
 
Der Pfarrer beginnt mit der Predigt, mit der Auslegung des Weihnachtsevangeliums. Er spricht von der Menschwerdung Gottes, vom Durchbrechen der Naturgesetze, wie wir sie kennen. Heute wäre der Ort der Geburt ein Abbruchhaus in einer Wohnsiedlung in einem Vorort der Stadt. Die Menschen, welche der Geburt Christi beiwohnen würden wären heute keine Schafhirten sondern Hilfsarbeiter, Fabrikarbeiter, Teilzeitbeschäftigte und Arbeitslose. Der Satz war gerade zu Ende gesprochen als zwei Arbeitslose aus der Stadt mit offener, zerschlissener Jacke und schmutzigem Hemd  in die Kirche kamen, und auf die erste Bank zugingen. Man sah ihnen das unterstandslose Leben und das sie dem Alkohol nicht abgeneigt sind an. Am Kopf trugen sie Tirolerhüte, voll besetzt mit verschiedenen Anstecknadeln. Einer von ihnen hielt krampfhaft eine Billatragtasche umklammert, in der sich eine Schnapsflasche befand. Nachdem sie sich auf der Bank niedergesetzt hatten, nahmen sie daraus  einen Schluck, um dann an der Messfeier teilzunehmen. Sie nahmen die Hüte vom Kopf, standen von der Bank auf, wenn die anderen Kirchenbesucher aufstanden und spendeten etwas für den Klingelbeutel. Sie opferten nach einer kurzen Diskussion, weil für sie war dies ein Opfer das schmerzte. Sie werden am Christtag eine Flasche Bier weniger kaufen können.
 
Während der Messfeier hatte sich einiges getan. Einige Jugendliche hatten die Kirche verlassen, um dort hinzugehen wo sie wirklich feiern wollten. Das Christkind hatte sich durch das Schreien des Baby zu Wort gemeldet und war nicht nur ein Figur im Weihnachtsevangelium. Die festlich gekleideten, in warme Mäntel und Pelzstiefel gehüllten Kirchenbesucher hatten mit dem Auftauchen der Unterstandslosen eine Vorstellung bekommen, welchen Ort und welche Menschen sich der Heiland heute ausgesucht hätte, wenn er wiedergeboren würde. Es wäre nicht die mit Designermöbel ausgestatte Eigentumswohnung mit Fußbodenheizung und mit schöner Fernsicht gewesen. Durch diese Ereignisse ist in  der Christmette das Evangelium sichtbar geworden.
 
Der Pfarrer sprach in der Predigt von der Verwaltung der Bürger, der Kontrolle durch den Staat und von der Erweiterung des Leben durch Christi Geburt. Am Ende der Messfeier, nach dem Absingen von drei Strophen des Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ hat der Pfarrer darauf hingewiesen, dass mit dem Opfergeld eine Pfarre im Sudan unterstützt wird. Die Arbeitslosen wünschten dem Herrn Pfarrer noch „Frohe Weihnachten“ und waren sichtbar froh eine Stunde in einem geheiztem Raum verbracht zu haben, bevor sie mangelhaft bekleidet in die sogenannte „Heilige Nacht“, bei minus acht Grad gegangen sind. Vorher haben sie noch einen Schluck aus der Schnapsflasche genommen um sich innerlich und geistig aufzuwärmen.
 
Vielleicht hätte man vom Opfergeld den zwei Mittellosen spontan einen Betrag geben sollen, auch auf die Möglichkeit hin, dass sie es in flüssige Nahrung umsetzen. Ich war am Ende der Messfeier nicht so spontan um ihnen zehn Euro zu geben. Dies ist meiner verzögerten Denkweise zuzuschreiben, ein Geburtsfehler.
Vom Leben in der Kirche.
Aus dem Tagebuch, 24.12.2006
 

ALLEN MEINEN LESERN EIN FRIEDVOLLES WEIHNACHTSFEST.


 Vielen Dank für eure Besuche UND Kommentare in meinem Blog.