nach:erben I

In den ersten Lebensjahrzehnten richtet sich alle Energie auf die Pflege der Nachkommen, auf das Flügge werden der Brut, den Erwerb von materiellen Gütern und auf die Anerkennung der eigenen Person. Man steht mitten im Leben und die Tage sind, um den Schaffensdrang  voll auszuleben, oft zu kurz.

Schleichend werden jetzt die Tage kürzer, zum Ende des Sommers verfärben sich die ersten Blätter. Beim Spazieren an der Drau stelle ich überraschend fest, wie viele Blätter am Boden liegen. Kommt eine Brise Wind, dann regnet es dürre, verfärbte Blätter vom Himmel. Die Ursache für die Aufmerksamkeit, welche ich der Natur entgegenbringe, sehe ich in der Natur selbst. Dabei ist es der Umstand, dass ich mich im letzten Drittel des Lebens befinde, dies lässt die Blätter aufwirbeln und früher verfärben. Nicht allein die Tage werden kürzer, sondern auch die voraussichtlichen Lebenstage werden weniger, die einzige Ursache für den raschen Herbstbeginn.

Das Interesse an den alten Familienfotos und zu den weit verstreuten Verwandten  kommt nicht aus heiterem Himmel. Rasch begibt man sich noch auf die Suche nach Überlebenden, den Nachkommen von ausgewanderten Blutsverwandten. Erlaubt es die Gesundheit, versucht man die aus den Augen verlorenen Familienmitglieder auf anderen Kontinenten, wie in Asien und in Amerika, zu besuchen. Man probiert dort an die jüngere Generation anzudocken, doch zumeist können diese mit der Verwandtschaft aus Europa, deren Sprache sie nicht verstehen, nichts mehr anfangen. Für sie ist Mexiko oder Indien die wirkliche Heimat. Österreich kennen sie aus den Erzählungen der Großeltern nur schemenhaft. Sie kennen die Musik von Mozart oder von Strauß, eventuell die Städtenamen Wien und Salzburg. Von den übrigen Bundesländern und Städten strahlt kein Licht bis nach Australien. Sie existieren wie die schwarzen Löcher im All, man vermutet das es sie gibt, hat aber keine eindeutigen Beweise.

International

kopf:universum

Oft beschränkt sich die eigene Aufmerksamkeit auf das, was im Gehirn vorgeht, im Kopfuniversum. Meistens dreht es sich um den eigenen Körper. Im Stillen klopft man die einzelnen Körperpartien nach ihrer Befindlichkeit ab. Dabei probiert man verschiedenes, drückt auf die eine und andere Stelle um zu spüren, ob sich etwas verändert hat. Man wartet auf eine Rückmeldung vom Körper. Man erhält ein Echo, gerade so wie beim Ultraschall.  Dort, wo es vor drei Tagen geschmerzt hat, ist man besonders aufmerksam. Man dreht und wendet das entsprechende Körperteil, wird der Schmerz sich wieder einstellen?  Kommt keine schmerzliche Rückmeldung ist man darüber froh. Anderseits erwartet man, dass es immer noch weh tut. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, dass man sich vor einigen Tagen getäuscht hat.

Simultan.

aller:gene II

Durch den regelmäßigen Umgang als Kinder mit Staub und Schmutz wurden unsere Immunsysteme gefordert und somit widerstandsfähiger. Noch heute empfehlen Kinderärzte, wenn Kleinkinder seit der Geburt unter einer Allergie leiden, dass man sich mit dem Kind stundenweise in einem Kuh- oder Pferdestall aufhalten soll. Dies würde wesentlich zur Stärkung des Immunsystems beitragen. Andere Ärzte verschreiben zur Immunstärkung aufwendige Multivitaminpräparate, orthomol-immun, die man haufenweise und über Monate einnehmen muss.

Die Schadstoffe, welche wir täglich einatmen und mit der Nahrung aufnehmen, summieren sich. Zu den Kuriositäten zählt, dass Bionahrungsmittel, wie Gewürze und Tee aus China kommen. Für mich ist es fraglich, ob dort wirklich kontrolliert wird und ob es sich um dasselbe Bioverständnis handelt, wie wir es haben. Selbst Bioostereier kommen aus dem fernen Osten und wie bei denen die Haltbarkeit verlängert wurde, ist unbekannt. In einer Fernsehreportage hat sich ein Importeur beim Gespräch verraten und gesagt, dass Nahrungsmittel mit Kambodscha etikettiert werden, anstatt mit China. Der Ruf Chinas als Bioproduzent ist einigermaßen ruiniert. Die Lebensgefährtin lehnt es ganz entschieden ab, Obst und Gemüse aus Spanien zu kaufen. Dort hat das Gemüse nie eine Erde genossen, zumeist wird es in Nährlösungen herangezogen. Zusätzlich mit Pestiziden besprüht, eine Vorsorgemaßnahme. Als Bauernkinder hatten wir sehr intensiven Kontakt mit Schädlingsbekämpfungsmittel, ebenso mit Düngemittel und anderen Chemikalien. Von der Vertretung der Bauernschaft, der Landwirtschaftskammer, wurde der Einsatz von Düngemittel als Fortschritt gesehen, weil die Erträge pro Hektar Grün- und Getreideflächen gesteigert werden konnten.

Bioschnitzel.

aller:gene I

In Zeitschriften, Zeitungen und  Fernsehsendungen wird, nicht nur in der Fastenzeit, viel über die gesundheitlichen Risiken, welche durch falsche Ernährung verursacht werden, berichtet. Um Allergiker vor gefährlichen Inhaltsstoffen zu schützen ist seit diesem Jahr eine Verordnung in Kraft getreten, welche die Restaurants verpflichtet, bei allen Speisen die allergenen Stoffe anzuführen. Die Gastwirtschaften behelfen sich auf unterschiedliche Weise. Die einen fügen zu jeder Speise genau die Allergischen Inhaltsstoffe hinzu, andere haben ein Datenblatt, wo die verwendeten Lebensmittel und ihre allergischen Reaktionen angeführt werden. Die Abkürzungen, Großbuchstaben aus dem Alphabet, ergeben einen bunten Buchstabensalat. Ich denke, bin selbst kein Gastronom und habe keinerlei Beziehung zur Gastronomie, dass vor allem die Allergiker sehr genau wissen, auf welche Stoffe sie mit Beschwerden reagieren. Wer unter starken allergischen Reaktionen leidet, der ist vorsichtig und weiß, was in welchen Speisen enthalten ist. Weis jemand von seiner Erkrankung nichts, dem nützt auch die Angabe der Inhaltsstoffe nichts. Die ersten Erfahrungen, was man an Lebensmittel nicht verträgt, macht man zumeist im eigenen Haushalt.

Die starke Verbreitung von allergischen Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel ist ein Phänomen der Jetztzeit. Ich kann mich an diesbezügliche Beschwerden in meiner Jugendzeit nicht erinnern. Den umgangssprachlichen Heuschnupfen hat man schon damals gekannt. Einige Personen haben diesen bei der Heuernte bekommen. Bekannt war auch der Schnupfen, wenn die Haselnussstauden oder die Birken blühten. Bei uns Kindern ist es vorgekommen, dass bei einem Bienen- oder Wespenstich die Hand angeschwollen ist. Vor den Hornissen, in der Umgangssprache wurden sie Rosswespen genannt, wurden wir gewarnt. Zu uns sagte man: Der Stich von mehreren Hornissen würde auch für Pferde eine Gefahr darstellen. Obwohl der Spruch: Der hat eine Rossnatur andeutet, dass man ihnen eine stabile Gesundheit zuschreibt. Anderseits war es geläufig, dass die Gefahr bestand, schwitzte das Pferd bei der Arbeit, dass es sich verkühlt. Mit einer Decke wurde es zugedeckt und es war streng verboten, das Pferd im erhitzten Zustand  zu wässern, zur Tränke zu führen.

Sebsttränke.

aus:zeit II

Eine Auszeit durch eine Grippe wird von den meisten angenommen, von den einen widerwillig, von den anderen bereitwillig. Sich dem Arbeitsprozess  ganz zu entziehen gelingt den wenigsten, dafür sorgen die Modernen Kommunikationsmittel. An erster Stelle das Handy, damit bleibt man für dringende Auskünfte erreichbar. Lässt sich ein Teil der Arbeit am PC erledigen, so werden viele zwischendurch daheim am PC arbeiten. Unter den Grippepatienten wird es einige geben, welche es nicht länger als einen halben Tag ohne Handy oder PC aushalten. Sie wären doppelt krank, wenn sie vom Internet ausgeschlossen wären. Anderseits wird sich kaum jemand weigern Anrufe aus der Firma, während des Krankenstandes, nicht anzunehmen. Heutzutage erwartet man ständige Verfügbarkeit. Ein Tribut an die moderne Zeit, an ihre Technik, die nichts Technisches ist. Langzeitfolgen der technischen Entwicklung, welche schon lange nicht mehr von uns gesteuert werden können. Wir haben die Handhabung der Technik schon  nicht mehr im Griff.

Während meiner Beschäftigung in einer Spittaler Schuhfabrik, in den siebziger Jahren, hat der Personalchef nach dem Arbeitsbeginn um sieben Uhr, alle nicht gestempelten Zeitkarten an sich genommen. Danach ist er mit seinem Pkw losgefahren um nachzuforschen, warum die Beschäftigten nicht zur Arbeit erschienen sind.Gleichzeitig diente dies zur Kontrolle, dass niemand unerlaubt von der Arbeit fernbleibt. In dieser Zeit hatte ich einmal in der Nacht heftige Magenschmerzen und fühlte mich am Morgen unfähig zum Arbeiten. Gleich nach dem Aufstehen machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Arzt. Ich war auf halben Wege nach Ferndorf, da kam mir der Personalchef mit seinem VW Käfer entgegen. Er stoppte und fragte mich, warum ich nicht zur Arbeit erschienen bin. Ich erklärte ihm, dass ich mich unwohl fühle und auf dem Weg zum Arzt bin. Was mir fehlt und wann ich wieder zur Arbeit komme, wollte er als nächstes von mir wissen. Ich bin kein Arzt und über die Dauer des Krankenstandes wird der Arzt nach der Untersuchung entscheiden, erwiderte ich ihm. Daraufhin ist er mit seinem VW Käfer davongebraust.

Verfügbar.