Über schlagloch

Er hat es sich zur Aufgabe gemacht mehrmals die Woche eine kleine Studie zu verfassen und teilt dies per Weblog „schlagloch“ einer stetig wachsenden Internetgemeinde mit. Einzelne Leser treten auf der Internetplattform mit ihm auch in eine Diskussion über das Geschriebene ein. Vom Deutschen Literaturarchiv Marbach werden ausgewählte Online-Publikationen, so auch das Blog „schlagloch“ auf der Plattform Literatur-im-Netz langzeitarchiviert. Einige „Schlaglöcher„ hat er materialisiert und zu Büchern gemacht: Zeitenwandel (2009); Die Beobachtungen (2011); Bruchstellen (2015).

KÄRNTNER:lied

Von den Kärntner wird behauptet, dass viele eine schöne Stimme haben, sie gerne singen und die Melodien schwermütig sind. Auch als unmusikalischer Kärntner kann ich dem zustimmen. Zu den Texten der Kärntnerlieder kann ich sagen, dass viele nicht besonders aussagekräftig sind. Auch bei den „Neuen Kärntnerliedern“ haben sich die Texte seit fünfzig Jahre nicht geändert. Es gereicht einer Talschaft zur Ehre, dass die Wiesen so grün und die Bächlein so klar sind, aber muss dies hundertfach wiederholt werden? Wer ist heute noch „valossn wia a Stan auf da Schtrossn“ und zieht in die Ferne? Es hat jeder sein Handy dabei und schickt Fotos per Email. Der Heimatbegriff, wie wir ihn verwenden ist etwa vor hundertfünfzig Jahren entstanden, als durch die Industrialisierung tausende Menschen aus den Tälern in die Städte gezogen sind, um in den neu entstandenen Fabriken zu arbeiten. Aus Wehmut sind damals die ersten so genannten Heimatlieder entstanden. Dabei wurde die Schönheit des Tales besungen, welches man verlassen musste. Heute erfolgen die Fernreisen freiwillig, die Menschen sind bereit für das Abenteuer in anderen Länder zu zahlen.

Gemessen an der Bevölkerungszahl gibt es nirgendwo in Österreich so viele Chöre wie in Kärnten. Stehen drei Kärntner beisammen, fangen sie zum Singen an. Ist man in einem anderen Bundesland unterwegs, dann wird einem Kärntner schnell die Frage gestellt, ob man bei einem Chor mitsingt?  Die schönsten volkstümlichen Schlager und Heimatlieder hat Frank, der seit über fünfzig Jahren in Australien lebt, bei einer Geburtstagsfeier gesungen. Diese Hingabe bei den Heimatliedern habe ich sonst noch nie erlebt, Schlager und Melodien, die man bei uns nicht mehr hört.

Österreicherklub.

NACKT:scannen

Nachdem es im oberen Gailtal zu mehreren unliebsamen Vorkommnisse wie Einbruchdiebstahl, Sachbeschädigungen und einem Raubüberfall gekommen ist, verlangt ein Großteil der Bevölkerung, das strengere Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und des Eigentums ergriffen werden. Einige Gailtaler fordern sogenannte „Bürgerwehren“, wie in den Zeiten der Türkeneinfälle. Dafür stellen sich die Mitglieder der Gesangsvereine und Blasmusikvereine zur Verfügung. Weniger geeignet sind die Mitglieder des Abwehrkämpferbundes, weil davon schon viele im fortgeschrittenen Alter sind. Andere fordern eine Verstärkung der Polizeistreifen, dies würde eine Erhöhung des Personalstandes nötig machen. Da in Zeiten der Wirtschaftskrise auch bei den Sicherheitskräften gespart wird, wurden für die Polizeistationen im Gailtal kein zusätzliches Personal bewilligt. Von Seiten des Bundes ist man bereit für jedes Streifenauto einen zusätzlichen Tank Benzin pro Monat zur Verfügung zu stellen. Dadurch könnte pro Woche eine Streifenfahrt mehr gefahren werden. Nach Bekanntwerden dieser Maßnahme machte sich bei den Bewohnern großer Unmut breit, vielen ist dies zu wenig. In den größeren Orten bildeten sich Bürgerinitiativen, die bei den Bürgermeistern effizientere Maßnahmen einfordern, ansonsten sie zur „Selbstverteidigung“ greifen werden. Dieser Bevölkerungsaufstand brachte den Bezirksvorsteher in Bedrängnis und er kam auf die Idee, sich bei der Verbrechensbekämpfung der modernen elektronischen Mitteln zu bedienen.

Er will alle Fahrzeuge und Insassen, welche in das Gailtal ein- und ausreisen, Nacktscannen. Die große Schwachstelle ist der Gailtalzubringer, eine Autobahnabfahrt. Hier können Diebsbanden aus dem Süden und aus dem Osten unbemerkt einreisen und nach einer Straftat das Gailtal wieder rasch verlassen. Gerade die Räuberbanden bedienen sich der schnellen Verkehrsverbindung. Dem Bezirksvorsteher erscheint es naheliegend, beim sogenannten „Gailtalbogen“, eine Holzkonstruktion die sich über die Autobahnabfahrt spannt, Kameras zum Nacktscannen zu installieren. Damit könnten „dunkle Elemente“, bevor sie im Tal tätig werden, aus dem Verkehr gezogen werden. Das Gailtal könnte sich neben dem Prädikat „Naturbelassenes Alpental“, mit dem Prädikat „Sicherstes Alpental“ schmücken. Mit der Installation der Kameras wird heute begonnen.

MESSE:tourismus

Im Frühjahr finden viele Messeveranstaltungen statt, so die Familienmesse, die Häuslbauermesse, der Autosalon, die Spielwarenmesse bis zur Buchmesse. Manche Städte in Europa, wie Salzburg, Frankfurt oder Leipzig bezeichnen sich als Messestadt. Sehr viel wird jährlich in den Ausbau der Messehallen und in die Infrastruktur investiert. Das Messegelände soll von allen Himmelsrichtungen leicht erreichbar sein. Nicht nur die Austeller hoffen auf gute Geschäfte mit den Besuchern, auch die Hotels und die Gastronomie erwarten sich einiges vom Messetourismus. Sie sehen im Messebesucher einen zahlungskräftigen Gast. Oft belebt eine Messe den Tourismus einer Stadt. Das Wort Messebesucher und Messetourismus hat für viele einen wohlklingenden Ton, auch bei den sogenannten „Damen“. Auch sie dürfen während der Messezeit mit einer Umsatzsteigerung rechnen.

Ein andere Form von Messetourismus ist, wenn man an Sonntagen für den Messbesuch die Pfarrkirche wechselt. Schaut, was es in der Nachbarpfarre Neues gibt, wie es dort der Pfarrer mit der Feier der hl. Messe hält. Attraktiv macht diesen Wechsel, wenn es in einer Gemeinde einen neuen Pfarrer gibt. Das Neue muss nicht besser sein, es kann anders sein. In einer Person erkennt man eine andere Person, dem Herrn Drewermann ähnlich. Die Pfarrer hatten früher wirkliche Feindbilder, die sie benennen konnten, sie konnten das Böse beim Namen nennen. In Möselstein hat der Pfarrer darauf geachtet, dass die Klosterruine verlässlich abgesperrt wurde. Ansonsten hätten die Liebespaare und die Kommunisten das Gelände für ihre Zwecke missbrauchen können.

Der Sündenfall.

HAND:schrift II

Ist es angebracht, dass man sich bei einem Einstellungsgespräch von einem Blick über den Gartenzaun leiten lässt? Dabei schaut, ober der Einzustellende im Garten und rund um das Haus Ordnung hält? Ob das Werkzeug und die Gartenabfälle ordentlich verräumt sind?  Sich damit über die Ordnungsliebe, sowie über das Verantwortungsgefühl und die Verlässlichkeit ein Bild macht. Dem Nachschauen sind keine Grenzen gesetzt, es könnte bis in das Schlafzimmer gehen, die Art wie die Betten gemacht werden. Oder einen Blick in den Wäschekasten und das Kellerabteil werfen. Ob dies eine Entscheidungshilfe wäre, ist je nach Personalchef verschieden. Man kann nicht ausschließen, kommt es zu einer Geschäftsnachfolge, dass man vom Nachbarn hört, der Übernehmer könne nicht gut Rasenmähen.

Ausschließungsgrund.

HAND:schrift

Heute, wo der meiste Schriftverkehr am PC geschrieben und ausgedruckt wird, spielt im Berufsleben die Handschrift keine große Rolle. Im privaten Bereich wurde das Briefschreiben vom Telefonieren abgelöst. Der Wert der Handschrift hat sich vor Jahrzehnten geändert, als die sogenannten Kofferschreibmaschinen auch für den durchschnittlichen Haushalt leistbar waren. Mein Vater versuchte die Professoren, wenn sie sich über meine schlechte, nach ihren Aussagen unleserliche Schrift beschwerten, damit zu vertrösten, dass ich eine Schreibmaschine bekommen würde. Trotz Handy,SMS und Email verlangt man  bei einer Bewebung ein Schriftstück welches mit der Hand geschrieben ist. Aus einem handgeschriebenen Lebenslauf kann man auch etwas über die Charaktereigenschaften des Verfassers herauslesen. Weil in den letzten Jahrzehnten viel von der Kultur des Schreibens verloren gegangen ist, stehen wir beim Besuch einer Klosterbibliothek staunend vor alten Bibeln, Mess- und Gesangsbücher. Sie wurden im frühen Mittelalter, in sogenannten Schreibstuben, mit der Hand geschrieben und immer wieder vervielfältigt. Außerdem wurden die Überschriften und die ersten Wörter bei einem neuem Absatz reich verziert.

Es üblich das, bekommt man eine handgeschriebene Glückwunschkarte oder Brief, man einen Blick auf die Schriftform macht. Besonders begutachtet wird eine Glückwunschkarte, wenn sie von einem Menschen mit akademischen Grad stammt. Obwohl der Neffe studiert hat, hat er eine unleserliche Schrift, wie die eines Schulanfängers.

Dabei stellt sich die Frage, kann man jemanden der so unleserlich schreibt einen Pkw anvertrauen? Überträgt sich die Schreibweise auch auf die Fahrweise? Da könnte es zu ernsthaften Problemen mit anderen Straßenbenützern kommen.

Kurvenfahren.