AUS:geschieden

Die Vorstellungen, was man in der Pension machen wird, sind verschieden. Für manche ist es eine Fortsetzung von ihrem erlernten Beruf, in geringerem Umfang. Dies trifft oft bei Handwerker, wie Tischler, Installateur oder Maler zu. Heutzutage ist ein guter Handwerker immer gefragt, so sind Maurer, Mechaniker oder Fliesenleger schon während ihres Berufsleben in ihrer Freizeit immer ausgebucht. Scheiden sie aus dem Arbeitsleben aus, warten andere darauf, dass sie ihnen bei der Wohnungsrenovierung oder beim Bau eines Eigenheimes zur Hand gehen. Die Nachfrage geht über den Familienkreis hinaus. Manchmal ist der Bau eines Eigenheimes erst möglich, wenn man auf Pensionisten zurückgreifen kann. Viel wird für Schönheit und Kleider ausgegeben, so bekommen pensionierte Friseurinnen und Schneiderinnen neue Aufgaben. Die erste Generation der pensionierten Softwarespezialisten und Netzwerktechniker sind gefragt, wenn es um die Erstellung einer Homepage für einen Verein geht. Weniger gebraucht werden pensionierte Verkäufer oder Bankangestellte. Ein Betätigungsfeld für sie wäre Laienschauspieler oder die Mithilfe bei einem caritativen Besuchsdienst. Von Bäuerinnen und Bauern weis man, dass sie solange am Hof mitarbeiten, wie es ihre Arbeitskraft erlaubt.

Feldarbeit.  

ENT:zug

Man ist bei den  Ortsbewohnern seit Jahrzehnten dafür bekannt, dass man immer im Geschäft stand, offen für alle  Wünsche war. Jetzt können sich viele nicht vorstellen, dass man sich aus dem Geschäftsleben zurückziehen wird. Man hat versucht ausgeglichen zu sein, ein stabiles Äußeres herzuzeigen, wenn dies auch nicht immer einfach war. Selbst hat man manches mal unter wechselhaften  Stimmungen gelitten. Es wird die Meinung geäußert, dass einem langweilig werden wird, dass man durch den fehlenden Kundenkontakt unter Entzugserscheinungen leiden wird. Kann es eine Entziehungskur geben und wie könnte diese aussehen? Es wird von verschiedenen Seiten,vom Kulturverein, beim Pfarrobstgarten oder von einer Vereinszeitung angeboten, bei ihnen mitzuarbeiten. Alle erwarten, dass sie keine Absage bekommen. Nicht zu vergessen die Mitarbeit im Haushalt, als Hilfsarbeiter. 

Selten stellt jemand die Frage, wie man für sich selbst die Zeit nach dem Rückzug aus dem Geschäftsleben vorstellt?  Man sorgt für Erstaunen, wenn man den Fahrplan für die nächsten Jahre in einem Satz zusammenfasst: „Viele Pensionisten wollen  die Welt bereisen, ich wünsche mir, dass ich in der Pension die Welt verändern kann, meine  Beobachtungen niederschreiben.”

NETZ:werk

Die „Kärntner Wirtschaft“, die Zeitung der Selbstständigen, berichtet öfters darüber, dass es im wirtschaftlichen Leben wichtig ist ein Netzwerk aufzubauen und sich dabei der neuen Medien zu bedienen. Wie weit können die sozialen Netzwerke, die PC Kenntnisse voraussetzen und viel Zeit beanspruchen, in schwierigen Situationen helfen? In manchen Altersgruppen herrscht Abneigung und Skepsis gegenüber diesen Netzwerken, sie halten sie für nutzlos, gefährlich für die Partnerschaft und für Zeitverschwendung. Sie schwören auf die realen menschlichen Kontakte in der Nachbarschaft, in der Verwandtschaft und im Verein. Was diese Verbindungen im Alltag leisten können, hängt stark von der Art der Herausforderung ab. Lebenssituationen wie Probleme in der Kindererziehung, Vorkommnisse im Berufsleben, Familienfeiern und das Auftreten von Erkrankungen, werden mit einem Ratschlag aus diesem sozialen Netz beantwortet.

Stillschweigen und Verneinung herrscht bei Situationen die selten auftreten und nur Einzelne betreffen. Es ist die Ausnahme, wenn in der Bekanntschaft jemand seinen Betrieb schließt oder einen Übernehmer gefunden hat. Niemand fragt nach, wie dieser Prozess abläuft, welche Maßnahmen und Schritte, meistens ist es eine Fülle von Schritten, gesetzt werden müssen. Wo es Reibungspunkte und Hindernisse zwischen dem Übergeber und dem Übernehmer gibt. Man schweigt diesen Prozess tot, weil man darüber zu wenig Bescheid weiß. Man glaubt, dass dies ähnlich abläuft, als wenn jemand seinen Job in einer Autowerkstatt oder in einem Tischlereibetrieb aufgibt. Ein halbes Jahr dauert die Einschulung bevor jemand in einer Schuhfabrik am Fertigungsband arbeiten darf. Niemand kennt die Qualen die auftreten, dass alles, was man  im Betrieb persönlich genützt hat, offengelegt werden muß und von einem Tag auf den Nächsten von anderen benützt wird. Es liegt sozusagen jemand anderer im eigenen Bett.

Die einzige Frage die gestellt wird gilt dem Danach, was man  mit der freien Zeit machen wird. Für die Zeit, wo man den Betrieb noch besitzt und Stück für Stück loslassen muss, interessiert sich niemand. In manchen Situationen bleibt man allein.

Nicht fassbar.

ABSCHIED:nehmen

Neben dem  Abschiednehmen von Mitmenschen gibt es ein Abschiednehmen von materiellen Gütern. Dabei gibt es Sachwerte, mit denen man eine Einheit ist. Bei einem Unternehmer gehört dazu der Betrieb als Ganzes, die Mitarbeiter, die Kunden, die Einrichtung und die Waren. Man bildet mit dem Geschäft eine Einheit, sodass für die Leute vom Ort, die Person und das Geschäft ein Begriff sind.

Es ist ein Lebenswerk, welches man zurücklässt, dass man in jüngere Hände gibt,  in solche, die etwas Neues probieren wollen. Es gibt Fälle, wo der Betrieb geschlossen wird, wo alles so  stehen bleibt wie es zuletzt war, aber es wird nicht mehr benützt.   

Es fällt  schwer, anderen gegenüber zu äußern, dass man sich aus dem Geschäft zurückziehen will. Zuerst glaubt man, dass man dies in kleinen Dosen tun soll, aber dann besteht die Gefahr, dass viel Falsches verbreitet wird. Man geht durch den Ort und fragt sich bei jedem Gesicht in das man schaut, weiß er oder die es schon, eine spannungsgeladene Situation. Der bessere Schritt ist, dass man offen darüber spricht, es zu einer öffentlichen Angelegenheit macht. Je öfter man darüber spricht, umso leichter wird die Trennung. Der Betrieb ist kein Kultobjekt sondern ein Gebrauchsgegenstand.

Frühjahrsmodell.

SECHZIG:jahre

Verkauft man Gagartikel die zum sechszigsten Geburtstag verschenkt werden, wie Bierkrüge, Spruchtafeln, Kaffeetassen oder Schlüsselanhänger, dann spekuliert man darüber, was in den Menschen vorgeht, wenn sie Sechzig werden. Wie sehen die Gratulanten die Sechzigjährigen? Kauft eine jüngere Kundschaft ein Geburtstagsbillett zum sechzigsten Geburtstag, dann macht sie es unbekümmert, denn der Sechziger hat für sie keine Bedeutung, er ist etwas  was in der Zukunft liegt. Für sie liegt der Vierziger am Rande von ihrem Gesichtsfeld. Es gleicht einem Sehtest beim Augenarzt, wo geklärt wird, wie weit der Sehradius reicht. Sie kommen zur Feier, weil sie eingeladen sind. Mit Menschen die den vierzigsten Geburtstag begehen, mit denen können sie etwas anfangen, diese können bei den Gesprächen, den Aktivitäten, bei den Feiern der Jüngeren mithalten, auch bei den Liebschaften .

Einen ernsten Gesichtsausdruck haben die Fünfzig Plus, die Gleichaltrigen oder die etwas Älteren. Sie wissen oder haben es schon erlebt, welche Mühen die Jahre nach Sechzig bereiten können, denken daran, welche Veränderungen im Leben bevorstehen. Die Möglichkeit mit sechzig Jahren in Pension zu gehen wird sich nach den Forderungen der Pensionsexperten in diesem Jahrzent auf zweiundsechzig und danach auf fünfundsechzig Jahre verschieben. Beim Ausscheiden aus dem Berufsleben kommt es meistens zu Ehrungen, um die Verdienste der Firma, eines Vereins oder einer öffentlichen Körperschaft.

Ich schwanke  zwischen Verdrängung und Sarkasmus  über das Alter. Wer fürchtet sich im Wald und fängt dabei laut zum Singen an. Ich überlege mir, welche Grußkarte ich gerne hätte: Eine Edle mit Golddruck, eine Nostalgische, eine mit einem sinnvollen Spruch oder etwas Boshaftes: „Das Klappern der Gelenke hört man deshalb nicht, weil man in diesem Alter bereits schlecht hört.“

Neue Perspektiven.