LEBENS:boot

Im Kurort Radenci in Slowenien, nahe der österreichischen Grenze bei Bad Radkersburg, steht der Kirchenneubau „Cerkev Sv.Cirila in Metoda“. Im Kirchenraum befindet sich auch ein Marienaltar. Diese Kirche wurde auf Verlangen von Jovanka, der Frau des verstorbenen Staatsgründers und Staatspräsidenten  Tito erbaut. Wie ist es dazu gekommen, dass im ehemaligen kommunistischen Jugoslawien, wo es offiziell keine christlichen Religionen gegeben hat, der Staatschef religiöse Gefühle zeigte und seiner Frau erlaubte eine Kirche zu errichten. Wie gläubig kann ein Atheist  im fortgeschrittenen Alter werden?  Erleben wir es nicht an uns selbst, dass wir mit zunehmendem Alter religiöser werden. Ich meine, es gibt im Leben zwei religiöse Phasen. Zur Ersten gehört die Kindheit, wo einem von den Eltern und dann in der Schule religiöses Verhalten und Wissen vermittelt wird. Im mittleren Lebensabschnitt glaubt man, alles selbst in der Hand zu haben. Für den Erfolg, das Glück, die Liebe selbst verantwortlich zu sein. Den Fortschritt, den man erreicht, aber auch einen Misserfolg, verbucht man auf sein eigenes Konto.

Die zweite religiöse Phase setzt im letzten Lebensdrittel ein. Man spürt, dass die körperlichen Kräfte, auch die geistigen Fähigkeiten, nachlassen. Es ist nichts mehr so wie in der Lebensmitte. Da wendet man sich gerne spirituellen, religiösen Themen zu. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass man aus dem Glauben eine Unterstützung erfährt, wenn man mit manchen Missgeschick, die jetzt häufiger auftreten, nicht zurechtkommt. Neben dem Ehepartner, den Kindern, dem Bekanntem und Freundeskreis holt man einen weiteren „Partner“ in das Lebensboot, um das stürmische Leben zu bewältigen.

Bei einem Kurzurlaub in einem Thermalhotel in Bad Radkersburg hat mich eine Frau gebeten, mit ihr zusammen den Lift zu benützen, da ihr das Alleinfahren Angst macht.

Lebensnotstand.

WERTE:skala

Unsere Alltagssituationen sind durch verschiedene Rangordnungen geregelt. Wie sich diese Hierarchie bemerkbar macht, ist ganz unterschiedlich. Es gibt kaum einen Lebensabschnitt, wo es nicht eine Struktur gibt. Es fängt in der Familie an, mit Vater, Mutter und Kindern. Wächst man mit  mehreren Geschwistern auf, sind die Regeln klar, der ältere Bruder oder die ältere Schwester hat das Sagen. In der Schule, während der Berufsausbildung und im Arbeitsalltag setzt sich das fort.

Intensiv gespürt habe ich die Auswirkungen der Rangordnung während meiner Internatszeit. Dort besuchten circa fünfhundert Schüler das Gymnasium. Die  Schulartikeln und auch Toilettensachen, wie Seife oder Zahnpasta, konnten wir abends in einem Shop von etwa 25 Quadratmetern kaufen. Geöffnet war er an Wochentagen in der Zeit von 19.30 Uhr bis 20.00 Uhr. Es war die Zeit zwischen Abendessen und der nächsten Studierstunde, der letzten am Tag. Als Zögling der Unterstufe ging ich schon eine Viertelstunde vor dem Aufsperren zum Laden, um in der Warteschlange vorne zu stehen. Der Shop war ein größeres Zimmer, mit einem Verkaufspult  quer durch den Raum und dahinter Regale mit den Schulartikeln. Um halb acht öffnete der Hausmeister, der auch als Verkäufer fungierte, die Tür zum Laden und alles stürmte hinein. Diejenigen, welche vorne einen Platz erkämpften hatten Glück, sie wurden als erste bedient. Der Nachteil war, man wurde von den Nachdrängenden fast erdrückt. Es verging keine Viertelstunde, dann kamen die Schüler der Oberstufe in die Kantine und wurden über unsere Köpfe hinweg bedient. Bei diesen Verhältnissen war es keine Seltenheit, dass ich mich für den Einkauf von einem Bleistift und zwei Heften dreimal vor der Kantine anstellen musste.

Heute glaubt man, dass die Hierarchie im Alltag an Bedeutung verliert. Im Speisesaal des Bildungshauses St. Georgen kann man sich vom Gegenteil selbst ein Bild machen.  Hinter dem Buffet  hängen an der Wand drei Bilder in absteigender Reihenfolge.  Das erste Bild zeigt Kardinal Ratzinger bei seinem Urlaub im Jahre 1990 in St. Georgen. Das Nächste zeigt Kardinal Ratzinger als Papst Benedikt den XVI. und das dritte Bild, das Unterste, zeigt den Bischof von Kärnten, Alois Schwarz.

Alle Brüder sind gleich.

GEWISSEN:konflikt

Zu den Jahresregenten des Jahres 2009 zählte Charles Darwin. Ich habe mir einige Fernsehdokumentationen angesehen und in einem „Darwin-Lesebuch“ verschiedene Kapitel gelesen: Aus den Tagebuchaufzeichnungen, der Fahrt mit der Beagle, die Entstehung der Arten, Briefe usw. Die christlichen Kirchen lehnten zu dieser Zeit jede These ab, die den Beweis erbringen konnte, dass sich die Vielfalt der Arten, ob Pflanzen oder Lebewesen, auf natürliche Weise entwickelt haben. Sie haben darauf bestanden, dass alles von Gott genau an diesem Platz und in dieser Form geschaffen wurde, der Mensch eingeschlossen. Charles Darwin hat dies mit seinen Forschungen widerlegt. Als Theologe, zum Priesteramt bestimmt, hat er starke Gewissenskonflikte bekommen, weil er mit der kirchlichen Lehrmeinung nicht übereinstimmte. Ein Teil seiner gesundheitlichen Beschwerden sind bestimmt somatischer Natur gewesen, aus seinen Gewissenszweifeln entstanden.

Diese Bedrängnis kann ich, als lateinischer Erzministrant, nachfühlen. In meiner Jugend gibt es ein ähnliches Erlebnis. In  einer Tageszeitung habe ich in einem Aufsatz das Weihnachtswunder, die Menschwerdung Gottes, öffentlich angezweifelt. Die darauf folgenden Wochen habe ich unter Schlafstörungen gelitten und mir die Frage gestellt, wie wird mich Gott für meine abweichenden Gedanken bestrafen? Die christliche Lehre und ihre Dogmen bereiten vielen Menschen Gewissenskonflikte und körperliche Beschwerden. Der Glaube kann eine Hilfe sein, wenn man im Einverständnis mit der Kirche lebt, aber auch ein Stolperstein im Leben.

Jenseits.  

NAH:tod

Mehrmals am Tag beklagen sich Kunden darüber, dass die Jahre seit der Jahrtausendwende so schnell vergangen sind. In diesem Zusammenhang verweist man gerne auf den Umstand, dass von diesem Jahr bereits ein Monat vorbei ist. Am meisten berührt dieser Umstand ältere Leute. Noch lauter werden die Beschwerden im Dezember, wenn es auf das Ende des Jahres zugeht.

Mein Gedanke dabei ist, hoffentlich dauert die Ewigkeit länger oder verlieren wir dort jedes Zeitgefühl. Was werden wir dort erleben? Für mich wichtig, was können wir dort machen. Ein ewiges Leben, ohne eine sinnvolle Beschäftigung ist für mich nicht erstrebenswert. Es gibt eine Vielzahl von Büchern die von Nahtoderfahrungen berichten. Fast jeder kennt einen einschlägigen Bericht oder hat ein Buch darüber gelesen. Ich habe das Buch von Dr. Raymond Moody, „Leben nach dem Tod“ vor vielen Jahren gelesen und die Arbeit von Frau Dr. Kübler-Ross über einen gewissen Zeitraum verfolgt. Nach meiner Auffassung ist ein beinahe Toter nicht tot und daher keine Person, die Auskunft über das Leben nach dem Tod geben kann. Passiert nach dem Tod mit uns eine Verwandlung, ein Weiterleben in neuer Schönheit.

Strahlkraft.