JUBILÄUM:spiel

Anlässlich des zehn Jahresjubiläum seit  der Jahrtausendwende hat sich in der Verwandtschaft ein Frage- und Antwortspiel entwickelt. Um der Geschwindigkeit, mit der diese Jahre vergangen sind, etwas von der Grausamkeit zu nehmen, fragt man sich gegenseitig, was einem in den letzten zehn Jahren am meisten Freude gemacht hat. Von den Unfreuden,Gott sei Dank gibt es keine größeren Unglücke, will man nicht reden. Die Ereignisse fallen ganz unterschiedlich aus. Die jüngere Generation hat viel erlebt, Hochzeiten, die Geburt von Kindern, Schulanfang, Wohnungswechsel, neue Autos und den Wechsel der Arbeitsplätze. In der mittleren Generation spürt man die Langeweile, man hat im Konsumleben seinen Platz gefunden und einen Wohlstandsbauch angesetzt. Dazwischen mischt sich die Sorge, dass die geschaffene Idylle Sprünge bekommen könnte. Die Wirtschaftskrise den Arbeitsplatz gefährdet, die Partnerschaft durch Außenstehende oder vom Partner selbst zerstört werden könnte. Der Partner eine neue geistige oder körperliche Herausforderung sucht, um die Langeweile zu durchbrechen. Bei den älteren Angehörigen herrscht darüber Verwunderung, dass zehn Jahre vergangen sind,  es entsteht Panik.

Bezieht ein  Alleinstehender eine neue Wohnung, müsste es nach meinen Erleben dazu führen, dass er sich Gedanken macht, ob es erfüllend ist, wenn er allein bleibt. Wäre es nicht schöner die Freude, über eine neue Wohnung, mit jemand anderem zu teilen. In Zukunft zu zweit  den Abend und das Wochenende zu verbringen. Es gibt Menschen, die sind sich allein genug, die in Abrede stellen, dass sie jemanden brauchen. Die Gefühle für andere verweigern,sie würden sich nur gestört fühlen, müssten auf jemanden anderen Rücksicht nehmen. Das einzige Sprachrohr ist das Telefon, zu den Heiligen Zeiten, Weihnachten und Ostern.

Schutzbehauptung.

DIE:krise

Noch kann niemand etwas genaues darüber sagen, ob mit dem Jahreswechsel auch das Ende der Wirtschaftskrise gekommen ist, oder ob es nur eine kurze Entspannung gibt. Eine andere Frage ist, ob wir etwas ändern wollen und was wir aus der Krise gelernt haben. Viele hoffen, dass das Wirtschaftsmodell der letzten fünfzig Jahre noch einmal fünfzig Jahre funktionieren wird und erwarten sich neue Spekulationsgewinne. Flüchten bei hohen Seegang alle auf die selbe Seite, dann kann das Boot kippen. Das Herdenverhalten kann die Weltwirtschaft abstürzen lassen. Wachstum lässt sich nicht endlos fortsetzen. Eine Studie belegt, dass jährlich um zwanzig Millionen Autos zu viel erzeugt werden. Trotzdem sind von den Staaten Milliarden von Dollars und Euros für die Stützung der Autoindustrie aufgewendet worden. Der Physiker Isaac Newtons, der auch englischer Schatzmeister war, sagte: „Wissenschaft ist einfach, aber Wirtschaft unberechenbar“.

Ob uns in unseren Breitengraden schon die Krise erreicht hat, bleibt offen. Nach  den Feiertagen kämpfen wir mit dem Übergewicht. Muss man nach den Familienfeiern feststellen, dass man zwei Kilo zugenommen hat, dann bekommen viele von uns eine Krise.

Krisenalarm.

DIE:zeit

Soll man eine Arbeit besonders rasch erledigen, dann gibt es den Spruch: “Die Zeit drängt”. Im Winter hatte man es früher am Bauernhof nicht eilig.  Drängender war es im Sommer, wenn es darum ging, eine Schönwetterperiode für die Heu- oder Getreideernte zu nützen. Gleiches  galt für das  Ausbringen der Saat. Dies brachte es manchmal mit sich, dass man das Mittagessen verkürzte oder auf die Jause verzichtete. So konnte man vor einem heranziehenden Gewitter das Heu in das Trockene bringen. Diese Eile war  nicht  alltäglich und beschränkte sich auf den Sommer. Heute sagt niemand mehr, die Zeit drängt, wir leben in einer beschleunigten Welt und sind selbst oft in Zeitnot. In der selben Zeit soll mehr erledigt und gearbeitet werden, weil wir wollen um vieles mehr besitzen und erleben als frühere Generationen. Da kann es verwundern, wenn man sich weigert ein Buch zu lesen, nur weil man es im Reisegebäck hat. Mir für etwas Zeit nehmen, Musik hören oder Lesen, bedeutet für mich, dafür mindestens  eine Stunde Zeit zu haben. Eine Tageszeitung oder Illustrierte durchzublättern, das Wort durchblättern klingt wie das Durchschleusen von Massen auf einem Fest, ist etwas anderes.

Denke ich an  meine Notizhefte  mit den  Aufzeichnungen aus den letzten dreißig Jahren, dann könnte ich sagen: “Die Zeit drängt”. Bei der Fülle von Notizen wird es mir nicht möglich sein, alles aufzuarbeiten. Ich sehe mein Glück darin, einen Teil  zu  verwenden.

Jahresanfang.

IM:gebirge IV

Im Tal war es in den letzten Tagen sonnig und kalt, der Schnee abweisend und unberührt, nur etwas für das Auge. Diese Landschaft konnte als Vorlage für ein Bühnenbild dienen. Auf dem Brautkleid der Wiesen glitzerten die Schneekristalle. Das Leben hatte sich aus der Flusslandschaft zurückgezogen. Heute hat sich das Wetter geändert, graue Wolken am Himmel, trübes Licht, die Luft ist mild. Ich fahre mit den Langlaufskiern die Ill entlang. Der Schnee ist stumpf und verschluckt die Geräusche. Zwischen den Sträuchern tauchen Hasen und Fasane auf. Von den Bergen weht der Föhn, der Schnee rieselt von den Bäumen. Es ist eine gedämpfte Stimmung, wie an manchen Silvestertagen in der Kindheit. Am frühen Abend ging man über den verschneiten Hof, öffnete die Scheunentür und trat in den dunstigen Viehstall ein, um die Tiere zu versorgen. Der Geruch von Heu und frischer Milch breitete sich im Stall aus. Die Kühe begannen behaglich am Heu zu kauen. Die Zufriedenheit der Kühe übertrug sich auf uns aus. Wir waren mit dem zufrieden was war und was ist. Die Umstände waren eindeutig. Das alte Jahr wird zum neuen Jahr wechseln, kein Ereignis wird das Leben auf diesem Fleck der Erde verändern.

 ALLEN MEINEN LESERINNEN, LESERN, KOMMENTATOREN UND ABONNENTEN EINEN STIMMUNGSVOLLEN JAHRESWECHSEL UND EIN GLÜCKLICHES NEUES JAHR !

 

IM:gebirge III

Auf dem Rückweg bemerke ich neben dem Winterwanderweg einen Neubau. Ein lang gezogener, rechteckiger Betonkörper, mit  einer Glasfront zur Talseite. Der  Anbau, indem sich die Sanitärräume und die Küche befinden, hat eine Verkleidung aus Holzbretter. Der Regen, die Sonne und der Schnee  werden den Brettern zusetzen und er wird sich von den Stallgebäuden der Umgebung nicht mehr hervorheben.  Die Dorfleute haben zu diesem  Bau unterschiedliche Meinungen. Einige Dorfleute lehnen den Bau ab, weil er nicht der Tradition des Tales entspricht , auch wenn sie viel verreisen. Diese beharren in der Fremde zur Jause auf den Surenkäse. Sie suchen in der Ferne die Bestätigung dafür, dass es nirgendwo so gut und so schön ist wie in der Heimat. Viel reisen und eng denken. Die Allinklusiv Urlauber leben in Tunesien genauso wie im Montafon. Sie urlauben mit dem selben Komfort wie zu Hause und unterhalten sich dabei mit Bekannten.  Engstirnigkeit oder Weitsicht ist keine Folge des Reisens oder des Fernsehens, über das Lesen redet niemand. Welche Folgen hat es für einen Vermieter im Montafon, wenn Teile von Südamerika von Überschwemmungen heimgesucht werden oder er nicht in Sibirien war?  Wesentlich ist die Andersartigkeit zuzulassen, egal, ob jemand ein Weltreisender oder ein Bodenständiger ist. Beim Mittagessen  zu warten, bis alle die Suppe im Teller haben und erst dann mit dem Essen zu beginnen.