Ein Büroartikelhersteller macht damit Reklame, dass man durch die neue Hebelmechanik bei den Ordnern, beim Ablegen der Papiere um zwanzig Prozent schneller ist. Eine aufschlussreiche Studie wäre, wie viel Zeit ein durchschnittlicher Mensch mit dem Einordnen von Schriftstücken verbringt. Für Leute, welche in der in der Verwaltung, im Büro, arbeiten, wird dies von Interesse sein. Ich frage mich, welchen Vorteil wir aus dieser 20-prozentigen Zeitersparnis haben. Ist dies schon ein menschlicher Fortschritt, wenn etwas schneller geht. Die Beschleunigung im Herstellungsbereich hat einerseits zu einer Überproduktion geführt, anderseits zu einer Verbilligung der Waren. Die Beschleunigung am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr oder in der Freizeit, hat auch dazu geführt, dass viele überfordert, nervös und depressiv sind. Die stärkste Beschleunigung haben wir in der Fortbewegung. Hat man früher Besorgungen in der Stadt, die zehn Kilometer weit entfernt war, zu Fuß erledigt, so geschieht dies heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto. Haben wir jetzt deshalb mehr Zeit? Eher weniger, weil wir uns neue Aufgaben aufgeladen haben. Genauso wenig trägt die so gewonnene Zeit zu unserem Glück bei. Die meisten beklagen sich darüber, dass sie zu wenig Zeit haben.
Mit Antritt der Pension schmilzt die Zeit wie ein Eiswürfel auf der Hand dahin. Der Verlust der Zeit schmerzt genauso, wie sich der Eiswürfel kalt anfühlt.
Entschleunigung.