glocken:klang I

„Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit, ’s ist, als ob Engelein singen, wieder von Frieden und Freud“ . Die Meisten von uns kennen dieses Weihnachtslied oder haben es in den letzten Wochen einmal gehört. Je nach Stimmungslage, sich dabei in die Kindheit zurückversetzt gefühlt oder dieses Lied als Kitsch abgeschüttelt. Für den Handel gibt es eine Abwandlung des Liedtextes: Süßer die Kassen nie klingeln als zu der Weihnachtszeit“. Auf dieses Klingeln, und das dabei kein Ton verloren geht, legt ab 1. Jänner des kommenden Jahres der Finanzminister bei den Handels- und Gewerbetreibenden großen Wert. Mit Beginn des neuen Jahres tritt die so genannte Registrierkassenpflicht in Österreich in Kraft. Alle Unternehmen, welche einen Jahresumsatz  von über 15.000.– Euro machen und wo die Barumsätze über 7.500.–Euro liegen, sind zur Anschaffung einer Registrierkasse verpflichtet. Jedem Kunden, egal ob dieser um 10 Cent oder um 10 Euro eingekauft hat, muss ein Kassenbon ausgehändigt werden. Der Kunde muss diesen Kassenbon vor dem Geschäft bei einer Kontrolle vorweisen können. Ansonsten gibt es gleich zwei Straftäter, den Unternehmer und den Kunden. Die Registrierkassenpflicht wird in Folge noch verschärft, alle  Kassen müssen ab dem Jahre 2017 über eine technische Sicherheitseinrichtung verfügen. Es ist gerade so, als würde das Geschäft durch das Ministerium videoüberwacht.

Vor zwei Wochen mussten wir in Klagenfurt vor einer Lesung eine kurze Zeit überbrücken. Das nächstgelegene Cafe befand sich im Eingangsbereich des Wirtschaftsförderungsinstitut kurz Wifi genannt. Beim Eintreten wurden wir von der Empfangsdame sofort daraufhin  angesprochen, dass die Informationsveranstaltung zur Registrierkassenpflicht wegen des großen Interesses von Seiten der Unternehmer vom Wifi, in das Konzerthaus verlegt werden musste. Dort trifft das Weihnachtslied, „Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit“, auf den Leitspruch der Händler, „Süßer die Kassen nie klingeln als zu der Weihnachtszeit“. So gesehen war die Wahl des Konzerthauses als Veranstaltungsort passend.

Uraufführung.

drohne:flieg

Als Kind stand ich immer staunend vor einem Kellerfenster in Nußdorf. Das Fenster gewährte einen Blick in die Werkstatt eines Bastlers, die Nachbarn sagten eines Fliegerdamischen. Er hatte mehrmals den Versuch unternommen mit selbstkonstruierten Flugschwingen von Nußdorf  nach Olsach zu gleiten. Alle Flugversuche endeten zumeist sehr hart auf dem Wiesenboden. Für uns Kinder war sein Hobbyraum ein lohnendes Ausflugsziel, weil er uns verschiedenes mechanisches Spielzeug und bewegliche Figuren vorführte.

Ein neues Fluggerät beflügelt heute die Fantasie der Menschen, es sind dies die sogenannten Drohnen. Sobald sie preislich erschwinglich sein wird, wird sie sich so schnell verbreiten wie das Handy. Es ist anzunehmen, dass in manchen Familien ein Drohnenbausatz unter dem heurigen Weihnachtsbaum liegen wird. Die Drohne wird zum liebsten Spielzeug der technikverliebten Menschen werden und wohl bei nützlichen und unsinnigen Aktionen eingesetzt. Wie etwa einem Freund vier Häuserblock weiter mit Hilfe der Drohne eine Bohrmaschine zurückzugeben oder der Freundin im Nachbarort ein Stück vom selbst gebackenen Christstollen zum Kaffee zu servieren. Es wird um unsere Köpfe so summen, als würden wir von einem wild gewordenen Bienenschwarm verfolgt.

Vor kurzem hat die Kleine Zeitung berichtet, in Velden sei eine Frau um Haaresbreite ein Unfallopfer einer fehlgesteuerten Drohne geworden. Sie ist außer Kontrolle geraten und hätte besagte Frau beim Wäscheaufhängen fast am Kopf getroffen. Das Optimale wird sein, wenn jeder der es möchte zu einer fliegenden Drohne wird. Ist es Zufall, dass Red Bull mit dem Werbeslogan, Red bull verleiht Flügel, einen Umsatzrekord erreicht? Schlummert im Menschen immer noch die Sehnsucht zu fliegen wie ein Vogel?

Höhentauglichkeit

vorteil:card III

Seit kurzem greift  in den Zügen die selbe Handymanie um sich, wie wir sie auf den öffentlichen Plätzen, in den Cafés und Schanigärten antreffen. Von den Reisenden wird ständig am Handy gewischt und nachgeguckt, ob nicht jemand etwas gepostet hat. Zumeist handelt es sich um Schüler und Studenten, welche die Zugfahrt nützen, um auf dem Laptop eine Aufgabe zu erledigen. Heute sind wir soweit, dass junge Menschen am Smartphone, kurz vor ihrer Ankunft, ein Zimmer für die nächsten Tage in der Stadt buchen. Am Zugfenster ziehen die Dörfer, die Wiesen, sowie die Berggipfel vorbei.

Ich bin mit dem Zug öfter auf längeren Strecken unterwegs, dabei kommt es immer wieder zu Situationen, die mich überraschen. Bei einer Fahrt von Villach nach Salzburg, im Spätherbst, sind in nächster Nähe drei Ehepaare gesessen, dem Reden nach Pensionisten. Mit ihrem bunten Outfit haben sie ein wenig Optimismus im Zugabteil verbreitet. Trotz dunkler Wolken und zeitweisen Regenschauern sind sie in legerer Bekleidung und ihren Fahrradtaschen im Abteil gesessen. Den Gesprächen nach waren sie mit ihren Fahrräder auf dem Weg zum Donauradweg und vertrauten darauf, dass die Niederschläge am nächsten Tag nachlassen werden. Eine allgemeine Wetterbesserung eintreten wird. Die Jüngste von den drei Frauen stellte, während der Regen gegen die Fensterscheibe spritzte, eine Flasche Sekt auf das Fensterbrett. Dazu die passenden Sektgläser aus Kunststoff und gemeinsam stießen sie im Zug auf schöneres Wetter und auf die Radtour an. Alle möglichen Getränke, Bier, Limonade, Mineralwasser, Apfelsaft und Cafe, werden während der Bahnfahrt aus den Reisetaschen gezaubert. Eine Flasche Sekt, dies war für mich einmalig. Zwischen dem Zuprosten wurde bedauert, dass sie schon überall auf der Welt gewesen sind, ihnen gehen langsam die Reiseziele aus. Ist unsere Generation im Vorteil oder haben wir uns die Vorteilscardgesellschaftsposition selbst erarbeitet?

Es macht sich eine neue Lebenseinstellung breit,das Jahrzehnt der Vorteilscardbesitzer. In der um sich greifenden Nimm drei zahl zwei, der Vorteilspackungsgesellschaft und den Stammkundenrabatteinkaufswochenenden will niemand mehr den Normalpreis zahlen. Es ist kaum noch zu überbieten und doch versuchen die großen Handelsketten noch einmal kräftig zuzuschlagen. Wie wäre es mit dem größten letzten Sonderverkauf aller Zeiten?

Letztes Aufgebot.

felix:austria

Ein Wort will ich, zu den Terroranschlägen in Paris, zu den vermeintlichen Anschlägen die gerade noch verhindert wurden, verlieren. Ich glaube nicht, dass dies alles im Namen des IS, im Namen Allah, angestiftet wird. Bei vielen Immigranten hat einfach die Integration nicht funktioniert und jetzt haben sie einen Übervater in dessen Namen sie ihren Aggressionen freien Lauf lassen können. Zu Aufruhr und Gewalt ist es in einigen Stadtteilen von Paris und Brüssel  seit Jahren immer wieder gekommen. So steht plötzlich in vielen Städten der EU nicht der Weihnachtsstern, sondern der Terrorstern am Himmel. Nicht die Botschaft der Engel: „Fürchtet euch nicht“, sondern “Wir verbreiten Angst”, die Angst wird euch überall hin begleiten. Egal ob ihr in den nächsten Monaten ein Konzert oder auf dem Hauptplatz eine Veranstaltung besucht. Auch bei der Fahrt mit der U-Bahn fährt die Angst mit. Genauso präsent ist sie auf den Weihnachtsmärkten, wie in Nürnberg und München, wo sich an den Wochenenden zehntausende Menschen tummeln.

Österreich ist in einer glücklichen Situation, hier warnt die Polizei die Besucher von Adventsmärkten vor Taschendieben. Sie fordern die Teilnehmer auf, die Brieftasche knapp am Körper zu tragen, nicht wie bei Männer oft üblich, in der Gesäßtasche. Beim Bezahlen lieber Kleingeld zu verwenden, als große Geldscheine. Und wachsam sein, wenn man gedrückt oder gestupst wird. Da kann ich nur sagen, Felix Austria oder wie es ein Papst ausgedrückt hat, Österreich ist eine Insel der Seligen.

Keine Insel der Seligen ist Rom, wo bei vielen Reisegruppen ein oder mehrere Teilnehmer Opfer von Taschendieben werden. Bei einem Rombesuch hat die Reiseleiterin einmal die Zahl der Taschendiebe mit einigen Hunderten angegeben. Es werden sich zu Weihnachten nicht nur Hunderttausende von Gläubigen am Petersplatz einfinden, sondern auch Hunderte von Taschendieben. Irgendwo habe ich einmal gehört und jetzt nachgeschlagen, auch die Taschendiebe und Bettler haben einen Schutzheiligen. Es ist dies der Heilige Nikolaus von Myra.

Adventszeit.

vorteil:card II

Wer von uns Österreichern hat etwas zu verschenken? Das heimische Fernsehen zeigt TV- Spots, wo ein gut situierter Unternehmer andere darauf aufmerksam macht, man soll die richtigen Angebote nützen. Egal ob es sich dabei um die Handykosten, um Übergepäck beim Fliegen oder um den Versand von einem Paket handelt, niemand hat etwas zu verschenken. Ich weiß nicht, fallen diese TV-Spots  unter das Genre Satire, Komik oder ist es ein Drama, dass wir alle zu Groschenfuchser werden? Streift man durch die Regale eines Supermarktes, dann findet man den erhobenen Daumen, hier sind die speziellen Angebote für Mitglieder. Bei diesen Vorteilen wird man zum Vorteilscardjäger. Die Stammleser einer kleinformatigen Tageszeitung erhalten einen Reiserabatt von bis zu zehn Prozent, im Steirischen Thermenland und auf einer Kroatischen Insel.  Alles ab einem Aufenthalt von drei Tagen, klingt besser als zwei Nächte. Dazu gibt für Vorteilscardclubmitglieder einen Kuschelbademantel während des Aufenthaltes, bei der Ankunft eine Flasche Mineralwasser und eine Obstschüssel auf dem Zimmer. Kerngesund und alles gratis.

Die Generation sechzig plus würde ich als die Vorteilscardgesellschaft bezeichnen. Es ist bekannt, dass diese Personengruppe gerne verreist, soweit es ihre Finanzen erlauben. Dafür bieten die öffentlichen Verkehrsmittel eine Seniorenvorteilscard an. Damit hofft man den öffentlichen Verkehr für diese Personengruppe  attraktiver zu machen. Mir ist es unverständlich, wenn man längere Strecken, wie nach Freiburg, Ulm oder Leipzig nicht mit dem Zug fährt. Selbst für Reisen innerhalb von Österreich, sei es in den äußersten Westen oder Osten ist es bequemer die Eisenbahn statt das Auto zu benützen. Die Zugsverbindungen sind aufeinander abgestimmt und das Platzangebot ist in einem Eisenbahnwaggon um vieles größer als in einem Pkw, sei dieser noch so komfortabel. Auch bei den Fahrzeiten kann eine gute Zugsverbindung wie der Railjet und der ICE mit dem Individualverkehr gut mithalten.Wenn überhaupt, können nur die Beifahrer die Autofahrt genießen. Sie haben die Möglichkeit etwas von der Landschaft einzusaugen, soweit nicht Lärmschutzwände entlang der Autobahn jede Sicht verhindern. Für den Fahrer bleibt nur der starre Blick auf die Fahrbahn und eine nicht enden wollende Konzentration.

Ich ernte oftmals schiefe Blicke,  wenn ich verlaute, für die Fahrt nach Bludenz braucht die Bahn sechs Stunden. Was, so lange Zugfahren! Niemand regt sich darüber auf, wenn die sogenannten Durchraser im besten Fall ebenso lange brauchen. Sie machen höchstens einmal eine Pinkelpause und haben dabei das viel größere Risiko in einen Unfall verwickelt zu werden. Es besteht jederzeit die Möglichkeit das WC zu benützen und nicht erst auf eine Autobahnraststätte zu hoffen. Der Autolenker könnte währenddessen beim Bahnfahren gemütlich die Zeitung lesen, sich mit den Mitreisenden unterhalten oder die Landschaft betrachten. Zur Reiselektüre eignen sich besonders die Taschenbücher. Ich bevorzuge die Reclamhefte wie zuletzt, Was heißt denken? von Martin Heidegger.

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