ZWILL:inge

Scheidet man aus dem Arbeitsprozess aus, so erlebt jeder die Wochen davor anders, dies betrifft die unselbstständigen und die selbstständigen Erwerbstätigen in gleicher Weise. Es ist die Zeit, wo man am Arbeitsplatz beginnt, die betrieblichen und die persönlichen Utensilien zu trennen. Viele Jahre konnten sie am Schreibtisch und im Büroschrank nebeneinander existieren, jetzt müssen sie fein säuberlich getrennt werden. Bei einem Selbstständigen ist dies in der aktiven Phase kaum zu unterscheiden, weil Betrieb und Privat sind eine Einheit. Es ist, als ob man Siamesische Zwillinge trennen muss. Aus medizinischen Berichten wissen wir, dass dies, je nach Art der Verwachsungen, ein schwieriger Eingriff ist. Meistens ist  nur einer lebensfähig. So ähnlich kann man die Trennung zwischen Betrieb und Privat, das Ausscheiden aus dem Betrieb, erleben. Um einen Teil lebensfähig zu erhalten, muss der andere absterben.

Ein Geistlicher hat gehört, dass ich mich aus dem Geschäftsleben zurückziehen werde und hat sich nach meinem Befinden erkundigt. Er hat bedauert, dass er  trotz seiner siebzig Jahre nicht in den Ruhestand gehen kann, da der Bischof für seine Pfarre keinen Nachfolger hat. Er ist zum Durchhalten verurteilt.

Gottespension.

AUTO:matismus

Steht man jahrelang im persönlichem Kontakt mit Kunden, so wird es im Laufe der Jahre zur Selbstverständlichkeit, dass man die Kunden begrüßt und verabschiedet, und ein paar Worte an sie richtet. Oft geschieht dies automatisch, ohne viel Nachdenken. Eine der schlimmsten Phrasen der letzten Jahre ist der Satz: „An schean Tog noch“. Er kommt den meisten Menschen gedankenlos über die Lippen und ist in ganz Österreich gebräuchlich. Egal, ob man einen Lebensmittelmarkt, ein Papiergeschäft, eine Bäckerei oder eine Trafik verlässt, nach einem Friseur- oder einem Arztbesuch, überall wird einem dieser Spruch nachgeschleudert. Dabei wird nicht unterschieden, ob jemand eine Glückwunschkarte zum Geburtstag oder ein Trauerbillett gekauft hat. Geht man öfters an der selben Regalbetreuerin im Supermarkt vorbei, dann wird man jedes mal automatisch gegrüßt, ohne das die Verkäuferin aufschaut. Dies ähnelt den Sensoren, die automatisch das Licht einschalten, sobald man an ihnen vorbeigeht.

Was sich hinter der Fassade des „schönen Tages“ verbirgt, zeigt sich in meinem Buch “An schean Tog”.

JAHRES: zeiten

Wenige denken bei der Planung von ihrem Pensionsantritt daran, in welche Jahreszeit dieser Termin fällt? In den meisten Fällen hängt dies von den Beitragsmonaten ab, wann der Pensionsantritt möglich ist. Manche wollen  mit Jahresende in die Rente gehen, andere  zum Abschluss ihres Arbeitsleben ein Vorhaben fertigstellen. Manche wechseln von einem Urlaub oder einem Kuraufenthalt in die Pension.  Die wenigsten denken daran, dass es eine Rolle spielt, in welcher Jahreszeit man in den Ruhestand tritt. Im Winter kann man den Schritt in die Pension nicht positiv erleben, wenn man von der sozialen Wärme der Arbeitswelt, in die kalte  Welt der Alten wechselt. Dazu kommt die Winterkälte, also innere und äußere Kälte. Es zeugt von sozialem Unverständnis, wenn man Menschen im Winterhalbjahr in Pension schickt. Ein Vergehen an den arbeitenden Menschen, die ein entbehrungsreiches Berufsleben hinter sich haben und sie dann in der kältesten Jahreszeit in die Rente zu schicken. Man entlässt sie in die Trostlosigkeit des Winters, in die Alterstrostlosigkeit.

Im Sommer stellt sich der Pensionsantritt anderst dar, man geht  in einen sonnigen Abschnitt des Lebens.

Vierjahreszeiten.

GESCHÄFTS:zeiten

Bei einem Geschäft ist es üblich, dass in der Nähe der Eingangstür die Öffnungszeiten ersichtlich sind. Manches mal sind die Geschäftszeiten in der Reklamesäule vor dem Geschäft integriert. Arbeitszeiten sind ein gutes Mittel um dem Tag und dem Leben eine Struktur zu geben. Die umherirrenden Gedanken werden auf den Arbeitsprozess zurückgeführt. Eine klare Struktur kann Grübeleien ausschalten.

Eine solche Struktur sollte man sich  in der Pension  schaffen, einen Pensionsrythmus. Vom Klosteralltag kann man sich ein Muster ausleihen. Nicht  um der Aktivitäten willen jede Kleinigkeit sofort besorgen oder erledigen, sie bündeln und  gemeinsam erledigen. Nicht in der Stille  verharren, neue soziale Verbindungen schaffen und sich caritativ  betätigen. Regelmäßig ein Tagebuch führen und Texte verfassen. Gedanken können einsam machen.

Gsund bleibn.

END:gültig II

Seitdem im  Nachrichtenblatt veröffentlicht wurde, dass ich in Pension gehen werde, gibt es für mich wenig Grund zur Freude, wenn ich mich über das Alter unterhalte. Ich werde automatisch aus dem Klub der Junggebliebenen aussortiert und verliere ein paar jung gefühlte Jahre. Gab es früher Kopfschütteln, wenn ich gesagt habe, dass ich auf die Sechzig zugehe, so werde ich jetzt um einige Jahre älter eingestuft. Mit Menschen die im Berufsleben stehen verbindet man eben Jugend und Dynamik.

Von  vielen kommen Trostworte und es wird erwähnt, dass man sich die Pension verdient hat. Eine Tatsache, wenn man seit dem vierzehnten Lebensjahr in einem durchgehendem Arbeitsverhältnis steht und jene Pension erhält, die man eingezahlt hat. Manche, die in  den Ruhestand wechseln haben es eilig zu erzählen, was sie noch alles erleben und erledigen möchten. Die Vorhaben sind ganz unterschiedlich: Die Durchführung einer Wohnungsrenovierung, Reitunterricht oder der Besuch eines russischen Sprachkurses und erholsame Pläne, wie eine Kreuzfahrt oder eine Kur zu buchen. Auf keinen Fall wird bei dem Aufzählen der Aktivitäten gespart. Kopfschütteln erntet man wenn man sagt, dass man mit dem Erreichten und Erlebten zufrieden ist, dass mehr eingetroffen ist, als man vor zehn Jahren zu hoffen gewagt hat. Alles freudig annimmt, was einem im Ruhestand noch zufällt.

Zusatzzahl.