SPAR:flamme

Für dieses Jahr sind in Österreich wirtschaftlich schwierige Zeiten angesagt. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht eine schlechte Nachricht aus der Wirtschaft höre. Die Aufträge bleiben aus, Betriebe müssen wegen Überschuldung Konkurs anmelden oder Arbeitsplätze werden eingespart. Die Betriebe hoffen durch Sparpläne, den Fortbestand der Firma zu erhalten. Kleine Firmen schmelzen unter dem Druck der Großkonzerne dahin. Immer öfter werden auch wirtschaftliche Nischen durch die Angebote der Konzerne abgedeckt. Vollsortiment für jede Saison ist ihr Leitspruch.

 

Niemand weiß, was wirklich passieren wird und wie sich die Rezession auswirken wird. Jeder wird auf eine andere Art und Weise betroffen sein, manche sind es schon. Die Konsumenten sparen zum Teil aus Notwenigkeit, zum Teil aus Vorsicht bei ihren Ausgaben. Viele Menschen haben ihr erspartes Geld in einem Fond verloren. Andere können sich nur mehr einen Lebensstandard auf Sparflamme leisten.

 

Rabattschlacht.

SICHER:heit II

Gibt es einen Unglücksfall in der Nachbarschaft dann fragt man sich, welche Sicherheiten gibt es für das menschliche Leben. Denkt man nach bleibt von den Sicherheiten nicht viel übrig. Die Sicherheiten können bei einem Unglücksfall ausfallen. Heute vertraut man auf das Handy, um im Notfall Hilfe zu holen. Ein Bekannter ist bei einer Fahrradtour  in den Julischen Alpen zu Sturz gekommen und bewusstlos am Forstweg liegen geblieben. Einem Bauer, der mit seinem Traktor in den Wald gefahren ist, verdankt er seine Rettung. Er konnte sich später an den Unfallhergang nicht erinnern.  Ein junger Bursche mit Bergerfahrung  ist zu einer Bergtour auf den Hausberg aufgebrochen. Etwas unterhalb des Gipfels hat er mit einem Freund am Handy telefoniert. Am Abend ist er nicht nach Hause gekommen, sein Auto wurde am Parkplatz gefunden. Am nächsten Morgen begannen die Feuerwehr und die Polizei mit einer Suchaktion nach dem Vermissten. Bei der Suche wurde auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera eingesetzt. Eine Handypeilung blieb erfolglos. Erst am dritten Tag wurde er in einer Felsspalte tot aufgefunden. Am nächsten Tag hat es in den Bergen geschneit. Vor einer Kirche erlitt eine Frau einen Schwächeanfall und die Kirchenbesucher sind achtlos vorbeigegangen.

 

Wer ist mein Nächster.

ZAPFSÄULE:gottes

Sind die Bänke der weitläufigen Kirche in Völkendorf alle besetzt, dann findet ein besonderes Ereignis statt. Am letzten Sonntag im September  versammelten sich Firmlinge, Firmpaten, Eltern und Gläubige zur Firmung in der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit. Die Firmlinge kommen in ihren schönsten Kleidern und Anzügen, vom coolen und lässigen Alltagsgehabe der Jugendlichen bleibt wenig übrig. Mit einem braven Blick und Erstaunen über das eigene Äußere breitet sich in den ersten Reihen eine gewisse Spannung aus. In den hinteren Reihen sitzen die Großeltern mit einem stillen Lächeln im Gesicht. Die Sakristeitür öffnet sich und vor den Ministranten, dem Ortspfarrer und dem Zelebrant, dem Bischofsvikar, wird ein Babykorb mit einem Baby hereingetragen. Zu Beginn der Messfeier spricht der Pfarrer vom Hereinholen der Menschen in die Kirche, freiwillig kommen wenige. In der Bibel wird von einem Gastmahl erzählt wo niemand von den geladenen Gästen kommt, und dann der Herr seine Diener ausschickt um Fremde von der Strasse zum Gastmahl zu bitten. Vielleicht sind die Kirchentore oft verschlossen, man schließt die Türen vor zufällig Vorbeikommenden, vor Neugierigen. Seitlich vom Altar sitzt die junge Familie mit dem Baby und als die Eltern gebeten werden Eva, sie wurde vor einer Woche getauft, den Kirchenbesuchern zu zeigen, braust spontan Applaus auf. Die kleine Eva strahlt in die Menge und genießt es im Mittelpunkt zu stehen. Sie wäre keine Eva, wenn es anders wäre. Gleiches habe ich im Dom in Gemona am Dreikönigstag erlebt. Dort wurden während des Hochamtes die Neugetauften des vergangenen Kirchenjahres mit Namen der Pfarrgemeinde vorgestellt, manche waren Babys, andere Kleinkinder. Jedes wurde mit Beifall begrüßt. Aperto, die Grenzen sind nicht nur im normalen Leben durchlässiger geworden, sondern auch in der Kirche. 

Vor der Spende der heiligen Firmung erinnerte sich der Bischofsvikar in der Predigt daran, dass er eine kurze Zeit in Völkendorf als Kaplan tätig war, zurzeit als der Kirchenraum ausgestaltet wurde. Es gab einen Disput zwischen dem damaligem Pfarrer und dem Künstler Schneeweiss  über die Darstellung der „Heiligen Dreifaltigkeit” an der Stirnseite der Kirche. Wer weis etwas Endgültiges über die Dreifaltigkeit,  über ihr Aussehen, alles ist Symbol für die Marke Gott. Das Sakrament der Firmung ist eine Handlung des Heils, es soll den jungen Menschen ein heiles Leben ermöglichen. Alle Sakramente werden nicht um Gotteswegen gespendet, sondern um des Menschen willen, für ein unversehrtes Leben. Der Prediger sprach von der „Zapfsäule Gottes”, wo wir die Möglichkeit haben kostenlos Kraft zutanken für den Alltag und hielt zur Veranschaulichung einen Zapfhahn von einer Zapfsäule in die Höhe. An der „Zapfsäule Gottes” kann man geistlichen Sprit tanken. Es war ein menschlicher Zufall, dass an diesem Sonntagvormittag in Kärnten die Möglichkeit bestand, bei den Landestankstellen zu einem günstigen Preis Diesel zu tanken. Hat man die vielen Autos vor der Kirche gesehen, dann hätte man annehmen können, hier befindet sich eine der Billigtankstellen. 

Der Bischofsvikar sprach von den Aufgaben des Pfarrers als Seelsorger, von dem Sakrament der Beichte als kostenlose Psychotherapie, wo dem Menschen Vergebung erteilt wird. Vielleicht gibt es die Möglichkeit die Angebote der Kirche in Form eines Gutscheinheftes an die Gläubigen heranzutragen, in jeder Pfarre einlösbar. Während der Firmungsspende erklangen spirituelle Lieder, die Sonnenstrahlen fielen auf das Mosaik von der Heiligen Dreifaltigkeit. Der Blitz vom Mosaik bohrte sich tief in den Altarraum, die Firmlinge standen im Blitzgewitter der digitalen Fotoapparate.

Die spirituelle Zapfsäule Völkendorf. 

Aus dem Tagebuch, 30.9.2007

WAHR:heit

Viele Begriffe, die sich nicht auf  Materielles beziehen, wie Wahrheit, Glück, Friede, Liebe, Freiheit oder Glaube sind schwer zu erklären. Erklärungen findet man in philosophischen, theologischen Abhandlungen oder in Vorträgen, wenn man an Seminaren teilnimmt. Das Thema der Sommerakademie im Stift Kremsmünster war „Wahrheit wozu“. Die Wahrheit wurde in verschiedenen Vorträgen aus der Sicht des Philosophen, des Theologen, des Soziologen erläutert, eingekreist und definiert. Einige Schlüsselsätze waren: Viele Wahrheiten sind nicht überprüfbar, es gibt keine endgültigen Wahrheiten. Wer die Wahrheit sagt, riskiert das Leben oder mit der Wahrheit verschafft man sich keine Vorteile. Was können wir zur Wahrheit sagen, wenn wir vom Frühstück kommen und nach dem Mittagessen schielen. Die Klugen sind der Tod der Wahrheit. Im Johannesevangelium steht: Die Wahrheit wird euch frei machen.

 

Wie kommen wir zur Wahrheit, indem wir uns für den Nächsten einsetzen. Die Wahrheit muss gelebt werden, dies gilt auch für Begriffe, wie Friede, Glaube oder Liebe.

 

Haarschneiden.      

OPFER . LICHT

In der Öffentlichkeit ist kaum bekannt, dass es in den Unternehmen eine Fülle von Verordnungen für die Unfallverhütung gibt.  Erzeugerbetriebe müssen ein vielfaches von Verordnungen berücksichtigen, als etwa Handelsbetriebe. Wer glaubt, dass alle Vorschriften erfüllt sind, wird beim Besuch eines Sicherheitsbeauftragten etwas anderes erleben. Für die Abfassung eines Protokoll genügt es, dass ein Aufkleber für den Medikamentenkoffer erneuert werden muss. Daher ist es keine Überraschung, dass in der St. Georgs Kirche am Faakersee am Altar ein Hinweisschild für den Feuerlöscher angebracht ist. Hängt dies damit zusammen, dass in der Kirche immer sehr viele Opferlichter von den Besuchern angezündet werden?
 
Welche der Kerzen wegen einer Bitte an Gott angezündet wurde oder als Dank an Gott angezündet wurde, kann man nicht unterscheiden. Das Verhältnis dürfte bei den Gotteskindern ähnlich sein wie bei den Menschenkindern in der Familie. Zweidrittel der Äußerungen der Kinder sind Forderungen an die Eltern und ein Drittel sind Worte des Dankes.
 
Von Gottes- und Menschenkindern. 
 

Kommentar(e)     

weichensteller / Website (26.9.07 20:49)
Ich fände einen Pfeil zum Feuer in der Kirche wichtiger als den zum Löschen!
Warum nicht am Altar
(was ist der Altar sonst….)
Gerhard (27.9.07 09:23)
Das Opferlicht sagt deutlich “Ich will etwas!” Derjenige, der deutlich zum Ausdruck bringt, daß er etwas will, bekommt es eher als einer, der das nicht zum Ausdruck bringt.
So haben wir es gelernt.
weichensteller / Website (27.9.07 14:56)
Das Opferlicht zeigt eine PRÄSENZ an! 1. Desjenigen, der es für ein Anliegen anzündet, aber, wenn er weg ist, für das Anliegen selbst.
Und dann 2. desjenigen, an den sich das Anliegen richtet, der es hört und erhört.
Also eine doppelte Präsenz.
Und das flackernde Licht steht gerade für die Verbindung der beiden, für ihren Austausch.

Das sind stumme Verweiszeichen, die sich seit Jahrhunderten herausgebildet haben und nach wie vor stillschweigend verstanden werden.

schlagloch
Hallo Weichensteller!
Der Stelle “Der es hört und erhört”, werden viele nicht zustimmen. Dazu gibt es viele Textstellen, angefangen in der Bibel, in Gedichten, in Briefen aus der Verfolgung, in Tagebuchaufzeichnungen bis zu Blogeinträgen.

Das flackernde Licht ist eine brüchige Verbindung, dass jederzeit abbrechen und verlöschen kann.
Gruss schlagloch.

Gerhard (27.9.07 22:24)
Meine Oma ging zweimal am Tag in die Kirche – sehr früh, schon so um 6 und abends – ob es stürmte oder schneite, es war egal.

Wahrscheinlich bat sie um die Kraft weitermachen zu können.

Es wurde ihr gewährt.


weichensteller / Website (27.9.07 22:40)
Das Flackern des Lichts ist kein Monitor oder Oszillograph, der die Verbindung DOKUMENTIERT, sondern nur ein ZEICHEN.
Die Flamme zeigt: hier ist Präsenz, nämlich Präsenz einer Beziehung. Beziehung ist natürlich etwas, das sich immerfort neu ereignet, immer anders, wie das Flackern. Beziehung ist keine Leuchtdiode: von hier bis dort, so lange, dieser Effekt. Bei menschlichen Beziehungen ist das schon so, erst recht in der Gottesbeziehung.