KUR:haus

Ein Kuraufenthalt ist eine Auszeit für den Körper und die Psyche, man bekommt dabei die Möglichkeit zum Durchatmen. Bei der Verpflegung kann man unter verschiedenen Diätformen wählen und sich für das Basenfasten, die Vollwertkost oder das tausend Kalorien Menü entscheiden.  Alle Diätformen bringen eine Erleichterung für die Verdauungsorgane, Magen und Darm bekommen die Möglichkeit  sich der Schlackenstoffen zu entledigen. Beim Basenfasten wird  Wert darauf gelegt, dem Alkohol, den Limonaden, den Süßspeisen, dem Fleisch, der Wurst und dem Käse für zwei Wochen zu entsagen. Schnell erliegt man der Versuchung zu  Mittag das Schmankerlmenü und dazu ein Glas Wein zu bestellen. Heute wünscht man sich Erfolg ohne Anstrengung. Es ist eine persönliche Entscheidung ob man den Weg der Enthaltsamkeit wählt oder das süße Leben im Kurhaus fortsetzt. Nach zwei Wochen Verzicht spannt sich der Bauch nicht mehr und die Bewegungen  sind geschmeidiger. 

Auch bei den Kuranwendungen gibt es zwei Wege, den Aktiven und den Passiven. Beim aktiven Weg werden durch eigenes Tun, wie Wirbelsäulengymnastik und Nordic Walking die Gesundheitsreize ausgelöst.  Beim Passiven werden durch Massagen, Heuwickel  und Akupunktur die verspannten Nackenmuskeln,  ebenso die durch Alltagsarbeit und Alltagssorgen degenerierten Hüft- und Kniegelenke stärker durchblutet. Den größten Erfolg erreicht man, wenn beides kombiniert wird.

Topfenwickel.

DIE:zeit II

Nach dem Ausscheiden aus dem  Berufslebens überrascht es mich, wie ich es geschafft  habe, vierzig Jahre lang selbstständig zu sein. Tag für Tag habe ich die Zeit von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends in der Papier-und Buchhandlung verbracht. Nur unterbrochen durch Sonntage, einwöchige Urlaube oder durch einen Kuraufenthalt. Mein Vorstellungsvermögen reicht heute vier Monate in die Zukunft, mein Erinnerungsvermögen  vier Jahre zurück. Vierzig Jahre sind  480 Monate oder 2080 Wochen. Auch die Kunden staunen darüber, dass ich  über vierzig Jahre lang die Trends und den Wandel im Handel  mitgemacht habe und den Supermärkten, den Diskontern und  den Einkaufszentren  widerstehen konnte.

Um  meine vierzig Jahre wahrzunehmen werde ich von sogenannten „Denkzettel“ unterstützt: Das sind Flugblätter aus meinem Geschäftsalltag, Protokolle von Vereinssitzungen und Veranstaltungen, Notizen von Seminaren und Kuraufenthalte und meine Buchveröffentlichungen. Dazu kommen zeitgeschichtliche Momente wie, Erdbeben und Autounfall, Documenta- und Biennale Besuch, Mauerfall und Jugoslawienkrise, der Elfte September und die Finanzkrise, um nur einige zu nennen. Ohne diese Gedächtnisstützen würde mein Leben im luftleeren Raum hängen.

Jetzt auch im Internet.

DIE:zeit

Heute ist man mit dem Wort Stress und Burnout schnell bei der Hand,  sobald im Beruf, dies kann in einer Fabrik, im Gewerbe oder im Handel sein,  mehr zu tun ist. Von den Frauen wird  öfter geklagt, dass sie durch den Teilzeitjob, den Haushalt und durch das Management der Kinder in Stress geraten. Stress entsteht auch dann, wenn man einen Termin wahrnehmen will und dann verzögert sich die Heimfahrt von der Firma durch einen Kunden oder es gibt Schwierigkeiten bei der Erledigung einer Arbeit. Eng verbunden mit dem Wort Stress ist das Wort Zeitnot. Die häufigste Ursache für die Zeitnot liegt darin, dass bei der Erledigung einer Aufgabe Schwierigkeiten auftreten mit denen man nicht gerechnet hat. Der  Hintergrund  ist, dass man sich ein zu viel an Arbeit vorgenommen hat. Läuft nicht alles reibungslos, gerät man aus Zeitnot in die Stressfalle.

Mit unserer Lebenszeit gehen wir brutal um, wir wollen in minimaler Zeit das Maximale erleben. Wir versuchen Zeit zu gewinnen, indem wir mit überhöhter Geschwindigkeit fahren oder während des Autofahrens einen Imbiss einnehmen und mit dem Handy telefonieren. Am Abend stellen wir fest, dass wir Abstriche bei unseren Vorhaben nehmen mussten. Mit Sechzig stellt sich die Frage, wie viel Zeit konnte man durch schnelles Autofahren, durch die Telefonate während des Autofahren oder durch den Verzicht auf das Mittagsessen, einsparen? Sind dies Wochen, Monate und hat man dadurch auf einer anderen Ebene mehr erreicht?

Verlorene Zeit.

ZER:störung

Wir haben das Bedürfnis alles zu zerstören, wir wollen keine zufriedenen Menschen, wir wollen den gestörten Menschen. Haben wir in unserer Kindheit oder Ehe diese Zerstörung  erlebt, so wollen wir, dass alle anderen in dieser Zerstörtheit aufwachsen. Davor schützen keine spirituellen Praktiken, wie Yoga,  Meditation und die christliche Haltung, dabei reagiert der Urinstinkt. Alles was sich verbessert hat, muss zerstört werden. Keine Entwicklung der Lebensformen, Gleichschaltung auf der tiefsten Stufe. Der größte Genuss liegt in der Zerstörung. Die einzige Empfindung ist die Erinnerung an ein zerstörtes Leben. Wurde mir die Freude am Leben genommen, so soll dies auch für alle Anderen gelten.

Eine Reproduktion wie ich es von der Arbeit in der Fabrik kenne. In einer Schicht verschraubte ich 1440 Paar Schuhabsätze. Ohne Achtsamkeit, ich spürte es in den Fingerspitzen, ob der Absatz passte oder nicht. Schaffte ich es nicht, so schafften es auch die Anderen am Band nicht.

Eisbrecher.

RÜCK:blende

Plant heute jemand die Übernahme oder die Neugründung eines Unternehmen, dann wird mit Experten, dem Steuerberater, dem Notar und dem Kreditberater gesprochen. Bei der Wirtschaftskammer gibt es das Gründerservice, wo sich Menschen die ein Unternehmen gründen wollen beraten lassen können. Handelt es sich um  eine Betriebsübergabe, dann gibt es Beratungsstellen für Übergeber und Übernehme. Man versucht die Erfolgsaussichten mit Kennzahlen zu berechnen. Oft wenden sich Jungunternehmer an einen Persönlichkeitstrainer der sie mental stärkt. 

Geht etwas zu Ende, dann erinnert man sich gerne an die Anfänge. In der “Volkszeitung” wurde Anfang Dezember 1971 in einem Inserat ein Nachfolger für das Papiergeschäft in Möselstein gesucht. Dies war der Auslöser zu meiner Selbstständigkeit. Meine Hoffnung war, dass ich als selbstständiger Buchhändler viel Zeit mit dem Lesen verbringen könnte. Nach einem Telefonanruf  fuhren der Vater, der Bruder und ich am 24. Dezember mit einem VW Käfer nach Möselstein um das Geschäft zu besichtigen und mit dem Verpächter zu verhandeln. Der Verkaufsraum hatte ein Ausmaß von ca. 30 m2. Heute wäre dies die Größe für eine Würstelbude oder einen Süßwarenkiosk am Bahnhof. Das Geschäft, im Ortszentrum gelegen, war ein Zubau zu einem bestehenden Wohnhaus. Die Schneewände an den Straßenrändern reichten bis in den ersten Stock. Bei einem Glas Wein wurden wir handelseinig und mit ein paar schriftlichen Notizen fuhren wir nach Hause. Wir mussten am Bauernhof rechtzeitig zur Fütterung der Tiere und zur Bescherung ankommen. Zum Jahresanfang nahm ich einen Kredit auf und kaufte einen gebrauchten Renault 4, der wie eine alte Bauerntruhe bemalt war. Der Vorbesitzer war ein Möbelrestaurator. Bei einem Papiergroßhändler bestellte ich Ware nach dem Bauchgefühl. Noch war ich bei der Firma Gabor in Spittal/Dr. als Schuhfacharbeiter, als „Absatzschrauber“,  beschäftigt. Pro Schicht verschraubte ich etwa 2800 Stück Damenabsätze. Am Freitag vor der Geschäftseröffnung sagte ich zum Personalchef , “dass ich am Montag nicht mehr zur Arbeit kommen werde”. Dieser hat mich aufgefordert die vierzehntägige Kündigungsfrist einzuhalten. Kurze Zeit später ist  der Betriebsleiter gekommen und hat mir gedroht: „Wenn ich die Kündigungsfrist nicht einhalte wird man mir jeden Schuh, der durch meinen plötzlichen Abgang weniger produziert wird, von meinem Lohn abziehen und notfalls bei Gericht einklagen“. Einen Tag vor der Geschäftseröffnung bin ich, mit einem Ölofen und einem Diwan beladen, nach Möselstein gefahren und habe  am 20. Jänner das Geschäft wiedereröffnet.

Frühstart.